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Stimme aus dem Verlag Erstmals wird hier - reich bebildert und dokumentarisch belegt - eine Alltagsgeschichte der Einwanderung deutscher Juden nach Palästina beschrieben. Der zweite Teil von Martin Feuchtwangers Roman "Zukunft ist ein blindes Spiel" (lieferbar bei AtV) stellt diese Ankunftssituation literarisch da, und ist (parallel) wie eine schriftstellerische Ergänzung zu Schlörs eindrucksvoller Darstellung zu lesen. So viele authentische Zeugnisse lieferte bislang kein BUCH mit ähnlicher Thematik. (Barbara Stang, Ltg. Presse- und ÖA, Aufbau-Verlag)
Dieser reich bebilderte Band
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Produktbeschreibung
Stimme aus dem Verlag
Erstmals wird hier - reich bebildert und dokumentarisch belegt - eine Alltagsgeschichte der Einwanderung deutscher Juden nach Palästina beschrieben. Der zweite Teil von Martin Feuchtwangers Roman "Zukunft ist ein blindes Spiel" (lieferbar bei AtV) stellt diese Ankunftssituation literarisch da, und ist (parallel) wie eine schriftstellerische Ergänzung zu Schlörs eindrucksvoller Darstellung zu lesen. So viele authentische Zeugnisse lieferte bislang kein BUCH mit ähnlicher Thematik.
(Barbara Stang, Ltg. Presse- und ÖA, Aufbau-Verlag)

Dieser reich bebilderte Band beschreibt die lange Geschichte der Einwanderung deutscher Juden nach Palästina/Israel. Seit Jahren sammelt Joachim Schlör Dokumente, die Geschichten davon erzählen. Sie handeln von Deutschland und vom Abschied, von der Auflösung eines Lebens und vom Weg in eine ungewisse Zukunft. Und sie berichten von der Ankunft in Jaffa oder Haifa, von den drückenden Existenzsorgen und den erfinderischen Versuchen, sie zu meistern, von den Siedlungen auf dem Lande und vom Leben in den Städten, von den Problemen beim Erlernen der hebräischen Sprache, von der ungewohnten Hitze und vom Versuch, die kulturelle Identität zu bewahren.
Autorenporträt
Schlör, Joachim
Joachim Schlör, geboren 1960 in Heilbronn, lebt in Berlin.Studium der Politikwissenschaft und Empirischen Kulturwissenschaft in Tübingen, 1987 Magister, 1990 Promotion. Von 1993 bis 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelsohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Januar 2000 bis November 2001Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Neuere Geschichte II, Universität Potsdam, derzeit Projektleiter "Kompetenznetz Jüdische und Rabbinische Studien" an der Universität Potsdam. Publikationen u. a.: Nachts in der großen Stadt. Paris, Berlin, London1840-1930 (München, Zürich 1991); In einer Nazi-Welt läßt sich nicht leben. Werner Gross - Lebensgeschichte eines Antifaschisten (Tübingen 1991); Wenn ich dein vergesse, Jerusalem. Bilder jüdischen Stadtlebens (Herausgabe, Leipzig 1995); Tel-Aviv: Vom Traum zur Stadt (Gerlingen 1996); Hotel Europa. Notizen von den Rändern des Kontinents (Darmstadt 2000).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2003

Kaffekränzchen der Pioniere
Von Heilbronn nach Haifa: Joachim Schlör sammelt die Fotos und Geschichten der deutschen Einwanderer in Israel
Man traf sich einmal in der Woche, nach strikter Einhaltung der „Schlafstunde”, jeweils bei einem anderen Mitbewohner im Altenheim unweit von Tel Aviv. Alle erschienen pünktlich, wie man es aus Deutschland gewöhnt war. Nach dem obligatorischen „Kaffee und Kuchen” hörte man gemeinsam eine Beethoven- oder Schubert-Aufnahme. Die Gespräche wurden selbstverständlich auf deutsch geführt. Von diesem Kaffeekränzchen ist heute nur eine Handvoll übergeblieben, darunter die 94 Jahre alte, ehemalige Kinderärztin Dr. Elly Freund. Vor einem Jahr besuchte sie Berlin, auf Einladung der Humboldt-Universität, an der sie noch „im letzten Moment promovieren konnte”. Dass sich junge Deutsche wie Carsten Hueck und Jens Meurer, Autoren des Films „Jeckes – Die entfernten Verwandten” oder Joachim Schlör für ihre Lebensgeschichte interessieren, findet sie „rührend”, wie sie mir kürzlich anvertraute.
Die Stimme Elly Freunds ist eine in der Polyphonie, die Joachim Schlör in seinem faszinierenden Buch über die deutschen Juden in Israel erklingen lässt. Das Fragezeichen im Titel deutet auf die Ambivalenz der Gefühle: das Altneuland im Orient war zwar ein Hafen der Sicherheit in turbulenten Zeiten, auch eine Chance auf ein neues Leben, doch sind Erinnerungen an Deutschland, an Gewohnheiten, Landschaften und vor allem an Sprache und Kultur immer wach geblieben. Im Gegensatz zum traditionellen Einwanderungsnarrativ – wie beispielsweise Yoav Gelbers Studie „Moledet Chadasha” (Jerusalem 1990) – die sich auf die Integration der Neueinwanderer in Erez Israel konzentriert, schenkt Schlör ebenso viel Aufmerksamkeit der Auswanderung aus Deutschland. Auch blendet er die Passage, also Zeit und Raum zwischen beiden Lebensstationen, nicht aus.
Für viele Emigranten war die Hafenstadt Triest und die mehrtägige Schiffreise eine Zeit außerhalb der Zeit, in der sie zwischen dem, was zurückblieb und dem, was bevorstand, nachdenken konnten. Auf dem Schiff nahm man Abschied von Europa, freute sich mitunter auf das Abenteuer, lernte eifrig Hebräisch. Selbst wenn man sich auf die Einwanderung vorbereitet hatte – einige unternahmen vorab sogar Erkundungsreisen oder besuchten zionistische Vorbereitungsprogramme („Hachscharah”) – waren Ankunft wie auch Einleben keineswegs romantischer Natur. Nicht hebräische, sondern arabische Worte bekam man bei der Ankunft in Jaffa und Haifa zu hören. Zudem erwies sich die politische Lage als prekär, auch die Arbeitsmöglichkeiten waren begrenzt. Viele Ärzte und Juristen mussten auf dem Bau ihr Brot verdienen. Auf dem Land entstanden Siedlungen, die man scherzhaft „Hühnerdörfer der Akademiker” nannte. Frauen, die in Deutschland zum Bildungsbürgertum gehörten, „scheuten sich nicht, in fremden Haushalten und Hotelküchen zu arbeiten”, zu Hause Backwaren herzustellen oder Kleider zu flicken. In der meist spärlichen Freizeit traf man sich zu Amateur-Aufführungen oder sprach über deutsche Kultur, wie es 50 Jahre lang, von 1941 bis 1991, der Kreis um Nadja Taussig tat.
Nur kursorisch und ohne Anspruch auf Vollständigkeit schildert Schlör den Beitrag der etwa 60 000 deutschen Einwanderer zum Aufbau des Landes, den man bis heute in der Industrie, im Sozialwesen oder im Hochschulbereich erkennen kann. Dem Autor geht es nicht in erster Linie darum, die Geschichte des Kollektivs aufzuarbeiten, sondern der einzelnen Stimme Gehör zu verschaffen. Sein Quellenfundus ist beeindruckend. Er umfasst Gespräche mit Zeitzeugen, unveröffentlichte Manuskripte, Berichte und Briefe im Privatbesitz, dazu Ausstellungskataloge und Bücher. Wo die schriftlichen Quellen schweigen, erzählen Bilder die dazugehörige Geschichte.
Aus diesen Materialien inszeniert Schlör das Kaleidoskop einer Einwanderergeneration, in dem auch heutige Leser aufregende Entdeckungen machen können, zugleich aber landläufige Bezeichnungen wie „deutsche Juden / jüdische Deutsche” überdenken sollen. Nicht zuletzt spielt der Erzähler selber eine Schlüsselrolle: Besessen sucht er nach Zeitzeugen, geht auf „Jagd nach Manuskripten”, legt eine „Gedenkminute” für einen lieben Bekannten ein. „Wollt ihr uns damit für euch reklamieren?” fragte ironisch einer der Zeitzeugen.
Ein anderes Mal entdeckt Schlör bewegt, dass sein Gesprächspartner in Naharia, der 92-jährige Fritz Wolf, aus seiner eigenen Heimatstadt, aus Heilbronn, stammt und die gleichen Schimpfwörter kennt. Bewusst meidet der Autor die „Besserwisserei der Nachkriegsgeneration”, enthält sich jeder Beurteilung. So entsteht das lebendige Bild einer Welt, die bald in Israel der Vergangenheit angehören wird.
ANAT FEINBERG
JOACHIM SCHLÖR: Endlich im Gelobten Land? Deutsche Juden unterwegs in eine neue Heimat. Aufbau-Verlag, Berlin 2003. 223 Seiten, 29,90 Euro.
Schachpause bei der Ernte im Emek Jisrael.
Foto: Walter Zadek / Aufbau Verlag
Martin Buber im Autobus von Tel Aviv.
Foto: W. Zadek / Aufbau Vlg.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Anat Feinberg ist fasziniert von diesem vielstimmigen Gesellschaftspanorama von Joachim Schlör, das den nach Israel eingewanderten deutschen Juden nachspürt. Dabei geht es eher um ihr kulturelles Umfeld als um ihren "Beitrag zum Aufbau des Landes", der nur "kursorisch und ohne Anspruch auf Vollständigkeit" dargestellt wird. Das Buch handelt nach Meinung der Rezensentin ebenso sehr von der Auswanderung aus Deutschland wie von der Einwanderung nach Israel. Es geht dem Autor, der nach Feinbergs Meinung auch seine eigene Rolle selbstkritisch reflektiert und sich "jeder Beurteilung enthält" weniger darum, "die Geschichte des Kollektivs aufzuarbeiten, sondern des einzelnen Stimme Gehör zu verschaffen". Dabei funktioniert die wechselseitige Ergänzung von Text und Bild gut: "Wo die schriftlichen Quellen schweigen, erzählen die Bilder die dazugehörige Geschichte".

© Perlentaucher Medien GmbH
""Sein Buch reflektiert in illustrativer Weise sowohl die von den 'Jekkes' beigesteuerten Aufbauleistungen als auch jene ganz eigene Mischung aus Bildungsbürgertum, Intellektualismus, preußischem Fleiß, Kunstbeflissenheit und Unternehmergeist. Es gelingt dem Autor, verschiedene deutsch-jüdische Geistes- und Kulturgrößen wie Martin Buber, Sammy Gronemann und Alex Bein bei ihrem Übergang von der etablierten, europäischen Welt in die neue, ungewisse Herausforderung in sensibler Weise zu begleiten."" Potsdamer Neueste Nachrichten 20040505