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Die italienische Geschichte von der Zeit der Ottonen (ab 950) bis zur Gegenwart - dargestellt von fünf Fachgelehrten unter der herausgeberischen Leitung des Würzburger Ordinarius für Neueste Geschichte. Der übersichtliche Aufbau des Bandes: Jedes der Hauptkapitel wird durch einen knappen Epochenüberblick eingeleitet; die sich anschließende Darstellung ist in überschaubare Abschnitte untergliedert, die jeweils durch eine chronologische Tabelle eröffnet werden. Es folgen ausgewählte bibliographische Angaben. Stammtafeln und Karten sind in den Band eingestreut; den Abschluss bildet ein kommentiertes Namenregister.…mehr

Produktbeschreibung
Die italienische Geschichte von der Zeit der Ottonen (ab 950) bis zur Gegenwart - dargestellt von fünf Fachgelehrten unter der herausgeberischen Leitung des Würzburger Ordinarius für Neueste Geschichte. Der übersichtliche Aufbau des Bandes: Jedes der Hauptkapitel wird durch einen knappen Epochenüberblick eingeleitet; die sich anschließende Darstellung ist in überschaubare Abschnitte untergliedert, die jeweils durch eine chronologische Tabelle eröffnet werden. Es folgen ausgewählte bibliographische Angaben. Stammtafeln und Karten sind in den Band eingestreut; den Abschluss bildet ein kommentiertes Namenregister.
Autorenporträt
Wolfgang Altgeld ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Institut der Universität Würzburg.
Rezensionen
Jeden Monat erhalte ich zwischen 60 und 80 neue Taschenbuchtitel. Briefträger Bäuerle schleppt sie in gelben Postboxen die vielen Treppen hinauf und stellt sie im Flur ab. "Lesen sie das alles?", fragt er interessiert, und ich erkläre ihm, dass ich das meiste anlese und vieles lese und versuche, die Titel nach Themenschwerpunkten zu ordnen. Manchmal nimmt Briefträger Bäuerle sich etwas Zeit, und dann gehen wir zusammen die neuen Titel durch, Herr Bäuerle findet Themenschwerpunkte so schnell, als hätte er ein Leben lang nichts anderes gemacht.

Ende März fährt er nach Italien, aber er denkt schon jetzt oft an die Reise. Bei Reclam ist gerade eine "Kleine italienische Geschichte" erschienen, die ist was für ihn, denn Herrn Bäuerles Hang zu informativen Sachbüchern ist größer als der zur erzählenden Literatur. Der Reclam-Band ist aber auch ein wahres Muster an Übersichtlichkeit, er beginnt mit der Zeit der Ottonen und führt in sieben Großkapiteln, die von fünf Fachgelehrten verfasst wurden, bis in die heutige Zeit. Jedes Kapitel wird durch einen "Epochenüberblick" von wenigen Seiten eröffnet und von Literaturhinweisen abgerundet, es gibt chronologische Tabellen, Karten und Stammtafeln, genau diesen Band wird Herr Bäuerle mit in den Urlaub nehmen, zum Nachschlagen, wie er sagt, und dann und wann wird auch mal ein ganzes Kapitel gelesen, am Stück. ... Hanns-Josef Ortheil in der Welt

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.04.2002

Land der hundert Städte
Italien hat keine Nationalhistorie, ist es also bloß ein geographischer Name? Die Geschichte des europäischen Stiefels im Reclam-Format
Nachdem Italien 1870 Rom erobert hatte, zogen Kommissare durch die Schulen der Ewigen Stadt, um das nationale Bewusstsein der Kinder zu erforschen. „Was ist Italien?”, fragten sie. Ein Zwölfjähriger antwortete: „Eine große Stadt.”
In dieser Geschichte bündelt sich alles, was die italienische Geschichte so verwickelt, aber auch so reich macht: die antik-mittelalterliche Tradition der Stadt als politisch zentraler Einheit, die lange währende Undeutlichkeit aller Begriffe von Italien, die Durchsetzung des Nationalen von oben, nicht zuletzt durch die Schule.
Noch weniger als die jedes anderen europäischen Landes lässt sich die italienische Geschichte als Nationalhistorie fassen; dazu kommt, dass seit den neunziger Jahren auch im aktuellen politischen Geschehen – durch das Verschwinden der christlichen Zentralachse des Parteiensystems, den norditalienischen Separatismus, die reaktive Entfremdung des Südens, das Aufrücken einer nationalistischen Partei in die Regierung, sowie die Neubewertung der liberalen Risorgimento-Werte gegen solchen „geläuterten” Faschismus – alle Grundfragen und Streitpunkte der Nation neu aufgebrochen sind.
Es ist ein guter Moment für eine moderne italienische Geschichte; gut auch deshalb, weil in Italien selbst die Historiker mit Lebhaftigkeit auf die neue Situation regiert haben, und Jahr um Jahr materialreiche, oft brillant geschriebene Studien zu all diesen kritischen Punkten erscheinen – Bruno Tobias wunderbar zu lesende Bücher über die Nationalisierung der städtischen Räume durch Feiern und Denkmäler oder Mario Isnenghis Geschichte der Piazza als Ort der italienischen Selbstfindung seit 1848 sind nur zwei herausragende Beispiele.
Die „Kleine italienische Geschichte” des Reclam-Verlag ist mit ihren 500 Seiten groß genug, um davon einiges aufzugreifen. Dem Herausgeber Wolfgang Altgeld, der über das Risorgimento schreibt, gelingt das auch, er verwebt die politische Ereignisgeschiche geschickt mit den Resultaten der neuen Nationalismusforschung, und die Dramatik des Geschehens besiegt am Ende sogar die stilistische Eckigkeit des Autors.
Ansprechender geschrieben, aber viel konventioneller sind die anschließenden Kapitel Rudolf Lills über die moderne italienische Geschichte. Dabei hätte sich eine deutlichere Anknüpfung an nationalismushistorische Fragestellungen für den Faschismus-Teil sehr ausgezahlt, gerade wenn man, wie Lill, so sehr unter dem langwährenden, nun aber gottseidank überwundenen „linken Deutungsmonopol” litt.
Dass das viel massivere Monopol des derzeitigen Ministerpräsidenten den deutschen Historiker nur wenig irritiert, stellt seiner Meinungsfreudigkeit allerdings ein bedenkliches Zeugnis aus.
Im Vorwort heißt es, der Band erzähle die „Geschichte eines geographischen Raums und seiner vielfältigen politischen Gestaltungen”. Ob dem Herausgeber bewusst war, wie nah er mit dieser Formulierung an der die Italiener immer noch verletzenden Feststellung Metternichs von 1847 liegt, Italien sei „bloß ein geographischer Name”? Dabei stimmt es, dass in Italien auch der dünnste politische Kontinuitätsfaden fehlt – weder eine Monarchie noch einen Reichsverband gab es, der die Halbinsel von den Alpen bis nach Sizilien vor 1860 je geeinigt hätte. Selbst sprachlich wurde dieser Raum erst durch die modernen Massenmedien geeinigt.
Umso mehr verwundert der Zeitpunkt, mit dem der Reclam-Band beginnt: die ottonische Kaiserzeit. Als sei Italien wie Deutschland oder Frankreich ein Zerfallsprodukt des Karolingerreiches! Wer den Eigentümlichkeiten der italienischen Geschichte gerecht werden will, könnte sinnvoller mit Gregor dem Großen anfangen, der die dauerhafteste – und lange Zeit mächtigste – Institution des Landes, das Papsttum, auf eigene Füße stellte und nach Westen orientierte; oder aber mit dem Aufkommen jener hochmittelalterlichen Städtewelt, die Italien für ein halbes Jahrtausend zum kulturell und wirtschaftlich dynamischsten Gebiet Europas machte.
Der engherzige Politikbegriff, der diesem Handbuch zugrunde liegt, lässt sogar die Renaissance verblassen – und der welthistorisch einflussreichste Italiener des Mittelalters, der heilige Franz von Assisi, recht eigentlich ein Neugründer des Christentums, kommt gar nicht vor.
Es gibt einiges zu loben, die aktuellen Bibliographien, die mit ihrem Schwerpunkt auf der nichtitalienischen Literatur dem Anfänger entgegenkommen, die Übersichten und Zeittafeln, die das Nachschlagen und Memorieren leicht machen, doch diese praktischen Vorzüge können den Eindruck von Gedanken losigkeit, den der Band erweckt, nicht korrigieren. Er ist nützlich, aber uninteressant, und darum nur halb so nützlich, wie er sein könnte.
GUSTAV
SEIBT
WOLFGANG ALTGELD (Hrsg.): Kleine italienische Geschichte. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2002. 517 S., 11,10 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein guter Moment für eine moderne italienische Geschichte, findet Rezensent Gustav Seibt, insbesondere auch weil sich derzeit in Italien Historiker "oft brillant" mit dem Problem auseinander setzten, dass sich die italienische Geschichte weniger als die jedes anderen europäischen Landes als Nationalhistorie fassen lässt. Doch die von Wolfgang Altgeld herausgegebene "Kleine italienische Geschichte" ist für Seibt im großen und ganzen eine Enttäuschung. Verwundert zeigt sich Seibt vom Zeitpunkt, mit dem der Band einsetzt: die ottonische Kaiserzeit. Sinnvoller erschiene ihm ein Beginn mit Gregor dem Großen, der der Eigentümlichkeiten der italienischen Geschichte eher gerecht geworden wäre. Auch die Renaissance verblasst nach Seibt in dieser italienischen Geschichte, eine Folge des "engherzigen Politikbegriffs", der dem Band zugrunde liegt. Der "welthistorisch einflussreichste Italiener des Mittelalters", der heilige Franz von Assisi komme erst gar nicht vor. Lobende Worte findet Seibt für die Bibliografien, die Übersichten und Zeittafeln, die das "Nachschlagen und Memorieren leicht machen". Aber diese "praktischen Vorzüge", so der Rezensent abschließend, "können den Eindruck von Gedankenlosigkeit, den der Band erweckt, nicht korrigieren. Er ist nützlich, aber uninteressant, und darum nur halb so nützlich, wie er sein könnte."

© Perlentaucher Medien GmbH
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