Schade – dieser Artikel ist leider ausverkauft. Sobald wir wissen, ob und wann der Artikel wieder verfügbar ist, informieren wir Sie an dieser Stelle.
  • Gebundenes Buch

Danach gefragt, weshalb er nicht wie andere Schriftsteller emigriert sei und sich stattdessen den ständigen Gefahren ausgesetzt habe, die ihm als verbotenem Autor in der Hitler-Zeit drohten, antwortete Kästner einmal sinngemäß: Er habe es als seine Pflicht angesehen, die täglichen Grausamkeiten des Dritten Reiches aufzuzeichnen und zur Warnung für Spätgeborene festzuhalten. NOTABENE 45, erstmals 1961 herausgekommen, ist ein aus diesen Notizen nachträglich verfasstes Tagebuch Erich Kästners. Er beschreibt hierin in vielen Einzelberichten aus dem letzten Kriegsjahr das Leben im Dritten Reich.…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Danach gefragt, weshalb er nicht wie andere Schriftsteller emigriert sei und sich stattdessen den ständigen Gefahren ausgesetzt habe, die ihm als verbotenem Autor in der Hitler-Zeit drohten, antwortete Kästner einmal sinngemäß: Er habe es als seine Pflicht angesehen, die täglichen Grausamkeiten des Dritten Reiches aufzuzeichnen und zur Warnung für Spätgeborene festzuhalten. NOTABENE 45, erstmals 1961 herausgekommen, ist ein aus diesen Notizen nachträglich verfasstes Tagebuch Erich Kästners. Er beschreibt hierin in vielen Einzelberichten aus dem letzten Kriegsjahr das Leben im Dritten Reich. Die so entstandenen Skizzen und Szenen setzen sich wie Mosaiksteine zu einem vielschichtigen Bild zusammen. Kästner, der Moralist, wird mit diesem Buch einmal mehr seiner Verantwortung als Schriftsteller und Chronist seiner Zeit gerecht. Seine differenzierte Auseinandersetzung ist ein Dokument der Erschütterung, aber auch zugleich der Hoffnung, dass aus den verblendeten Mitläufern vergangener Tage aufrechte Demokraten werden.
Autorenporträt
Erich Kästner, geb. am 23.2.1899 in Dresden, studierte nach dem Ersten Weltkrieg Germanistik, Geschichte und Philosophie. Neben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten war Kästner Theaterkritiker und freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen. Von 1945 bis zu seinem Tode am 29. Juli 1974 lebte Kästner in München und war dort u.a. Feuilletonchef der 'Neuen Zeitung'. 1957 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2013

Geisterjagd

"Wasser verwandelt sich bei großer Kälte und Hitze, der Mensch unter großem Druck. Dass er bis zur Unkenntlichkeit veränderbar ist, fällt nicht sofort auf, da er den aufrechten Gang und die gewohnten Gesichtszüge beibehält." Und das macht es besonders gruselig. Diese ersten, tastenden Versuche, das deutsche Charakterinferno intellektuell zu durchdringen, macht Erich Kästner am 15. Juni 1945. Sie ergreifen uns nicht nur, weil sie schlicht zutreffen, sondern weil wir durch Bombennächte auf sie zulaufen. In dieser Unmittelbarkeit besteht die Kraft von Tagebüchern, wie Kästner im Vorwort schreibt: Sie "präsentieren gewesenes Präsens". Auch Irrtümer und falsche Gerüchte seien daher beizubehalten. Einzig so könne sich ein Buch dieser Zeit angemessen nähern, die zu einem großen Roman nicht tauge, konstatierte der Autor bei der Erstveröffentlichung 1961. Zu Beginn sitzen wir mit dem "Asphaltliteraten" im Herzen der Finsternis, in Berlin, und hören es flüstern, dass die SS eine "blutige Abschiedsfeier" plane: "Auch mein Name stünde auf der Liste." Wir begleiten Kästner auf gefährlicher Fahrt durch das Land unter dem Vorwand, bei Filmaufnahmen gebraucht zu werden. Eine gesamte Geister-Crew hat es so ins Zillertal geschafft, wo man das Kriegsende abwartet. Kästner meidet die Opferrolle. Er rechnet ab. Allein die hier für die Ewigkeit aufbewahrten, aus dem Februar 1945 stammenden Richtlinienänderungen bei der Nähmaschinennadelversorgung inklusive Handhabungshinweisen für ein neues "Formblattschema" - ein hochkomisch zu lesender, bürokratischer Super-GAU, während das Land dem Komplettzusammenbruch entgegengeht - gleichen einem ins Herz der deutschen Gründlichkeit getriebenen Holzpflock. So erledigt man Vampire. (Erich Kästner: "Notabene 45". Ein Tagebuch. Atrium Verlag, Zürich 2012. 246 S., geb., 19,95 [Euro].)

oju

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr