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Nach 'Allein unter 1,3 Milliarden' und 'Bliefe von dlüben' ist 'Im Jahr des Tigerochsen' das dritte China-Buch von Christian Y. Schmidt. Zum größten Teil beruht es auf Kolumnen, die auf der 'Wahrheit', der Satireseite der taz, erschienen sind. So geht es auch in diesem Buch ebenso komisch zu wie lehrreich. Der Autor legt Zeugnis davon ab, wie sich Seehofer in Peking zum Horst macht, begegnet chinesischen Multimillionären, deutschen Staatssekretären und dem Pekinger Fußballorakel. Zudem handelt das Buch von innovativer Scheiße, schlagenden Chinesinnen, nichtsaufenden Mongolen, chinesischen…mehr

Produktbeschreibung
Nach 'Allein unter 1,3 Milliarden' und 'Bliefe von dlüben' ist 'Im Jahr des Tigerochsen' das dritte China-Buch von Christian Y. Schmidt. Zum größten Teil beruht es auf Kolumnen, die auf der 'Wahrheit', der Satireseite der taz, erschienen sind. So geht es auch in diesem Buch ebenso komisch zu wie lehrreich. Der Autor legt Zeugnis davon ab, wie sich Seehofer in Peking zum Horst macht, begegnet chinesischen Multimillionären, deutschen Staatssekretären und dem Pekinger Fußballorakel. Zudem handelt das Buch von innovativer Scheiße, schlagenden Chinesinnen, nichtsaufenden Mongolen, chinesischen Anhängern der LOHAS-Religion, der Free Fickbildchen-Bewegung und Posern in Pekinger Freibädern. "Im Jahr des Tigerochsen" ist ein öffentliches China-Tagebuch der letzten beiden Jahre. Das ist auch der Grund, weshalb der Autor immer wieder aktuelle Vorgänge kommentiert. Dabei sieht Schmidt die Dinge meistens etwas anders als der Mainstream der deutschen Presse. Zu den gründlich überarbeiteten underweiterten Kolumnen gibt es als Bonus Infokästen und einen gewichtigen Anhang, damit das Buch am Ende seriöser wirkt, als es tatsächlich ist.Für jeden China-Reisenden ein Muss, für jeden Sinologen ein Darf und für jeden anderen ein großes Solltehaben! Christian Y. Schmidts taz-Kolumne erscheint auch 2011 weiter unter dem Titel: "Im Jahr des Hasen".
Autorenporträt
Christian Y. Schmidt war bis 1996 Redakteur des Satiremagazins 'Titanic'. Seitdem arbeitet er als freier Autor. Außerdem ist er Senior Consultant der Zentralen Intelligenz Agentur, sowie Redakteur und Gesellschafter des Weblogs 'Riesenmaschine', dem 2006 der Grimme online-Preis verliehen wurde. Zusammen mit Achim Greser, Heribert Lenz und Hans Zippert verfasst er die Comic-Serien 'Genschman' und 'Die roten Strolche'. 1998 erschien seine Joschka Fischer-Biografie 'Wir sind die Wahnsinnigen', 2008 das Reisebuch 'Allein unter 1,3 Milliarden' (2010 als 'Duzi zai 13yi ren zhi zhong' auch auf Chinesisch) und 2009 der China-Crashkurs 'Bliefe von dlüben". Seit 2009 berichtet Schmidt zweiwöchentlich in einer satirischen taz-Kolumne aus China.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2011

„Bei uns hier in Peking“
Lustig und politisch pointiert berichtet Christian Y. Schmidt aus dem Leben der chinesischen Hauptstadt
Ein Buch, in dem mehrfach die Worte fallen „bei uns hier in China“ oder „bei uns hier in Peking“ nimmt uns schon wegen dieser Ortsbestimmung für sich ein. Da berichtet einer von Daheim, ein deutscher Autor, Christian Y. Schmidt, mit chinesischer Frau und Schwiegereltern, ein Flaneur, der zwei Jahren lang für die taz aufgeschrieben hat, was ihm in der chinesischen Hauptstadt so auffällt: Das Verschwinden der Fahrräder zu Gunsten der Autostaus, die Musikauswahl zur Beschallung öffentlicher Parks im Reich der Mitte, eine Trickfilmfigur, deren Schicksal, Episode für Episode, Hunderte von Millionen Menschen beschäftigt. Und vieles, vieles mehr.
Im klassischen Journalismus kennt man seit Émile Zola die „faits divers“, das „Vermischte“, das in keine Rubrik der Zeitung so recht hineinpasst, das aber einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung liefert. Wir begreifen eine fremde Gesellschaft eben nicht nur durch das dort schwankende Bruttosozialprodukt oder die Summe der Menschenrechtsverletzungen. Selbstverständlich, fügen wir schnell und korrekt hinzu, natürlich missachten wir das erste nicht und beklagen das zweite. Aber die Volksrepublik China verdient unsere Neugier auch jenseits aller von der amerikanischen Notenbank unterschriebenen Schuldscheine, jenseits aller Arbeitslager, jenseits sogar aller Verletzungen, die Politiker ihrer eigenen Sprache zufüge. Von den üblen, in letzter Zeit immer übleren Schikanen gegen in- und ausländische Journalisten ganz zu schweigen.
Nun verdanken wir dem großen deutschen Volksdemokraten Walter Ulbricht den Hinweis, dass es nicht immer nur um die Krupps gehen sollte, sondern auch um die Krauses. Oder eben, hier kommen wir in die Nähe des Humors unseres Autors, um die Schmidts.
Diese Schmidts heißen „bei uns“ vielleicht Wang oder Li oder Fang, und je genauer wir sie betrachten, desto stärker erinnern sie uns an Typen, denen wir ebenso gut in Giesing, Mönchengladbach oder Schöneberg begegnen könnten. Der Fetisch „Ware“ entfaltet seinen Zauber in einer „Wunderwelt der Schokolade“ hinter dem Pekinger Olympiastadion nicht anders als in einem Bochumer Freizeitpark. Das Disneyland südlich der Verbotenen Stadt verbreitet nicht weniger Schrecken als vergleichbare Veranstaltungen jenseits des Reichs der Mitte. Gut, seinen Arztbesuch sollte der Besucher des Landes vielleicht doch nicht unbedingt „bei uns“ vornehmen. Aber überleben wird man ihn allemal.
Naturgemäß gibt es kulturelle Differenzen, macht Christian Y. Schmidt seinen Lesern klar, doch die sind – jedenfalls in den chinesischen Städten – zum Schmunzeln eher denn zum Erschrecken. Fremd sein legt sich.
Für die große Politik, für die Ausübung von Macht, für die tagtäglichen Schikanen gilt das wohl weniger. Schmidt ist keiner jener Apologeten des Bestehenden, die sich den Mund zukleben lassen, weil schließlich die Geschichte des Kolonialismus, des Imperialismus, der „Achse Berlin-Tokio“ eine Zurückhaltung im moralischen Urteil nahelege. Über Selbstverständliches muss nicht geredet werden, hier genügt die Haltung. Man kann auch – wie Schmidt – auf die Probleme einer ökonomisch erfolgreichen Regierung hinweisen, ohne diese Erfolge aufzuwiegen gegen einen düsteren Katalog der Verletzungen von Bürgerrechten. Christian Y. Schmidt berichtet beredt von beiden Aspekten und ist dabei erfreulich frei von einer spontanen Bereitschaft zur allseitigen moralischen Empörung. Wir sind es, um den aktuellen Fall Ai Weiwei herauszugreifen, unseren eigenen Standards schuldig, die brutale Verschleppung des Künstlers auf das Heftigste zu verdammen. Wir sind deshalb aber noch nicht verpflichtet, Ai Weiwei zum Zwillingsbruder von Josef Beuys zu erklären und jeden kunsthistorischen Zweifel an diesem Vergleich gleich als Kotau vor Tyrannen zu brandmarken.
Nun hat, wer wie Schmidt aus Peking berichtet, derzeit keinen leichten Stand. Die Stasi-Mielkes der dortigen Regierung haben seit anderthalb Jahren gehörig an Macht gewonnen. Entsprechend gewachsen sind naturgemäß die Reizflächen der internationalen Presse. Zurückhaltend verständnisvoll wirken nur viele Hüter unserer glückhaften deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Einen Fetisch will man schließlich nicht verprellen und den Beschützer des Fetisch schon gar nicht. Da sind wir wieder ganz „bei uns in Peking“.
Christian Y. Schmidt hat ein scharfes Auge für das Ambiente, in dem „wir“ auf „uns“ in Peking treffen, auf Weihnachtsfeiern deutscher Niederlassungen und das Auftreten eines bayerischen Ministerpräsidenten, der „Hotte“ genannt werden möchte. Schmidt registriert auch die Gefahr, der Korrespondenten ausgesetzt sind: dass ihre heimisches Welt sich hinter ihrem Rücken so wandelt, dass nur noch bestimmte Meldungen mit schauderndem Gefallen aufgenommen werden. Fröhlich setzt er einen Keil dagegen.
Nur reizt offenbar die Kürze der Kolumne, die ihm eingeräumt wurde, zu einer leicht gefallsüchtigen Verkürzung der Darstellung und des Argumentierens. Der persönliche Stil, den Christian Y. Schmidt gewählt hat, erheischt nichts anderes, das sei unbestritten. Gleichwohl wäre der Leser erfreut, wenn der Autor – bei aller Selbstironie – sein wertes Ich künftig etwas weniger prominent geltend machte. Dann wäre, was er darüber erzählt, wie es „bei uns in Peking“ zugeht, noch pointierter.  TILMAN SPENGLER
CHRISTIAN Y. SCHMIDT: Im Jahr des Tigerochsen. Zwei chinesische Jahre. Verbrecher Verlag, Berlin 2011. 187 Seiten, 13 Euro .
Dem Sinologen, Schriftsteller und Politikberater Tilman Spengler wurde neulich, er befand sich in Begleitung Außenminister Westerwelles, die Einreise nach China untersagt.
Ai Weiwei wurde verschleppt –
aber deshalb muss man ihn nicht
zum chinesischen Beuys verklären.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bestens unterhalten hat sich der Sinologe Tilman Spengler bei der Lektüre von Christian Y. Schmidts Berichten aus der chinesischen Hauptstadt. Das Buch des mit seiner chinesischen Frau in Peking lebenden Autors basiert auf Kolumnen für die taz; dem Rezensenten bot es einen witzigen Blick auf das Leben im Reich der Mitte. Zutage traten für ihn eine Menge kultureller Differenzen, die ihn aber eher "zum Schmunzeln als zum Erschrecken" animierten. Dies gilt in seinen Augen allerdings nicht uneingeschränkt, denkt man etwa an die täglichen Schikanen und Bespitzelungen der Bürger in China. Dass Schmidt sowohl über Erfolge der Regierung als auch über die Verletzung von Menschenrechten berichten kann, ohne in "moralische Empörung" zu ergehen, gefällt Spengler  besonders, wie er mit einem Seitenhieb auf die Solidarität für Ai Weiwei betont. Nicht ganz so glücklich ist er mit mancher "gefallsüchtigen Verkürzung", die sich Schmidt leistet, sowie mit der ausgeprägten Tendenz des Autors, sein Ich - wenn auch selbstironisch - immer wieder ins Zentrum zu rücken.

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