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Als Sinnbild nationaler Größe ist Otto I. in die Geschichte eingegangen. Später hat man ihn als fernen Repräsentanten einer archaischen Gesellschaft bezeichnet, über den man keine Biographie schreiben könne. - Das Buch des bekannten Mittelalterhistorikers Johannes Laudage Setzt sich zunächst mit diesen Thesen auseinander: Kann man Otto den Großen wirklich nationalistisch vereinnahmen? Bleibt er tatsächlich ein "Mann ohne Eigenschaften"? Oder lassen sich seine Persönlichkeit und die Beweggründe seines Handelns nicht doch entschlüsseln? Der Autor folgt dem Lebensweg des Herrschers. Im Zentrum…mehr

Produktbeschreibung
Als Sinnbild nationaler Größe ist Otto I. in die Geschichte eingegangen. Später hat man ihn als fernen Repräsentanten einer archaischen Gesellschaft bezeichnet, über den man keine Biographie schreiben könne. - Das Buch des bekannten Mittelalterhistorikers Johannes Laudage Setzt sich zunächst mit diesen Thesen auseinander: Kann man Otto den Großen wirklich nationalistisch vereinnahmen? Bleibt er tatsächlich ein "Mann ohne Eigenschaften"? Oder lassen sich seine Persönlichkeit und die Beweggründe seines Handelns nicht doch entschlüsseln?
Der Autor folgt dem Lebensweg des Herrschers. Im Zentrum steht dabei der Handlungsspielraum des Einzelnen inmitten einer Welt voller magischer Frömmigkeit und ständiger Bedrohungen.
Laudages Biographie Ottos des Großen gehört zu jenen seltenen Büchern in der deutschen Geschichtsschreibung, die wissenschaftliche Ergebnisse spannend und gut lesbar vermitteln.

"Verformung des Gewußten und Erinnerten durch aktuelle Gegebenheiten und die Möglichkeiten menschlichen Erinnerns selbst, die Spannung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit sind Leitlinien dieser Diskussion. Die Stärke von Laudages Buch liegt nicht zuletzt darin, dass er sie an zentralen Punkten aufgreift und erläutert, um dann in vorsichtiger Formulierung seine Deutung der Quellen vorzustellen und in eine eigene Erzählung überzuführen. Ein kluges Buch, das sehr genau die Grenzen zwischen unserem gesicherten Wissen und den notwendigen Forschungshypothesen benennt."
Historische Zeitschrift, Oldenbourg
Autorenporträt
Johannes LAUDAGE, Dr. phil., geb. 1959 in Menden, studierte Geschichte, Katholische Theologie und Historische Hilfswissenschaften in Bonn und Köln, wurde bereits mit 24 promoviert und habilitierte sich mit 30. Danach lehrte er in Köln, Mainz, Braunschweig, Heidelberg, Bonn und München. Seit 1999 hat er den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf inne.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2002

Der Herrscher badet gern lau
Kaum ist Otto der Große in archaische Ferne gerückt, da holt Johannes Laudage ihn wieder zurück

Im Jahre 1936 publizierte Robert Holtzmann eine Biographie Ottos des Großen, gerade rechtzeitig zur Tausendjahr-Feier der Königserhebung. Sie begann mit dem Satz: "DEM DEUTSCHEN VOLKE widme ich diese Blätter". Holtzmann schrieb in dem Bewußtsein, "eine köstliche Botschaft" zu verkünden, nämlich zu erzählen, "wie wir ein Volk geworden sind". Dieser "Anfang unserer Geschichte", so hatte 1933 ein anderer Mediävist programmatisch formuliert, sei ein Anfang in "Macht, Größe und Weltruf" gewesen - und damit hatte er die gängige Meinung auf den Punkt gebracht, die alle Anstrengungen rechtfertigte, diese Macht und Größe wieder zu erringen.

Als 1985 Hagen Keller und der Rezensent eine Biographie Heinrichs I. und Ottos des Großen vorlegten, porträtierten sie die sächsischen Herrscher als "ferne Repräsentanten einer archaischen Zeit", zu denen keine einfachen Wege des Verständnisses zurückführten. Der Mythos der glanzvollen nationalen Anfänge hatte ausgedient und war einer Betrachtung dieser Anfänge gewichen, die gerade das Ferne, Fremdartige der Ottonenzeit betonte. Die veränderten Perspektiven haben seither zu tiefgreifenden Neubewertungen der Geschichte des zehnten Jahrhunderts - und zu Kontroversen - geführt, obgleich kaum ein neues "Faktum" bekannt, kaum eine neue Quelle gefunden wurde. Man durfte daher gespannt sein auf die Lektüre der umfangreichen Biographie Ottos, die ungeplant rechtzeitig zur Eröffnung der Ausstellung erschien, mit der sich die Stadt Magdeburg, das Land Sachsen-Anhalt und vielleicht die ganze Bundesrepublik der Nachwende-Zeit der Erinnerung an Otto den Großen vergewissert.

Von dem Buch wird man nicht enttäuscht. Laudage schreibt in Kenntnis all der minutiösen Einzelforschung und mit beträchtlichem didaktischen Impetus zu erklären, wie man die Darstellungsweisen und -absichten namentlich der "ottonischen" Historiographie zu verstehen habe, mit deren Werken die Erinnerung einer oralen Gesellschaft in Schriftlichkeit überführt wurde. Erkennbar möchte er allen modernen Ansätzen gerecht werden, was mitunter zu Schwierigkeiten führt: Denn wenn man akzeptiert, daß die Erinnerung einer oralen Gesellschaft sehr kurzlebig ist, jedes vergangene Geschehen fortwährend an die eigene Gegenwart anpaßt und dabei weitestgehend verformt, dann kann man eigentlich nicht fortfahren und erzählen, was so alles passiert ist. Genau dies aber tut Laudage sehr plastisch und kenntnisreich und zeichnet die Krisen wie die Erfolge der Herrschaft Ottos des Großen im wesentlichen auf der Basis der Darstellungen des Widukind, Liutprand, Adalbert oder der Hrotswith nach, die doch unter dem Verdacht stehen, Fiktionen produziert oder kolportiert zu haben.

Eigenes Profil gewinnt das Buch aber weniger durch die Darstellung der Haupt- und Staatsereignisse der Regierung Ottos des Großen - der "Aufstände" der Verwandten und des Hochadels; der Gewinnung Italiens und des Kaisertums; des Lechfeldsieges und der Gründung des Erzbistums Magdeburg - sondern vor allem durch den Versuch, die Zurückhaltung der modernen Forschung zu überwinden, die auf Äußerungen zu Persönlichkeit und Individualität Ottos so gut wie ganz verzichtete. "Otto der Große - ein Mann ohne Eigenschaften?" hat Laudage sein Einleitungskapitel überschrieben und sich hier wie in der ganzen Darstellung bemüht, durch die Verhaltensmuster hindurch auf Charakterzüge Ottos und auf die persönliche Frömmigkeit des Herrschers zu schließen. Dabei gelingen ihm eine ganze Reihe guter Beobachtungen, die in der Tat diskutabel erscheinen lassen, ob nicht hier und dort mehr Individualität Ottos zu fassen ist als man bisher hat bemerken wollen.

Andererseits zeigen Laudages Argumentationen aber auch, wie schwierig es ist, hier festen Boden zu betreten. Ob Widukind von Corvey nämlich über Ottos Bauch und die Behaarung seiner Brust deshalb realistisch berichtete, weil er dem Herrscher beim Baden in der Weser oder beim Sport zusehen konnte, ist doch wohl nicht das, was man als ansprechende Vermutung gelten lassen wird. Gleiches gilt für das, was Laudage über Ottos Verhältnis zu seinen Ehefrauen und zu Frauen im allgemeinen oder über seinen vorgeblichen Sarkasmus ermittelte.

Es ist wohl kein Zufall, daß der Autor bei der Einordnung seiner Beobachtungen zumeist im Unkonkreten bleibt und zu wenig aussagekräftiger Metaphorik neigt wie der, daß "Otto nicht zuletzt deshalb mehr als sein Vater (erreichte), weil er den Wogen der Geschichte nicht auswich, sondern sich von ihnen tragen ließ". Doch auch wenn seine Beweisführung hier und da Anlaß zu kritischem Nachfragen gibt, daß das Objekt der Bemühungen "zu den faszinierendsten, ungewöhnlichsten und tatkräftigsten Menschen einer versunkenen Welt gehörte", wie Laudage abschließend urteilt, ist sicher konsensfähig. Wie "versunken" diese Welt eigentlich ist, wird man aber weiter diskutieren dürfen.

GERD ALTHOFF

Johannes Laudage: "Otto der Große". Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2001. 416 S., Abb., geb., 34,76 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Rezensent Gerd Althoff, nach eigenem Bekunden selbst Otto-Biograf, ist ganz zufrieden. In Kenntnis "all der minutiösen Einzelforschung" und mit "beträchtlichem didaktischen Impetus" wolle Autor Laudage "erkennbar" allen modernen Ansätzen der ottonischen Historiografie gerecht werden. Seine Nachzeichnung der Geschichte Ottos des Großen stützt sich Althoff zufolge auf Darstellungen des Widukind, Liutprand, Adalbert oder der Hrotswith, die allerdings auch unter dem Verdacht stehen würden, "Fiktionen produziert oder kolportiert zu haben". Hier gerät dann für den Rezensenten gelegentlich die "sehr plastische und kenntnisreiche" Erzählung dessen, was war, in Konflikt mit dem historischen Anspruch des Buches. Andererseits gewinnt das Buch sein eigenes Profil für Althoff gerade durch den Versuch, die Zurückhaltung der modernen Forschung zu überwinden, die auf Äußerungen zu Persönlichkeit und Individualität Ottos bisher so gut wie ganz verzichtet habe.

© Perlentaucher Medien GmbH"