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Agnes Grey, die Tochter eines verarmten Landpfarrers, entschließt sich als Gouvernante zu arbeiten. Demütigungen durch die Arbeitgeber und die Mühen mit den schwererziehbaren Kindern einer Kaufmannsfamilie, später einer englischen Adelsfamilie, machen der sensiblen jungen Frau sehr zu schaffen. Die unausgesprochene Zuneigung zu Edward Weston, einem Vikar, der ihre Liebe ebenso unausgesprochen erwidert, findet schließlich, nachdem das Paar sich aus den Augen verloren hatte, ihre glückliche Erfüllung.

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Produktbeschreibung
Agnes Grey, die Tochter eines verarmten Landpfarrers, entschließt sich als Gouvernante zu arbeiten. Demütigungen durch die Arbeitgeber und die Mühen mit den schwererziehbaren Kindern einer Kaufmannsfamilie, später einer englischen Adelsfamilie, machen der sensiblen jungen Frau sehr zu schaffen. Die unausgesprochene Zuneigung zu Edward Weston, einem Vikar, der ihre Liebe ebenso unausgesprochen erwidert, findet schließlich, nachdem das Paar sich aus den Augen verloren hatte, ihre glückliche Erfüllung.
Autorenporträt
Anne Brontë, geboren am 17. Januar 1820 in Thornton, ist die jüngste der drei berühmten Schwestern. Ihre Jugend verbrachte sie im elterlichen Pfarrhaus in Haworth. Mit neunzehn Jahren verließ sie ihre Heimat, um als Gouvernante zu arbeiten, gab diese Tätigkeit 1845 jedoch auf und widmete sich danach ausschließlich dem Schreiben. Zusammen mit ihren Schwestern veröffentlichte sie unter den Pseudonymen (Currer, Ellis and Acton Bell ) einen Gedichtband. Ihr erster Roman Agnes Grey erschien 1847, ein Jahr später folgte The Tenant of Wildfell Hall . Anne Brontë starb am 28. Mai 1849 mit nur 29 Jahren an Tuberkulose.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2013

Wenn die Zofe nullmal klingelt
„Agnes Grey“, der schmerzliche Gouvernantenroman der jüngsten Brontë-Schwester Anne, in einer neuen deutschen Übersetzung
Die junge Gouvernante, die ihre Stelle in Horton Lodge antritt, bezieht ihr Zimmer. Dabei kommt es zu folgender Szene: „Als ich nun feststellen musste, dass man mir keines meiner Gepäckstücke heraufgebracht hatte, machte ich mich auf die Suche nach der Klingel; nachdem ich jeden Winkel meines Zimmers vergebens nach einer solchen Annehmlichkeit durchsucht hatte, nahm ich die Kerze und wagte es, über den langen Flur und die steile Treppe hinab auf Entdeckungsreise zu gehen. Als mir dabei ein gut gekleidetes weibliches Wesen über den Weg lief, erklärte ich ihr mein Begehr, wenn auch nicht ohne einiges Zögern, denn ich war nicht ganz sicher, ob ich es nun mit einer bessergestellten Bediensteten zu tun hatte oder mit Mrs. Murray persönlich. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie ihre Zofe war. Mit einer Miene, als erfülle sie mir einen höchst ungewöhnlichen Wunsch, ließ sie sich zu dem Versprechen herab, mir meine Sachen heraufschicken zu lassen (. . .).“
  Nicht etwa nach einer, sondern nach der Klingel sucht Agnes Grey, die Heldin des gleichnamigen Romans; denn dass ihr eine solche zusteht, daran hegt sie keinen Zweifel. Gehört sie nicht, da ihr die Erziehung der Kinder obliegt, zur Familie? Doch wird sie unverzüglich darüber belehrt, dass ihr Platz bei den Domestiken ist, bei den Leuten am anderen Ende der Klingel also – eine überaus schmerzliche Erfahrung. Wer sich in der Gesellschaft des frühviktorianischen England derart in seiner Klassenstellung vertut, dem stehen unausweichlich Leiden bevor. Agnes soll sich bei Kindern Respekt verschaffen, von deren Eltern, mondänen Damen und fuchsjagenden rotgesichtigen Landjunkern wird sie verachtet: Das kann nicht gutgehen. Die Kleinen tanzen ihr auf der Nase herum, und ihr bleibt nichts, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
  Die Autorin Anne Brontë wusste, wovon sie sprach, hatte sie doch in ihrem kurzen Leben (sie starb 1849 an der Schwindsucht, noch nicht dreißig Jahre alt) den Kelch des Gouvernantentums bis zur Neige gekostet. Sie war die jüngste und ist bis heute die unbekannteste der drei Brontës, der „taubengrauen Schwestern“, wie Arno Schmidt sie nannte. Aber musste sie ihre Heldin dazu noch „Grey“, also Grau nennen und obendrein „Agnes“? Da steckt lateinisch agnus drin, das Opferlamm, Martyrien scheinen programmiert. Und so tendiert ihr Ton, trotz steifer Oberlippe, zur sentimentalen Gekränktheit.
  Der relativ enge Blickwinkel seiner Erzählerin schränkt die Perspektive des Romans ein; er hat erbauliche Längen und ein ziemlich aufgesetztes Happy-End (Agnes kriegt einen frommen Pfarrer). Doch macht ihn gerade seine geringe Distanz zum bemerkenswerten Dokument seiner Epoche, der Zeit um 1840. Fährt Agnes zu ihrem ersten Arbeitsplatz noch mit der Postkutsche, so zum zweiten schon in der Eisenbahn. Und sobald nicht sie selbst das Wort führt, sondern ihre aufsässigen Zöglinge, beweist der Roman feine Beobachtung und gewinnt Lebendigkeit, namentlich in den Dialogen. Am stärksten wirkt Rosalie, die dem Einfluss ihrer Gouvernante früh entwächst, eine Figur von beeindruckender literarischer (wenn auch nicht moralischer) Charakterstärke; sie ermutigt einen Bewerber um ihre Hand, nur um ihn dann desto exquisiter zu demütigen – und als sie am Ziel ihrer Wünsche ist, der guten Partie, muss sie erkennen, was für ein trauriges Schicksal das bedeutet.
  Nicht ganz leicht geht der Ton dieses Buches ins Deutsche hinüber. Agnes weiß sich im Besitz zweier Eigenschaften, die sie über das Niveau ihrer Dienstherrschaft erheben, der Bildung und der Tugend. Diese muss sie, ihrer heiklen sozialen Position entsprechend, zugleich betonen und verbergen, was sich im Original, bei besagter misslingender Klingelszene, so anhört: „(. . .) but finding that none of my luggage was brought up, I instituted a search for the bell“. Michaela Meßner übersetzt es akkurat und allenfalls ein wenig umständlich ind Deutsche. Aber mit welcher Notwendigkeit jemand, der so elaboriert spricht, unglücklich werden muss – diese Nuancen bleiben auf der Strecke.
BURKHARD MÜLLER
Gerade seine Distanzlosigkeit
macht das Buch zu einem
bemerkenswerten Zeit-Dokument
  
      
  
  
  
Anne Brontë: Agnes Grey. Roman. Aus dem Englischen von Michaela Meßner. dtv, München 2012. 320 Seiten,
8,90 Euro.
Anne Brontë (1820-1849), gemalt von ihrem Bruder Patrick Branwell Brontë.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hin- und hergerissen ist Rezensent Burkhard Müller nach der Lektüre von Anne Brontes Roman "Agnes Grey", der nun in einer neuen deutschen Übersetzung vorliegt. Die Unbekannteste der Bronte-Schwestern erzähle hier die autobiografisch geprägte Geschichte einer jungen und gebildeten Gouvernante, die unter ihrer Stellung in der Gesellschaft des frühviktorianischen England leidet, berichtet der Kritiker, der leider feststellen muss, dass die "sentimentale Gekränktheit" der Heldin auf Dauer ziemlich ermüdend ist. Ganz angetan ist Müller hingegen von der Figur der Rosalie, dem widerspenstigen Zögling der Agnes Grey, deren "literarische Charakterstärke" er außerordentlich feinsinnig beobachtet und gut gelungen findet. Mit großem Interesse hat der Rezensent den Text auch als beeindruckendes Dokument einer sehr bewegten Epoche gelesen.

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