18,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

In der griechischen Philosophie wird Gott erstmals streng gedacht. In Israel wird er als "Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" zu einer kollektiven Erfahrung.
Was meinen wir heute, wenn wir "Gott" sagen? Haben wir Grund zu glauben, dass er existiert? Ist er unsere Idee oder sind wir die seine?
Was meinen wir heute, wenn wir »Gott« sagen? Haben wir Grund zu glauben, dass er existiert? Ist er unsere Idee oder sind wir die seine?
Dass Religion Privatsache sei, gilt seit langem für ausgemacht. Dass dies ein Irrtum ist, darüber haben uns spätestens die Selbstmordattentäter belehrt. Die Frage,
…mehr

Produktbeschreibung
In der griechischen Philosophie wird Gott erstmals streng gedacht. In Israel wird er als "Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" zu einer kollektiven Erfahrung.

Was meinen wir heute, wenn wir "Gott" sagen? Haben wir Grund zu glauben, dass er existiert? Ist er unsere Idee oder sind wir die seine?
Was meinen wir heute, wenn wir »Gott« sagen? Haben wir Grund zu glauben, dass er existiert? Ist er unsere Idee oder sind wir die seine?

Dass Religion Privatsache sei, gilt seit langem für ausgemacht. Dass dies ein Irrtum ist, darüber haben uns spätestens die Selbstmordattentäter belehrt. Die Frage, ob Gott solche Taten billigt oder missbilligt, ist von öffentlichem Interesse. Lassen sich Fragen nach der Existenz Gottes und nach einer eventuellen Offenbarung seines Willens rational erörtern? Und wenn ja, ist es berechtigt, sie auf sich beruhen zu lassen? Was steht dabei auf dem Spiel?
Die Wahrheitsfähigkeit des Menschen - in dieser Antwort stimmt Robert Spaemann mit Friedrich Nietzsche und Richard Rorty überein. Nur mit dem Unterschied, dass diese Autoren beides leugnen, während Robert Spaemann beides, die Existenz Gottes und die Wahrheitsfähigkeit der menschlichen Vernunft verteidigt. Mit Wittgenstein hält Spaemann es für den Aberglauben der Moderne, dass uns die Naturgesetze die Welt erklären, während sie doch selbst das Erklärungsbedürftigste in der Welt sind.

Robert Spaemann greift seit 50 Jahren in öffentliche Grundsatz- und Wertedebatten ein wie die atomare Bewaffnung, den Kosovokrieg, die Abtreibungs- und Euthanasiegesetzgebung, Sloterdijks Vorschläge zur Menschenzüchtung. Er greift die »europäischen Werte« in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen und Fernsehdebatten auf und stellt sie infrage. Auch der geistigen Situation der Kirchen gilt seine Aufmerksamkeit. Immer geht es Spaemann darum, die Errungenschaften der Moderne gegen eine der Moderne innewohnende Tendenz zur Selbstaufhebung zu verteidigen.
Autorenporträt
Robert Spaemann, geboren am 5. Mai 1927 in Berlin, studierte Philosophie, Romanistik und Theologie in Münster, München und Fribourg. Von 1962 bis 1992 lehrte er Philosophie an den Universitäten in Stuttgart, Heidelberg und München, wo er 1992 emeritiert wurde. Robert Spaemann hatte zahlreiche Gastprofessuren inne, erhielt mehrere Ehrendoktorwürden und war 2001 der Träger des Karl-Jaspers-Preises der Stadt und der Universität Heidelberg. Robert Spaemann, einer der führenden konservativen Philosophen im deutschsprachigen Raum, starb am 10. Dezember 2018.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2007

Sachbücher des Monats Juli
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. TOM SEGEV: 1967. Israels zweite Geburt. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm, Hans Freundl und Enrico Heinemann. Siedler Verlag, 672 Seiten, 28 Euro.
2. ADAM TOOZE: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Siedler Verlag, 928 Seiten, 44 Euro.
3. WILFRIED STROH: Latein ist tot, es lebe Latein! Kleine Geschichte einer großen Sprache. Paul List Verlag, 416 Seiten, 18 Euro.
4. PHILIPP FELSCH: Laborlandschaften. Physiologische Alpenreisen im 19. Jahrhundert. Wallstein Verlag, 254 Seiten, 29 Euro.
5. DIETMAR HERZ: Die Amerikaner im Krieg. Bericht aus dem Irak im vierten Kriegsjahr. C. H. Beck Verlag, 156 Seiten, 17,90 Euro.
6. KAREN MICHELS: Aby Warburg. Im Bannkreis der Ideen. C. H. Beck Verlag, 128 Seiten, 19,90 Euro.
7. CLAUDE ARNAUD: Chamfort. Die Frauen, der Adel und die Revolution. Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann. Verlag Matthes & Seitz, 528 Seiten, 39,80 Euro.
8. HILARY SPURLING: Matisse. Leben und Werk. Dumont Verlag, 1200 Seiten, 2 Bände, 116 Euro.
9.-10. ADRIANO PROSPERI: Die Gabe der Seele. Geschichte eines Kindsmords. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp Verlag, 516 Seiten, 33,80 Euro.
ROBERT SPAEMANN: Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und der Aberglaube der Moderne. Verlag Klett-Cotta, 263 Seiten, 17 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats Juli 2007 von Otto Kallscheuer: Steffen Jacobs, Der Lyrik-TÜV. Ein Jahrhundert deutscher Dichtung wird geprüft. Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, 350 Seiten, 28,50 Euro.
Mitglieder der Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 31. Juli.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2007

Glauben ist unnütz
Robert Spaemann macht die Gottesfrage für Ungläubige interessant

Will man etwas Allgemeinverständliches und Provokatives über die Gehalte des christlichen Glaubens lesen, dann sollte man zu den gesammelten Aufsätzen greifen, die der Philosoph Robert Spaemann zur Religion verfasst hat.

Im Vorwort seiner Sammlung philosophischer Aufsätze über Themen der christlichen Tradition erläutert Robert Spaemann eine Absicht, die das Buch auch für Ungläubige interessant machen soll. Er will den Unterschied von Innen- und Außenperspektive bewahren. Die Religion soll ihr Selbstverständnis nicht ohne Not den Theorien über ihre Nützlichkeit anpassen, die die Religionswissenschaft in die säkulare Welt gesetzt hat. Der Gläubige, der darauf besteht, dass sein Glaube einen Sinn hat, der in den Funktionen der Entlastung und Orientierung nicht aufgeht, leistet der Verdinglichung Widerstand und verteidigt das Palladium der Subjektivität.

Nicht alle Denker, die Spaemann als Zeugen aufruft, würden ihre Perspektiven in seinen Paraphrasen ohne weiteres wiedererkennen. So behauptet er, den späteren Kardinal John Henry Newman habe, als er 1846 als Anglikaner den Mailänder Dom besuchte, das "traditionelle katholische Identitätsverständnis" gerade "wegen seines Pluralismus und Individualismus" beeindruckt. Spaemann zitiert einen Brief, in dem Newman das Nebeneinander vielfältiger frommer Handlungen in der Kathedrale schildert und die Kirche als "eine Welt" deutet, in der jeder Einzelne "seinen eigenen Angelegenheiten" nachgeht, die dennoch eine gemeinsame Sache bilden.

Was der spätere Konvertit im normalen liturgischen Alltag einer der prächtigsten Kirchen der Christenheit sah oder sehen wollte, entspricht nun aber nicht dem, was im modernen politischen Vokabular und auch in der heutigen Theologie als Pluralismus und Individualismus bezeichnet wird. Die Meinungen, dass es eine Vielzahl gleichberechtigter Wahrheiten gebe und dass jeder Einzelne seinen persönlichen Weg zum Heil finden müsse, hielt Newman als Anglikaner wie als Katholik für Irrlehren, die er unter dem Begriff des Liberalismus zusammenfasste. Dass die Priester, die im Dom ihre stillen Messen feiern, und die Laien, die im Vorübergehen Kerzen anzünden, aufeinander scheinbar keine Rücksicht nehmen, ist keine bewusste Haltung. Die Pluralität individueller Frömmigkeitsübungen stellt sich sozusagen hinterrücks her; für das programmatische Moment gemeinschaftlicher Praxis, das mit dem Suffix "-ismus" markiert wird, ist kein Raum, wo die Wahrheitsfrage nicht zur Debatte steht, weil die Antwort von der Institution garantiert wird.

Ungefähr sagt das Spaemann auch. Wenn er gleichwohl die moralischen Schönheiten der von Newman noch von außen gesehenen Lebensform auf Ideologiebegriffe bringt, liegt dieser Wortwahl ein zweifaches polemisches Interesse zugrunde. Der Autor richtet sich an die kirchliche und die weltliche Öffentlichkeit. Newmans Mailänder Dom, von wunderbar geordnetem Gewimmel gefüllt, ist als Inbild der alten, unter Paul VI. reformierten Liturgie gedacht. Spaemann führt Newman einige Seiten später noch einmal an, mit der These, die Kirche habe in ihrer Geschichte nie einen Ritus abgeschafft. Dem Leser wird an dieser Stelle die Domszene noch im Gedächtnis sein, und er wird vielleicht nicht darüber nachdenken, dass zum Zeitpunkt von Newmans Besuch in diesem Kirchenraum keineswegs verschiedene Ritusordnungen gleichzeitig gepflegt wurden.

Übrigens kann ein entsprechend disponierter Besucher auch in der Sonntagsmesse einer heutigen Großstadtpfarrei den Eindruck zwangloser Harmonie von Varianten inniger Zwiesprache mit Gott empfangen, wenn vorne die Gaben zum Altar gebracht werden, während sich hinten die Kinder versammeln, wenn die einen jedes Zeichen des vom Priester in Körpersprache übersetzten Vaterunser mitmachen, die anderen sich auf die traditionellen Verrichtungen beschränken und wieder andere die ganze Zeit über andächtig stehen.

Der Welt vor den Kirchentüren gibt Spaemanns Beschwörung des Pluralismus und Individualismus zu verstehen, dass die Katholiken die besseren Protestanten sind. Das wäre zwar ganz und gar nicht im Sinne Newmans, und das würde auch Spaemann so nicht sagen. Aber die Pointe seiner Terminologie ist, dass die Ausdifferenzierung der Glaubenskultur, die gemeinhin als Folge der Reformation angesehen wird, sich auf dem Boden der katholischen Kultpraxis entwickelt haben soll. Richtiger müsste Spaemann von einer Art von Pluralismus und einer Art von Individualismus sprechen. Der provokative Klartext verdunkelt, dass Spaemann eine geschichtsphilosophische Figur verwendet, der er eigentlich misstraut, weil sie der relativistischen Sozialwissenschaft die Überlegenheit der Außenperspektive verbürgt: Er schreibt seiner Kirche funktionale Äquivalente jener Errungenschaften gut, die die moderne Gesellschaft dem Protestantismus zu verdanken meint.

Spaemanns Begriffspolitik will einen Kulturprotestantismus vor den Kopf stoßen, der auch seine Konfession erfasst hat. Er übersetzt Newmans Theorie von der "Entwicklung der christlichen Lehre" in einen katholischen Anspruch auf intellektuelle Modernität. Gerade das Lehramt ermöglicht "ein hohes Maß an Wandlungsfähigkeit - eine zu große, fanden die Reformatoren des sechzehnten Jahrhunderts, die zurück ad fontes wollten". Das Prinzip des Protestantismus ist nicht progressiv. Kann es nach Spaemann einen katholischen Fundamentalismus geben?

Es ist ungeheuer eindrucksvoll, wie Spaemann die gesamte christliche Weltsicht aus dem Modus der Kontingenz entwickelt. Die funktionalistische Theorie der Religion als Kontingenzbewältigung soll für das Christentum nicht gelten, das die Kontingenzbejahung predigt. Spaemanns Feststellung, ein Lehrverfahren in den protestantischen Kirchen habe "nur eine administrative, keine spirituelle Bedeutung", deckt sich mit dem Befund, der Newman zu dem Urteil kommen ließ, die Kirche von England könne kein Teil der wahren Kirche sein. Die liberale Partei ließ die Oxford-Bewegung, die nach Restauration der alten Riten strebte, die Disziplinargewalt der Staatskirche spüren. Von den Mitgliedern des Parlaments, das diese Gewalt an sich gezogen hatte, wurde Rechtgläubigkeit nicht mehr verlangt. Newmann verwarf daher die anglikanische Lehre vom christlichen Staat.

In dem Interview mit einer liberal-katholischen Zeitschrift, das den Band abschließt, sagt Spaemann zur Verblüffung seines Gesprächspartners, unsere historische Lage sei bestimmt durch den Untergang des Heiligen Römischen Reiches. Erst seit 1806 sei die von Augustinus in "De civitate Dei" vorausgesetzte Situation gegeben. Noch Newman habe gefragt, ob das Reich existiere oder nicht. Robert Spaemann ist nicht der Konservative, als der er gemeinhin charakterisiert wird. Der echte Konservatismus verteidigte den christlichen Staat. Seit dem Scheitern dieses Unternehmens wollen Ersatzkonservative den Verlust wenigstens kompensieren. Wenn Spaemann herausstellt, dass die Treue zu sich selbst keine christliche Tugend ist, weil der Glaube an Christus die Umkehr fordert, dann widerspricht er einer Theologie der Akkomodation, die sich in der gesellschaftlichen Realität einrichtet und noch in den Rechtsinstituten des religiös neutralen Staates wie der Körperschaft des öffentlichen Rechts Pfründen des Kulturchristentums entdeckt.

PATRICK BAHNERS

Robert Spaemann: "Das unsterbliche Gerücht". Die Frage nach Gott und die Täuschung der Moderne. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2007. 264 S., geb., 17,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bemerkenswert scheint Patrick Bahners dieser Band mit Robert Spaemanns gesammelten Aufsätzen zur Religion. Er hält ihm vor allem zu Gute, die Gottesfrage auch für Ungläubige interessant zu machen. Instruktiv findet er die Auseinandersetzung des Autors mit Theorien, die Religion auf ihre Nützlichkeit reduzieren und ihr lediglich Entlastungs- und Orientierungsfunktion zubilligen. Spaemann argumentiere, dass der Gläubige, der auf der Sinnhaftigkeit seines Glaubens bestehe, Widerstand gegen die Verdinglichung und Funktionalsierung der Welt leiste und das "Palladium der Subjektivität" verteidige. Bahners merkt kritisch an, dass Spaemann Denker, die als Zeugen aufruft, bisweilen etwas zurecht biegt, damit sie seinen Perspektiven entsprechen. In diesen Zusammenhang nennt er insbesondere Spaemanns Beschäftigung mit John Henry Newmans und dessen Gedanken zu Pluralismus und Individualismus im Katholizismus. Demgegenüber zeigt sich Bahners überaus beeindruckt von Spaemanns Darstellung der christlichen Weltsicht unter der Perspektive der Kontingenz und seiner Argumentation, wonach die funktionalistische Theorie der Religion als Kontingenzbewältigung für das Christentum nicht gelte.

© Perlentaucher Medien GmbH