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»Während der Ferien in einem Land, in dem es früh dunkel wird, baten mich Freunde, einen Philosophiekurs für Eltern und Kinder zu improvisieren. Die Aufgabe zwang mich wie nie zuvor zum Kern der Sache zu kommen, ohne Fachbegriffe, gelehrte Zitate und Sekundärliteratur«.
Was ist der Kern der Philosophie? Dieses ungewöhnliche Philosophiebuch gibt darauf eine ebenso einfache wie anspruchsvolle Antwort. Nicht um einen Bildungskanon der Namen, Jahreszahlen und Theorien geht es Luc Ferry, sondern um die Lebens-Fragen und die Antworten, die die großen Philosophen in Abgrenzung zur Religion über…mehr

Produktbeschreibung
»Während der Ferien in einem Land, in dem es früh dunkel wird, baten mich Freunde, einen Philosophiekurs für Eltern und Kinder zu improvisieren. Die Aufgabe zwang mich wie nie zuvor zum Kern der Sache zu kommen, ohne Fachbegriffe, gelehrte Zitate und Sekundärliteratur«.

Was ist der Kern der Philosophie? Dieses ungewöhnliche Philosophiebuch gibt darauf eine ebenso einfache wie anspruchsvolle Antwort. Nicht um einen Bildungskanon der Namen, Jahreszahlen und Theorien geht es Luc Ferry, sondern um die Lebens-Fragen und die Antworten, die die großen Philosophen in Abgrenzung zur Religion über die Jahrhunderte darauf gefunden haben. Welche Vorstellung haben wir von der Welt, welche Mittel, sie zu verstehen? Wie können wir die Furcht vor dem Tod, vor Schmerz und Vergänglichkeit überwinden und ein glückliches, ein wahrhaft freies Leben führen? Der französische Philosoph zeigt an großen Momenten der Philosophiegeschichte, wie sehr unsere Sinnfragen, unsere Überzeugungen und Werte vom Denken früherer Generationen geprägt sind und was sie uns bei der Suche nach einem neuen, zeitgemäßen Humanismus bis heute zu sagen haben.

Autorenporträt
Luc Ferry, geb. 1951, war Professor für Philosophie an verschiedenen französischen Universitäten und 2002-2004 Bildungsminister. Heute ist er mehrfach preisgekrönter Schriftsteller.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2007

Ein Luftsprung in Nizza
Jenseits des Kalkulierbaren: Luc Ferrys „Leben lernen”
Von der Philosophie wird gern behauptet, sie transzendiere den gemeinen Nutzen. Das für den kalkulierenden Verstand Überflüssige an ihr beweise gerade ihre Erhabenheit über diesen. Luc Ferry hat diese Behauptung einmal ganz wörtlich genommen, und die überflüssige Formulierung zu ihrem Medium erhoben – etwa in der folgenden über die Philosophie, die andere schreiben, er nicht: „Ganz im Gegenteil, sie kann durchaus von Nutzen sein, was ich keineswegs in Abrede stellen möchte”.
Wer an Worten nicht spart, sagt sich Ferry, beweist jedenfalls, dass er kein der metaphysischen Tiefsee abholder Krämer ist. Sein Programm, das auf den anmutigen Namen einer „post-nietzscheschen Spiritualität” hört, gießt der Philosoph in eine Prosa, die ihre Redundanz als freundliches Zugeständnis an und Attraktion für einen Leser ausbietet, „der an der Schwelle zum Erwachsenenleben steht, sich aber noch nicht ganz von der Welt der Kindheit verabschiedet hat”.
Eher ungern unterbricht sich Ferry in solchem Redefluss, eher selten hemmt er, was so breit und wiederholungsselig dahinströmt: „Das alles habe ich schon gesagt, als ich vom Beispiel des Tiefseetauchens sprach. Ich gehe also nicht weiter darauf ein”. An Stellen wie dieser ließ der Philosoph den Charakter gesprochener Sprache unangetastet, die notorisch besonders lebendig ist.
Dies ist umso erquickender, als immer wieder einmal aus dem trägen Wellengang überzähliger Phrasen die Gischt genuinen Schwachsinns emporschäumt, wie des folgenden über Nietzsche, den durch Ferrysche Spiritualität zu Überwindenden: „Sodass er sprichwörtlich vor Freude in die Luft springt, als er erfährt, dass in Nizza ein Erdbeben stattgefunden oder ein Zyklon die Fidschi-Inseln verwüstet hat”. An welches Verhältnis von Buchstäblichem und Sprichwörtlichem der Philosoph und seine Übersetzerin da wohl dachten?
Wie auch immer, als philosophischer Sinn des Sprichwörtlichen lässt sich erschließen, das Leben habe doch wahrhaftig mehr zu bieten als tektonische Störungen an der Riviera oder schlechtes Wetter in der Südsee. Was mehr, ist dann allerdings erst den allerletzten Seiten des Buches zu entnehmen. Dasselbe stand, so erfährt der jugendliche Leser da, „über ein Jahr auf den oberen Rängen der französischen Bestsellerliste”. Und: „Die Publikation wurde vom französischen Kultusministerium – Centre national du livre unterstützt. Dieses Buch erscheint im Rahmen des Förderprogramms des französischen Außenministeriums.”
Ferry hat es also geschafft, sich einen Bestseller mit Steuergeldern finanzieren zu lassen. Wie das gelang, ist schnell erklärt: Der Philosoph war von 2002 bis 2004 französischer Erziehungsminister. Und doch spricht aus dem Paradox des staatlich subventionierten Verkaufsschlagers Tieferes. Denn erst in ihm ist der Anspruch einer philosophischen Ars Vivendi, den der Titel erhebt, ganz eingelöst, erscheinen am Ende sogar Metaphysik und Nutzen wieder vollkommen versöhnt. ANDREAS DORSCHEL
LUC FERRY: Leben lernen: Eine philosophische Gebrauchsanweisung. Aus dem Französischen übersetzt von Lis Künzli. Antje Kunstmann Verlag, München 2007. 318 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wie zu leben sei, will sich Andreas Dorschel von Luc Ferry lieber nicht erklären lassen. Kann der noch so "breit und wiederholungsselig" schreiben, ­ Dorschel will und will die "post-nietzscheanische Spiritualität" nicht einleuchten. Dafür macht ihm die zuverlässig aus dem mesmerisierenden Erzählfluss aufbrausende "Gischt genuinen Schwachsinns" fast so viel Eindruck wie der Umstand, dass dieses Buch in Frankreich zum Bestseller werden konnte.

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