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Daniels Leben gerät mit den Jahren mehr und mehr in den Bann des mysteriösen Autors, von dem keiner weiß, warum jemand all seine Bücher bis aufs letzte Exemplar zu vernichten sucht. Alle Menschen, denen Daniel begegnet, auch die Frauen, in die er sich verliebt, scheinen nur Figuren in diesem großen Spiel zu sein. Sie alle haben es darauf abgesehen, Daniel in die Irre zu führen. Und eben dadurch gerät er mitten in die abenteuerliche Handlung seines Lieblingsromans; es ist, als ob die vergangene Geschichte sich in seinem eigenen Leben wiederhole, das von den Schatten furchtbarer Ereignisse…mehr

Produktbeschreibung
Daniels Leben gerät mit den Jahren mehr und mehr in den Bann des mysteriösen Autors, von dem keiner weiß, warum jemand all seine Bücher bis aufs letzte Exemplar zu vernichten sucht. Alle Menschen, denen Daniel begegnet, auch die Frauen, in die er sich verliebt, scheinen nur Figuren in diesem großen Spiel zu sein. Sie alle haben es darauf abgesehen, Daniel in die Irre zu führen. Und eben dadurch gerät er mitten in die abenteuerliche Handlung seines Lieblingsromans; es ist, als ob die vergangene Geschichte sich in seinem eigenen Leben wiederhole, das von den Schatten furchtbarer Ereignisse verdunkelt zu werden droht.
Vor dem Hintergrund eines gespenstisch schimmernden Barcelona inszeniert Zafon einen dicht gewobenen Spannungsroman, der jenseits aller gängigen Romangenres souverän und mit Witz eine fesselnde, packende Geschichte erzählt.
Autorenporträt
Carlos Ruiz Zafón, geb. 1964 in Barcelona, lebt heute in Los Angeles. Mit den großen Barcelona-Romanen 'Der Schatten des Windes' und 'Das Spiel des Engels' begeisterte er ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt; seine Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt. Das Spiel des Engels stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.10.2003

Das Phantombuch
Carlos Ruiz Zafóns praller Roman „Der Schatten des Windes”
„Ich erinnere mich noch genau an den Morgen, an dem mich mein Vater zum ersten Mal zum Friedhof der Vergessenen Bücher mitnahm. Die ersten Sommertage des Jahres 1945 rieselten dahin, und wir gingen durch die Straßen eines Barcelonas, auf dem ein aschener Himmel lastete und dunstiges Sonnenlicht auf die Rambla de Santa Mónica filterte.” Ein Roman, der mit solchen Sätzen beginnt und dazu noch „Der Schatten des Windes” heißt – kann man ihm widerstehen? Wohl kaum. Zumindest nicht ein Leser, der von Zeit zu Zeit gerne literarisch regrediert und daher anfällig ist für die Reize eines Jugendbuches für Erwachsene.
Daniel heißt der Ich-Erzähler, und er ist zehn Jahre alt, als er sich in einer Sammelstelle für alle Bücher, die keine Leser mehr finden, den Roman „Der Schatten des Windes” von Julián Carax aussuchen darf. Von dem Werk, das er noch am selben Tag verschlingt, ist er so fasziniert, dass er unbedingt mehr, als der Klappentext verrät, über den um die Jahrhundertwende geborenen Autor wissen und vor allem alles von ihm lesen will. Das aber erweist sich trotz jahrelanger Recherchen als überaus schwierig: Carax ist unter rätselhaften Umständen verschollen, und seine Bücher sind europaweit aus allen Buchhandlungen und Bibliotheken verschwunden. Je besessener sich der kindliche, dann halbwüchsige und erwachsene Leser in seine Suche verstrickt, desto unheimlicher wird sie. Ein Mann, der dem Teufel, der in „Der Schatten des Windes” auftritt, gleicht, beginnt ihn zu verfolgen, und in Daniels Leben scheinen sich Ereignisse, die schon für Carax fatal waren, zu wiederholen.
Die Tradition, in die sich „Der Schatten des Windes” einreihen will, hat ihre großen Namen und reicht weit zurück ins 19. Jahrhundert. „Die Frau in Weiß” von Wilkie Collins, „Die Geheimnisse von Paris” von Eugène Sue und „Das Phantom der Oper” von Gaston Leroux gehören ihr ebenso an wie manche Romane von Ray Bradbury und Joan Aiken. Carlos Ruiz Zafón eifert diesen Meistern nach, er erreicht sie nicht ganz, aber er ist ein überaus gelehriger Schüler. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er die Handlung nicht über so viele Jahre ausgedehnt, sondern auf die Kindheit der Hauptfigur konzentriert hätte: „Der Schatten des Windes” ist ein Knabentraum, und aus der Perspektive eines Knaben geschildert, besitzt der Roman auf den ersten hundert Seiten eine poetische Qualität, die er später verliert. Die Stoffmassen, die Zafón bewegt, veranlassen ihn zudem zu mehreren, nicht immer glücklich inszenierten Rückblenden. Von der Neigung, dramatische Geschehnisse etwas zu oft in heftige Gewitter zu verlegen, einmal abgesehen, ist sein Sinn für Effekte aller Art aber sehr sicher. Zafón kann, wie es sich in dem von ihm gewählten Genre gehört, Spannung und Horror zu erzeugen; die Dialoge, die Daniel mit seinem treuen Freund Fermin führt, beweisen des Autors beträchtlichen Sinn für Dialogwitz und dramaturgisch geschickte Stimmungswechsel.
Trotz seiner Orientierung an bewährten Mustern und seiner skrupellosen Absicht, nichts als unterhalten zu wollen, besitzt der Roman aber durchaus eine literarische Originalität. Sie beruht auf der klugen Wahl von Ort und Zeit der Handlung. Als „große Zauberin”, als „Hexe”, die ihren Einwohnern die Seele raubt, wird das durch Bürgerkrieg und Franquismus versehrte Barcelona der Nachkriegszeit von den Figuren bezeichnet. Es sind vor allem die düsteren Aspekte der urbanen Physiognomie, die ihn faszinieren. „Der Schatten des Windes” führt in einen verfallenen Belle Epoque-Palast und in verwinkelte großbürgerliche Wohnungen, in die feuchten, dunklen Unterkünfte der Armen, in ein Altersheim, das einer Vorhölle gleicht, und auf den riesigen städtischen Friedhof. Die geheime Hauptfigur des Romans ist die Stadt, in der er spielt. Auf der imaginären Landkarte der gehobenen Sensations- und Schauerliteratur hat dank Zafón nun auch Barcelona einen Platz erhalten.
CHRISTOPH HAAS
CARLOS RUIZ ZAFÓN: Der Schatten des Windes. Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2003. 529 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Anderthalb Tage - Sie werden alles liegen lassen und die Nacht durchlesen. Sie können es nicht weglegen, bevor Sie nicht am Ende sind." (Joschka Fischer)

"In diesem Buch findet sich eine der schönsten Szenen, die ich je gelesen habe." (Elke Heidenreich)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2008

Der Androidenkiller von Barcelona
Nichts ist erfolgreicher als das Unheimliche - das neue Buch des spanischen Bestsellerautors Carlos Ruiz Zafón

Natürlich gibt es hundert gute Gründe dafür, "Das Spiel des Engels" für ein miserables Buch zu halten. Die meisten von ihnen sind Zitate mit einem "wie" in der Mitte: "Das Laub zischte in der Dunkelheit wie Schlangen"; "Die Barackensiedlung des Somorrostro-Viertels erstreckte sich wie eine Schlackenschicht"; "Die Schatten wogten wie schwarzes Wasser"; "Sogleich zogen sich alle wie verängstigte Nager zurück"; "Sie führte ihn zu einem Stuhl, auf den er sich wie eine ausgediente Puppe fallen ließ" und dergleichen mehr - schiefe Bilder, wo immer man das Buch aufschlägt, und ginge es dabei nur um Fragen des Stils, täte man besser daran, diesen Roman zu ignorieren.

Nur geht es darum eben nicht. Das Buch, in jeder Hinsicht ein würdiger Nachfolger von Carlos Ruiz Zafóns Bestseller "Der Schatten des Windes", gibt sich gar nicht erst den Anschein, als käme es ihm auf eine geschliffene Sprache an, die sorgfältig und klar auf eine stimmige Psychologie zielte, auf haltbare Berichte von der Tagseite der Welt. Stattdessen schwelgt "Das Spiel des Engels" gut siebenhundert Seiten lang in ausgesprochen düsteren Visionen aus dem Barcelona der zwanziger Jahre. Es nebelt, stürmt und gewittert nach Herzenslust, der naive Nachwuchsjournalist David Martín, der im Zentrum steht und diese Geschichte aus der Rückschau erzählt, hat es schon rasch mit dem Leibhaftigen zu tun, und wer sonst noch in diesem Roman eine Rolle spielt, wird auf dem Weg zum Finale dahingerafft - aufgeschlitzt, erschossen, vergiftet, zu Tode gestürzt oder ertränkt. Zafón beweist dabei eine vielgestalte Phantasie.

Eigenartig nur, wie wenig einem dieses Massensterben nahegeht. Eine Erklärung dafür ist, dass dieses Buch sehr viel mehr aus der Architektur Barcelonas heraus lebt als aus seinen Figuren - das Interesse des Autors gilt den schäbigen Absteigen, den Jugendstilvillen oder den düsteren Parks, die er intensiv und äußerst lebendig schildert, während ihm die Menschen gern zu Pappkameraden verkümmern. Aber auch dies ist eher Programm als Unvermögen, denn das Referenzsystem, das Zafón zugrunde legt, ist die populäre Literatur des 19. Jahrhunderts, genauer: der Zeitungsfortsetzungsroman mit seinen Stereotypen und dem genretypischen Spannungsbogen bis zum Cliffhanger am Ende der jeweiligen Lieferung - wenn es den Leser zerreißt, weil er die Tage bis zur nächsten Ausgabe zählt, dann kann der Autor nicht gar so viel falsch gemacht haben.

Damit hält Zafón auch nicht hinter dem Berg: Eugène Sue, Victor Hugo, Charles Dickens und Alexandre Dumas sind neben vielen anderen durch Verweise, Zitate und Anspielungen überaus präsent in diesem Bücherkosmos, in dem sich der frühberufene Autor Martín seinen Weg zum Lesepublikum bahnt. Den beginnt er als Siebzehnjähriger keineswegs zufällig mit einem flott verfassten Fortsetzungsroman; er verdingt sich später unter Pseudonym als Kolportageschreiber für zwei windige Verleger (die dann noch etwas später den Flammentod erleiden müssen, damit Martín frei für andere Interessenten wird); für einen dubiosen Verleger namens Corelli (man ergänzt automatisch den Vornamen "Arcangelo" und ist ganz rasch beim - gefallenen - Erzengel, also bei Luzifer) schreibt Martín ein Pamphlet, das eine neue Religion begründen soll, und als er schließlich erkennt, mit wem er es zu tun hat, ist das auch schon gar nicht mehr so wichtig.

Von "Der Schatten des Windes" aber hat sich Zafón nicht nur die Szenerie geborgt, sondern auch ein paar der Figuren - so wird hier erzählt, wie die Eltern von Daniel Sempere, dem Erzähler von "Der Schatten des Windes", zusammengekommen sind. Auch die unerhört kitschige "Bibliothek der vergessenen Bücher", um die im Vorgängerroman so viel Wind gemacht wird, kommt hier ein weiteres Mal vor, jener Ort also, an den die Eingeweihten unter den wahren Bücherfreunden geführt werden, um im Wirrwarr der Bände ein einziges Werk gleichsam zu adoptieren - ein Buch, auf das sie in Zukunft aufpassen und das sie hüten werden wie ein leibliches Kind.

Hier aber setzt "Das Spiel des Engels" einen eigenen, höchst erfreulichen Akzent. Denn David Martín, der mit denselben salbungsvollen Worten in diesen Tempel der fetischhaften Verehrung des Buches eingeführt wird, wählt zwar wie alle anderen Besucher auch einen Band, nur nimmt er es mit seinen Pflichten offensichtlich nicht so genau - irgendwann wirft er das Buch, für das er doch sorgen soll, im hohen Bogen ins Feuer.

Dieser Akt der Buchzerstörung aber, der schon durch den "Schatten des Windes" irrlichtert (dort stiehlt sich ein Autor alle Exemplare eines von ihm verfassten Romans zusammen, um sie zu vernichten), ist das eigentlich Interessante an dem jetzt auf Deutsch erscheinenden Roman, der sich anschickt, ein Bestseller zu werden. Denn der Schriftsteller Martín hasst, so scheint es, jede einzelne Zeile, die er schreibt und die von ihm gedruckt wird. Findet eines seiner Bücher Anklang bei den Lesern, so fragt er sich, was er falsch gemacht hat; und sein Ruhm, der sich auf Kolportage stützt, ekelt ihn so sehr an, dass er freudig das Angebot des Verführers annimmt, etwas dezidiert Arkanes zu schreiben. Tatsächlich wird sein krudes Religionsstifterbuch später neben vielen ähnlichen in der "Bibliothek der vergessenen Bücher" verschimmeln - es trifft, wie es scheint, keinen falschen.

Ist das bloß das kokette Spiel eines märchenhaft erfolgreichen Autors, der diesem Erfolg nicht traut? Zafón lässt keinen Zweifel daran, dass Verkaufszahlen für ihn durchaus ein Maßstab sind, der über das Gelingen eines Buches entscheidet. Und seine Gewährsleute aus dem 19. Jahrhundert, allen voran Dickens, stehen für eine Literatur, die zugleich Massenphänomen und zeitlos gültig ist. Dass Zafón hier anknüpft, ist verdienstvoll, und indem er sich besonders bei der damaligen Schauerliteratur abschaut, was sich anbietet, wird "Das Spiel des Engels" bei aller Spannung aus eigenem Recht eben auch zum erhellenden Kommentar einer ganzen literarischen Richtung.

Wer sich - wie offenbar Zafón - ausdauernd mit düsteren Großstadtromanen von Autoren wie Gaston Leroux, Villiers de l'Isle-Adam oder eben Sue beschäftigt, der wird darin auf zwei Tendenzen stoßen, die fast schon zur Regel gerinnen. Die erste: In der Architektur schlägt die Vertikale die Horizontale - man steigt auf Türme oder in den Untergrund und spart sich dafür den Gang ins Weite. Die zweite: Der wirkliche Schrecken des Schauerromans ist die Begegnung des Helden mit sich selbst. Zafón beherzigt beides. Das zentrale Gebäude des Buches heißt aus einleuchtenden Gründen "das Haus mit dem Turm"; die Seilbahn über den Hafen liefert den Hintergrund für zwei entscheidende Szenen, und selbst der Abschied von der Geliebten, die im Wahnsinn endet, ist für Martín eine Sache der Vertikalen: Er blickt auf eine Eisdecke über einem See, unter der die Sterbende liegt und zurückschaut. Und auch bei der Selbstbegegnung hält sich Zafón nicht übermäßig zurück - einmal trifft Martín auf ein dunkles Zimmer voller golemhafter Androiden, von denen einer seine eigenen Züge trägt, er sieht einen Grabstein, auf dem sein Name samt Sterbedatum steht, und dass er sich selbst und den eigenen Erinnerungen keineswegs trauen darf, merkt er leider erst recht spät.

Zafón ergänzt das noch um sprechende Namen (meist aus der religiösen Sphäre wie "Trias", "Sempere" und "Salvador"), blasse Liebesgeschichten mit genretypisch blassen Damen und ein paar reizvolle Szenen aus dem Alltag des Schriftstellers. Das grenzt nicht nur an Kolportage, sondern reizt geradezu aus, wie weit ein ästhetisches Programm trägt, das vom bewegten Bild her kommt und dem die Atmosphäre alles bedeutet, die logische Struktur des Handlungsbogens dagegen entschieden weniger. Der immensen Spannung des Romans tut das erstaunlicherweise keinen Abbruch, und irgendwann nimmt man auch die gesammelten Stilblüten als Orchideengarten hin, ohne den das Buch nicht wäre, was es ist.

Dass sich jedenfalls der Autor selbst nicht allzu ernst nimmt, zeigt der Rat, den sein Erzähler einer Möchtegern-Schriftstellerin gibt: "Eulalia fand einfach nicht den richtigen Einstieg für ihren Roman, und ich riet ihr, dem Ganzen einen leicht unheimlichen Ton zu verleihen und ihre Geschichte rund um ein geheimes Buch aufzubauen, das von einem gequälten Geist heimgesucht wurde, mit einer Nebenhandlung übernatürlichen Anstrichs." Warum auch nicht? Beim "Schatten des Windes" hat das schließlich auch geklappt.

TILMAN SPRECKELSEN

Carlos Ruiz Zafón: "Das Spiel des Engels". Übersetzt von Peter Schwaar, S.-Fischer-Verlag, 720 Seiten, 24,95 Euro

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