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Diesem Hausarzt ist nichts heilig, auch nicht seine Familie - der neue Roman von Herman Koch
Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam. Als einer seiner Patienten, der berühmte Schauspieler Ralph Meier, stirbt, muss er sich wegen eines möglichen Kunstfehlers vor der Ärztekammer verantworten. Doch war es wirklich ein Kunstfehler? Oder hat das alles vielleicht mit den Geschehnissen im Ferienhaus zu tun, in dem beide Familien den letzten Sommer verbrachten?
Zwei heranwachsende Töchter hat Marc Schlosser, Lisa und Julia. Und eine attraktive Frau, Caroline. Als sein Patient Ralph Meier, selbst
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Produktbeschreibung
Diesem Hausarzt ist nichts heilig, auch nicht seine Familie - der neue Roman von Herman Koch

Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam. Als einer seiner Patienten, der berühmte Schauspieler Ralph Meier, stirbt, muss er sich wegen eines möglichen Kunstfehlers vor der Ärztekammer verantworten. Doch war es wirklich ein Kunstfehler? Oder hat das alles vielleicht mit den Geschehnissen im Ferienhaus zu tun, in dem beide Familien den letzten Sommer verbrachten?

Zwei heranwachsende Töchter hat Marc Schlosser, Lisa und Julia. Und eine attraktive Frau, Caroline. Als sein Patient Ralph Meier, selbst verheiratet und Vater zweier jugendlicher Söhne, ihn und seine Familie einlädt, sie im Sommer ein paar Tage in ihrem Ferienhaus in Frankreich zu besuchen, klingt das zunächst wie eine gute Idee. Erst jetzt, nach Ralphs Tod, anderthalb Jahre nach den gemeinsamen Urlaubstagen, treten die Verwerfungen zwischen den beiden Familien allmählich zutage, und der Leser fiebert atemlos jeder weiteren Enthüllung entgegen.

»Sommerhaus mit Swimmingpool« ist ein hoch spannendes, meisterlich konstruiertes Familiendrama, in dem Vaterinstinkte, sexuelle Macht und Heuchelei eine große Rolle spielen. Mit scharfem Witz und genialer Beobachtungsgabe legt Koch gesellschaftliche und familiäre Risse bloß und erschafft mit Marc Schlosser den wohl abgründigsten Hausarzt der jüngeren Literatur.
Autorenporträt
Koch, HermanHerman Koch, geboren 1953 in Arnhem, hatte seinen internationalen Durchbruch mit seinem Roman »Angerichtet« (2010), der in 37 Sprachen übersetzt wurde und in vielen Ländern auf der Bestsellerliste stand, auf der SPIEGEL-Bestsellerliste genauso wie in den Top Ten der New York Times. »Angerichtet« wurde unter dem Titel »The Dinner« mit Richard Gere und Laura Linney fürs Kino verfilmt. Bei Kiepenheuer & Witsch erschien zuletzt seine Novelle »Einfach leben«.

Kuby, ChristianeChristiane Kuby, 1952 geboren, lebt seit 1970 in Amsterdam und arbeitet seit 1997 als selbstständige Übersetzerin aus dem Niederländischen. Für ihre Übersetzung von Erwin Mortiers »Götterschlaf« erhielt sie 2012 den Else-Otten-Preis.
Rezensionen
"Kochs Thriller ist Hitchcockfilm und Situationskomödie in einem. ... Rasend spannend, überraschend, witzig, hoch aktuell. Ein echter Pageturner." -- Vrij Nederland

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2012

Raubvogelblicke über dem Feriendomizil

In seinem neuen Roman "Sommerhaus mit Swimmingpool" macht Herman Koch den Leser zum Komplizen des Erzählers - und führt ihn auf fragwürdiges Gelände.

Herman Koch, Jahrgang 1953, hat einen Ruf als Hollands Houellebecq. Er ist spezialisiert auf Figuren mit starken Meinungen und psychischem Getriebeschaden, auf Seelen, in denen es ungut brodelt. In seinem Bestseller "Angerichtet" ging es um die brüderliche Kollision zwischen einem frühpensionierten Geschichtslehrer, der seine Neigung zur Gewalt nicht mehr in den Griff bekam, und einem Politiker auf dem Sprung zum Premierminister. Der Pädagoge gefiel sich in einer ebenso pointierten wie ressentimentgeladenen Suada über den Machtmenschen, seine Geschmacklosigkeiten, seinen schlechten Stil. Wer diesem Paul Lohman gern zugehört hat, wird vom Ich-Erzähler des neuen Koch-Romans erst recht in den Bann gezogen.

Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam, ein zynischer Mediziner. Den intimen Falten und Furchen seiner Patienten kommt er lieber nicht zu nahe. Gelegentlich lässt sich ein Blick auf die Geschlechtsorgane allerdings nicht vermeiden: "Ich sehe zwar hin, aber mehr so, als würde ich ein totgefahrenes Tier auf der Straße liegen sehen." Über das Gesicht eines Mannes, der zu ihm in die Praxis kommt, sagt er: "Es sah aus wie ein brachliegendes Gelände, auf dem nie wieder etwas wachsen würde."

Wüssten die Patienten, was Marc Schlosser über sie und ihre Körper denkt - sie würden schnell den Arzt wechseln. Aber sie wissen es nicht. Der Mediziner hat eine Fassade aufgebaut. Er stimmt die Bedrückten froh und zuversichtlich, indem er ihnen die Sorge wegen ihrer schlechten Lebensgewohnheiten und Süchte nimmt. Er bestärkt sie einfach darin. Wobei er sich auf eine bestimmte Klientel konzentriert hat: Künstler, Schriftsteller, Schauspieler. Es ist erfrischend, wenn er über diese im doppelten Sinn eingebildeten Kranken herzieht, deren Vernissagen, Lesungen und Theaterpremieren er nach Feierabend absitzen muss.

Der Menschenfeind hat ja immer gut reden. Nur kippt das scharf gewürzte Räsonnement immer wieder in erbarmungslose Soziobiologie, wie sie Schlosser einst von seinem biomedizinischen Mentor übernommen hat. Dabei handelt es sich um den wegen seiner "unkorrekten" Ansichten aus dem Amt gejagten Professor Aaron Herzl (wieso eigentlich der jüdische Name?), einen Mediziner, der zur Maßnahme tendiert: "Weg mit diesen Saukerlen. Ausgemerzt gehören sie, diese Missgeburten" - so seine wissenschaftlich fundierte Meinung über Kinderschänder.

Im Verlauf der Handlung wird es Schlosser selbst mit einem Kinderschänder zu tun bekommen. Zunächst freundet er sich mit einem seiner Patienten an: dem berühmten Schauspieler Ralph Meier, der zu ihm kommt, weil er von dem für Kulanz und zugedrückte Augen bekannten Arzt gewisse leistungssteigernde Mittelchen verschrieben haben möchte. Meier spielt im Privatleben den dröhnenden Genussmenschen; als solcher wirft er "Raubvogelblicke" auf die Ehefrau des Arztes. Der richtet im Gegenzug seinen ausziehenden Medizinerblick auf Judith Meier, und weil er die Affäre in Gang bringen will, arrangiert er den Sommerurlaub so, dass die beiden Familien gemeinsame Tage im französischen Sommerhaus verbringen, das der Schauspieler gemietet hat - Schlossers mit zwei Töchtern, Meiers mit zwei Söhnen, jeweils im pubertären Alter. Dort herrscht bald ziemlich aufgeheizte Stimmung am Pool; ein älterer Regisseur mit allzu junger Freundin ist auch mit von der Partie. Tage der Liebelei, aber die Stimmung ist ungut: Es liegt zuviel Testosteron in der Luft.

Plötzlich bekommt der Urlaub tragische Schlagseite: Schlossers dreizehnjährige Tochter wird am Strand von einem Unbekannten vergewaltigt. Scheinbar ohne Erinnerung an das Vorgefallene wird sie aufgefunden. Der Arzt, den man zuvor bereits als überbesorgten Vater kennengelernt hat, der seine Töchter vor den Gefahren einer sexualisierten Raubtierwelt schützen will, dreht nun fast durch: Seine schlimmste Angstphantasie ist wahr geworden. Aber wer war es? Schlosser schaltet nicht die Polizei ein, er spielt selbst mit zunehmend paranoider Besessenheit die Verdachtsmomente und die Verdächtigen durch. Immer mehr verdichten sich die Zeichen, dass der Schauspieler, mit dem er kurz zuvor hart aneinandergeraten war, die Tat begangen hat. Einige Zeit nach dem abgebrochenen Urlaub kommt Ralph Meier wieder in Schlossers Praxis: Es geht ihm nicht gut, er hat da eine Stelle, die schmerzt und wuchert. Ein halbes Jahr später ist er tot. Eine verschleppte Krebsbehandlung, ein kunstvoll arrangierter "Kunstfehler" - Dr. Schlosser nutzt die Gelegenheit zur Rache.

"Das Biologische ist stark", lautet eine Formel Schlossers. Er meint damit eine Spielart von Starkbiologie, durch deren Optik er die Welt und das Verhältnis der Geschlechter sieht: Da geht es um Instinkte, evolutionäre Mechanismen, die Biologie im Lebens- und Liebeskampf. Das ist einerseits erhellend, tendiert andererseits aber noch deutlicher als in Judith Schalanskys Lehrerinnen-Roman "Der Hals der Giraffe" zum zynischen Biologismus. Das spiegelt die heutige Stellung der Biologie: als moderne Leitwissenschaft, die wie keine andere das Bild vom Menschen prägt und die zugleich für viele eine politisch belastete Tabuzone ist.

Wie in "Angerichtet" vertraut Koch auf die Kraft der unzuverlässigen Erzählstimme. Ist Schlosser ein illusionsloser Wahrheitssprecher? Oder soll hier ein Menschenfeind vorgeführt werden? Es bleibt irritierend in der Schwebe. Einerseits ist Schlosser ein kluger Mann und ein guter Arzt, wenn es darauf ankommt. Und wer hätte nicht Spaß an seinen schön gehässigen Beobachtungen und Reflexionen, etwa über einen bleichbeinigen Camper mit der Klopapierrolle in der Hand, über Fachärzte, die auf den einfachen Hausarzt herabblicken, über Singles ("Singles sind wie ein Haus, das lange leersteht. Irgendetwas kann mit dem Haus einfach nicht stimmen, denkt die Frau") oder über Männer beim Abbrennen eines Feuerwerks: dieses frohsinnige Gebrüll, dieser kindsköpfige Spaß an kriegerischem Geballer.

All das stiftet Komplizenschaft zwischen Erzähler und Leser. Herman Koch richtet es so ein, dass wir mit der Figur mitgehen - und unversehens dabei auf fragwürdigem Gelände landen, bei einem Weltbild der praktizierten Menschenverachtung und der Gewaltphantasien. Aber wo ist die Bruchstelle? Wo sollte es heißen: bis hierher und nicht weiter"? Darin besteht die moralische Kraft dieses Romans: dass er einen nach dieser Grenze suchen lässt und zur Überprüfung von Sätzen auffordert, die man kurz zuvor noch unterschrieben hätte. Es ist eine raffinierte erzählerische Methode, die über ein paar abgegriffene literarische Konventionen (etwa die unheilschwangeren Vorausdeutungen) hinwegsehen lässt. "Sommerhaus mit Swimmingpool" ist ein spannendes Familiendrama, mit einer Erzählstimme voller Witz, Wut und bösen Gefühlen - ein Thriller, der literarischen Mehrwert besitzt und moralische Fragen aufwirft.

WOLFGANG SCHNEIDER

Herman Koch: "Sommerhaus mit Swimmingpool". Roman.

Aus dem Niederländischen von Christiane Kuby. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011. 346 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Thriller mit Mehrwert hat Wolfgang Schneider gern, und Herman Koch empfiehlt er uns als eine Art niederländischen Houellebecq. Bedenkenlos, mit einem Schmunzeln auf den Lippen, macht er sich zum Komplizen des misanthropischen Erzählers, eines zynischen Mediziners, dann stellt der Rezensent fest: Etwas stimmt entschieden nicht mit diesem Typen. Doch da ist es schon zu spät, die Irritation ist perfekt, der Rezensent weiß nicht mehr, wann und wo er diesem paranoiden Psycho auf den Leim gegangen ist. Und er macht sich auf die Suche. Für Schneider ist genau das der Mehrwert des Buches, und er ist moralischer Art. Die ein oder andere literarische Konvention des Textes neutralisiert er locker.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Das ist ein fulminanter Thriller mit literarischen Qualitäten und voll schwarzem Humor. Eines dieser Bücher, das man in einer Nacht verschlingt.« NDRInfo 20120103
»[...] ein spannendes Familiendrama mit einer Erzählstimme voller Witz, Wut und bösen Gefühlen - ein Thriller, der literarischen Mehrwert besitzt und moralische Fragen aufwirft.« FAZ 20120109