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Prominente wie Ron Sommer, Peter Scholl-Latour, Rudolf Scharping, Katrin Krabbe, Friede Springer, Herbert Grönemeyer u.v.a. geben zum Teil erstmals Einblick in ihren "Tag danach".
Der Journalist Michael Jürgs befasst sich mit jenem Tag, der einen unwiderruflichen Lebenseinschnitt markiert, an dem über Nacht das Leben eine radikale Wendung genommen hat. Der Tag nach dem unfreiwilligen Abschied von der Macht, nach dem Verlust eines geliebten Menschen, nach dem Karrieresprung. Die geschilderten Erfahrungen liefern ein breit gefächertes Bild über den Umgang mit Verlust, jähem Schmerz oder auch…mehr

Produktbeschreibung
Prominente wie Ron Sommer, Peter Scholl-Latour, Rudolf Scharping, Katrin Krabbe, Friede Springer, Herbert Grönemeyer u.v.a. geben zum Teil erstmals Einblick in ihren "Tag danach".

Der Journalist Michael Jürgs befasst sich mit jenem Tag, der einen unwiderruflichen Lebenseinschnitt markiert, an dem über Nacht das Leben eine radikale Wendung genommen hat. Der Tag nach dem unfreiwilligen Abschied von der Macht, nach dem Verlust eines geliebten Menschen, nach dem Karrieresprung. Die geschilderten Erfahrungen liefern ein breit gefächertes Bild über den Umgang mit Verlust, jähem Schmerz oder auch großem Glück. Ein kluges Buch, das Rückschlüsse auf den Zustand unserer Gesellschaft zulässt.
Autorenporträt
Michael Jürgs war u.a. Chefredakteur von Stern und Tempo und hat sich als Biograph einen Namen gemacht. Seine Lebensbeschreibungen Der Fall Romy Schneider, Der Fall Axel Springer, Gern habâ ich die Frauân geküsst (über Richard Tauber), Bürger Grass und Eine berührbare Frau (über Eva Hesse) wurden ebenso Bestseller wie Die Treuhänder, Der kleine Frieden im Großen Krieg (2003) und Der Tag danach. Zusammen mit der Journalistin und TV-Moderatorin Angela Elis legte er das Pamphlet Typisch Ossi, typisch Wessi vor. Viel Anerkennung bekam er für seine Bilanz der deutschen Einheit Wie geht's, Deutschland? (2008) und für seine Geschichte des Bundeskriminalamts BKA. Die Jäger des Bösen (2011) und Codename Helene: Churchills Geheimagentin Nancy Wake und ihr Kampf gegen die Gestapo in Frankreich (2012); seine Streitschrift Seichtgebiete (2009) verkaufte sich über 100.000mal. Er ist Co-Autor vieler Fernsehdokumentationen, die nach seinen Büchern gedreht wurden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2005

Wenn Friede Springer schreit
Sie sind mächtig. Sie sind wichtig. Aber sie lieben, leiden und sterben wie du und ich! In „deutschen Biografien” singt Michael Jürgs die Schicksalsmelodie - einschließlich der eigenen
Von Georg Klein
All die, die es nach dem Anblick fremden Schicksals gelüstet, bräuchten eigentlich nur die Pforte des nächsten Krankenhauses oder Altenheims zu passieren. Schon auf dem ersten Flur kommt einem unweigerlich der erste tragische Fall entgegen. Ja, im Prinzip genügt es bereits, mit offenen Augen durch eine Fußgängerzone zu wandern. Diejenigen Zeitgenossen, die das Schicksal schlug, sind gar nicht zu übersehen. Und nicht wenige von ihnen wären heilfroh, wenn man sie nach ihrer Geschichte, also nach ihrem Infarkt, nach ihrem Krebs, ihrer Arbeitslosigkeit oder ihrem Beziehungsunglück fragte.
Aber wer Schicksal erzählt bekommen will, besorgt sich lieber eine der einschlägigen Zeitschriften. Und falls sein Lese-Atem für eine Serie kompakter Schicksalsstorys reicht, erwirbt er vielleicht sogar das neue Buch von Michael Jürgs: „Der Tag danach”. Schon in dessen Einleitung wird der Schicksalssüchtige üppig bedient. Als Appetithäppchen gibt es dort: fünf Zeilen zum Krebstod der Frau Herbert Grönemeyers, sieben zur Hirnoperation Gregor Gysis, dreizehn Zeilen zum Leben Wolfgang Schäubles, durch Attentat und Machtverlust doppelt tragisch. Über dreißig Prominente fährt Jürgs als Schickalsfälle in dem elfseitigen „Prolog” auf. Und macht man sich eine Strichliste mit den zentralen Vokabeln dieser Eröffnung, dann liest man darauf „Macht”‚ „Liebe”, „Leben” und „Tod”.
Kein Schicksal ohne Tod. In den 33 biographischen Miniaturen, die Jürgs aneinanderreiht, wird reichlich gestorben. Oft ist der Tote der Ehemann oder der Vater des eigentlichen Schicksalsträgers, den Jürgs besucht und befragt hat. Und kommt eine Geschichte ohne Toten aus, dann hat ihr Held zumindest mit einer lebensbedrohlichen Herz- oder Krebserkrankung gekämpft oder ist durch Krieg oder Unfall in Todesgefahr geraten.
Dabei nimmt die Schicksalserzählung den Tod doppelt in Dienst. Zum einen veredelt er fast jedes Leben, indem er auch banales Dahinwursteln relativ spektakulär beendet. Allein die Tatsache, dass sein eitles Ego ein Ende hat, hält der moderne Narzisst bereits für tragisch. Zudem gilt der Tod, seit der Mensch mit der Ungleichheit weltlicher Existenz hadert, als der große Gleichmacher, der zuletzt jede soziale Kluft glattzieht. Das liest sich dann folgendermaßen: „Friede Springer schreit, klingelt nach den Ärzten. Die kommen und schicken sie raus. Im Schwesternzimmer bricht sie zusammen und weint. Eine junge Türkin, so berichtet sie, habe sie in die Arme genommen und getröstet.”
Ganz wie unsereinem ergeht es also in diesem Buch jenen, die der Autor gerne „bekannt”, „prominent” oder „mächtig” nennt. Paradoxe Basis des Schicksalsgenres ist nämlich, dass genau das, was der Tod angeblich für bedeutungslos erklärt, auf keinen Fall in der Erzählung fehlen darf. Unter Jürgs’ 33 Schicksalsfällen sind nur vier nicht mit den fettgedruckten Namen von Politikern oder Mediengrößen übertitelt. Aber selbst wenn die Protagonisten durch Decknamen unkenntlich gemacht sind, muss die Aura der gesellschaftlichen Ausnahmestellung wie in einem Romanheftchen durch „Villa”, „berühmter Chirurg” oder „Millionär” markiert werden.
Haben normale Menschen also doch kein Schicksal? Sind sie dazu verurteilt, den Bericht von den tragischen Lebenswenden derer, die im Licht öffentlicher Aufmerksamkeit stehen, wie eine Ersatzdroge, wie ein Schicksalssurrogat zu sich zu nehmen? Zumindest haben sie nicht das, was Michael Jürgs ganz offensichtlich am meisten fasziniert: Macht und Machtverlust. Gestürzte Politiker, Medienmänner und Manager, die ihre Chefschreibtische räumen mussten, stehen im heißen Zentrum seines Interesses. Hier werden seine Sympathie, etwa im Porträt des Journalisten Manfred Bissinger, und seine Abneigung, wenn er den einstigen „New-Economy-Star” Thomas Haffa schildert, am deutlichsten. Sobald es um die Degradierung und Demütigung einflussreicher Kerle geht, dringen Identifikation, Angst, Neid und Schadenfreude in die Darstellung und locken den Leser, zumindest den männlichen, den emotionalen Komplizen des Autors zu spielen.
Zum Schluss, im „Epilog”, richtet Michael Jürgs den Scheinwerfer des Genres auf sich selbst: „Erst jetzt, da mir an manchen Tagen selbst das Ende meiner Tage sichtbar scheint, kann ich von diesem Tag erzählen.” Wie in den vorausgegangenen Kapiteln versucht Jürgs die Macht des Schicksals in einem einzigen Geschehnis oder in Ereignissen, die sich um einen einzigen Tag gruppieren, erzählerisch dingfest zu machen. Das klappt nur selten, und bei seinem autobiographischen Versuch misslingt es ihm besonders auffällig.
Jürgs erzählt zunächst recht konfus und kurzatmig von seiner Entlassung als Stern-Chefredakteur, dann von der in dieser Krisenphase begonnenen Arbeit an seinem ersten Buch, vom Tod seines Vaters und von seiner Lektüre von Philip Roths Roman „Mein Leben als Sohn”. Schließlich springt er elf Jahre weiter zu jenem Tag, an dem er erfährt, dass Kriegsnotizen seines Vater im Buch eines englischen Historikers, natürlich einem „Bestseller”, zitiert werden.
Jetzt muss die Liebe ran. Schon in den vorausgegangenen Geschichten wurde sie gnadenlos effektiv ins Feld geführt. Denn Michael Jürgs ist einer, der, wie seine Kronzeugen Herbert Grönemeyer oder Roger Willemsen, „an die alles besiegende Macht der Liebe glaubt”. Abschließend macht er sich also selbst zum liebenden Exempel. Wie manch schreibender Achtundsechziger vor ihm trägt er dem toten Vater und dessen vom Sohn lange verachteten Kriegsschicksal ein paar Buchseiten Zuneigung nach.
Und dies gelingt sogar. Überrascht liest man einige unverbrauchte, nicht nach dem nächstliegenden Effekt gierende Sätze. Ja, auf den letzten Seiten angelangt, war ich, als Rezensent und Zeitgenosse, heilfroh darüber, dass auch dieser Autor - mit der gnädigen Hilfe des Schicksals! - dem Sound seines Genres und dem Jargon des gehobenen Boulevards entkommen darf.
Michael Jürgs
Der Tag danach. Vom Verlust der Macht und dem Ende einer Liebe, vom schnellen Tod und von einem neuen Leben
Deutsche Biografien. C. Bertelsmann, München 2005. 368 Seiten, 19,90 Euro.
Die Kronzeugen Elstner, Grönemeyer, Willemsen, Gysi, Springer, Engholm und Schäuble
Fotos: Biskup, ddp (2), privat, AP, dpa Giribas
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit diesen 33 "Schicksalsstorys" nach Art der Boulevardblätter von Michael Jürgs wird der "Schicksalssüchtige üppig bedient", konstatiert Georg Klein abgestoßen. Er macht auf ein interessantes Paradoxon aufmerksam, das die "Basis des Schicksalsgenres" ausmacht: zwar wird der Tod als der "große Gleichmacher" vorgestellt, der eben auch vor Prominenten nicht Halt macht, andererseits liegt gerade in der Prominenz seiner Opfer oder der Angehörigen der Reiz für die Leser. Ansonsten müsse die "Liebe", die immer wieder "gnadenlos effektiv" eingesetzt wird, oder auch drohender "Machtverlust" herhalten, um Spannung und schicksalsträchtige Stimmung zu erzeugen, wobei offenkundig besonders letzterer den Autor ganz besonders "fasziniert". Ohnehin problematisch findet der insgesamt wenig begeisterte Rezensent den Versuch, die Veränderung eines ganzen Lebens an einem einzigen Tag festzumachen und er findet, dass dies Jürgs, wenn er von seinem eigenen Schicksalstag erzählt, "besonders auffällig misslingt". Nur wenn Jürgs am Ende seines Buches seinem verstorbenen Vater "ein paar Buchseiten Zuneigung" nachträgt, liest Klein zu seiner eigenen Überraschung tatsächlich einige "unverbrauchte" Sätze, auf die man aber beim Rest des Buches vergeblich hoffe, wie der Rezensent klarstellt.

© Perlentaucher Medien GmbH
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"Dankenswerterweise traut er (Michael Jürgs) dem Hörer zu, das Gesagte am Ende selbst interpretieren. Ein feines Lehrstück, um den eigenen Instinkt zu schulen."