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4 Kundenbewertungen

Junge Londonerin zu ihren kurdischen Eltern: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Ich werde Stand-up-Comedian. Die gute: Ich trage ab heute Burka - allerdings nur auf der Bühne." Eine hochexplosive multikulturelle Gesellschaftskomödie, so berührend und packend wie 'Englischer Harem'.

Produktbeschreibung
Junge Londonerin zu ihren kurdischen Eltern: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Ich werde Stand-up-Comedian. Die gute: Ich trage ab heute Burka - allerdings nur auf der Bühne." Eine hochexplosive multikulturelle Gesellschaftskomödie, so berührend und packend wie 'Englischer Harem'.
Autorenporträt
Anthony McCarten, geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland, schrieb als 25-Jähriger mit Stephen Sinclair den Theaterhit 'Ladies Night', in der unautorisierten Filmadaption ('The Full Monty/Ganz oder gar nicht') eine der weltweit erfolgreichsten Filmkomödien. Es folgten weitere Theaterstücke, Drehbücher und Romane, von denen mehrere verfilmt wurden. Er lebt in London und München.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sofort in ihr Herz geschlossen hat Charlotte Theile Anthony McCartens Protagonistin Azime, ein in jeder Hinsicht komisches Mädchen: Die in in London aufgewachsene Tochter kurdischer Eltern wird die erste muslimische Komikerin Großbritanniens, die dem Land erklärt, wie ein Leben "ohne Sex, Schinken und Weihnachten" überhaupt funktionieren kann. Allerdings trägt sie eine Burka, um nicht erkannt zu werden, und erspart dabei keiner Seite ihre Witze. Eine von Theile zitierte Kostprobe: "Zwanzig Prozent der Gewaltverbrechen von London, achtzig Prozent des Heroinhandels im ganzen Land. Und ich spreche jetzt nur über die Geschäfte von meinem Onkel Abdullah."

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2014

Burka und Mikro
Anthony McCartens Roman über
eine Muslima als Comedystar
Für ein türkisches Mädchen ist es eigentlich ganz einfach, geliebt zu werden. Azime sieht das an ihrer Schwester Döndü, einem rebellischen kleinen Ding, acht Jahre alt. Brüllt herum, kassiert Ohrfeigen und Hausarrest. Dann kommt der Monat, in dem sie das Kopftuch tragen soll, nur testweise, um zu entscheiden, ob es ihr gefällt. Azime kennt diese Phase: Man wird mit Liebe und Komplimenten überschüttet, ist auf einmal ein gutes Mädchen, eines, auf das die ganze Großfamilie stolz sein kann.
  Azime ist die Heldin von Anthony McCartens neuem Roman „funny girl“. Sie trägt kein Kopftuch, ist auch nicht verheiratet und das, obwohl sie schon 20 Jahre alt ist. Für ihre Eltern, Kurden, die schon vor ihrer Geburt aus der Türkei nach London gezogen sind, nicht ganz einfach zu ertragen. Zwar sind sie liberal genug, ihre Tochter bei arrangierten Dates selbst entscheiden zu lassen, wen sie denn nun heiraten will. Aber dass ihre Älteste wie ein britisches Mädchen lebt, inklusive all der Schlafzimmerkrankheiten, Abtreibungen und Drogenexzesse, die sich unweigerlich daraus ergeben – ausgeschlossen.
  Azime will auch gar nicht wie ein britisches Mädchen leben. Manchmal schaut sie ihnen hinterher: kurze Röcke, hohe Absätze, unterwegs zum nächsten Vollrausch im Nachtclub. „Klemm ihnen die Eileiter ab, und sie würden immer noch schwanger von Jungs, von denen sie nicht mal den Nachnamen kennen.“ In ihren Gedanken schont Azime niemanden, weder die hysterische Mutter, noch den Vater, der immer etwas langsam im Kopf ist und dunkle, schwere Möbel für Despoten verkauft, Bagdader Barock. Schon gar nicht die Jungs aus der Moschee, halbstarke Islamverteidiger wie ihr Bruder Zeki, die schon zuschlagen, bevor ihr Vater ihnen einen Wink gegeben hat.
  „Ich weiß, was Sie jetzt denken – ohne Sex, Schinken und Weihnachten –, wofür lebt man da eigentlich?“, fragt Azime aus Green Lanes, London. Burka überm Kopf, Mikrofon in der Hand. So absurd, wie das Leben um sie herum ist, morgens Aushilfe im Bagdader Barock, abends Blind Dates mit frommen Mittvierzigern, kann man eigentlich nur lachen. Azime wird Comedian, als erste Muslima überhaupt – und damit sie niemand erkennt, trägt sie Burka. Sie spricht über ihre Freundin, die sterben musste, weil sie sich in einen Italiener verliebte, über ihren Vater, „wenn Sie neben ihm stehen, können Sie das Meer rauschen hören“ und über ihr Viertel, Green Lanes: „Zwanzig Prozent der Gewaltverbrechen von London, achtzig Prozent des Heroinhandels im ganzen Land. Und ich spreche jetzt nur über die Geschäfte von meinem Onkel Abdullah.“
  Das Publikum liebt sie. Nach den Auftritten bekommt sie Morddrohungen. Ihre Familie verlangt, dass sie sofort aufhört mit dem Unsinn. Der Guardian feiert sie als neuen Star am Komiker-Himmel. Anthony McCarten, 1961 in Neuseeland geboren, teilt mit seiner Heldin Azime nur den Wohnsitz London. Wie er aus der Perspektive einer jungen Muslima schreiben kann? Wie schon bei „Superhero“, der Geschichte eines schwerkranken Vierzehnjährigen, wählt er das One-in-a-Million-Rezept: Azime ist kein typisch kurdisches Mädchen, keine typische Zwanzigjährige aus Green Lanes, London. Azime ist einzigartig, ein herzzerreißendes, mutiges, Witze ausspuckendes Unikum. Ein Mensch, der andere zum Lachen bringt, aber sich traut, über die echten, großen Gefühle zu sprechen. Jemand, der zeigt, wie das Leben sein kann, wenn man alles in die Waagschale wirft. Oder, wie Azime sagen würde: „Wenn ihr durch die Hölle geht, bleibt nicht stehen.“
CHARLOTTE
THEILE
Anthony McCarten: funny girl. Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié. Diogenes Verlag, Zürich 2014. 384 Seiten, 21,90 Euro, E-Book 19,99 Euro.
Azime ist kein kurdisches
Mädchen wie andere, Azime ist
ein hochkomisches Unikum
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»Anthony McCarten hat ein Händchen für tolle Geschichten, kann ernste Themen mit viel Witz behandeln.«