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Die schon berühmte stolze Antwort eines deutschen Emigranten auf die Frage eines englischen Stromablesers nach dem Stromkasten ('Where's the meter?') lautete: 'I'm the meter!' Irgendwann, beim Aufräumen in ihrer Wohnung in Tel Aviv, fand Inge Deutschkron ein zerfleddertes blaues Heft mit dem Aufdruck 'County High School, Redditch'. Und darin, mit verschiedenen Stiften und Füllfederhaltern schnell notiert, eine Sammlung englischer Ausdrücke, Sätze oder Dialoge, die alle eines gemeinsam hatten: sie waren 'deutsches' Englisch, also falsches, mißverständliches, komisch-verdrehtes oder völlig…mehr

Produktbeschreibung
Die schon berühmte stolze Antwort eines deutschen Emigranten auf die Frage eines englischen Stromablesers nach dem Stromkasten ('Where's the meter?') lautete: 'I'm the meter!' Irgendwann, beim Aufräumen in ihrer Wohnung in Tel Aviv, fand Inge Deutschkron ein zerfleddertes blaues Heft mit dem Aufdruck 'County High School, Redditch'. Und darin, mit verschiedenen Stiften und Füllfederhaltern schnell notiert, eine Sammlung englischer Ausdrücke, Sätze oder Dialoge, die alle eines gemeinsam hatten: sie waren 'deutsches' Englisch, also falsches, mißverständliches, komisch-verdrehtes oder völlig unverständliches Englisch.Die Autorin, angeregt von diesem längst vergessenen Heft, erzählt von der schwierigen Situation besonders älterer Menschen, sich in und mit einer anderen Sprache zurechtzufinden, gerade dann, wenn sie beruflich auf sprachliche Gewandtheit angewiesen waren. Sie erzählt ebenso von der schnellen Eingewöhnung von Kindern und Jugendlichen in die neue Umgebung und Sprache, oft
mit dem Ergebnis, daß sie für ihre Eltern den Dolmetscher spielten oder aber, daß sie mit ihren Geschwistern oder Freunden schon bald nicht mehr Deutsch, sondern Englisch in England, Hebräisch in Palästina etc sprachen, so daß sie erstens schnell ihre Deutschkenntnisse verloren und zweitens von ihren eigenen Eltern nicht mehr verstanden wurden. Entscheidend war auch, wie die 'Einheimischen' auf die Sprachversuche der Eingewanderten reagierten; dies schwankte zwischen absoluten Nicht-Verstehen-Wollen (was unhöflich war und jeden Eifer, eine Sprache zu lernen, lähmte) und einer Bereitschaft, auch noch jedes Kauderwelsch als perfekte Äußerung zu akzeptieren (was höflich war, aber ausschloß, daß man aus Fehlern lernte). Inge Deutschkron greift in vielen plastischen Beispielen einen wichtigen Aspekt der Emigration heraus, der zwischen Verzweiflung und (unfreiwilliger) Komik alles enthält, was ein Emigrantenschicksal ausmacht. Im Anhang zitiert sie einige Schriftstellerinnen und Schriftsteller (u.a. Max Hermann-Neiße, Carl Zuckmeyer, Thomas Mann, Hilde Domin), die sich über den hürdenreichen 'Umzug' in eine neue Gesellschaft und eine neue Sprache geäußert haben.'Emigranto' wurde scherzhaft das Sprachengemischgenannt, das deutsche Emigranten in ihren neuen Ländernsprachen. Inge Deutschkron schreibt von der Not, sich aus existentiellen Gründen möglichst schnell in einer neuenSprache ausdrücken zu müssen und über diemanchmal unfreiwillig komischen Ergebnisse.
Autorenporträt
Inge Deutschkron, in Finsterwalde geboren, in Berlin aufgewachsen, überlebte die Nazizeit, indem sie sich über zwei Jahre mit ihrer Mutter versteckte. Nach dem Krieg ging sie für einige Zeit nach England, war dann Bonn-Korrespondentin für eine große israelische Zeitung und lebt heute in Berlin. Sie hat zahlreiche Bücher geschrieben, u.a. 'Ich trug den gelben Stern', '... und ihrer war die Hölle' und 'Die stillen Helden'. Im Jahr 1994 erhielt sie zusammen mit Heinz Knobloch den 'Moses-Mendelssohn-Preis für Toleranz'.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als Sammlung "zum Teil köstlicher sprachlicher Fehlleistungen" findet Lothar Baier das Buch recht amüsant. Vor allem aber interessiert den Rezensenten der Gebrauchswert. Für nützlich und empfehlenswert hält er das Buch, weil es mit seinen Ausführungen zu den "Sprachleiden" deutscher Juden und Nazigegner im Exil einem Nachdenken über die Sprachschwierigkeiten heutiger Migranten auf die Sprünge helfen könnte. Und weil es zeigt, dass die Integration Fremder über die Sprache "weit weniger eine Geldfrage als eine Angelegenheit kulturell und gesellschaftlich geprägter Verhaltensweisen im Aufnahmeland ist."

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