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Der zweite Wiesn-Sonntag. Weiß-blau erstreckt sich der Himmel über München, Tausende strömen auf das größte Volksfest der Welt. Partystimmung, so weit das Auge reicht, ausgelassen tanzen die Leute in den riesigen Zelten.
Niemand ahnt, dass dieser Nachmittag um exakt vier Minuten vor sechs in einem Höllenszenario enden wird. Denn genau zu diesem Zeitpunkt gibt Oleg Blochin, der skrupellose Kommandeur einer russischen Elite-Einheit, seinen Männern den Befehl, das Betäubungsgas im ersten Bierzelt freizusetzen. Und das ist erst der Anfang: Schlag auf Schlag geht es weiter, 70.000 Menschen…mehr

Produktbeschreibung
Der zweite Wiesn-Sonntag. Weiß-blau erstreckt sich der Himmel über München, Tausende strömen auf das größte Volksfest der Welt. Partystimmung, so weit das Auge reicht, ausgelassen tanzen die Leute in den riesigen Zelten.
Niemand ahnt, dass dieser Nachmittag um exakt vier Minuten vor sechs in einem Höllenszenario enden wird. Denn genau zu diesem Zeitpunkt gibt Oleg Blochin, der skrupellose Kommandeur einer russischen Elite-Einheit, seinen Männern den Befehl, das Betäubungsgas im ersten Bierzelt freizusetzen. Und das ist erst der Anfang: Schlag auf Schlag geht es weiter, 70.000 Menschen werden zu Geiseln in einem hochriskanten Spiel auf Leben und Tod ...
Autorenporträt
Scholder, Christoph
Christoph Scholder wurde 1967 in Tübingen geboren. Seinen ersten Krimi schrieb er im Alter von acht Jahren. Nach dem Studium der Soziologie, Philosophie und Psychologie lehrte er an verschiedenen Universitäten. "Oktoberfest" ist sein erster Roman. Er lebt in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2010

München zittert: Wiesn in Geiselhaft

Gibt es auf Erden ein Maß?", fragt der Philosoph, und das Bierzelt antwortet: "Das heißt eine Maß!" Und doch ist das Oktoberfest, heuer zum 200. Mal, maßlos. Weswegen wohl der Roman, der so heißt, "Oktoberfest", auch maßlos ist. Und die Antwort des Oktoberfests wiederum noch maßloser. "Wiesn: Autor schürt Angst vor Anschlägen". So titelte die Münchner "Abendzeitung" am vorvergangenen Montag auf ihrer ersten Seite. Es geht um einen Thriller.

Ja, stimmt, Thriller schüren Angst vor Bösem. So wie Kriminalromane Angst vor Mördern, Science-Fiction Angst vor der Zukunft, Pornographie Angst vor Impotenz, Philosophie Angst vor Dummheit und das Oktoberfest Angst vor nüchternem Dabeisein. "So wos duat ma net", meinte gleichwohl der Wiesnwirt und Sprecher aller Wiesnwirte, Toni Roiderer vom Hacker-Festzelt, im Radio über das Buch. Er hofft, dass es niemand kauft und dem Autor nur "vaschenga und wegschmeißn" bleibe - "brennt sicha guat". "Wiesn: Hacker-Zeltchef schürt Angst vor Bücherverbrennung" titelte daraufhin niemand.

In dem Thriller nehmen ehemalige russische Elitesoldaten 70 000 Biertrinker, mithin das gesamte Oktoberfest, als Geisel, nachdem sie zuvor die komplette Installation des Festes übernommen haben, um alle Bierzelte einem Giftgasangriff aussetzen zu können, wenn nicht zwei Milliarden Euro in Form von Rohdiamanten herausgerückt werden. Darum ist auch die Stimmung im Kreisverwaltungsreferat, also im echten jetzt, gereizt. Münchens Stadtdirektor Horst Reif schimpft, der Autor bediene sich "der abstrakten Gefährdungslage, die wir auf der Wiesn haben", was ein starkes Stück sei, denn "letztlich, theoretisch sind alle Szenarien denkbar, das wissen wir".

Alle? Auch dieses? Überprüft das Ordnungsamt schon die Kühlsysteme der Wiesn, rein theoretisch, auf geheime Zusatzkanäle? Rechnet es mit Raketenbeschuss? Und damit, dass alle geheimen Notnummern der Staatskanzlei und des Rathauses russischen Superhirnen längst bekannt sind? Oder haben, rein praktisch, all die Empörten von den sechshundert Seiten des Thrillers "Oktoberfest" des Debutanten Christoph Scholder (Droemer-Knaur, München 2010, 603 S., geb., 19,95 Euro) auch nur fünfzig gelesen?

Dann wüssten sie ja, was für einen konkreten Gefährdungsblödsinn sie daherreden. Scholder, einer Professorenfamilie entsprungen, seit langem in München wohnhaft und ein gern gesehener Gast seiner Bräuhäuser, hat - "Das sieht hier aus wie in einem Bruce-Willis-Film" - einen zugleich ortskundigen wie durchgedrehten Reißer geschrieben. Wie oft im Genre des Thrillers wird liebevolle Detailkenntnis - von Handfeuerwaffen, seltenen Chemikalien, furchtbaren Todesarten, Kryptologie oder Überwachungstechnik - mit einem Handlungsablauf kombiniert, gegen den die Johannes-Apokalypse ein Sachbuch ist.

Bei Scholder kommt noch ein gewisses Vergnügen hinzu, die herumstudierten Jahre nicht ungenutzt zu lassen. Motti von Clausewitz und Luhmann zieren die Kapitel, ein Dozent hält Konversation über das Bierzelt als "Heimat der Weltgesellschaft". Süffig, obergärig, nicht zur Abgabe an Jugendliche geeignet, zu hohe Stammwürze. Aber gefährlich? Schmarrn.

JÜRGEN KAUBE

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