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Mircea Cartarescu, einer der großen europäischen Schriftsteller der Gegenwart, gehört zu den begnadeten Visionären und Sprachkünstlern der Literatur. Sein frühes Meisterwerk Travestie, ein Adoleszenz- und Künstlerroman, erzählt von der Suche eines jungen Menschen nach sich selbst. Der sensible, verschlossene Victor könnte ein Geschöpf von Marcel Prousts sein, so rauschhaft erfährt er die Welt, die ihn im krisenhaften Sommer 1973 umgibt: das Guthaus in Budila, wo er mit seinen Mitschülern die Ferien verbringt, den geheimnisvollen Park und das "Tal des Paradieses".Doch dieser kleine Kosmos…mehr

Produktbeschreibung
Mircea Cartarescu, einer der großen europäischen Schriftsteller der Gegenwart, gehört zu den begnadeten Visionären und Sprachkünstlern der Literatur. Sein frühes Meisterwerk Travestie, ein Adoleszenz- und Künstlerroman, erzählt von der Suche eines jungen Menschen nach sich selbst. Der sensible, verschlossene Victor könnte ein Geschöpf von Marcel Prousts sein, so rauschhaft erfährt er die Welt, die ihn im krisenhaften Sommer 1973 umgibt: das Guthaus in Budila, wo er mit seinen Mitschülern die Ferien verbringt, den geheimnisvollen Park und das "Tal des Paradieses".Doch dieser kleine Kosmos bevölkert sich nachts mit den Gespenstern, die aus den Katakomben seines Bewußtseins aufsteigen. Die dreiste sexuelle Berührung seines Mitschülers "Lulu", der sich beim Abschiedskarneval als Frau verkleidet hat, stößt ihn in eine Krise, die er erst nach vielen Jahren, buchstäblich auf der letzten Seite der "Travestie" überwunden hat.
Autorenporträt
Mircea C¿rt¿rescu, 1956 in Bukarest geboren, veröffentlicht seit 1978 Lyrik und Prosa. 1997 erschien Nostalgia, 2007 der erste Teil seiner Orbitor-Trilogie unter dem Titel Die Wissenden. Sein Werk wurde in viele Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2010

Traumwerkstatt für Freudianer

Wenn am Straßenrand Kühe Kamille rupfen: "Travestie" von Mircea Cartarescu ist ein Horrorroman der Adoleszenz, eine Achterbahnfahrt durch die Loopings verschiedenster Identitäten.

Labyrinthische Traumlandschaften, morbide Phantastik, erlesene Manierismen - wer solche literarischen Qualitäten jenseits des Allerweltsrealismus sucht, hat mit dem 1956 geborenen Rumänen Mircea Cartarescu seinen Autor gefunden. "Die Wissenden", der erste Band seiner Trilogie "Orbitor", hat auch hierzulande Furore gemacht: So viel literarische Pyrotechnik war selten. Es ist ein grandioser Trip, ein Meisterwerk der surrealen Literatur, das nahrhafte Wurzelverbindungen zur romantischen Tradition wie zum realen Albtraum der Ceausescu-Diktatur unterhält.

Cartarescu hat das phantasmagorische, in blutroten Sonnenuntergängen leuchtende Bukarest in die Landkarte der Weltliteratur eingetragen. Das Unheimliche lauert aber auch draußen auf dem Land, wo am Straßenrand die Kühe Kamille rupfen. In "Travestie", im Original 1994 erschienen, reist der Bukarester Gymnasiast Victor mit seinen Mitschülern nach Budila, verbringt eine Sommerfreizeit in einem alten Gutshaus, umfunktioniert zur Jugendherberge. Es sind Tage des Schreckens für den hochsensiblen Siebzehnjährigen, mit dem Cartarescu das klassische Drama der Adoleszenz - das Gefühl, ein unverstandener Außenseiter zu sein - ins Exzessive treibt. "Travestie" ist "Tonio Kröger" in Hardcore-Version. Victor agiert zugleich als Ich-Erzähler, der wiederum siebzehn Jahre später die Chimären seiner Kindheit und Jugend aufzulösen versucht, gequält von unbewältigten Ängsten: Er schreibe mit dem "Eiter" seiner "uralten Wunde".

Wilde Tage in Budila: Die rumänische Jugend der Siebziger hat den "Ozean der Propaganda" in Richtung westlicher Popkultur überquert. Die Musik stampft, ob Led Zeppelin oder Suzi Quatro. Auch die Sorge, ob man die richtige Schlaghose trägt, ist den Schülern vertraut. Es gibt die systemübergreifend gültigen Typen: dröhnende Angeber und kleine Käuze, hinreißende Mädchen und unermüdlich trainierende Casanovas. Und eine Dumpfbacke, die die Insekten an den Wänden abfackelt.

"Travestie" ist ein Horrorroman der Adoleszenz, eine Achterbahnfahrt durch die Loopings geschlechtlicher Identität. Es wird gefeiert und gesoffen, gegrölt und gerüpelt, derbe Witze machen die Runde - künftige Ingenieure und Volkswirte im Taumel der Hormone. Victor hält sich panisch fern vom Spektakel. Während die anderen Obszönitäten brüllen, murmelt er Gedichte. Und träumt von einer gloriosen Zukunft als Verfasser apokalyptischer Romane.

Dass das alles mit herkömmlichen Schülergeschichten wenig zu tun hat, wird schnell deutlich. Victor wird ständig von Halluzinationen überwältigt. Eine seiner Obsessionen lässt sich als Cartarescus poetologische Rezeptur verstehen: "Manchmal stellte ich mir vor, ich sei ein nach außen gewendeter Handschuh und die äußere Welt sei mein Blut, meine Lungen, meine Bauchspeicheldrüse, die Gewebeflüssigkeit, Rippen und Wirbelsäule, während es im tieferen Inneren meines Leibes hell sei, die Sonne scheine, blendende Göttlichkeit." So verkehrt sich das Innere ins Äußere. Das organische Innenleben des Menschenkörpers wird nach dem Prinzip des gewendeten Handschuhs ebenso begehbar wie die morastigen Verliese und ungelüfteten Hinterzimmer des Unbewussten. Raum und Zeit dehnen sich und gebären Monstren; das alte Gutshaus wird zum Labyrinth mit Treppenfluchten, verstörend weiten Hallen und verschimmelten Kammern.

Die große Abschlussparty wird wie ein hysterischer Karneval beschrieben, wie das lärmende Initiationsritual einer fremden Kultur. Der Spaßvogel Lulu hat sich als Frau verkleidet und treibt sein Verführungsspiel mit Victor, der davon gebannt und schockiert ist. Die schmierenhafte, grimassierende Travestie rührt an eine tieferliegende Verstörung. Es folgen Jahre der Therapien und des Trinkens, Jahre des Vergessenwollens und Schreibenmüssens. Bis sich mit allem stilistischen Geschmetter die Wiederkehr des Verdrängten ereignet: Victor stößt auf die hermaphroditische Urszene seines Lebens. Seine tote Schwester, an die er sich in trakldüsteren Tagträumen erinnert, wurde nie geboren. Er war es selbst. Die psychische Hochdramatik wird plötzlich unerwartet plausibel.

Das Hinschreiben auf das frühkindliche Trauma, das hinter dem pubertären Schock wirksam ist, ähnelt einer psychoanalytischen Prozedur, auch wenn sich Cartarescu das banalisierende Fachvokabular verbietet. In seiner pulsierenden Obszönität kann der Roman wie ein Übungsparcours für Freudianer wirken: Sexualsymbolik, Kloakenmotive und Spinnen-Horror wuchern noch hypertropher als auf den surrealen Gemälden Dalís. Überall drohen und schwellen die Geschlechtsorgane, dringt das Gestöhn und Gestammel aus fremden Räumen. Aber bei aller grotesken Überdeutlichkeit bleibt der Roman rätselhaft und faszinierend.

Cartarescu ist das Gegenteil eines Lakonikers. Seine komplexe Sprache - von Ernest Wichner erstaunlich geschmeidig übersetzt - ist barock und überinstrumentiert und zugleich hochpoetisch; der Kontrollverlust der Metaphern hat Methode. "Gute Bücher verursachen einen Streik des Gehirns", hat der Autor einmal überspitzt formuliert. "Travestie" ist ein Generalstreik der literarischen Vernunft. Die Fratzen der Pubertät und die sexuellen Ängste Heranwachsender führt dieser Roman in phantasmagorischem Pathos und schonungsloser Ironielosigkeit vor. Es ist ein Buch, das weh tut, weil es in jedem Leser eine morastige Schicht eigener Jugenderinnerungen aufwühlen dürfte: peinigende Riten der Initiation, peinliche Wirrnis der Gefühle, Einsamkeit und Ekel, Schmutz und Gewalt. Diese Klassenfahrt des Grauens ist eine weitere wilde Ausgeburt der Traumwerkstatt Mircea Cartarescus. Aufwachen kann man anderswo.

WOLFGANG SCHNEIDER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2011

Ich werde meine Blätter nicht mit Tinte tränken
Genie und Geschlecht: In seinem frühen Roman „Travestie“ erzählt der rumänische Autor Mircea Cartarescu von der Höllenfahrt eines Hermaphroditen
Legendär geworden ist er mit der monumentalen Romantrilogie „Orbitor“, einem Werk der nachtschwarzen Phantasmagorien und schmerzend grellen Beschreibungen, erschienen im rumänischen Original zwischen 1996 und 2007; ins Deutsche ist davon bisher nur der erste Teil, „Die Wissenden“, übersetzt. Der 1956 in Bukarest geborene Mircea Cartarescu war allerdings schon ein bedeutender Autor, ehe er sich an sein Opus magnum wagte. Einen der frühen Romane dieses literarischen Berserkers hat nun Ernest Wichner übersetzt. Diese Übersetzung ist sehr zu rühmen, denn es galt, für die barock wuchernde, metaphernreiche, rauschhaft wilde Sprache, die das Eigentliche an Cartarescus Erzählkunst ausmacht, im Deutschen die entsprechenden Bilder und den angemessenen Rhythmus zu finden.
„Travestie“ ist die Geschichte einer gestörten Pubertät und ein Künstlerroman, der einem durchaus prekären Verständnis des einsamen Genies huldigt, das erst durch die Hölle gehen muss, um schöpferisch über sich und sein Leid hinauszuwachsen. Victor war 17, als er mit seiner Schulklasse auf Sommerlager fuhr, ein Außenseiter, der sich den Gleichaltrigen überlegen und unterlegen zugleich fühlte. Die Pubertät ist bekanntlich auch bei glückhaftem Verlauf eine Zeit, in der das triumphale Gefühl dicht neben dem kleinmütigen sitzt. Victor verachtet und beneidet die Mitschüler und kann seine Existenz nur ertragen, indem er bittere Lust aus der Vorstellung zieht, als Genie unter Idioten verkannt zu sein und dereinst ein literarisches Werk zu schaffen, in dem er „als Zerstörer des gesamten Kosmos“ auftritt, „um diesen durch sein Buch zu ersetzen“. Jetzt, siebzehn Jahre später, ist er tatsächlich ein berühmter Autor geworden, besitzt Wohnung, Auto, Ansehen – aber noch immer schwärt die Wunde, die ihm während jener Sommertage geschlagen wurde.
Der Roman ist ein großes Selbstgespräch, das der 34-jährige Autor Victor mit dem 17-jährigen Träumer und Paniker führt, den er als „Victor, lieber und einziger Freund“ oder „du, der einzige Mensch, für den ich schreibe“ anruft. Was ist das für ein Schreiben? Es geht in ihm jedenfalls ums Ganze, nicht weniger als Lebensrettung ist das Ziel. Denn auch der berühmte Autor weiß nicht richtig zu leben, weil er nicht einmal weiß, was ihm damals, auf jenem Sommerlager, das die Klassenkameraden als glückliche Gelegenheit nahmen, sich zu besaufen, Rockmusik zu hören und mit den Mädchen zu knutschen, eigentlich widerfahren ist.
Schreibend muss er die beklemmende Szenerie noch einmal aufbauen, um ihr endlich die Bannkraft zu nehmen: „Ich werde Seite um Seite voll schmieren, werde die Blätter wie Verbandsmull benutzten, den nicht Tinte tränkt, sondern der Eiter meiner uralten Wunde.“ In Sprache und Stil ist Cartarescus Roman auf kunstvolle Weise wild und ungebärdig; die Entwicklung des verquälten Helden verläuft hingegen geradezu konventionell: Am Ende hat sich der Erzähler sein Trauma vergegenwärtigt, ja er ist dabei auf ein anderes, noch weiter zurückliegendes gestoßen – und hat sich damit von der Last des Vergangenen befreit. Anders als in der Psychotherapie, die ihre Berechtigung vom Ende, von der Heilung her bezieht, überzeugt in diesem Roman aber eher der für den Helden anstrengende Weg als das Versprechen der Erlösung, das am Ende steht.
An einem heißen Augusttag des Jahres 1973 ziehen die Schüler aus der Hauptstadt hinaus in die Provinz. Es überrascht, dass in Cartarescus Schilderung des sommerlichen Ferienlagers der kommunistische Staat so gut wie gar nicht vorkommt. Der Lehrer, der „Sozialismus“ unterrichtet – eine lächerliche Figur, der niemand zuhört. Der Sportlehrer – ein Wicht. Kommunistischer Drill? Mitnichten. „Hinduismus, Marihuana und Rockmusik“, das ist es, wofür sich die Jugendlichen begeistern, dazu kommen das kollektive Komasaufen und der halböffentliche Sex.
Die Tragödie, von der Cartarescu erzählt, ist keine politische, hat mit Staat, und Zwangsordnung nichts zu tun. Hier ist ein Jüngling, begabt und verletzt, und dort sind die anderen, die man fast im Sinne Thomas Manns als die „Gesunden“ bezeichnen könnte: „Ich war der Geistesmensch und sie waren Menschen des Fleisches, ich war derjenige, der Bücher las und den einen Text schreiben würde, der die Welt ersetzte, sie aber, glücklich und blöde, lebten wie die Pflanzen.“ Der Konflikt eskaliert auf dem „Schlussball“, den Cartarescu auf dreißig Seiten als düstere Orgie inszeniert. Lulu, ein trinkfester Bursche, stets einen vulgären Spruch auf der Lippe, tritt dabei verkleidet als Frau auf, im kurzen Rock, mit grell geschminkten Lippen, prallen Brüsten. Außerhalb des Lagers, in einem einsamen Gutshaus, das wie die zurückgelassene Kulisse eines Horrorfilms wirkt, kommt es zu dem von Victor als ungeheuerlich erlebten Übergriff.
Schon vorher waren die Symbole und Signale, die auf ein hermaphroditisches Ur-Erlebnis Victors deuten, nicht zu übersehen: Da greift er im Park lüstern nach den kalten Brüsten einer steinernen Nymphe, vor deren – realem oder halluziniertem? – Phallus er dann erschauert. Dort ist von Ekel und Faszination des Zweigeschlechtlichen die Rede, von Träumen, in denen Victor „Frau und Mann, Kind und alt zugleich“ zu sein vermeint.
Und nun, im Gutshof, steht Lulu plötzlich vor ihm – der rüde Bursche in der Gestalt einer überschminkten Frau –, ergreift die Hand des erstarrten Victors und führt sie an sein „festes und feuchtes Geschlecht“. Man versteht, dass dies ein aufwühlendes Erlebnis für Victor war; aber warum bezieht er noch Jahre später seine ganze Existenz, mit ihren neurotischen Krisen und künstlerischen Ekstasen, auf dieses eine dramatisch-pubertäre Vorkommnis?
Erst in der Niederschrift seiner Geschichte wird Victor klar, dass damals ein älteres Trauma in ihm erwachte. Er sieht sich wieder als Kind, das Mädchenkleider trug. „Travestie“ meint ja nicht nur jene literarischen Formen, in denen ein hehres Thema in parodistische Verkleidung gesteckt wird. In seiner ersten Bedeutung meint Travestie „Verkleidung“, „Umkleidung“. Victor erinnert sich, in einem Krankenhaus grausam malträtiert worden zu sein, als Mädchen hinein- und als Knabe herausgekommen zu sein. Er war als Hermaphrodit zur Welt gekommen, und die Ärzte hatten ihn operativ auf das eine der beiden in ihm angelegten Geschlechter festgelegt.
Die Passagen, die um das Thema der Doppelgeschlechtlichkeit und die sexuellen Nöte des verklemmten Jünglings kreisen, verströmen zuweilen einen Dunst, wie er aus verschwitzten Pubertäts- und Internatsromanen der vorletzten Jahrhundertwende aufsteigt. Aber darauf kommt es in „Travestie“ so wenig an wie auf den nur manchmal ironisch gebrochenen Kult des Genies, das als Jugendlicher von sich sagt: „Mit dreißig musste ich alles oder nichts geworden sein.“ Was diese Höllenfahrt in die Abgründe der Pubertät, in eine vergessene Kinderwelt der Gewalt faszinierend macht, das ist die sprachliche Energie, mit der Cartarescu es angeht, dieser Katarakt aus wundgenau gesehenen Details und traumscharfen Bildern, aus verzweifelten Tiraden und verstörenden Halluzinationen.
KARL-MARKUS GAUSS
MIRCEA CARTARESCU: Travestie. Roman. Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 172 Seiten, 17,90, Euro.
„Mit dreißig musste
ich alles oder
nichts geworden sein“
Mircea Cartarescu.
Foto: Brigitte Friedrich
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Andreas Breitenstein feiert Mircea Cartarescus Adoleszenzroman "Travestie" aus dem Jahr 1994 geradezu hymnisch als frühes Meisterwerk und preist den rumänischen Autor als Säule der europäischen Literatur. Ein Ich-Erzähler erinnert sich darin an eine Klassenfahrt von 1973, bei der sich der 17-jährige Gymnasiast in einen geradezu psychotischen Wahn hineinsteigert und ein sexuelles Trauma erlebt, das ihn letztlich zum Dichter macht, erfahren wir. Breitenstein ist fasziniert von den halluzinatorischen Bildern, der atmosphärischen Dichte und der poetischen Kraft dieses Höllentrips in die Niederungen der Pubertät, und er bewundert die dichterischen Funken, die Cartarescu aus diesem in Romantik und Expressionismus so gründlich beackerten Feld zu schlagen vermag. Zudem glaubt der Rezensent, noch nie so "drastisch" über Hermaphroditismus gelesen zu haben, der die Wurzel dieses Jugend- und Künstlerdramas bildet, das ihn tief in den "Schlund vulkanischer Gefühle" riss. Dieser Roman bestärkt Breitenstein in seinem Glauben an den "heiligen Furor der Poesie".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Kein deutscher Autor schreibt so: sprachmächtig, sprachverliebt, tief tauchend, heftig träumend. Die wilde Üppigkeit seiner Sprache übt keine Zurückhaltung und erlaubt keine gefällige Ironie.« Katharina Döbler DIE ZEIT 20110303