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16 Kundenbewertungen

Die fetten Jahre sind vorbei. Eine gute Geschäftsidee ist gefragt. Frauke, Tamara, Kris und Wolf, vier junge Berliner, stört, dass sich niemand mehr für nichts verantwortlich fühlt. Sie setzen auf die heilsame Kraft eines einfachen "Sorry" und gründen eine "Agentur für Entschuldigungen". Erstaunt stellen sie fest, dass die Resonanz überwältigend ist. Bis Kris eines Tages am vereinbarten Treffpunkt nicht den Klienten, sondern eine brutal zugerichtete Leiche findet. Und den Auftrag, sich bei ihr zu entschuldigen. Die vier lassen sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein, das immer…mehr

Produktbeschreibung
Die fetten Jahre sind vorbei. Eine gute Geschäftsidee ist gefragt. Frauke, Tamara, Kris und Wolf, vier junge Berliner, stört, dass sich niemand mehr für nichts verantwortlich fühlt. Sie setzen auf die heilsame Kraft eines einfachen "Sorry" und gründen eine "Agentur für Entschuldigungen". Erstaunt stellen sie fest, dass die Resonanz überwältigend ist. Bis Kris eines Tages am vereinbarten Treffpunkt nicht den Klienten, sondern eine brutal zugerichtete Leiche findet. Und den Auftrag, sich bei ihr zu entschuldigen. Die vier lassen sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein, das immer perfider und grausamer wird.

Ihr Angebot rüttelt die Geschäftswelt auf, denn sie entschuldigen sich für die Vergehen von Unternehmen. Sie bieten den Schuldigen Unterstützung an und helfen den Opfern. Sie selbst verdienen viel Geld damit, die vier jungen Berliner, die diese clevere Geschäftsidee hatten, irgendwann, bevor alles anfing. Immer mehr Menschen erleichtern über sie ihr Gewissen - als ihnen eines Tages jemand den Auftrag erteilt, eine Tote um Verzeihung zu bitten für die unvorstellbaren Qualen, unter denen sie starb. Hier schnappt die Falle zu. Die Lektion, die der Auftraggeber ihnen ab jetzt erteilt, ist voller Dunkelheit: Wie Schachfiguren werden sie auf eine Spur der Grausamkeit gesetzt, auf der es keine Vergebung gibt, kein Schwarzweiß mehr zwischen Opfer und Täter. Zoran Drvenkars verstörender neuer Roman erzählt auf zwingende Weise von einer Welt, in der wir der Gewalt nicht mehr ausweichen können.
Weitere Informationen über Zoran Drvenkar und 'Sorry' finden Sie hier.

Entdecken Sie auch das Hörbuch zu 'Sorry'.

'Sorry' von Zoran Drvenkar ist Gewinner des Friedrich-Glauser-Preises 2010 in der Kategorie Roman. Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier.
Autorenporträt
Drvenkar,
Zoran Drvenkar, 1967 in Kroatien geboren, wuchs in Berlin auf. Seit 1989 arbeitet er als Schriftsteller und Drehbuchautor. Sein Roman Sorry wurde mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet und wird derzeit verfilmt.Weitere Informationen über Zoran Drvenkar finden Sie www.drvenkar.de
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2009

Der Preis der Vergebung
Schuld und Sühne: Zoran Drvenkar sagt "Sorry"

Es klingt wie eine clevere Geschäftsidee für die Generation Praktikum und mündet in einen Albtraum: Vier Freunde, alle knapp dreißig und in prekären Verhältnissen lebend, gründen eine Agentur. Stellvertretend für betuchte Kunden entschuldigen sie sich bei verlassenen Geliebten, bei zu Unrecht geschassten Mitarbeitern oder anderen Opfern von Willkür. Mitunter nehmen sie dabei sogar Partei gegen ihre Auftraggeber - die Gerechtigkeit befördern und daran noch zu verdienen, was gibt es Schöneres?

Die Sache läuft glänzend, nach ein paar Monaten kauft sich das eben noch mittellose Quartett eine gemütliche Villa am Wannsee, man rückt auch räumlich enger zusammen, bis einer ihrer Kunden sie in eine Falle lockt: Plötzlich stehen sie in einem schäbigen Kreuzberger Mietshaus einer Leiche gegenüber.

Zoran Drvenkar ist mit brillanten Kinder- und Jugendbüchern bekannt geworden; viele erzählen von jungen Protagonisten, die sich gegen eine Welt wappnen müssen, die ihnen übel will, gegen Ereignisse, die sie nachhaltig verstören. Wenn es gutgeht, können sie sich sogar erfolgreich dagegen zur Wehr setzen wie Alissa in "Der Winter der Kinder". Was geschehen ist, lässt sich aber nicht mehr aus der Welt schaffen, lernen diese Figuren, und Drvenkars Fürsorge gilt ihnen ebenso sichtlich wie sein Wille, der inneren wie äußerlichen Wahrscheinlichkeit keine Gewalt anzutun - angenehm ist das weder für die betroffenen Protagonisten noch für den Leser, der sie ins Herz geschlossen hat.

Auch Frauke, Tamara, Kris und sein Bruder Wolf müssen ausbaden, was sie unwissentlich in Gang gesetzt haben, selbst wenn die Wurzeln der Katastrophe, die am Ende eine ganze Reihe von Menschenleben fordert, viel früher liegen - womöglich sogar sehr viel früher. Denn Drvenkars Konstrukt aus Schuld, die neue Schuld gebiert, handelt vom Kindesmissbrauch, der sich in diesem Buch über Jahrzehnte fortsetzt und dabei auch Opfer zu Tätern werden lässt - das Buch ist, besonders hier, mitunter kaum zu ertragen, gerade weil der Autor die ungeheure Verstörung plastisch macht, die der Missbrauch für die Opfer bedeutet. Und auch denjenigen, die davon wissen, aber verschont geblieben sind, eine Bürde auferlegt, die sie kaum tragen können.

Das Quartett vom Wannsee, das sich allzu naiv fremde Schuld auflädt, zufällig in das Gespinst hineingerät und durch die Manipulationen des Mörders in die Komplizenschaft hineingezwungen wird, zerbricht dabei: Zwei kommen ums Leben, die anderen gehen, jeder für sich, auf Rachefeldzug.

Mit dem Mörder, der in diesem intelligent verschachtelten und äußerst spannenden Roman mit größter Konsequenz die Schuldfrage stellt, geraten sie so auch in eine moralische Verwandtschaft in der Hybris: Wo sie sich zunächst anmaßen, Vergebung zu befördern (und ihr säkulares Geschäft damit in die Tradition frühneuzeitlichen Ablasshandels stellen), verkörpert ihr Widerpart den alttestamentarischen Rachegedanken. Während er im Fortgang der Handlung dann diese Verwandtschaft betont, lehnen die vier genau dies ab - und sind am Ende doch exakt dort angelangt, jedenfalls die beiden Überlebenden des Quartetts.

Sie morden mit derselben Blindheit und demselben Sendungsbewusstsein wie ihr ehemaliger Auftraggeber. Das ist, unter all den Zumutungen, die Drvenkars Roman für die Leser bedeutet, nicht die geringste.

TILMAN SPRECKELSEN

Zoran Drvenkar: "Sorry". Roman. Ullstein Verlag, Berlin 2009. 400 S., geb., 19,95 [Euro].

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