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Ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize 2012!
By 1535 Thomas Cromwell, the blacksmith's son, is far from his humble origins. Chief Minister to Henry VIII, his fortunes have risen with those of Anne Boleyn, Henry's second wife, for whose sake Henry has broken with Rome and created his own church. But Henry's actions have forced England into dangerous isolation, and Anne has failed to do what she promised: bear a son to secure the Tudor line. When Henry visits Wolf Hall, Cromwell watches as Henry falls in love with the silent, plain Jane Seymour. The minister sees what is at stake: not just…mehr

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Produktbeschreibung
Ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize 2012!

By 1535 Thomas Cromwell, the blacksmith's son, is far from his humble origins. Chief Minister to Henry VIII, his fortunes have risen with those of Anne Boleyn, Henry's second wife, for whose sake Henry has broken with Rome and created his own church. But Henry's actions have forced England into dangerous isolation, and Anne has failed to do what she promised: bear a son to secure the Tudor line. When Henry visits Wolf Hall, Cromwell watches as Henry falls in love with the silent, plain Jane Seymour. The minister sees what is at stake: not just the king's pleasure, but the safety of the nation. As he eases a way through the sexual politics of the court, its miasma of gossip, he must negotiate a 'truth' that will satisfy Henry and secure his own career. But neither minister nor king will emerge undamaged from the bloody theatre of Anne's final days.

In 'Bring up the Bodies', sequel to the Man Booker Prize-winning 'Wolf Hall', Hilary Mantel explores one of the most mystifying and frightening episodes in English history: the destruction of Anne Boleyn. This new novel is a speaking picture, an audacious vision of Tudor England that sheds its light on the modern world. It is the work of one of our great writers at the height of her powers.
Autorenporträt
Hilary Mantel wurde 1952 in Glossop, England, geboren. Nach dem Jura-Studium in London war sie als Sozialarbeiterin tätig. Sie lebte fünf Jahre lang in Botswana und vier Jahre in Saudi-Arabien. Im Jahr 2013 wurde sie mit dem David Cohen Prize for Literature ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2013

Sprechende Hände

Durch Thomas Cromwells Augen auf Heinrich VIII. und seine Frauen schauen: In "Falken" setzt Hilary Mantel ihre Reise durch das Zeitalter der Tudors fort

Die Schwägerin will reden. Es ist Sonntag, der 30. April 1536. Thomas Cromwell, Staatsgeschäftsführer Heinrichs VIII., stellt seit einiger Zeit diskrete Erkundigungen über das Privatleben der Königin an. Zwei Hofdamen haben schon vor ihm gesessen und ihm verraten, wer im Schlafgemach Anne Boleyns ein und aus geht und welche frivolen Reden dort den Ton bestimmen. Jetzt will sich Lady Rochford offenbaren, die Gattin von Annes Bruder George. Sie glaubt Herrin der Lage zu sein und beginnt ihre Erzählung "mit Genuss". Was sie genießt, ist der Status der Zeugin. Durch ihre Aussage wirkt sie daran mit, dass ihr Mann und die Königin drei Wochen später hingerichtet werden, wegen Hochverrats in Tateinheit mit Ehebruch und Inzest.

Jane Rochford malt sich aus, dass Cromwell selbst gerne Zeuge der Szene gewesen wäre, die sie an diesem Morgen beobachtet hat. Es war ein majestätischer Ehekrach. Heinrich und Anne waren im Schloss von Greenwich ans Fenster getreten; dem König stand der Zorn ins Gesicht geschrieben. Am Tag vorher hatte Anne einem seiner treuesten Kumpane, Henry Norris, an den Kopf geworfen, er hoffe wohl, nach Heinrichs Tod dessen Nachfolge als Ehemann anzutreten. Als ihr aufging, was sie da gesagt hatte, hatte sie Norris angefleht, er müsse einen Eid auf ihre Keuschheit schwören.

James Wood hat "Bring up the Bodies" ("Falken"), die Fortsetzung von "Wolf Hall" ("Wölfe"), im "New Yorker" rezensiert. Mit Recht hebt Wood die Illusion des unmittelbaren Miterlebens als die grandiose Leistung der beiden Romane von Hilary Mantel hervor. Wir sehen die Dinge mit Cromwells Augen, wittern sie mit seiner Nase. Aber wenn Wood behauptet, die Romane seien deshalb gelungen, weil sie den Eindruck erweckten, die Autorin habe über die Gegenwart geschrieben und den Figuren erst nachträglich Namen aus dem 16. Jahrhundert gegeben, fragt man sich, warum sich Hilary Mantel die gewaltige Mühe gemacht haben soll, wo irgend möglich den Quellen zu folgen.

Das am offenen Fenster streitende Königspaar, das der versammelten Hofgesellschaft Stoff für die Gerüchtemaschine liefert - diese Szene hat die Autorin sich nicht ausgedacht. Was sie Jane Rochford in den Mund legt, ist einem echten Augenzeugenbericht nachgebildet. Der schottische Geistliche Alexander Ales schilderte den Fensterdisput 22 Jahre später in einem Brief an Königin Elisabeth, die Tochter von Heinrich und Anne Boleyn, die 1558 den Thron besteigen konnte, obwohl sie durch die Annullierung der Ehe ihrer Eltern zum Bastard gestempelt worden war. Ales hatte Elisabeth als "kleines Baby" in den Armen ihrer Mutter gesehen. Lady Rochfords Variante: "Anne nahm sie und hielt sie in die Höhe, als wollte sie sagen: Ehemann, wie kannst du bezweifeln, dass dies deine Tochter ist?"

An dieser Stelle wird die Zeugin von Cromwell unterbrochen. Es sei ihre Vermutung, dass der König die Königin mit dieser Frage konfrontiert habe. "Hören konnten Sie es nicht." Bündig charakterisiert der Einwurf die Situation und den Minister. Hier findet ein Verhör statt. Cromwell ist ein Empiriker, der sich nicht nur das Fenster vorstellt, sondern gleich auch den Abstand zum Publikum überschlägt. Der Ermittler fragt quellenkritisch wie später die Historiker. Doch auch dieses Detail geht auf die Quelle zurück: Ales hatte nicht alles verstehen können, was gesagt wurde, aber den Inhalt des Wortwechsels aus den "Gesichtern und Gesten" erschlossen. Stephen Greenblatt verweist auf Vorbilder für Hilary Mantels Technik des sprechenden Details in der humanistischen Geschichtsschreibung. Es ist eben doch nicht gleichgültig, dass die Autorin einen Gegenstand aus der Renaissance gewählt hat.

Den Quellen entnimmt sie nicht nur Stoffliches. Bei Ales fand sie das Stichwort der Geste. Dadurch ließ sie sich anregen, ihrer Variante der Fensteranekdote ein Kabinettstück der Körperzeichensprachdeutung einzufügen. Jane Rochford beschreibt, wie die Königin ihre Hände vor der Brust faltete. Sie erläutert diese Geste doppelt. Erstens, indem sie selbst dieselbe Geste macht, und zweitens durch eine gebildete Referenz: "Sie wissen schon, wie Königin Esther auf dem großen Teppich des Königs?" Der Finanzfachmann mit florentinischer Banklehre und holländischen Geschäftsverbindungen ist wie sein erster Patron Kardinal Wolsey selbst ein Sammler flämischer Tapisserien. "Er kann sie sich leicht vor Augen rufen, diese reich ausgestaltete Szene, gewobene Höflinge, um ihre verzweifelte Königin versammelt. Eine unbesorgt wirkende Magd hält eine Laute in Händen, vielleicht ist sie damit zu Esthers Gemächern unterwegs. Andere schwatzen leise miteinander, die Frauen mit aufblickenden, ebenen Gesichtern, die Männer mit gesenkten Köpfen." Reich ausgestaltet, das heißt im Original "richly textured". Ein Lautenspieler wird den Ehebruch mit der Königin gestehen. Das Bedeutungsgewebe des Romans ist so reich, weil die Autorin authentische Materialien verarbeitet. Das Buch Esther war einer der beliebtesten Gegenstände der Teppichknüpfer. Es ist belegt, dass Heinrich VIII. und Wolsey Serien zu diesem Sujet besaßen. Aber Hilary Mantel lässt Cromwell einen bestimmten Teppich beschreiben. Der Teppich mit den gefalteten Händen und der Laute hängt in London im Victoria and Albert Museum.

Das Leitmotiv der Wandteppiche hat eine dekorative Funktion: Sie schaffen Atmosphäre, tragen dazu bei, dass der Leser sich über die lange Strecke der beiden Romane in einem zusammenhängenden Raum bewegt. Der Esther-Teppich kehrt am entscheidenden Punkt der Handlung von "Falken" wieder. Cromwell besucht Anne im Tower. Als sie ihm vorhält, dass er doch wohl nicht den Geschichten über sie glaube, wird er einen Moment lang unsicher. Doch dann hebt sie die Hände und faltet sie vor der Brust. "Ah, Königin Esther, denkt er. Sie ist nicht unschuldig, sie weiß nur die Unschuldige zu spielen."

Vor zwanzig Jahren tobte ein Gelehrtenkrieg über die Frage nach den Ursachen für Anne Boleyns Sturz. Hatte Cromwell eine Verschwörung angezettelt, um Anne durch Jane Seymour, das brave Mädchen aus Wolf Hall, zu ersetzen, oder führte die Königin durch ihre losen Reden am 29. April die Katastrophe herbei? In ingeniöser Manier hat Hilary Mantel alle diese Hypothesen in ihre Erzählung eingewoben. Ebenso die Gegenargumente: Der französische Botschafter teilt mit, dass seine Landsleute "diese ganze Geschichte unverständlich finden". Rationalisten kann nicht befriedigen, dass Annes Ende sowohl geplant als auch ungeplant war. Cromwells eigene Gedanken, von Hilary Mantel gelesen: "Der Plan gegen Anne ist unheilig herangereift, wurde zu früh geboren, eine formlose Masse Gewebe." Hier spielt die Autorin auf eine extravagante Theorie an, der der Roman am wenigsten abgewinnen kann. Die amerikanische Historikerin Retha Warnicke behauptet, Anne sei unter Hexereiverdacht geraten, weil das von ihr im Januar 1536 tot zur Welt gebrachte Kind missgebildet gewesen sei. Aber die Nachricht von der "formlosen Masse Fleisch" findet sich erst bei einem katholischen Polemiker fünfzig Jahre später. Das Komplott als Fehlgeburt: Cromwell erweist sich in dieser brutalen Selbsteinschätzung als Alter Ego der Frau, die er auf den Thron und aufs Schafott brachte.

Warum faltet Esther auf dem Teppich verzweifelt die Hände? Weil sie gerade erfahren hat, dass Haman alle Juden töten lassen will. Am 2. April 1536 predigte John Skip, der für die Almosen der Königin zuständige Hofgeistliche, vor dem König. "Es scheint eine Allegorie zu sein, die sich mit aller Macht gegen ihn, Thomas Cromwell, richtet. Er setzt ein breites Lächeln auf, als die Kirchgänger sie ihm erklären." Im Roman wird nicht gesagt, welche biblische Begebenheit der Prediger mit Cromwells Enteignung der Klöster verglich: die Geschichte von Haman. Cromwells gespielte Unwissenheit wird sich rächen. Hilary Mantel schreibt am dritten Band.

PATRICK BAHNERS

Hilary Mantel: "Falken". Roman. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Dumont, 480 Seiten, 22,99 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.02.2013

Hilary Mantel ist die Königin des historischen Romans Jetzt erscheint „Falken“, der zweite Teil ihrer Trilogie über Thomas Cromwell
Das Buch
der Schmerzen
Meisterhaft erzählt Hilary Mantel in der Fortsetzung
ihrer Tudor-Saga vom Sturz der Anne Boleyn
VON JOACHIM KÄPPNER
Für die Nachwelt war Thomas Cromwell (1485-1540) der Inbegriff des Bösen: der heimliche Herrscher am Hof König Heinrichs VIII.; der Kirchenfeind, der die Klöster beraubte; ein Schattenmann, der die Macht des Herrschers für seine Zwecke missbrauchte; ein Politiker ohne Moral, ein Machiavellist.
  Wirklich? „Er erinnert sich, Machiavellis Buch gelesen zu haben, ganz für sich in den dunklen Tagen nach dem Tod seiner Frau: jenes Buch, das gerade anfängt, so viel Staub aufzuwirbeln. Das Buch in den Händen haltend, hatte er sich gesagt, du kannst keine Lehren aus italienischen Fürstentümern auf Wales und die Grenzen im Norden übertragen. Wir funktionieren nicht auf die gleiche Weise. Das Buch schien ihm fast trivial.“
  So beschreibt die britische Autorin Hilary Mantel die Gedanken eines der ungewöhnlichsten Helden der jüngeren Literatur. Dieser Held ist Thomas Cromwell, dessen Aufstieg sie im ersten Band „Wölfe“ so großartig beschrieben hat, dass sie dafür den Booker-Preis erhielt. Jetzt erscheint unter dem Titel „Falken“ die deutsche Fassung der Fortsetzung, kongenial übersetzt von Werner Löcher-Lawrence. Das Original, „Bring Up the Bodies“, hat diese höchste englische Literaturauszeichnung im Herbst 2012 erneut erhalten. Erst zwei Autoren hatten das vor Mantel geschafft.
  Historische Romane boomen: tapfere Recken, schwarze Ritter, böse Königinnen, anmutige Konkubinen. Manche dieser Bücher sind unterhaltsam, sogar spannend, einigen wenigen gelingt es, den Leser halbwegs in die Zeit zu entführen, von der sie handeln. Die meisten sind Geschwätz, Trivialitäten im Kostüm der Vergangenheit. Es gibt historische Romane, die selbst Literaturgeschichte wurden. Felix Dahns „Ein Kampf um Rom“ (1876) über den Untergang der Ostgoten in Italien spiegelte weniger die realen Könige Totila und Teja als vielmehr den Patriotismus der deutschen Kaiserzeit, als er schon dabei war, ins Eifernde umzuschlagen. „Vom Winde verweht“ (1937) von Margaret Mitchell ist die große, schönfärberische Gegenerzählung des 1865 geschlagenen Südens in den USA, der versunkenen Welt der Sklavenplantagen und Herrenhäuser. Diese Bücher schildern eine Welt nicht, wie sie war, sondern wie ihre Verfasser sie gerne gehabt hätten.
  „Wölfe“ und „Falken“ sind von ganz anderem Kaliber: große Literatur, zeitlose Beschreibung der Condition humaine. Moral und Unmoral, das ist Kern der beiden Bücher, sind als Kategorien unumstößlich und im menschlichen Handeln doch so schwer zu fassen. Als königlicher Sekretär und Master of the Rolls ist Cromwell, der Sohn eines Schmieds und ehemalige Söldner, im Jahr 1536 der wichtigste Berater des Königs. Henry VIII. hat sich, wie im ersten Buch geschildert, mit seiner Hilfe von der ungeliebten ersten Frau Katharina von Aragon scheiden lassen und die umschwärmte Anne Boleyn geheiratet. Die Scheidung führte zum Bruch mit dem Papsttum, was Cromwell beabsichtigt hat, es ist sein Masterplan, das englische Königtum frei und unabhängig von Rom und den katholischen Fürsten zu machen.
  Das alles erzählt Hilary Mantel ohne Schlachtenlärm und Historienspektakel. Sie schreibt das ganze Buch aus der Perspektive ihrer Hauptfigur; doch ist er nicht „ich“, sondern „er“. Cromwell denkt über die Kirche nach: „Folgt man den Hütern heiliger Reliquien, besteht ein Teil der Macht dieser Artefakte darin, sich vervielfältigen zu können. So erblüht die Dornenkrone. Das Kreuz Christi bringt Knospen hervor, es wächst wie ein lebender Baum. Fingernägel gebären Fingernägel. (. . .) ,Und dann heißt es, ich arbeite mit faulen Tricks?‘ Er sinniert.“
  Hilary Mantels Kunst ist es, den Leser in ein fernes Jahrhundert zu versetzen, in das Denken, Leben und Fühlen jener Zeit; es ähnelt dem unseren, aber es ist überhaupt nicht dasselbe. Die Welt hat sich aus dem Mittelalter erhoben, doch bleibt sie unablässig bedroht: durch Krankheiten, Kriege, Unverstand, Willkür. Der wirkliche Cromwell versuchte, ihr Strukturen zu geben: klare Gesetze, eine gefestigte Königsmacht, Ordnungen des Zusammenlebens.
  In dem Buch „Falken“ wird er auf die Höhe seiner Macht getragen und doch bereits von den Ereignissen überrollt, die er selbst in Gang gesetzt hat. Das Buch spielt in einem einzigen Jahr, 1536. Anne Boleyn hat dem König keinen männlichen Erben geboren. Die Tochter, Elizabeth, genügt ihm nicht als Stütze seiner schmalen dynastischen Macht – ein historischer Treppenwitz übrigens, denn das kleine Mädchen begründete später als Elizabeth I. die britische Großmacht. Henry VIII. verlangt nach einer anderen, aus politischen wie lüsternen Erwägungen, der jungen Jane Seymour. Er ruft Cromwell in sein Schlafgemach. „Was, wenn ich annehmen müsste, dass es einen Makel in meiner Ehe mit Anne gibt, ein Hemmnis, etwas, was dem Allmächtigen missfällt?“ Mantel schreibt weiter über Cromwell: „Er hatte das Gefühl, Jahre zurückgetragen zu werden. Er lauschte dem gleichen Gespräch, nur war der Name der Königin damals Katherine.“
  Und Cromwell wird der Mann sein, der den König auch aus dieser zweiten Ehe löst. Cromwell kann nicht mehr zurück, will er seine Position, gar sein Leben behalten, will er seine Ideen und Reformen durchsetzen. Er wird Anne stürzen.
  Der Maler Hans Holbein hat die beiden porträtiert. Cromwell ist ein massiger Mann, wie ein Fels, mit harten Augen, kein Tyrann, aber jemand, der Furcht verbreiten kann. Anne Boleyn ist schön, aber nicht minder hart, sie trägt die Züge einer Herrscherin, die entschlossen ist, Widerstand zu brechen, selbst wenn dieser Widerstand Thomas Cromwell heißt.
  Cromwell umstrickt sie in einem Machtkampf, den nur einer lebend überstehend kann, mit Indizien für ihre Untreue. Seine Gegner sind keineswegs moralisch erhaben: intrigante Höflinge, skrupellose Kleriker. Sie alle stehen der besseren Ordnung der Dinge im Weg, sie haben Cromwell schon immer gehasst, seinen großen Gönner, den Kardinal Wolsey, in den Tod getrieben. Damals „sahen sie Thomas Cromwell an der Vertäfelung lehnen, stumm und in schwarze Trauerkleider gehüllt“, und haben wilde Späße gemacht. Es ist eine beklemmende und zugleich fesselnde Lektüre, wie er sie einen nach dem anderen niederwirft. Da ist Henry Norris, „Spinner von Seidenfäden, Spinne der Spinnen, das schwarze Zentrum des mächtigen, tropfenden Netzes höfischer Vetternwirtschaft“, nun im Kerker, mit Cromwell konfrontiert. Der spürt die Angst des Gestürzten: „Wenigstens hat der Bursche genug Verstand, um zu verstehen, worum es hier geht, denkt er, nicht um den Groll eines oder zweier Jahre, sondern um einen großen Auszug aus dem Buch des Schmerzes, das er seit dem Tod des Kardinals mit sich herumträgt.“
  Die Königin wird diesen Kampf verlieren, als zweite von sechs Frauen Henrys. Frühere Generationen englischer Schüler lernten einen Schüttelreim auswendig: „Anne Boleyn was his second wife / He swore to cherish her all his life – / But seeing a third he wished instead, / He chopped off poor Anne Boleyn’s head.“ (Anne Boleyn war seine zweite Frau. Er schwor, sie sein Leben lang zu ehren. Aber als er eine dritte sah, die er lieber haben wollte, schlug er der armen Anne den Kopf ab.)
  Mit ihrer Hinrichtung endet das Buch. Vier Jahre später, 1540, wird Cromwell über eine Hofintrige stürzen und ihr Schicksal teilen. Davon handelt der dritte Band, an dem Hilary Mantel gerade schreibt.
Diese Erzählerin versteht es,
den Leser in ein fernes
Jahrhundert zu versetzen
Mit der Hinrichtung Anne Boleyns
endet das Buch – die Autorin
schreibt am dritten Band
  
  
    
Hilary Mantel : Falken. Roman. Aus dem
Englischen von Werner
Löcher–Lawrence.
DuMont Buchverlag,
Köln 2013. 479 Seiten,
22,99 Euro.
Das um 1530 entstandene Holbein-Porträt prägt bis heute die Vorstellung von Thomas Cromwell.
FOTO: HULTON ARCHIVE/GETTY IMAGES
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