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Er habe es geradezu "abscheulich" gefunden, schreibt Goethe in Dichtung und Wahrheit, seine Poesien "gegen Geld umzutauschen". Diese Selbstdarstellung steht in krassem Widerspruch zu seinem tatsächlichen und später so erfolgreichen merkantilen Durchsetzungswillen. Jochen Klauß veranschaulicht die materielle Basis für Goethes Werke, sein Vermögen, seine Ausgaben im Haushalt und auf Reisen, Honorare und andere Einkünfte. Und auch in Goethes Werk spiegelt sich das Verhältnis des Dichters zum Geld wider.

Produktbeschreibung
Er habe es geradezu "abscheulich" gefunden, schreibt Goethe in Dichtung und Wahrheit, seine Poesien "gegen Geld umzutauschen". Diese Selbstdarstellung steht in krassem Widerspruch zu seinem tatsächlichen und später so erfolgreichen merkantilen Durchsetzungswillen. Jochen Klauß veranschaulicht die materielle Basis für Goethes Werke, sein Vermögen, seine Ausgaben im Haushalt und auf Reisen, Honorare und andere Einkünfte. Und auch in Goethes Werk spiegelt sich das Verhältnis des Dichters zum Geld wider.
Autorenporträt
Jochen Klauß, geboren 1951, promovierter Germanist und Historiker, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goethe-Nationalmuseum in Weimar. Zahlreiche Publikationen zu Goethe und zum Alltag im klassischen Weimar (1990), zu Goethes Wohnhaus (1991), Herzog Carl August (1992), Goethe als Medaillensammler (1994), Charlotte von Stein (1995), Reisepraxis zur Goethezeit (1996), Goethes Deutschland - Orte und Stätten von Aachen bis Zwickau aus der Sicht des Dichters (1998), Weimar - Stadt der Dichter, Denker und Mäzene (1999), Die Medaillensammlung Johann Wolfgang von Goethes - Bestandskatalog des Goethe-Nationalmuseums Weimar (2000).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2009

Goethe im Selbstverlag

Goethe hat seinen "Götz von Berlichingen" selbst verlegt. Anonym und in einer vermutlichen Auflage von fünfhundert Exemplaren erschien das Werk, das in Darmstadt gedruckt worden war, wie der Historiker Jochen Klauß in seinem Buch "Genie und Geld" beschreibt. Klauß zeichnet nach, wie Goethe seinen Lebensunterhalt finanzierte und insbesondere, wie der Dichter und Staatsmann sich seine Reisen leisten konnte, parallel dazu eine umfängliche Kunstsammlung zusammenkaufte und trotzdem genügend Geld für den eigenen Lebensalltag übrig hatte. Die Anfänge waren mühsam. Der "Götz" jedenfalls, so Klauß, habe Goethe ganz und gar nicht reich gemacht. Sehr mühsam sei es gewesen, das 1773 in den Druck gegebene Werk anschließend zu verteilen. Schon allein daran sei der Selbstverlag letztendlich gescheitert. Überdies wurden kurz darauf zwei Raubdrucke in Umlauf gebracht, die Goethe zwar bekannter machten, zugleich jedoch Einnahmen abschöpften. "Schon im Sommer musste sich Goethe Geld borgen, um einen Teil der Schulden für das Papier begleichen zu können." Auch die "Leiden des jungen Werthers", die ein Jahr nach dem "Götz" erschienen, haben Goethe finanziell kaum etwas eingebracht. Spannend beschreibt Klauß nicht bloß den finanziellen Werdegang Goethes, sondern bettet diesen in das gesellschaftliche Umfeld ein. Nur selten wirkt das Buch unübersichtlich detailliert, etwa dann, wenn Klauß gleich im ersten Kapitel "das unüberschaubare deutsche Geldwesen" - die zahlreichen Währungen und Wechselkurse - ausbreitet. Hoffentlich kehren die Zeiten nicht zurück, in denen "jeder noch so kleine und unbedeutende Landesherr eigenes Geld herausgab". (Jochen Klauß: "Genie und Geld. Goethes Finanzen". Patmos Verlag, Düsseldorf 2009. 219 S., geb., 19,90 [Euro].) ala

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.08.2009

Keine Spekulation
Jochen Klauß’ vorzügliche Studie über Goethes Finanzen
Ein Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters war Goethe auch dadurch, dass er mit Geld umgehen konnte. Aus einer vermögenden Familie stammend, die ihn schon als Studenten mit großzügigen Wechseln ausstatten konnte, trat er nach den ersten literarischen Sensationserfolgen in den Dienst des Herzogtums Weimar, wo er bald zu den höchstbezahlten Beamten aufstieg. So war er von Anfang an unabhängig von Autorenhonoraren, die unter den buchhändlerischen Bedingungen des 18. Jahrhunderts – ein einklagbares Urheberrecht fehlte – keinem deutschen Schriftsteller auf Dauer den Lebensunterhalt sichern konnten. Geldnöte wie Schiller oder Friedrich Schlegel kannte Goethe nie, was seiner Produktion ihren mählichen, von Publikumserwartungen unabhängigen Gang erlaubte – punktuelle Erfolge wie das Epos „Herrmann und Dorothea” eingeschlossen.
Ein üppiger Hausstand, weite, bequeme Reisen, riesenhafte Privatsammlungen von Kunstwerken und Naturalien, eine vorzügliche Tafel, elegante Garderobe, eigene Kutsche zeigten aller Welt den Wohlstand eines alteuropäischen Staatsmannes mit internationalem Ruhm. Zudem ist vieles davon bestens dokumentiert, was auch an Goethes lebenslanger Leidenschaft für Akten und Listen liegt sowie einer buchhalterisch genau erfassten Korrespondenz. Also lässt sich ein farbiges, genaues, spannendes Buch daraus machen, das es so umfassend erstaunlicherweise bisher nicht gab.
Vorschusspoker mit Cotta
Jochen Klauß’ Darstellung von Goethes Finanzen schöpft aus dem Erfahrungsschatz eines altgedienten Mitarbeiters der Stiftung Weimarer Klassik und ist vorzüglich. Selten wurde so tief in die Sozialgeschichte deutscher Literatur hineingeleuchtet, vom Geldwesen des 18. Jahrhunderts bis zu den Kosten für Ärzte und Medizin. Faszinierend die Geschichte des buchhändlerischen Großprojekts, mit dem Goethes Lebenswerk gekrönt wurde, die „Ausgabe letzter Hand” im Cottaschen Verlag: Hier fand ein regelrechter Vorschusspoker statt, bei dem Goethes Sohn August den Bösen spielen musste, damit der Alte dann als wieder milder Guter auftreten konnte und die hohe, aber nicht übertriebene Summe von 60 000 Reichtstalern einfuhr.
Damit sich das Riesenunternehmen, für das eine eigene kleine Schreibfabrik in Goethes Haus eingerichtet wurde, lohnen konnte, musste das Urheberrecht in den Ländern deutscher Sprache durch eine spektakuläre diplomatische Aktion bei 39 Bundesstaaten einzeln gesichert werden – am längsten zierten sich Bayern und Württemberg, bei denen sogar Herzog Carl August vorstellig werden musste. So wurde der alte Goethe zum wirksamen Vorkämpfer für jenes Urheberrecht, von dem er selber nie hatte leben müssen.
Klauß’ akribische Darstellung fasziniert auch, weil sie ein scharfes Licht auf Goethes Charakter wirft, einen realistischen, die Welt klar einschätzenden Kopf, dem die zeittypische Spekulationswut und Projektemacherei tief suspekt war. Umso mehr bedauert man es, dass Klauß seine enormen Kenntnisse nicht für einen Ausblick auf Goethes Denken zum Geldwesen nutzt. Inzwischen entdeckt sogar die taumelnde Finanzwissenschaft der Gegenwart die Szenen aus dem zweiten Teil des „Faust” wieder, in denen Mephisto die Gelddruckmaschine anwirft und dem Kaiser Konjunktur auf Pump empfiehlt.
Dahinter stehen Erfahrungen mit staatlichem Papiergeld in Frankreich 1792 und in Österreich 1810 – nach Staatsbankrotten, die Goethe genau beobachtete und analysierte. Entlassenen Bankmitarbeitern darf man das Buch von Klauß trotzdem zur Abkühlung wärmstens empfehlen. Den „Faust” und die „Campagne in Frankreich” gibt es als ergänzende Lektüre ja günstig in den Antiquariaten. GUSTAV SEIBT
JOCHEN KLAUSS: Genie und Geld. Goethes Finanzen. Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf 2009. 220 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Fasziniert zeigt sich Rezensent Gustav Seibt von Jochen Klauß' Studie über die Finanzen Goethes, der auch in monetärer Hinsicht reich gesegnet war. Auf Autorenhonorare war der Dichter, der über ein stattliches Vermögen verfügte und zu den höchstbezahlten Beamten im Herzogtum Weimar zählte, nie angewiesen. Selten ist für ihn die Sozialgeschichte deutscher Literatur derart gut durchleuchtet worden wie hier von Klauß, vom Geldwesen des 18. Jahrhunderts bis zu den Kosten für Ärzte und Medizin. Besonders hebt Seibt den Vorschusspoker beim buchhändlerischen Großprojekt um Goethes Lebenswerk hervor. Die Darstellung zeichnet sich für ihn auch dadurch aus, dass sie Licht auf Goethes Charakter wirft, einen "realistischen, die Welt klar einschätzenden Kopf, dem die zeittypische Spekulationswut und Projektemacherei tief suspekt war". Etwas schade findet Seibt nur, dass Klauß sein Wissen nicht auch dazu nutzt, Goethes Denken zum Geldwesen näher zu beschreiben.

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