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Ein Gespräch: über das Schreiben, das Forschen und den merkwürdigen Beruf des Schriftstellers.Es gibt keinen professionellen Schriftsteller. Die Idee, es sei möglich, einen Grad der Versiertheit zu erlangen, der davor schützt, misslungene oder einfach unbedeutende Texte zu verfassen, wird von der Erfahrung ständig widerlegt: Bei jedem neuen Projekt steht ein Autor ganz am Anfang. Das Schreiben ist kein Handwerk, und keine Meisterprüfung bewahrt einen davor, beim nächsten Mal die schlimmsten Lehrlingsfehler zu machen.Um sich selbst darüber zu beruhigen, lässt der Autor sich willig in die Rolle…mehr

Produktbeschreibung
Ein Gespräch: über das Schreiben, das Forschen und den merkwürdigen Beruf des Schriftstellers.Es gibt keinen professionellen Schriftsteller. Die Idee, es sei möglich, einen Grad der Versiertheit zu erlangen, der davor schützt, misslungene oder einfach unbedeutende Texte zu verfassen, wird von der Erfahrung ständig widerlegt: Bei jedem neuen Projekt steht ein Autor ganz am Anfang. Das Schreiben ist kein Handwerk, und keine Meisterprüfung bewahrt einen davor, beim nächsten Mal die schlimmsten Lehrlingsfehler zu machen.Um sich selbst darüber zu beruhigen, lässt der Autor sich willig in die Rolle des Auskunftsgebers drängen. Von der ersten zaghaften Veröffentlichung an soll er mit einer Gewißheit, als lägen bereits Gesamtausgaben hinter ihm, darüber sprechen, wie es sich denn mit dem Schreiben verhalte. Und er tut es gerne, denn die Rolle ist beruhigend und schafft trügerische Sicherheit.Diesem Dilemma versucht Daniel Kehlmann in seinen Poetikvorlesungen zu begegnen, indem er sich selbst befragt. Er erfindet einen lästigen Interviewer - Verkörperung akademisch-journalistischer Wissbegierde - und gibt ihm, manchmal bereit- und manchmal widerwillig, die geforderte Auskunft.
Autorenporträt
Daniel Kehlmann, geb. 1975 in München, lebt und arbeitet heute in Wien. Er studierte Philosophie und Literaturwissenschaft und veröffentlichte zahlreiche Romane und Theaterstücke. Mit dem Roman »Die Vermessung der Welt« wurde er international berühmt. Auszeichnungen, in Auswahl: Förderungspreis des BDI (1998), Candide-Preis der Stadt Minden (2005), Heimito von Doderer Literaturpreis (2006), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2006), Heinrich-von-Kleist-Preis (2006), Thomas-Mann-Preis (2008).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.06.2007

Ernste Scherze
Wie es nach der Million für Daniel Kehlmann weitergehen könnte
Diesen Herbst erscheint ein wahnsinnig komisches Buch des österreichischen Schriftstellers Thomas Glavinic, das sehr konsequent in der 1. Person Singular verfasst ist und entsprechend als Titel die zutreffende Erkenntnis trägt: „Das bin doch ich”. Ein Leitmotiv dieses Romans sind Telefonate des Erzählers mit seinem Freund Daniel Kehlmann. Glavinic berichtet Kehlmann darin von seinen Hypochondrien, seiner Flugangst, seinen Alkoholexzessen und seinen Ruhmesphantasien. Kehlmann reagiert in der Regel mit ironischen Bemerkungen zu den Neurosen und dem zu erwartenden Ableben seines Freundes. Wie als boshafte Fopperei kontrastiert er stets den Masochismus von Glavinic mit der wohlgelaunten Nennung der Auflage der eigenen „Vermessung der Welt”. Im letzten Telefonat, bevor das Buch im Sommer 2006 endet, lautet die Zahl ungefähr 700 000. Jetzt hat Kehlmanns Roman die Millionengrenze geschafft.
Bei einer solchen Auflage dürfte es unter den lesenden Deutschen kaum mehr einen Haushalt geben, der das Buch noch nicht hat. Wer sich aber trotzdem gerne mal wieder einen Kehlmann kaufen möchte, der ist gut beraten, seine ebenso gescheiten wie lustigen Göttinger Poetikvorlesungen zu erwerben, die unter dem Goethe-Titel „Diese sehr ernsten Scherze” gerade im Wallstein Verlag erschienen sind (44 Seiten, 9,80 Euro). Darin erklärt er, was Recherche für einen historischen Roman bedeutet, warum er ein Fan des Magischen Realismus ist und was die deutsche Literatur nach 1945 versäumt hat. Das Büchlein ist aber auch unter einem anderen Aspekt interessant. Man fragt sich ja voller Spannung, wie wohl das nächste Buch von Daniel Kehlmann aussehen, oder besser: klingen wird. Schon sein bisheriges Werk zeichnet sich durch eine ziemliche Bandbreite unterschiedlicher Töne aus. Mit „Ich & Kaminski” kam der Wechsel ins komische Fach. Dass sein nächster Roman sich grundlegend unterscheiden wird von der „Vermessung der Welt”, hat Kehlmann bereits angekündigt. Wie aber könnte das ganz Andere aussehen? Kehlmann war bisher immer ein ausdrücklicher 3. Person-Schreiber, auch dort, wo er wie in „Ich & Kaminski” einen Ich-Erzähler installierte. Die eigene Persona scheint kaum je durch seine Sätze durch. Das ganze Ausdrucksspiel des literarischen Exhibitionismus mit seinen Autobiografie-Buffonerien hat Kehlmann bisher vermieden. In seinen Poetikvorlesungen erfindet er sich nun eine solche Kehlmann-Persona, die doch glatt in der 1. Person spricht – und der Witz, den der Text dabei entfaltet, erinnert einen ein bisschen an den Roman von Thomas Glavinic – nur im gesund-ironischen Dur statt im selbstzerfleischend-grotesken Moll. Das Ich, das Kehlmann in „Diese sehr ernsten Scherze” zu Wort kommen lässt, könnte man sich als tragende Figur eines sehr komischen Schriftsteller-Romans vorstellen.IJOMA MANGOLD
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Zum Lachen animiert haben Martin Krumbholz die beiden Poetikvorlesungen von Daniel Kehlmann, und das sei ganz klar ein bemerkenswerter Vorzug auf dem Feld dieser eher im Akademischen angesiedelten Disziplin. Die "ansprechende Form" als Selbstgespräch, "Kehlmann interviewt Kehlmann, Ich und Ich", bedeuten aber keinesfalls, dass der "eminent ehrgeizige" Erfolgsautor seiner Aufgabe leichtfertig nachgekommen ist, so Krumbholz. Überraschenderweise habe sich der Schriftsteller nicht auf die poetologische Definition der in seinen Büchern zentralen Ironie kapriziert, sondern stattdessen eine Untersuchung über den Realismusbegriff angestrebt und hier genau zwischen einem Realismus nordamerikanischer Herkunft und einem um das Magische erweiterten südamerikanischer Provenienz unterschieden. Hierbei ist Kehlmann nicht ohne eine gehörige Portion Polemik zugunsten des magischen Realismus vorgegangen, versichert der Rezensent, um sich abschließend zu fragen, ob sich eine derart "spezielle Rezeptur" ohne weiteres auch auf die ernüchternd wirkliche bundesrepublikanische Welt und ihre politischen und sozialen Implikationen übertragen lässt.

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