Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 3,20 €
  • Gebundenes Buch

Sonne, Palmen, Black Jack, Burgerkrieg.
Seit Jahren reist Heinz Strunk zu Weihnachten mit einem Freund in die Fremde. Wohin, ist eigentlich egal, Hauptsache Meerblick, gepflegte Anlage und in der Nähe ein Spielcasino. Die beiden bevorzugen nämlich Reisen, bei denen die Erho-lung nicht durch tolle Erlebnisse, neue Anregungen oder interessante Urlaubsbekanntschaften erfolgt, sondern durch Nicht-Erkrankung, körperliche Ruhe und keine Gewichtszunahme. Anders gesagt: Den größten Erholungswert haben Reisen, _auf denen nichts passiert. Diesmal soll es nach Mombasa _gehen. Die erste Woche verläuft…mehr

Produktbeschreibung
Sonne, Palmen, Black Jack, Burgerkrieg.

Seit Jahren reist Heinz Strunk zu Weihnachten mit einem Freund in die Fremde. Wohin, ist eigentlich egal, Hauptsache Meerblick, gepflegte Anlage und in der Nähe ein Spielcasino. Die beiden bevorzugen nämlich Reisen, bei denen die Erho-lung nicht durch tolle Erlebnisse, neue Anregungen oder interessante Urlaubsbekanntschaften erfolgt, sondern durch Nicht-Erkrankung, körperliche Ruhe und keine Gewichtszunahme. Anders gesagt: Den größten Erholungswert haben Reisen, _auf denen nichts passiert. Diesmal soll es nach Mombasa _gehen. Die erste Woche verläuft wie geplant. Doch am zweiten Weihnachtsfeiertag sind in Kenia Wahlen angesetzt, und plötzlich hallen Gewehrschüsse durch die Nacht.
Allen Warnungen zum Trotz sind die beiden nicht davon abzuhalten, das nächste Taxi nach Mombasa City zu nehmen_...
«Es ist die Melancholie vorweggenommener Erinnerung, die Heinz Strunk am Ende dieses zutiefst tröstlichen, wahrhaftigen Buchs alsseine gefährlichste Waffe einsetzt.» Frankfurter Allgemeine Zeitung
Autorenporträt
Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman «Fleisch ist mein Gemüse» hat er elf weitere Bücher veröffentlicht. «Der goldene Handschuh» stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane «Es ist immer so schön mit dir» und «Ein Sommer in Niendorf» waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2011

Literatur I Die ganze Welt bereist und nichts gesehen: Das steht, als Motto, auf der ersten Seite des Dienstreisereports "Heinz Strunk in Afrika" (Rowohlt, 13,95 Euro). Mit einem Freund ist der Autor über Weihnachten nach Mombasa gereist, in ein Hotel mit Vollverpflegung, um ein Filmdrehbuch zu schreiben, abzunehmen und möglichst nichts zu tun. Er liest dann aber "Abbitte" von Ian McEwan und seziert die pompösesten Sätze heraus, während Strunks eigener Stil der hochempfindlichen, elegisch-introspektiven Humorsuada härter wird, der Witz bitterer, das Format der Erzählung strenger als in seinen drei Romanen davor. Ein gutes Buch für Menschen mit zu kurzen Nerven.

tob

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2011

Schweigen, Hitze, Senioren
In Pointengewittern: Heinz Strunk, Christoph Maria Herbst & Co. über die Tücken des Reisens in der Altengesellschaft
Es geht steil los in der lustigen Reiseliteratur dieses Winters, schon bei der Wahl des Urlaubsziels. Näher als Kenia wären ja die Kanaren, denkt sich die Hauptfigur von „Heinz Strunk in Afrika“, nur leider seien die „als Vorgriff auf das, was uns in naher Zukunft überall auf der Welt erwarten wird, fest im Griff der Rentner. Eine Seniorendiktatur. Steinalte, verkohlte Truthähne, so weit das Auge reicht. Erst Teneriffa, dann den Rest der Welt.“
Damit ist das Thema der Humor-Saison gefunden: der Lebensabend. Dieser dauert heute ja oft sehr lange, erklärt Strunk das Dilemma, unter Umständen länger als Morgen und Mittag zusammen. Entsprechend sind die Promenaden vieler Urlaubsorte von Alten besetzt, „Greise, die ohne Nutzen für irgendjemanden und ohne nennenswerte Erfahrung ihren endlosen Abendfrieden, die sinnlose Lebensverlängerung, den frech nach hinten geschobenen Tod genießen.“
Strunk, bald fünfzig, schrieb vor Jahren „Fleisch ist mein Gemüse“, einen Bestseller. Er gehört also selbst nicht mehr zur jugendlichen Zielgruppe seines Buches. Trotzdem kultiviert Strunk eine ausgewachsene Urlaubs-Gerontophobie. Tun die Senioren etwas, findet er das schrecklich: „Wollen einfach nicht alt werden, die Alten. Hochbetagt besteigen sie den Mount Everest, lassen sich mit Ende neunzig immatrikulieren, wissen einfach nicht, wohin mit der sinnlosen Lebenserwartung.“ Tun sie nichts, ist das fast noch schlimmer: „Raus aus der Erotik, rein ins Alter. Hineingezwungen in völlige Untätigkeit, ohne Geschäfte, ohne Aufgaben, gefangen im rückwärtsgewandten Leben, eingemauert in der eigenen Erstarrung, irren sie durch die hellen Nebel der Kindheit.“
Irgendwann denkt er sich dann selbst, es sei jetzt aber auch mal gut mit dem Seniorenbashing. Etwas erleichtert und amüsiert über das ansonsten wie immer hervorragende Buch, wendet man sich sogleich an Strunks Reisebegleiter, der im Buch immer nur als „C“ auftaucht.
Das steht für Christoph Grissemann, Teil des deutsch-österreichischen Satiriker-Duos Stermann & Grissemann, die soeben selbst einen gewagten Avantgarde-Thriller vorlegen, der im Februar unter dem Titel „Speichelfäden in der Buttermilch“erscheint: 700 Seiten, gefühlte 14 000 gelungene Pointen. Und was begegnet einem da, auf Seite 26? Die reinste Altersdiskriminierungs-Prosa: „Das Problem war, dass es für die Senioren keine Freizeitangebote gab, kaum Seniorenzentren, so war es kein Wunder, dass sie Alkohol tranken und Zigaretten rauchten. Auch körperlich waren sie in schlechtem Zustand, Falten, schlechte Zähne, schlechte Haltung. Außerdem hatte keiner der Senioren einen Job. . . . Was uns traurig machte, war, mitansehen zu müssen, wie perspektivenlos sie waren, sie waren die ‚No future‘-Generation. Aber – na bravo! – medikamentensüchtig.“
Schließlich hat es auch der zweite humoristische Reiseroman dieses Winters auf die Alten abgesehen: Christoph Maria Herbsts „Ein Traum von einem Schiff“. Herbst schreibt jetzt Bücher, weil er nicht mehr als der kalauernde Versicherungsangestellte aus der genialen Serie „Stromberg“ wahrgenommen werden möchte. Er hat also eine Pause vom guten Humor gemacht und den eigenen gefunden – das heißt, er klingt jetzt wie ein kalauernder Versicherungsangestellter ohne geniale Serie. Dafür aber mit einer Rolle in „Das Traumschiff“.
Und los geht’s. Das „MS“ in „MS Deutschland“ stehe für „Mumienschlepper“, denn das vermeintliche Traumschiff sei in Wahrheit eine Art „schwimmende Schwarzwaldklinik: so zittrig die Stimmchen, so gebeugt die Körper, so löchrig das Deckhaar der Insassen“, „Café Kranzler mit einem Schuss Charité“. Das erklärt dann auch die schwarzen Schleifspuren auf Deck: „der gemeine Rollatornutzer wird ab Windstärke vier über Bande gespielt, wie ein Puck mit Gebiss“.
Was ist da los? Bevor sie sich auch unter anderen deutschsprachigen Komikern verbreitete, war Gerontophobie die alleinige Domäne von Politikern. Ein früh vergreister Jung-Funktionär erklärte 2003 in einem Interview, er halte wenig davon, „wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“, früher seien die Leute ja auch auf Krücken gelaufen. Fünf Jahre später legte ein früherer Bundespräsident nach, Deutschland verwandele sich in eine „Rentnerdemokratie“, in der „die Älteren die Jüngeren ausplündern“. Auch der Chef des parteinahen Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft steuerte seine Erkenntnisse bei: „Wer mit 65 Jahren topfit auf der Parkbank sitzt, erzeugt sozialen Widerwillen“. Harte Verteilungskämpfe zwischen den Generationen stünden bevor, den Beginn der Französischen Revolution habe ja auch keiner vorausgeahnt. Und das waren allein die Stimmen aus der Alte-Leute-Partei verschrienen CDU.
Ist das nun die zweite Stufe? Wird soziale Kälte jetzt lustig? So einfach ist das nicht. Früher hatte man Respekt vor den Alten, die als weise Musterexemplare menschlichen Überlebenswillens galten. Heute ist hohes Alter keine Leistung mehr, sondern die Regel. Darum machen die mittelalten Humoristen als Märtyrer des Morgen schon jetzt Seniorenurlaube: Es ist ihre Aufgabe, unpassend gewordene Tabus zur Seite zu räumen und ihr noch junges Publikum auf den Alltag in der überalterten Gesellschaft einzustimmen. Der eine wird noch schnell die letzten übriggebliebenen 4711-, Dauerkatheter- und Haftcreme-Witzchen los. Der andere heißt Heinz Strunk und weiß, dass eigentlich alles gut wird, denn bald „heißt es ab ins Hansaland oder in den Europapark Rust, den Lebensabend bei einem schönen Stück Erdbeerkuchen und einem Kännchen Kaffee ausklingen lassen.“
JAN FÜCHTJOHANN
HEINZ STRUNK: Heinz Strunk in Afrika, Rowohlt Polaris, Reinbek 2011. 272 Seiten, 13,95 Euro.
CHRISTOPH MARIA HERBST: Ein Traum von einem Schiff, Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2010. 207 Seiten, 14,95 Euro
CHRISTOPH GRISSEMANN UND DIRK STERMANN: Speichelfäden in der Buttermilch. Gesammelte Werke 1. Tropen Verlag, Stuttgart 2011. 700 Seiten, 18 Euro(erscheint am 21. Februar).
Schön ist ein Platz an der Sonne: noch schöner ein geschützter Platz an der Sonne Foto: Martin Parr / Magnum  /Agentur Focus
Das Alter fest im Blick: Heinz Strunk Foto: Katja Lenz/ddp/dapd
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nanu, was macht Heinz Strunk in Afrika? Fragt Edo Reents und stellt gleich fest: zu suchen hat er da nichts. Das sieht der Autor allerdings selber sehr ähnlich, weshalb er sich auf das, was er sieht und erlebt (oder eher auch nicht erlebt) gar nicht erst einlässt. Strunk bleibt Strunk, sei es im norddeutschen Provinz-Ödland oder eben auf einem anderen Kontinent. Die Haltung zum Leben bleibt sich so ziemlich gleich - Sinn hat es keinen, langweilig ist es meist -, Kulturkritisches lässt sich bei fast jeder Gelegenheit anbringen, die Miturlauber sind das letzte. Und doch gelingt es Reents, unverkennbar ein Fan dieses Autors, etwas wie "Humanität" im Blick des Verfassers auf die Welt zu entdecken, den er in die Nähe eines Michel Houellebecq (und Thomas Manns) rückt. Und am Ende werde das Buch dann sogar dank Bürgerkrieg richtig spannend und abenteuerlich.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Es ist die Melancholie vorweggenommener Erinnerung, die Heinz Strunk am Ende dieses zutiefst tröstlichen, wahrhaftigen Buchs als seine gefährlichste Waffe einsetzt." Frankfurter Allgemeine Zeitung