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Seit über zwei Jahrzehnten sind die Weltreligionen zentrales Thema von Hans Küng. Mit seinen weltweit einflußreichen Büchern hat er Pionierarbeit für einen Dialog der Kulturen geleistet. In seinem neuen großen Werk bietet der Autor eine profunde Gesamtdarstellung des Islam: Er beschreibt die Paradigmenwechsel im Lauf seiner 1400jährigen Geschichte, zeichnet die unterschiedlichen Strömungen nach und sichtet die Positionen des Islam zu den drängenden Fragen der Gegenwart. Eine umfassende Analyse derpolitischen, kulturellen und religiösen Bedeutung der zahlenmäßig größten Weltreligion neben dem…mehr

Produktbeschreibung
Seit über zwei Jahrzehnten sind die Weltreligionen zentrales Thema von Hans Küng. Mit seinen weltweit einflußreichen Büchern hat er Pionierarbeit für einen Dialog der Kulturen geleistet. In seinem neuen großen Werk bietet der Autor eine profunde Gesamtdarstellung des Islam: Er beschreibt die Paradigmenwechsel im Lauf seiner 1400jährigen Geschichte, zeichnet die unterschiedlichen Strömungen nach und sichtet die Positionen des Islam zu den drängenden Fragen der Gegenwart. Eine umfassende Analyse derpolitischen, kulturellen und religiösen Bedeutung der zahlenmäßig größten Weltreligion neben dem Christentum, wie sie unter den Theologen unserer Zeit nur Hans Küng schreiben kann. Dieses Buch zeigt: Ohne einen Dialog mit dem Islam wird es weder einendauerhaften Weltfrieden noch ein konfliktfreies Miteinander mit den Muslimen in Europa geben. Wer die heutige Welt verstehen will, sollte Grundkenntnisse über den Islam besitzen.
Autorenporträt
Hans Küng, geboren 1928 in Sursee/Schweiz, studierte an der Päpstlichen Universität in Rom Philosophie und Theologie, nahm als Experte am Zweiten Vatikanischen Konzil teil, ist katholischer Priester und Professor emeritus für Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen und Präsident der Stiftung Weltethos. Ihm wurde 1979 - wegen kritischer Äußerungen - vom Papst die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. 2012 wurde Hans Küng mit dem italienischen "Nonino-Kulturpreis" ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2004

Friedenswasser in die Worte des Propheten
Kein Dialogangebot: Hans Küngs Islam-Buch

Vor zehn Jahren erschien im Piper Verlag, München, ein Buch mit dem Titel "Islam", die Autoren waren die Tübinger Professoren für Ökonomische Theologie, Hans Küng, sowie für Orientalistik, Josef van Ess. Van Ess stellte in dem Buch in vier Kapiteln den Islam vor, Küng gab auf diese islamischen Perspektiven jeweils eine christliche Antwort. Diese Darstellung des Islam durch den Orientalisten van Ess ist heute noch meisterlich zu nennen, die Antworten des Theologen waren etwas befremdlich. Er forderte zum Beispiel, daß die Christen Muhammad als Propheten anerkennen sollten und die Muslime Jesus als die Offenbarung Gottes. Das zweihundert Seiten umfassende Buch hatte keine Anmerkungen, man verstand es als einen Versuch eines islamisch-christlichen Dialogs - wenn auch ohne Muslime.

Heute meint Küng, die Orientalisten nicht mehr zu benötigen, und schreibt selbst eine knapp neunhundertseitige Scharteke (mit fast einhundert Seiten gelehrter Anmerkungen) über die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft des Islam. Küng tut das nicht, um der deutschen Leserschaft den Islam genauer zu beschreiben, sondern weil er als Christ mit den Muslimen Frieden schließen will nach dem Motto: "Kein Frieden unter den Religionen ohne den Dialog zwischen den Religionen"; und dieser Dialog sei nur möglich durch eine "Grundlagenforschung in den Religionen".

Dies führt Küng nun im Hinblick auf den Islam aus, in der Beschreibung seiner Geschichte immer die friedliche Zukunft im Blick. Man ist verwundert: Gibt es nicht genügend grundgelehrte oder auch übersichtliche Darstellungen des Islam von Islamkundlern selbst? Warum muß ein christlicher Theologe meinen, er wüßte alles besser als die Orientalisten? Diese Meinung ist nämlich irrig: Die Islamkundler und Orientalisten sind auf ihrem Gebiet besser als der "Orientalist" Küng.

An wen wendet sich Küng überhaupt? Er schreibt deutsch, also hofft er auf deutsche Leser, speziell, wie er schreibt, deutsche Muslime und Christen. Wer kein Christ ist, sich jedoch für den Islam interessiert, sollte dieses Buch, das mit einem Gebet endet, nicht lesen, denn es ist so christlich, daß sich ein Nichtchrist nur ärgern würde. Liest ein frommer deutscher Muslim Küngs Forderung an seine nichtmuslimischen Leser, sie sollten Muhammad als Propheten anerkennen, wird sich jener wahrscheinlich nicht zu einem Dialog mit den Christen aufgefordert fühlen, denn er muß vermuten, daß der Autor einer solchen Forderung ein muslimischer Konvertit ist - eine Notwendigkeit zu einem Dialog bestünde damit nicht mehr. Wenn sich ein Deutscher türkischer Abstammung, völlig säkularisiert und unfromm, für die Religion seiner Väter interessiert, sollte er dieses Buch auch nicht lesen, denn es ist in seiner Breite und Detailfreudigkeit, die an vielen Stellen ziemlich überflüssig ist (der Gelehrte Ignaz Goldziher wird mit dem Spinner Roger Garandy verglichen), verwirrend. Man stelle sich vor, ein Mullah in Medina schriebe auf arabisch ein sehr dickes Buch über das Christentum in der Hoffnung, daß Arabisch lesende Christen in Saudi-Arabien nun endlich Frieden mit den dortigen Muslimen schließen - ein utopischer Gedanke, denn die saudischen Wahhabiten würden das Buch wohl kaum lesen wollen.

Für welche Christen schreibt Küng? Für die Christen, die genauso denken wie er, dem vor fünfundzwanzig Jahren der Vatikan die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen hat. Wenn man heute liest, was Küng über das Christentum schreibt, dann war die Entscheidung des Vatikans von 1979 sehr vorausschauend. Für welche Muslime schreibt Küng? Für Muslime, die einem ähnlich verwaschenen Islam anhängen wie Küngs durch sein "Weltethos"-Programm entschärftes Christentum. Sie möchten keinen theokratischen Klerikalstaat, "wo selbsternannte Stellvertreter Gottes auf Erden sich anmaßen, als Herrscher, Gesetzgeber und Richter zugleich aufzutreten, angeblich allein Gott und nicht auch dem Volk verantwortlich" - Muslime, die so denken wie die Mullahs in Persien, lehnt Küng streng ab. Natürlich fordert Küng auch, daß die Muslime des einundzwanzigsten Jahrhunderts nicht "an die Ungeschaffenheit und deshalb Vollkommenheit, Unfehlbarkeit und Unabänderlichkeit der 78000 Worte des Koran" glauben dürfen.

Daß Küng keine traditionsfixierten Argumentationsmuster in der Auslegung der Evangelien und des Koran fordert, sondern eine "Auslegung nach Geist und Sinn", versteht sich von selbst. Der Geist und Sinn ist jedoch der Geist und der Sinn Hans Küngs, der mit einer so geschwätzigen Intoleranz in diesem Buch auftritt, daß es beschämend ist. Wenn irgendwo heute gesagt wird, daß es nur eine einzige Art von Christentum und eine einzige Art von Islam geben darf, dann in diesem Buch. Es widerspricht dem Geist des Christentums wie dem Geist des Islam vollständig. Küng lehnt alle "orthodoxen Traditionalisten" und alle "ideologischen Säkularisten" ab und träumt von den "religiös wie politisch Innovativen"; das sind Muslime, die "eine Über-Setzung der ursprünglichen islamischen Botschaft ins Heute vornehmen, um so eine demokratische Gesellschaft und kreative Kultur mit innovativer Wissenschaft und leistungsfähiger Wirtschaft zu ermöglichen".

Ist eine Über-Setzung der "ursprünglichen" islamischen Botschaft ins Heute noch eine originäre islamische Botschaft? Sind innovative Wissenschaften, eine kreative Kultur und eine leistungsfähige Wirtschaft heute wirklich die einzigen Kriterien für eine Religion? "Religion" und "Kultur" sind für Küng austauschbare Begriffe. Diese Unschärfe führt zu manchen Fehlurteilen. Nach der Lektüre des Buches fragt man sich, warum in Küngs "Islam" kein Platz für militante Islamisten, muslimische Fundamentalisten oder terroristische Krieger im Namen Allahs ist. Sind diese Gruppen vielleicht gar nicht muslimisch? Oder aber, falls sie doch islamisch sind, was zeichnet den Islam aus, daß gerade aus ihm solche radikalen Gruppierungen hervorgehen können? Diesen und ähnlichen dringenden Fragen weicht Küng aus, da er nur den Frieden unter den Religionen im Blick hat.

Das Buch ist durch und durch unseriös, selbst in seiner Aufmachung und Form: Auf jeder Seite sind Wörter, Satzteile und Phrasen fett gedruckt - der Leser soll sofort auf das fixiert werden, was dem Autor wichtig ist. Nichts darf durch sich selbst sprechen. Der Autor ist in jedem Augenblick präsent, um seine Leser auf den richtigen Weg zu leiten. Im Zweifelsfall wird der Text unterbrochen, um in einem getönten Kästchen noch einen Gedankengang zu wiederholen, einzuhämmern und zu verschärfen. Der mündige Leser schließt das Buch verärgert.

FRIEDRICH NIEWÖHNER

Hans Küng: "Der Islam". Geschichte, Gegenwart, Zukunft. Piper Verlag, München 2004. 891 S., geb., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mächtig geärgert hat sich Rezensent Friedrich Niewöhner über Hans Küngs knapp neunhundertseitiges Islam-Buch. Als Ziel des Buches macht er nicht die genaue Beschreibung des Islam für eine deutsche Leserschaft aus, sondern des Autors Wunsch, als Christ mit den Muslimen Frieden zu schließen nach dem Motto: "Kein Frieden unter den Religionen ohne den Dialog zwischen den Religionen". Unklar bleibt für Niewöhner freilich, an wen sich Küngs Buch eigentlich richtet, zumal es Darstellungen des Islam von Orientalisten und Islamwissenschaftlern gibt, die wesentlich besser sind als die von Küng. An der nämlich lässt der Rezensent kein gutes Haar. "Beschämend" findet er etwa die "geschwätzige Intoleranz", mit der Küng in seinem Buch auftrete. Wenn irgendwo heute gesagt werde, dass es nur eine einzige Art von Christentum und eine einzige Art von Islam geben dürfe, dann in diesem Buch. Küng lehne alle "orthodoxen Traditionalisten" und alle "ideologischen Säkularisten" ab und träume von den "religiös wie politisch Innovativen". Niewöhner zufolge widerspricht das Buch "vollständig" dem Geist des Christentums wie dem Geist des Islam. Er verdammt das Buch als "durch und durch unseriös". Dies zeigt sich für ihn schon in Aufmachung und Form: auf jeder Seite seien Wörter, Satzteile und Phrasen fett gedruckt. "Der Leser", schreibt Niewöhner, "soll sofort auf das fixiert werden, was dem Autor wichtig ist".

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