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Der New Yorker Eliot Weinberger ist einer der engagiertesten Publizisten in den USA. Sein Lieblingsfeind ist George W. Bush, seine Liebe aber gehört dem babylonischen Gewirr der kulturellen Zeichen aus aller Welt und allen Zeiten. Darüber schreibt er seit Jahren seine Essays genannten Prosastücke. Es sind Texte von großer poetischer Schönheit. Scheinbar unverbunden handeln diese Bruchstücke aus 4000 Jahren Natur- und Menschheitsgeschichte vom Wind, von Strudeln, von Menschen die Chang heißen, von Mohammed und den Sternen, von William Blakes Tiger, von Noahs Nachkommen im Irak und Iran, von…mehr

Produktbeschreibung
Der New Yorker Eliot Weinberger ist einer der engagiertesten Publizisten in den USA. Sein Lieblingsfeind ist George W. Bush, seine Liebe aber gehört dem babylonischen Gewirr der kulturellen Zeichen aus aller Welt und allen Zeiten. Darüber schreibt er seit Jahren seine Essays genannten Prosastücke. Es sind Texte von großer poetischer Schönheit. Scheinbar unverbunden handeln diese Bruchstücke aus 4000 Jahren Natur- und Menschheitsgeschichte vom Wind, von Strudeln, von Menschen die Chang heißen, von Mohammed und den Sternen, von William Blakes Tiger, von Noahs Nachkommen im Irak und Iran, von Zaunkönigen, von mathematischer Musik in der peruanischen Wüste. Zusammengelesen ergeben sie ein großartiges, weltumspannendes Bild, in dem das Wort Globalisierung plötzlich einen ganz anderen, fremderen und zugleich wärmeren Sinn bekommt.
Autorenporträt
Eliot Weinberger, geboren 1949 in New York, ist Essayist, Dichter und Übersetzer der Werke von Octavio Paz, Vicente Huidobro, Bei Dao und anderen. Für seine Edition der Selected Non Fictions von Jorge Luis Borges erhielt er den National Book Critics Award. 1992 wurde er für seinen Beitrag zur Förderung hispanischer Literatur in den USA zum ersten Preisträger des PEN/Kolovakos Award ernannt. 2000 verlieh ihm die mexikanische Regierung als erstem Nordamerikaner überhaupt den höchsten mexikanischen Staatspreis, den Azteken-Adler. Auf Deutsch erschien 2003 der Essayband »Kaskaden« (Suhrkamp).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2008

Mach es wie das Nashorn
Poesie und Politik: Die brillanten Essays von Eliot Weinberger
In Europa ist der New Yorker Eliot Weinberger zuerst mit einem politischen Text bekannt geworden: Sein Essay „What I heard about Iraq” (auf Deutsch in Lettre International 68) ist ein schillerndes Fazit der Diskussion um den internationalen Militäreinsatz gegen Saddam Hussein, eine gnadenlose Abrechnung mit George W. Bushs Politik, verfasst nach einem ebenso simplen wie wirkungsvollen Muster: Weinberger präsentiert eine lange Reihe unkommentierter, aber datierter Zitate, mit Vorliebe von Bush oder Dick Cheney, die deren dreiste Strategie nachträglich windelweich zurückgenommener Lügen und Fehlinformationen peinlich sichtbar macht.
Die jetzt von Peter Torberg einfühlsam und sorgfältig übersetzte Essay-Sammlung „Das Wesentliche” ist nicht nur auf den ersten Blick geradezu atemberaubend anders. Geht es darin doch um so abgelegene Themen wie die Weltanschauung vergessener Völker, etwa der Mandäer, oder verblüffende Charakteristiken chinesischer Dynastien, aber auch um so klassisch geistige Sujets wie Katharina von Siena oder Empedokles.
Wie kann man derart verschiedene Interessen verbinden, und, vor allem, gleichermaßen souverän für andere interessant machen? Je länger man in den eine Zeile bis zwanzig Seiten langen, oft provokativ rätselhaften Texten von „Das Wesentliche” liest, desto deutlicher wird ein übergeordnetes Anliegen, das sich von dem des politischen Autors Weinberger gar nicht so sehr unterscheidet. Es geht in beiden Fällen um Figuren der Überraschung und die durch sie vermittelte Erkenntnis. Wobei Weinberger den Rahmen der Gattung jeweils konsequent erfüllt. Die poetisch-philosophischen Texte wahren in jedem einzelnen Fall das Geheimnis des Gegenstands. Der politische Essay hingegen wirkt überraschend in der Form, bleibt aber ausgesprochen klar in seiner Aussage.
Dass Weinberger beides kann, wirksam-direkte, aber auch poetisch dichte Texte schreiben, das konnte man schon in „Kaskaden” sehen, einer kaum wahrgenommenen, ersten deutschsprachigen Text-Auswahl, die 2003 in der edition suhrkamp erschien und geschickt Essays aus drei sehr verschiedenen Büchern miteinander konfrontiert. Da geht es um das politische Schicksal Kambodschas und den ausgebildeten Radioelektroniker Pol Pot, aber auch um die Methode der Tigerjagd des Maharadschas von Rewa.
Die Bejahung der Heiligkeit
Den vermutlich wichtigsten Link zur Vereinbarkeit der „beiden Weinbergers” gibt ein 1996 veröffentlichter Text aus dem Buch „Written Reaction”. Unter dem unschuldigen Titel „Reading Poetry” bezeichnet der 1949 geborene Verblüffungskünstler Weinberger darin ausgerechnet das Lesen von Gedichten als seine „primary source of knowledge (. . .) among the man-made artefacts”. Es sei seine Erkenntnisquelle, täglich, seit seinem vierzehnten Jahr, auf zwei verschiedene Weisen. Erstens als „my religion”, im Sinn der „Bejahung der Heiligkeit aller Dinge” und der täglichen Möglichkeit, „mit den Toten zu sprechen”. Zweitens, und das ist wichtig, als Wissen im engeren Sinn, als „Information”.
Mit dreizehn habe er Archäologe werden wollen, erzählt Weinberger, und alles über Mittelamerika vor Kolumbus gelesen, da sei ihm in seiner ausgezeichneten High-School-Bibliothek mitten in einem dicken Wälzer sein erstes modernes Gedicht begegnet: Octavio Paz’ „Sonnenstein”. Von da an habe für ihn das Gespräch zwischen Text und Wirklichkeit nicht aufgehört. Von Lorca ausgehend, habe er über den Spanischen Bürgerkrieg gelesen, von T. S. Eliots „Waste Land” her habe er sich für Buddhismus interessiert.
Der finale Ratschlag
Aus dieser Richtung auf Weinberger treffend, erkennt man in der Reihung von „What I heard about Iraq” nicht nur das entblößende Prinzip der Statistik, sondern auch jenes einer innovativen Kunst, die das Dokumentarische nutzt und verwandelt. Mehrfach taucht das formale Mittel Reihung auch in den Texten aus „Das Wesentliche” auf. So enthält das längere Stück „Das Nashorn” Informationen zu dessen drohendem Aussterben, mündet aber auch in ein Zitat des, so Weinberger, ältesten überlieferten buddhistischen Texts – einer Sammlung von Fragmenten, die vor zweitausend Jahren in der Ebene von Jalalabad vergraben wurde. Sie besteht aus Sätzen, die in ihrem ersten Teil unterschiedliche Feststellungen und Ratschläge sind, aber in einen unveränderten, surenartig wiederholten, finalen Ratschlag münden. „Ein Hirsch frisst dort, wo er fressen will, wandere allein wie ein Nashorn.”
In allen seinen exzentrisch funkelnden Texten zeigt Weinberger, der sich im Lauf seiner enzyklopädischen Beschäftigung mit der Welt auch zum Übersetzer von Octavio Paz und Bei Dao entwickelt hat, eine selbstverständliche Eleganz der Formulierung, die sich nie selber zum Thema macht oder gar erklären würde. Die Unlust, redundant zu sein, trifft sich da auf fruchtbare Weise mit dem Willen, den Leser einzufangen und ihn, ob es nun um das Zentrum gerade aktuellen Geredes geht oder um die Rituale ausgestorbener Kulturen, bis zum Ende nicht loszulassen. HANS-PETER KUNISCH
ELIOT WEINBERGER: Das Wesentliche. Aus dem Englischen von Peter Torberg. Berenberg Verlag, Berlin 2008. 214 Seiten, 24 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Recht angetan zeigt sich Rezensent Tobias Wenzel von diesen feinen Essays Eliot Weinbergers. Wie der Autor abseitiges Wissen, abgelegene Gedanken und Geschichten zusammenbringt, fasziniert ihn. Der Gefahr, mit konzentriertem Wissen zu ermüden, ist Weinberger für sein Empfinden dabei glücklich entgangen. Die Essays haben für ihn etwas Verführerisches. Zum einen weil es dem Autor seines Erachtens gelingt, dem Leser "Faszinierend-Fremdes" wie die lautmalerische Sprache eines Volkes in Papua-Neuguinea oder die vielen Bedeutungen des Windes im alten China näher zu bringen. Zum anderen weil er die Weise schätzt, wie die Essays "augenzwinkernd Widersprüche" ans Licht bringen. Außerdem schätzt er Weinberger als "Aufklärer" und zwar als einen "angenehm unaufdringlichen". Für eine Lektüre am Stück scheint Wenzel das Buch allerdings nicht geeignet. Er vergleicht es in diesem Zusammenhang mit einem guten Pesto: "zu reichhaltig und zu intensiv, um auf einmal konsumiert zu werden".

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