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Als einziger legitimer Sohn Napoleons I. und Enkel des Habsburger Kaisers Franz I. sollte Napoleon II. (1811-1832) über Europa herrschen. Doch stattdessen starb der junge Napoléon François Joseph Charles Bonaparte einsam und seines französischen Namens beraubt als Gefangener Metternichs in Wien. Als Franz, Herzog von Reichstadt, wurde er dort in der Kapuzinergruft beigesetzt. Günter Müchler beschreibt das tragische Leben des unbekannten Kaisersohns, der nicht herrschen durfte, als Parabel auf den Beginn unserer Moderne. Zerrieben zwischen Revolution und Restauration war der 'aiglon', der…mehr

Produktbeschreibung
Als einziger legitimer Sohn Napoleons I. und Enkel des Habsburger Kaisers Franz I. sollte Napoleon II. (1811-1832) über Europa herrschen. Doch stattdessen starb der junge Napoléon François Joseph Charles Bonaparte einsam und seines französischen Namens beraubt als Gefangener Metternichs in Wien. Als Franz, Herzog von Reichstadt, wurde er dort in der Kapuzinergruft beigesetzt. Günter Müchler beschreibt das tragische Leben des unbekannten Kaisersohns, der nicht herrschen durfte, als Parabel auf den Beginn unserer Moderne. Zerrieben zwischen Revolution und Restauration war der 'aiglon', der kleine Adler, den die romantische Legende zum schönen, unglücklichen Prinzen verklärte, zum Scheitern verdammt. Mit dieser Biographie gelingt Müchler ein Panorama Europas am Beginn des 19. Jahrhunderts, das seine Gestalt noch nicht gefunden hatte.
Autorenporträt
Günter Müchler ist passionierter Frankreichkenner und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Französischen Revolution und Napoleon. Er studierte Geschichte und Politikwissenschaft und wechselte nach Stationen bei verschiedenen Zeitungen 1987 zum Rundfunk. Bis 2011 war er Programmdirektor von Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen. Mit einer fulminanten Biographie legt er im Frühjahr 2019 die Synthese seiner langjährigen Beschäftigung mit dem großen Korsen vor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2017

Adler im Hühnerstall
Günther Müchler porträtiert den Sohn Napoleons

Zweimal, am Anfang und am Ende seines Buches über Napoleons Sohn, zitiert der Autor seinen Helden mit den Worten: "Meine Geburt und mein Tod, das ist meine ganze Geschichte." Mit diesem Satz, und noch mehr im Untertitel des Buches - "Biographie eines ungelebten Lebens" -, ist die Problematik des Werkes benannt. Über den am 20. März 1811 in Paris als "König von Rom" geborenen Napoléon-François-Joseph-Charles Bonaparte, der im Alter von einundzwanzig Jahren als Franz Joseph Herzog von Reichstadt in Schloss Schönbrunn bei Wien an Lungen-Tuberkulose starb, gibt es nicht viel zu berichten.

Die Ehe seiner Eltern wurde aus dynastischen und machtpolitischen Gründen geschlossen, auch wenn Napoleon der mehr als zwanzig Jahre jüngeren Marie Louise von Habsburg-Lothringen von Herzen zugetan war. Von den drei Jahren nach der Geburt seines Sohnes, den er abgöttisch liebte, konnte er etwa die Hälfte mit seiner Familie verbringen, die restliche Zeit war mit Regierungsgeschäften und Feldzügen ausgefüllt. Nach seiner endgültigen Abdankung proklamierte er das Kind unter dem Namen Napoleon II. zum Kaiser der Franzosen. Das war eine Farce, die nur siebzehn Tage lang dauerte, denn die neuen Machthaber in Europa wussten eine solche Erbfolge mit allen Mitteln zu verhindern.

Das Kind wurde nach Wien verschleppt, wo der in "Franz Joseph" Umbenannte faktisch als Gefangener gehalten wurde. Seine Mutter kümmerte sich kaum um ihren Sohn, sein Großvater Franz fasste zwar eine gewisse Zuneigung zu ihm, aber als Kaiser von Österreich hielt er sich dennoch strikt an die legitimistische Staatsräson, nach der es nie mehr einen Bonaparte auf einem europäischen Thron geben dürfe. Nicht einmal Prinz von Parma - ein Fürstentum, das seiner Mutter verliehen worden war - durfte der Sohn Napoleons bleiben.

Aus dem Wiener Leben des hübschen, intelligenten, wenn auch melancholischen jungen Mannes gibt es wenig zu berichten; was in Quellen überliefert ist, hat der Autor zusammengetragen. Aber letztlich füllt das nicht mehr als ein paar Dutzend Seiten. So behandelt das Buch in großen Teilen die politische Geschichte Europas in den Jahren zwischen 1800 und dem Tod des "Aiglon", des kleinen Adlers, der sich in Wien wie in einem Hühnerstall eingesperrt vorkam. Das ist gut erzählt und wissenschaftlich abgesichert. Aber letztlich läuft es, auf den Titelhelden bezogen, immer auf dieselbe traurige Wahrheit hinaus: Napoleons Sohn war und blieb von seiner Geburt bis zu seinem Tod eine kleine Figur auf dem Schachbrett der europäischen Mächte, eine Gestalt, der es wegen der geschichtsträchtigen Taten seines Vaters verwehrt wurde, selbst eine Rolle in der Geschichte zu spielen.

GÜNTHER NONNENMACHER.

Günther Müchler: "Napoleons Sohn".

Biographie eines ungelebten Lebens.

Theiss Verlag, Darmstadt 2017. 365 S., Abb., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein Kind als Spielball europäischer Großmächte: Sehr gut recherchiert erzählt Müchler, wie Napoleons einziger Sohn in Wien umerzogen wurde, wie permante Angst vor dem Alleingelassenwerden das Leben des intelligenten Jungen bestimmten, wie er nur als Sohn des großen Napoleon gesehen wurde und sich nie selbst finden konnte - ein menschliches Trauerspiel und ein Politikthriller« börsenblatt »Ein lesenswerter Politthriller aus dem Europa zwischen Revolution und Restauration.« Badische Neueste Nachrichten »Günter Müchlers Biografie geht weit über das «ungelebte Leben» des «Aiglon» hinaus. Vorzüglich geschrieben, führt sie uns vielmehr die mit diesem Leben verflochtenen Personen und politischen Ereignisse mit großer Lebendigkeit vor Augen. Quellengesättigt, mit zahllosen wunderbaren Zitaten und Illustrationen versehen, erhellt das Buch Macht, Mythos und Nimbus Napoleons und seines Namens.« NZZ am Sonntag