Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 2,09 €
  • Broschiertes Buch

Die Welt ist noch nicht am Ende ihres Lateins
Latein ist hip wie nie zuvor: David Beckham trägt auf seinem Arm lateinische Tattoos, und "Quo vadis?"-Smalltalk à la Asterix ist auf jeder Party ein Knüller. Passend dazu kommt nun der ultimative Führer durch die lateinische Sprache. Doch keine Angst - oder wie der versierte Lateiner sagen würde: "Nil desperandum!" Mit "Latin Lover" gelingt es Harry Mount, die angestaubte Sprache der alten Römer trendig und äußerst heutig zu präsentieren.

Produktbeschreibung
Die Welt ist noch nicht am Ende ihres Lateins

Latein ist hip wie nie zuvor: David Beckham trägt auf seinem Arm lateinische Tattoos, und "Quo vadis?"-Smalltalk à la Asterix ist auf jeder Party ein Knüller. Passend dazu kommt nun der ultimative Führer durch die lateinische Sprache. Doch keine Angst - oder wie der versierte Lateiner sagen würde: "Nil desperandum!" Mit "Latin Lover" gelingt es Harry Mount, die angestaubte Sprache der alten Römer trendig und äußerst heutig zu präsentieren.
Autorenporträt
Harry Mount hielt Vorlesungen über die Klassische Antike in Oxford und war zudem Tutor für Latein, bevor er sich entschied Journalist zu werden. Er arbeitete u.a. als Chefreporter und New-York-Korrespondent des "Daily Telegrapgh". "Latin Lover" ist sein erstes Buch, das in deutscher Sprache erscheint.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2008

Segeln auf der Lateinwelle

"Primum, duces nostros linguae Latinam non iam studere triste non videtur": Auf den ersten Blick scheint nichts dabei zu sein, dass unsere Herrschenden kein Latein mehr lernen. So begann eine Glosse, die die "New York Times" auch auf Latein veröffentlichte. Darin beklagte der britische Kolumnist Harry Mount, ein in Oxford geschulter Latinist, die sprachliche Unbildung heutiger Politiker und führte den Verlust an rhetorischer Schulung und intellektueller Weltläufigkeit auch auf mangelnde Lateinkenntnisse zurück.

Denn Latein gehörte auch in den Vereinigten Staaten lange zum traditionellen Curriculum. Mitte der sechziger Jahre allerdings begann die Zahl der Lateinschüler rasant abzunehmen, und erst seit zwei Jahren ist sie wieder im Steigen begriffen. Ständig auf der Suche nach neuen Sprachspielen, greift mittlerweile auch die Werbung immer öfter auf Latein zurück. Und seitdem die Hollywood-Diva Angelina Jolie sich den Satz "Quod me nutrit me destruit" auf den Bauch tätowieren ließ, dringt Latein sogar in die Popkultur ein - und in die Programme der Publikumsverlage.

In England wurde Harry Mounts "Amo, amas, amat ... and All That", eine Mischung aus Lehrbuch und Selbsterfahrungsbericht, zu einem kleinen Bestseller. Für die deutsche Ausgabe hielt sich der Verlag gleich an den zugkräftigen Untertitel ("Latin Lover". Latein lieben lernen! Aus dem Englischen von Wiebke Hafermann. Heyne Verlag, München 2007. 254 S., br., 16,95 [Euro]). Die amerikanische Ausgabe wiederum griff zum Slogan "Put a Little Latin in Your Life", der prompt zur gern zitierten Wendung innerhalb der Bildungselite wurde.

Der Lateinwelle verdankt sich auch ein Buch von Nicholas Ostler, dem Vorsitzenden der "Foundation for Endangered Languages" ("Ad Infinitum". A Biography of Latin. Walker & Company, New York 2008. 400 S., br., 16,- $). In dieser populärwissenschaftlichen Sprachgeschichte beschreibt Ostler die Ausbreitung des Lateinischen als Resultat einer pragmatischen Sprachpolitik des römischen Imperiums. Als "Volkssprache, Soldatensprache und Verwaltungssprache" war Latein europaweit verbreitet. Als Sprache der römisch-katholischen Kirche und als gemeinsame Sprache der europäischen Bildungselite überlebte es das Imperium. Und auch nachdem es als Umgangssprache längst untergegangen war, blieb Latein als Zeichen intellektueller Distinktion lebendig. Diese Funktion hat es noch heute.

Ein beiläufig eingefügtes lateinisches Wort signalisiert Niveau. Die Entscheidung des Vatikans, die alte römische Liturgie - und also die lateinische Messe - wieder zuzulassen, auch die immer ausführlichere Berichterstattung über medizinische Forschung haben Latein ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Nicht zuletzt im Kielwasser der ausgerufenen Bildungskatastrophe ist die tote Sprache Latein wieder auf den Plan getreten und hat eine Diskussion über Lernziele und kulturelle Werte angeregt.

Denn Latein darf sich wohl zum Bestand des Weltkulturerbes zählen. Latein sei, so der langjährige Vorsitzende des Deutschen Altphilologenverbands, Friedrich Maier, der "Königsweg zu vertieftem Sprachverständnis" und zugleich die "Quelle des Denkens" ("Warum Latein?". Zehn gute Gründe. Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 2008. 80 S., br., 2,60 [Euro]). Vor allem aber unterstütze Latein die Aneignung und Bewahrung eines europäischen Bewusstseins. Auch deshalb gehören für Maier Lateinkenntnisse zu jeder und nicht nur zur humanistischen Bildung und entsprechend der Lateinunterricht zum gymnasialen Lehrplan.

In Deutschland ist Latein in den letzten Jahren geradezu zum Boomfach geworden. Über 800000 Schüler hatten im letzten Schuljahr Lateinunterricht - und dieser Unterricht wird, wie man bei Maier nachlesen kann, heutzutage recht unterhaltend gestaltet. Die römische Antike wird dabei zum Erfahrungsreservoir stilisiert. Darauf stützt sich auch Michael Schelenz in seiner Anleitung für denkbar lebenspraktisches Latein ("Schimpfen und Flirten auf Latein". Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2008. 112 S., br., 6,95 [Euro]). Latein verleihe einem banalen oder gar anzüglichen Ausdruck Erhabenheit, meint der Leipziger Journalist. Statt "trockener Wortkunde und knochiger Grammatik" bietet er Übersetzungsvorschläge umgangssprachlicher Redewendungen, wobei es ihm nicht auf sprachliche Genauigkeit, sondern auf freche Wirkung ankommt.

Während Schelenz Latein einen Gegenwartsbezug unterstellt, sieht Maier es als Mittel geistiger Ertüchtigung. Beide - der eine spielerisch, der andere mit pädagogischem Ernst - wollen mit Lateinkenntnissen das kulturelle Selbstverständnis stärken. Das wollen auch Mount und Ostler, aber statt Alltagsrelevanz und Gehirntraining unterstreichen sie den sprachästhetischen Genuss und die Horizonterweiterung, die Latein vermittelt. Denn das Schöne am Latein, so Mount, ist doch das Latein.

STEFANA SABIN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr