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Die Gnosis ("Erkenntnis") gehört zu den faszinierendsten Erscheinungen der Religionsgeschichte. Direkte Parallelen zur modernen Esoterik haben in letzter Zeit das Interesse an dieser Religionsform stark anwachsen lassen. Mit diesem Buch liegt nach langer Zeit wieder eine aktuelle Gesamtdarstellung zur Gnosis in deutscher Sprache vor.

Produktbeschreibung
Die Gnosis ("Erkenntnis") gehört zu den faszinierendsten Erscheinungen der Religionsgeschichte. Direkte Parallelen zur modernen Esoterik haben in letzter Zeit das Interesse an dieser Religionsform stark anwachsen lassen. Mit diesem Buch liegt nach langer Zeit wieder eine aktuelle Gesamtdarstellung zur Gnosis in deutscher Sprache vor.
Autorenporträt
Christoph Markschies studierte evangelische Theologie, klassische Philologie und Philosophie in Marburg, Jerusalem, München und Tübingen Seit 1994 habilitiert lehrte er als Professor für Kirchengeschichte in Jena und Heidelberg. Seit 2004 Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, deren Präsident er seit 2006 ist. Als ordinierter Pfarrer predigt er regelmäßig in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.11.2001

Pack die Gnosis bei den Zöpfen

Schmale Bücher zur Einführung in ein komplexes wissenschaftliches Problem ziehen uns ungemein an. Sie sind die hübschen Schwestern ihrer schwergewichtigen Brüder, der akademischen Forschungsarbeiten. Während sich die Brüder in der Panzerung von tausend Fußnoten vor uns aufbauen, blinzeln uns die leichtfüßigen Schwestern freundlich zu und laden zum gemeinsamen Spaziergang ein. Drei kleine Einführungsbücher über die antike Gnosis sind nun gleichzeitig erschienen: ein Zufall oder eher das Indiz eines aufflackernden Interesses? Immer wieder diente die Gnosisforschung einer Ortsbestimmung der eigenen Epoche. So stellte Eric Voegelin die gesamte Moderne unter Gnosisverdacht, während Hans Blumenberg der Neuzeit im Gegenteil die Überwindung der Gnosis und ihrer radikalen Illegitimierung des Kosmos zuschrieb; Peter Sloterdijk wiederum wollte die Gnosis als "Weltrevolution der Seele" schmackhaft machen. Wie sind derart unterschiedliche Bewertungen möglich? Christoph Markschies deckt den Grund auf ("Die Gnosis". Verlag C. H. Beck, München 2001. 127 S., br., 14,80 DM): Gnosis ist ein unklarer Begriff und ein dunkles Phänomen. Präzise benennt Markschies, wie wenig man weiß und wo die Hypothesen beginnen. Als einheitliches Phänomen sei die Gnosis ein Konstrukt der antiken Kirchenväter und der modernen Forscher. Eine derartige Typologie sei erlaubt, wenn sie als Hypothese ausgewiesen werde. Zum Typus der Gnosis gehört nach Markschies die Erfahrung eines vollkommen jenseitigen Gottes, verbunden mit der totalen Abwertung von Welt und Materie, was wiederum eine Pluralisierung göttlicher Zwischeninstanzen erfordert, um das Drama der Schöpfung zu erklären. Gnostische Erlösung soll durch die Erkenntnis geschehen, daß ein göttlicher Funke im Menschen ist. Nach Markschies gibt es, an diesem Typus gemessen, keine eindeutige vorchristliche gnostische Quelle. Er begründet behutsam und plausibel seine These, daß die Gnosis sich im frühen zweiten Jahrhundert in den Bildungsmetropolen der Antike beim Versuch halbgebildeter Menschen angebahnt habe, ihr Christentum in mythologischer Form zu erklären und religiös konkurrenzfähig zu halten. In der Schülergeneration scheint es dann zu der typisch gnostischen Verfinsterung der Weltsicht gekommen zu sein. Allmählich wurden die Gnostiker aus der christlichen Kirche ausgegrenzt, bis ihnen in Gestalt des Manichäismus eine Weltreligion erwuchs. Hält man nun das Buch von Karl-Wolfgang Tröger daneben ("Die Gnosis". Heilslehre und Ketzerglaube. Herder Verlag, Freiburg 2001. 221 S., br., 19,90 DM), so findet man dort genau das präsentiert, was Markschies in Fortführung der neueren Forschung verabschiedet: Tröger malt noch einmal ein Monumentalbild im Stile dessen, was andere vor Jahrzehnten vorgezeichnet haben, er wirft die ersten Lehrer mit gnostischer Tendenz wie Valentin wieder mit ihren angeblichen Schülern in einen Topf, er übertüncht die Lücken, Hypothesen und Konstruktionselemente. Wem ist mit einem Buch geholfen, das die Gnosisdeutung aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts auferstehen läßt? Nicht besser steht es um den Versuch von Julia Iwersen ("Gnosis zur Einführung". Junius Verlag, Hamburg 2001. 127 S., br., 22,80 DM). Die Autorin fackelt nicht lange und stellt ihre Hypothesen als Tatsachen dar. "Die Gnosis erwuchs aus esoterischen Strömungen des Judentums und inspirierte die Esoterik und schließlich die Mystik des Christentums." Die Esoterik erscheint der Interpretin offenbar wertvoll für eine heutige spirituelle Anschauung des Kosmos. Weibliche Gestalten der gnostischen Texte erklärt sie kurzerhand zu "gnostischen Göttinnen"; wer dies mit Markschies' subtiler "Barbelo"-Analyse vergleicht, kann lernen, wie man gnostische Texte mit dem Seziermesser statt mit der ideologischen Fliegenklatsche behandelt. Vieles ist konfus geraten in dem Büchlein, bei dem nicht nur die penetrant falsche Schreibung des Origenes Zweifel an der patristischen Kompetenz der Autorin weckt. Einführende Bücher akademischen Charakters sollten wissenschaftliche Standards einhalten. Dazu gehören die Wiedergabe des Forschungsstandes und eine saubere Methodik. Ob man allerdings von den Verlagen eine solche Qualitätsgarantie erwarten darf, wenn die Hochschulen sie nicht mehr zu bieten imstande sind, steht dahin.

ROLAND KANY

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Schmale Einführungsbände über ein wissenschaftliches Thema üben auf Roland Kany eine ungeheure Faszination aus, versprechen sie doch dem Leser, ein komplexes Problem schnell und einfach zu vermitteln. So auch die Bücher, die der Rezensent über die Gnosis gelesen hat, die allerdings in unterschiedlichem Maß der Anforderung gerecht werden, in Kürze präzise das Wesentliche auf den Punkt zu bringen. Sehr angetan ist Kany von Christoph Markschies kleinem Band, "Die Gnosis". Gnosis ist ein sehr unklarer Begriff und ein dunkles Phänomen. Darüber lassen sich, hat der Rezensent erkannt, keine klaren Aussagen treffen, aber immerhin hat ihm die Lektüre verdeutlicht, wie wenig man weiß und wo die Hypothesen anfangen. Nur so viel: Recht nachvollziehbar findet er die Vermutung des Autors, dass die Gnosis im frühen zweiten Jahrhundert in den Bildungsmetropolen der Antike entstanden ist. Halbgebildete Christen hatten hier wohl versucht, ihre Religion zu mythologisieren, um so mit den anderen Religionen konkurrieren zu können, berichtet Kany.

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