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Fleischesser am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Bei einer Weihnachtsfeier bestellt ein junger Mann arglos eine Gänsekeule - und erntet von seinen Kollegen entsetzte Kommentare. Denn alle sind inzwischen Vegetarier der reinen Lehre. Eine peinliche Situation, aus der nur eines hilft: die Verkündung des Vorsatzes, ab Neujahr »natürlich« vollständig auf Fleisch zu verzichten.Doch der Entzug ist schwerer als gedacht und innerhalb kürzester Zeit schleppt sich der junge Mann energielos durch sein Leben. Schlimme Visionen plagen ihn und als dann noch seine Manneskraft komplett dahin ist, läuft ihm…mehr

Produktbeschreibung
Fleischesser am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Bei einer Weihnachtsfeier bestellt ein junger Mann arglos eine Gänsekeule - und erntet von seinen Kollegen entsetzte Kommentare. Denn alle sind inzwischen Vegetarier der reinen Lehre. Eine peinliche Situation, aus der nur eines hilft: die Verkündung des Vorsatzes, ab Neujahr »natürlich« vollständig auf Fleisch zu verzichten.Doch der Entzug ist schwerer als gedacht und innerhalb kürzester Zeit schleppt sich der junge Mann energielos durch sein Leben. Schlimme Visionen plagen ihn und als dann noch seine Manneskraft komplett dahin ist, läuft ihm auch die Frau davon. Er kennt jetzt nur noch die Gier nach Fleisch. Bis er angeworben wird vom Geheimbund der Karnivoren, die sich die Rettung der Menschheit vor dem um sich greifenden Vegetariertum auf die Fahnen geschrieben haben. Als trojanisches Pferd soll unser Held nun die Vegetarier aufmischen und möglichst viele zum Rückfall in die alte Welt der Fleischesser bewegen.

»Jakob Hein ist ein Spötter bester Art.« (Die Zeit)
Autorenporträt
Jakob Heinarbeitet als Psychiater. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Mein erstes T-Shirt (2001), Herr Jensen steigt aus (2006), Wurst und Wahn (2011), Kaltes Wasser(2016) und Die Orient-Mission des Leutnant Stern (2018). Sein Buch Hypochonder leben länger und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis (2020) stand nach Erscheinen wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien sein Roman Der Hypnotiseur oder Nie so glücklich wie im Reich der Gedanken im Frühjahr 2022.
Rezensionen
Eine herrlich komische Satire. Disput

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2011

Fleisch ist sein Gemüse
Jakob Heins parodistischer Monolog über den Vegetarismus

"Wahn! Wahn! Überall Wahn! / Wohin ich forschend blick / In Stadt und Weltchronik": So klagt Hans Sachs in Richard Wagners "Meistersingern". Seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hat die Literatur ihr Möglichstes getan, den Wahn nicht nur auf der Bühne, sondern auch in Prosaformen auszugestalten. Bis zum Jahr 2011 aber musste es dauern, bis sie uns den ersten durch vegetarische Mangelernährung bedingten Irrsinnsmonolog präsentiert.

Bei einem Weihnachtsessen fängt alles an: Dem namenlosen Ich-Erzähler bleibt die Gänsekeule im Halse stecken, weil seine Kollegen ihn plötzlich fassungslos anstarren: "Du isst noch Fleisch?" Dem massiven sozialen Druck ausgesetzt, wird er zwangsläufig zum Vegetarier, und zwar durch "kalten Entzug". Von heute auf morgen ist es aus mit Currywurst und geschmorten Nieren, der Duft von Fleisch ist bald nur noch eine ferne Erinnerung.

Der unter Entzugserscheinungen Leidende sucht Rat bei einem Blogger namens Tom Tofu, der Neu-Vegetariern die Fleischentwöhnung erleichtern will und ihn zum Durchhalten ermutigt. Doch sosehr er sich auch bemüht, stellt er bald fest: "Man kann sich nicht wohlschmeckend vegetarisch ernähren." Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Auf Kraft- und Antriebslosigkeit folgen bald Halluzinationen. Am Höhepunkt der grotesken Erzählung fehlt dem Mann plötzlich sein bestes Stück. Er rennt zum Arzt, doch der winkt ab: Wer kein Fleisch esse, der solle sich nicht wundern, wenn es abfalle.

Hier nun nimmt die Geschichte eine radikale Wendung: Über eine Internetgruppe namens "Meat Friends" stellt der Erzähler Kontakt zu anderen rückfälligen "Junkies" her und beginnt, heimlich wieder Fleisch zu essen. Durch sie wird er nun mit der Gegenideologie konfrontiert, nach der es eine Weltverschwörung der Vegetarier und seit Jahrzehnten eine "unheilige Allianz der Pharma- und Margarineindustrie" gebe. Eine Protestaktion mit den radikalisierten Karnivoren führt zu einem drastischen Ende, das auch erklärt, warum die ganze Erzählung als Geständnis auf einer Polizeistube angelegt ist.

Der Ideenreichtum, mit dem Jakob Hein der Debatte über das Tiere-Essen nach Jonathan Safran Foer und Karen Duve einen Dreh ins Wahnwitzige gibt, führt stellenweise zu komischen Glanzlichtern. Indem er allerdings in dieser Groteske zunächst die schlimmsten Vorurteile über das Vegetarierdasein verdichtet, dann aber nach der Kehrtwende auch die Fleischesser als irre Verschwörungstheoretiker darstellt, hat Hein am Ende für ein Remis der Ideologien gesorgt und ist somit sicher vor Kritikern, die für die eine oder andere Seite auch nur ansatzweise ernsthaft Partei ergreifen könnten.

Das Buchcover ist immerhin so eindrucksvoll gestaltet, dass man es Charlotte Roche durchaus als Tattoo empfehlen könnte. In die Geschichte der Weltliteratur werden die hundert Seiten Monolog aber wohl nicht eingehen. Sie wirken eher wie ein netter, schneller Wurf für die Lesebühne, auf der man Jakob Hein in Berlin seit Jahren häufig sehen kann: satirisches Fastfood zum sofortigen Verzehr, bevor der nächste Schriftsteller-Comedian drankommt - aber richtig sättigen kann es nicht.

JAN WIELE

Jakob Hein: "Wurst und Wahn". Ein Geständnis.

Galiani Berlin, Berlin 2011. 101 S., geb., 14,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zugegeben, Jan Wiele hat sich mit dem irrsinnigen Monolog eines durch sozialen Druck zum Vegetarier gewordenen und später rückfälligen Fleischvertilgers streckenweise schon amüsiert. Richtig satt hat ihn diese Parodie aber nicht gemacht. Als "nette" Einlage auf der Satirebühne mag Jakob Heins Büchlein durchgehen, und dass er nicht nur Vegetarier-Klischees verhackstückt, sondern am Ende auch seinen Fleischesser als durchgedrehten "Verschwörungstheoretiker" scheitern lässt, wird ihn vor Kritikern aus beiden Lagern schützen, meint der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH