Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 1,50 €
  • Gebundenes Buch

Ein junger Mann, der vor Jahren spurlos verschwand, ein mysteriöses Paar und ein flüchtiger Bankräuber auf der Suche nach einer neuen Identität: Sie alle verbindet eine dunkle Schuld. Rachsucht, Ausschweifung und bedingungslose Liebe verschmelzen in diesem Thriller zu einer zerstörerischen Kraft, die schließlich das Leben eines Menschen fordert.

Produktbeschreibung
Ein junger Mann, der vor Jahren spurlos verschwand, ein mysteriöses Paar und ein flüchtiger Bankräuber auf der Suche nach einer neuen Identität: Sie alle verbindet eine dunkle Schuld. Rachsucht, Ausschweifung und bedingungslose Liebe verschmelzen in diesem Thriller zu einer zerstörerischen Kraft, die schließlich das Leben eines Menschen fordert.
Autorenporträt
Jonquet, ThierryThierry Jonquet wurde 1954 in Paris geboren, studierte Philosophie und arbeitete als Ergotherapeut in verschiedenen Kliniken. Seit seinem literarischen Debüt 1982 veröffentlichte er neben Jugendbüchern über fünfzehn Romane, von denen mehrere ausgezeichnet wurden. Heute ist Jonquet einer der erfolgreichsten Krimiautoren Frankreichs. Die Übersetzer: Holger Fock, geboren 1958 in Ludwigsburg, übersetzt seit 26 Jahren französische Literatur. Sabine Müller, geboren 1959 in Lauffen/Neckar, ist seit 1994 Übersetzerin für französische und englische Literatur. Mit ihren beiden Kindern leben sie im Raum Heidelberg. Für Hoffmann und Campe haben sie u. a. die Autobiografie von Elie Wiesel und acht Romane von Andreï Makine übersetzt.

Fock, HolgerHolger Fock, geboren 1958 in Ludwigsburg, übersetzt seit 25 Jahren französische Literatur. Sabine Müller, geboren 1959 in Lauffen/Neckar, ist seit 1994 Übersetzerin für französische und englische Literatur. Mit ihren beiden Kindern leben sie im Raum Heidelberg. Für Hoffmann und Campe haben sie u. a. die Autobiografie von Elie Wiesel und acht Romane von Andreï Makine übersetzt.

Müller, SabineSabine Müller, geboren 1959 in Lauffen/Neckar, ist seit 1994 Übersetzerin für französische und englische Literatur. Mit ihren beiden Kindern leben sie im Raum Heidelberg. Für Hoffmann und Campe haben sie u. a. die Autobiografie von Elie Wiesel und acht Romane von Andreï Makine übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2008

Der Mangel an Gnade
Thierry Jonquet und die Grausamkeit des Thrillers
In Zeiten, in denen Menschen in Kellerverliesen und anderen Privatbunkern eingesperrt, misshandelt und getötet werden – und nicht nur in Österreich, auch in Deutschland und Italien gibt es solche Fälle –, reicht die Phantasie eines gewöhnlichen Menschen kaum aus, sich Grauen und Motive derartiger Verbrechen vorzustellen. Man liest die Berichte, sieht die Bilder der Opfer, der Täter, hört die Kommentare der Kriminalisten und Psychologen und landet vielleicht bei der Erkenntnis, die André Gide als Geschworener gewann. Nachdem er mehrere Verhandlungen am Schwurgericht Rouen verfolgt hatte, kam der Schriftsteller zu der Überzeugung, „dass das Rätsel umso größer wird, je genauer wir die Umstände kennen, dass sich das Rätsel aus den Fakten in die Charaktere verlagert – und das gilt sowohl für den Charakter des Opfers wie für den der Beschuldigten”.
Der rätselhafte oder auch verrätselte Mensch bildet den Ausgangspunkt jedes anspruchsvollen Kriminalromans. Doch vor dem Hintergrund der Ereignisse in Amstetten und anderswo wirkt ein Roman aus dem Jahr 1984, der jetzt erstmals auf Deutsch erscheint, in seiner realistisch-kühlen Machart geradezu unheimlich (Thierry Jonquet: Die Haut, in der ich wohne. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2008. 141 S., 16,95 Euro). Der Pariser Autor schildert die Hybris eines Arztes auf eine Weise, die von Seite zu Seite mehr Beklemmung auslöst.
Dabei arbeitet Jonquet in keiner Szene mit Schockeffekten oder Überraschungstricks, wie man sie aus Genrefilmen kennt. Die Sprache bleibt immer beherrscht, der Erzählfluss stockt auch dann nicht, wenn Zeitsprünge stattfinden oder das Opfer aus seiner Perspektive berichtet, wobei dessen Identität lange Zeit raffiniert in der Schwebe gehalten wird. Auf nicht mehr als hundertvierzig Seiten eröffnet der Autor einen Blick in die Katakomben menschlicher Innenwelten, vor denen der Leser keine Chance hat zu entfliehen. Und das darf er auch nicht, denn, so Gide, der sich mit dem Wesen des Verbrechers und des Verbrechens in Romanen wie „Die Verliese des Vatikans” und „Die Falschmünzer” auseinandersetzte: „Es ist nicht unser Wunsch, den Leser zu unterhalten, sondern ihm Kenntnisse zu vermitteln.”
Jonquet folgt seiner Hauptfigur Dr. Richard Lafargue, Leiter der Abteilung für Rekonstruktionschirurgie in einem Pariser Krankenhaus und Betreiber einer Privatklinik in Boulogne, auf Schritt und Tritt hinter die Tapetentüren seines Doppellebens. „Tatsächlich hatte er Ève am Anfang durch die Wälder von Vincennes oder Boulogne geführt und sie gezwungen, sich nächtlichen Spaziergängern hinzugeben, während er, im Gebüsch versteckt, ihre Erniedrigung beobachtete. Aus Angst vor einer Polizeirazzia, der Katastrophe schlechthin, hatte er schließlich das Studio in der Rue Godot-de-Mauroy gemietet. Seither zwang er Ève in regelmäßigen Abständen zwei- oder dreimal im Monat zur Prostitution. Das genügte, um seinen Hass zu besänftigen.”
Im Grunde handelt dieser Mann, dem es weder an Reputation noch Vermögen mangelt und schon gar nicht an Selbstbewusstsein und Stolz, aus einem elementaren Mangel an Gnade, an Empathie. Zwar starb vor zehn Jahren seine Frau bei einem Flugzeugunglück, zwar wurde seine Tochter vor vier Jahren Opfer einer Vergewaltigung, die sie seelisch in einen selbstzerstörerischen Abgrund stürzte, aus dem sie nicht einmal die Behandlung in der Psychiatrie erretten kann. Doch die Wunden des Richard Lafargue stammen von noch tieferen Verletzungen. Es scheint, als wäre das Leben selbst sein größter Feind, als empfinde er die Tatsache, geboren zu sein, als maßlose Provokation seiner Selbstbestimmtheit, seines freien Willens. So blieb ihm nichts als die Verstümmelung des Menschen zu perfektionieren – unter dem Deckmantel des Versprechens zauberhafter Alterslosigkeit, mittels plastischer Chirurgie und phantastisch anmutender Medikamente.
Berühmt für seine Künste, gibt Professor Lafargue Interviews im Fernsehen. Eines davon sieht Alex Barny, ein junger Mann, der nach einem Banküberfall, bei dem er einen Polizisten erschoss, verzweifelt in seinem Versteck kauert. Vor Jahren verschwand sein bester Freund spurlos, die Einsamkeit zermürbt Alex. Er beschließt, die Frau des Professors zu entführen und kein Lösegeld zu verlangen, sondern: ein neues Gesicht. Alex will endlich wieder halbwegs normal leben, auf offener Straße und unerkannt.
Statt der Ehefrau, die ja längst tot ist, fällt dem Kidnapper Ève in die Hände, und es gelingt ihm, mit Lafargue Kontakt aufzunehmen und ihm seine Bedingungen zu diktieren. Der Arzt ist einverstanden. Doch was dann geschieht und welche Wahrheiten in einem gottverlassenen Keller ans Tageslicht gelangen, das zeigt die ganze Meisterschaft des Kriminalschriftstellers Jonquet. Die Auflösung der Geschichte ist unerhört, die letzte Wendung ebenso niederschmetternd wie logisch. In Zeiten, in denen die Wirklichkeit unsere Phantasie auf die härteste Probe stellt, erscheinen solche Romane wie eine Innenbühne, auf der gespielt wird, was wir in der Außenwelt nicht wahrhaben wollen.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Insbesondere in Anbetracht grausamer Verbrechen wie jüngst in Amstetten aber auch anderswo hat Friedrich Ani diesen bereits 1984 im französischen Original erschienenen Kriminalroman, der nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt, mit wachsender "Beklemmung" gelesen. In betont sachlichem Duktus, der ohne Schockwirkung oder Überraschungseffekte auskommt, erzählt Thierry Jonquet von einem plastischen Chirurgen, der sich durch einen geradezu pathologischen "Mangel an Gnade" und Mitgefühl auszeichnet, und der von einem Bankräuber erpresst wird, ihm ein neues Gesicht zu verschaffen. In der überraschenden, atemberaubenden und dabei doch so logischen Wendung der Geschehnisse, sieht der faszinierte Rezensent einen wahren Meister des Kriminalromans am Werk und verspricht, dass sich hier Abgründe der menschlichen Seele auftun, aus denen es für den Leser kein Entrinnen gibt.

© Perlentaucher Medien GmbH