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Dieses Buch führt in den Keller, wo die Heizöfen stehen, mit denen die Hochkultur gewärmt und gefüttert wird. Ob Jack The Ripper oder Dagobert Duck, ob Krazy Kat, Alien, Mord und Totschlag im "Wunderhorn", Tiefen und Untiefen der Science fiction oder gleich der Krimi hier sind die Früchte einer alten Leidenschaft zu genießen: Joachim Kalka, Kritiker und Übersetzer, liebt die Welt des sogenannten Trivialen, und in diesem Buch läßt er den Underground leuchten und zeigt, dass ohne ihn in den kulturellen Obergeschossen die Luft recht dünn wäre: Nicht nur um die grell erleuchteten Mysterien der…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Buch führt in den Keller, wo die Heizöfen stehen, mit denen die Hochkultur gewärmt und gefüttert wird. Ob Jack The Ripper oder Dagobert Duck, ob Krazy Kat, Alien, Mord und Totschlag im "Wunderhorn", Tiefen und Untiefen der Science fiction oder gleich der Krimi hier sind die Früchte einer alten Leidenschaft zu genießen: Joachim Kalka, Kritiker und Übersetzer, liebt die Welt des sogenannten Trivialen, und in diesem Buch läßt er den Underground leuchten und zeigt, dass ohne ihn in den kulturellen Obergeschossen die Luft recht dünn wäre: Nicht nur um die grell erleuchteten Mysterien der Kolportagewelt sind hier zu bewundern, sondern auch all jene avantgardistischen Erzählweisen, die von den ewigen Wiederholungen einer Grundformel leben dem Mord im verschlossenen Zimmer oder dem Sturz über die Bananenschale.
Autorenporträt
Joachim Kalka, geboren 1948, lebt als Kritiker und Übersetzer in Stuttgart. Die Darmstädter Akademie verlieh ihm für sein Übersetzungswerk 1996 den Johann-Heinrich-Voß-Preis und wählte ihn zum Mitglied. Im Berenberg Verlag erschien vor zwei Jahren der Band "Phantome der Aufklärung. Von Geistern, Schwindlern und dem Perpetuum Mobile". Außerdem, von ihm herausgegeben und übersetzt: Léon Blums Erinnerungen "Beschwörung der Schatten", unter dem Titel "Die Wildnis des häuslichen Lebens" eine Auswahl der Essays von Gilbert K. Chesterton sowie im Frühjahr 2008 "Doppelmemoiren" von Jean Giraudoux.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2008

Enterich
Joachim Kalkas bestechende Aufsätze zur Trivialkultur

Die Rehabilitierung des Trivialen ist längst keine so hehre Aufgabe mehr wie noch vor zehn Jahren, aber ein bisschen Neugier darf man sich immer noch erhoffen, wenn man ein Buch über Comics, Science-Fiction, Detektivund Horrorromane schreibt und nur das kürzeste Kapitel (sechs Seiten) einem allgemein der Hochkultur zugerechneten Objekt widmet, nämlich der romantischen Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn". Etwas mehr Aufmerksamkeit gibt es noch, wenn man einen guten Namen unter den Literaturwissenschaftlern besitzt - wie es bei Joachim Kalka der Fall ist. Aber beides zusammen reicht gewiss nicht, um den Grad an Aufmerksamkeit zu garantieren, den das Buch "Hoch unten" verdient hätte. Also sei es hier gepriesen.

Man könnte dem Rezensenten nun vorwerfen, er wäre Partei, denn die ersten drei Aufsätze, die Kalka in "Hoch unten" versammelt hat, beschäftigen sich mit der Welt von Entenhausen. Dazu ist zu sagen, dass Kalka aus donaldistischer Perspektive nichts Wesentliches zu berichten hat, dafür aber umso mehr aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. Wie er die Figurenmuster analysiert, kulturhistorische Querverbindungen herausarbeitet und auch meistens stiefmütterlich behandelte Stoffe wie die Comics um den "Kleinen bösen Wolf" in deren Bedeutung für das Gesamtkunstwerk der Disney-Comics würdigt, das ist nicht nur klug, sondern auch originell. Bei George Herrimans Comic-Klassiker "Krazy Kat" ist der Ertrag dann deutlich geringer, weil Kalka zwar viel von Erzähltheorie, aber wenig von Einzelbild- oder Seitenanalyse hält, doch das reicht immer noch für einen der lesenswerteren unter den unzähligen Aufsätzen zu "Krazy Kat". Man könnte auch meinen, das Urteil des Rezensenten wäre parteiisch, weil ein Teil der Texte schon in dieser Zeitung zum Abdruck gekommen ist. Das trifft aber nur auf ein Kapitel zu, "Aliens", in dem Kalka drei ursprünglich separat erschienene Artikel aus dieser Zeitung zu einer komplexen Diskussion des Umgangs mit dem Fremden am Beispiel mehrerer Science-Fiction-Stoffe zusammengestellt hat. Rührend dabei ist, dass ein 1999 bereits einigermaßen frappierender Redigatsfehler die neun Jahre seither überstanden hat, so dass der Regisseur von "Alien³" auch im Buch noch als David Fischer firmiert und unverändert als "junger, an Musikvideos geschulter Nachwuchsregisseur" bezeichnet wird, als hätte er unter seinem wahren Namen David Fincher seither nicht "Fight Club" oder "Zodiac" gedreht ("Sieben" stammte ohnehin schon von 1995).

Das ist der einzige gravierende Lapsus im Buch, das dezidiert aus "Liebeserklärungen eines Lesers" besteht, "der zwischen einem traditionellen Oben und Unten nicht im Sinne gewohnter Hierarchisierung unterscheiden möchte". Und obwohl Liebe gemeinhin blind macht, wird hier extrem hellsichtig beschrieben, gedeutet und erklärt. Lovecrafts Sprache etwa: Für Kalka ist sie "hochartifiziell, er pflegt eine trotzig altmodische Diktion ... Die heilige Sprache scheint aus Zersetzung entstanden, sie ist von einer abstoßenden Viskosität wie das Fleisch der Monstren. Diese exotischen Lettern und gutturalen Phoneme, zwielichtige Fremdlinge des Alphabets und der Sprache, zeigen aber dem Leser auch wieder ganz deutlich, was es mit dem Ungeheuerlichen auf sich hat, sie geben das Geheimnis des Ekels preis." Als Titelbild hat man eine Zeichnung des französischen Comic-Zeichners Marc-Antoine Mathieu gewählt, die uns bereits in jenen Raum führt, dem das Finale des Buches gewidmet ist: die Bibliothek. Sie speist Kalkas Texte mit immer neuen Nachbarschaften und Zufallsfunden, die das ungegenständliche, nach eindeutigen Suchkriterien aufgebaute Internet so (noch) nicht ermöglicht.

Der größte Luxus, den wir heute noch haben, ist die Zeit, die uns für Überraschungen bleibt. Wer derzeit drei, vier Stunden zur Verfügung hat, der kann sie mit der Lektüre von Kalkas Buch zum Luxus adeln.

ANDREAS PLATTHAUS.

Joachim Kalka: "Hoch unten". Das Triviale in der Hochkultur. Berenberg Verlag, Berlin 2008. 152 S., geb., 19,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Rezensenten Andreas Platthaus war die Lektüre von Joachim Kalkas "Hoch unten" ganz ausgesprochen aufschlussreich und erfreulich. Der Autor brilliere in der "Rehabilitierung des Trivialen" und gehe mit Erzähltheorie, Rezeptionstheorie und Kulturgeschichte an die Interpretation von Comics wie "Donald Duck" und Horrorfilmen wie "Alien". So hat Kalka es auf jeden Fall geschafft, dem Rezensenten die Bedeutung dieser "trivialen" Kulturgüter schmackhaft zu machen und ihm höchstes Lob abzugewinnen. Platthaus findet das Buch "nicht nur klug, sondern auch originell" und stört sich nicht im geringsten daran, dass einige der Texte schon in der FAZ erschienen sind und man Kalka durchaus nachsagen könne, "er wäre Partei". Sogar die Tatsache, dass ein damaliger Redigatsfehler übernommen wurde - aus Regisseur David Fincher wurde David Fischer - findet Platthaus "rührend".

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