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Sarah ist zwanzig, hat gerade die Schule hinter sich und startet nun mit Vollgas ins Leben - das war zumindest der Plan. Doch dann erleidet sie einen Epilepsieanfall. Und noch einen und noch einen. Plötzlich sieht die lebenslustige Sarah sich mit einer Krankheit konfrontiert, die ihre Pläne ins Wanken bringt und ihr Leben mit einem Schlag verändert. Was folgt, sind kräftezehrende Zeiten voller Anfälle und Medikamente, Momente der Einsamkeit, Wut und Scham, die Konfrontation mit zahllosen Vorurteilen durch ihre Mitmenschen - aber auch Hoffnungsschimmer, Momente des Glücks und große Erkenntnisse…mehr

Produktbeschreibung
Sarah ist zwanzig, hat gerade die Schule hinter sich und startet nun mit Vollgas ins Leben - das war zumindest der Plan. Doch dann erleidet sie einen Epilepsieanfall. Und noch einen und noch einen. Plötzlich sieht die lebenslustige Sarah sich mit einer Krankheit konfrontiert, die ihre Pläne ins Wanken bringt und ihr Leben mit einem Schlag verändert. Was folgt, sind kräftezehrende Zeiten voller Anfälle und Medikamente, Momente der Einsamkeit, Wut und Scham, die Konfrontation mit zahllosen Vorurteilen durch ihre Mitmenschen - aber auch Hoffnungsschimmer, Momente des Glücks und große Erkenntnisse über die Welt und das Leben. Zehn Jahre, sieben Antiepileptika und unzählige Arztbesuche und Klinikaufenthalte später ist Sarah eine junge, selbstbewusste Frau, die hartnäckig ihre Ziele verfolgt und in »Panthertage« voller Stolz auf ihre Geschichte zurückblickt: eine Geschichte über das Leben mit Epilepsie, das nicht immer einfach, dafür aber jederzeit lebenswert ist.
Autorenporträt
Sarah Elise Bischof wurde 1984 in Norddeutschland geboren und studierte Kulturmanagement und Literaturwissenschaft in Kiel, Göteborg und München. 2004 wurde bei ihr eine Grand-Mal-Epilepsie diagnostiziert. Sie lebt mit ihrer Hündin in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2015

Schwarze Tage
Ein Leben mit Epilepsie – Sarah Bischof hat einen autobiografischen Roman über ihre chronische Krankheit geschrieben
München – Panthertage sind Anfallstage. Sarah Bischof nennt sie so, weil die Zeit nach einem epileptischen Anfall für sie so tiefschwarz ist wie ein Panther. „Gleichzeitig steht die geheimnisvolle Raubkatze ebenso für eine ungeahnte Stärke und Würde“, schreibt sie in ihrem autobiografischen Roman, in dem sie über ihr Leben mit Epilepsie erzählt. Sie versuche, „die schwärzesten Tage nicht an meinem Stolz und meiner Würde kratzen zu lassen“. Was ihr wohl nicht immer gelingt.
  Sarah Bischof fällt auf, wenn sie durch München geht. Sie ist größer als die Durchschnittsfrau in Süddeutschland, schlanker, blonder, hübscher. Typ langbeinige Klischee-Schwedin. Optisch wäre sie eine Kandidatin für Heidi Klums Supermodel-Show. Mit 30 Jahren ist sie allerdings zu alt und mit einem Literaturwissenschaftsstudium auch zu gut ausgebildet für derart oberflächliches Getue. Stattdessen hat sie vergangenes Jahr neben ihrer Magisterarbeit ihr erstes Buch geschrieben und ihre Abschlussprüfungen bestens bestanden.
  Vor gut zehn Jahren erhielt Sarah Bischof die Diagnose Epilepsie. Sie hatte gerade ihr Abitur gemacht, ihre Gedanken kreisten um die Berufswahl, sie wollte reisen und leben nach Franziska zu Reventlows Maxime „Alles möchte ich immer“. Die Schwabinger Gräfin ist Bischofs Lieblingsschriftstellerin. Ein Grund, warum sie seit fünfeinhalb Jahren in München wohnt. Doch bevor sie sich alles immer erobern konnte, bremste sie ihre Krankheit. Sie kündigte sich mit kleinen Absencen an. Bischof verlor immer öfter kurz das Bewusstsein, was sie auf Herz-Kreislauf-Probleme schob. Bis zum ersten Krampfanfall. Inzwischen waren es unzählige Anfälle, die jetzt durchschnittlich alle acht bis zehn Wochen auftreten – trotz aller Medikamente. 17 Tabletten schluckt sie täglich. Zwei Dutzend Aufenthalte in acht verschiedenen Kliniken liegen hinter Bischof und viele, viele Untersuchungen. Sie war Patientin bei sieben ambulanten Neurologen. Inzwischen weiß sie, dass diese Krankheit sie begleiten wird. Auslöser dafür ist eine lokale Fehlbildung in ihrem Gehirn. Eine Operation könnte die Anfälle vielleicht reduzieren. Womöglich aber würde das ihr Sprachzentrum schädigen. Für eine Person, aus der grammatikalisch präzise Sätze mühelos und schnell wie eine Bergquelle fließen, eine schauderhafte Vorstellung.
  Anfangs habe sie intensiv versucht zu funktionieren, erzählt sie. Sich alles verboten, was zu Anfällen führen könnte, bis ihr ein Neurologe entgegen hielt: „Sie sind 23 und leben wie eine alte Frau.“ Inzwischen trinkt sie wieder Alkohol, geht mit Freunden tanzen, probiert aus, was ihr gut tut oder nicht. Boxen zum Beispiel. Kein Zweikampf, sondern konzentriertes Training, schaltet ihr Grübeln aus, bringt Erholung. So wie Schlaf, von dem sie mindestens acht Stunden pro Nacht braucht. Bischof hat gelernt zu akzeptieren, dass sie nicht „auf den Punkt funktionieren kann“. Für jemanden, der von sich sagt, er sei sehr ehrgeizig, ein hartes Eingeständnis.
  „Ich weiß nie, wie es mir am nächsten Tag geht“, erzählt Bischof. Damit muss sie klarkommen, wie andere Menschen mit dieser Krankheit auch. Etwa fünf Prozent aller Menschen erleiden einmal oder mehrere Male einen Anfall, stürzen, liegen zappelnd am Boden, verletzen sich womöglich dabei. Sie brauchen, wie Bischof, viele Stunden, bis sich ihre Muskeln entkrampfen, bis der Körper nicht mehr schmerzt.
  Gerade hat ein junger Autofahrer in München einen Anfall erlitten und dabei einen tragischen Unfall verursacht. Eine Frau starb, er ist schwer verletzt. Sarah Bischof wird sehr ernst, als sie diese Nachricht hört. „Wusste er, dass er krank ist?“, fragt sie sofort. Sie selbst fährt nicht Auto, auch nicht Fahrrad. Ins Wasser geht sie nur, wenn jemand auf sie aufpasst. Auch ihr können jederzeit Anfälle passieren. Sie sind unvorhersehbar. Sie wohnt allein, hat einen Notfallknopf, der sie mit einer Einsatzstelle in München verbindet. Dort kennt man sie und hat den Schlüssel zu ihrer Wohnung. Doch kaum ein Laie wüsste, wie er richtig reagieren soll. Bischof trägt immer eine Tablette in ihrem Geldbeutel. Man müsste ihr sie zwischen die Lippen legen, um den Anfall zu stoppen. Freunden sagt sie das.
  Überhaupt will Bischof, dass man darüber spricht. Je mehr, desto besser, meint sie. Wer „Panthertage“(Eden books) liest, wird darüber sprechen, denn ihn wird die Geschichte dieser Frau berühren, die in manchen Situationen im Buch naiv wie ein Teenager wirkt und doch so couragiert für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Sie wartet, wie andere Frauen in ihrem Alter, auf Mister Right, verflucht vor einem Date den Inhalt ihres Kleiderschranks, wünscht sich Kinder und einen guten Beruf. Sie schreibt: „Die Welt soll davon erfahren. Von Epilepsie. Von Epileptikern. Von Anfällen. Und von unserem am Ende doch ganz wunderbaren und meist furchtbar normalen Leben damit.“ Normal, weil sie die Krankheit nicht abschütteln können.
  „Es ist schon klar, dass es immer wieder Hürden gibt, die andere nicht nehmen müssen“, sagt Bischof. Pilot oder Herzchirurg sollte man nicht werden wollen. Für ihr Studium habe sie länger gebraucht als andere, weil sie an manchen Tagen nicht aufstehen konnte. Deshalb musste sie ganze Seminare wiederholen. „Am Ende aber ist man doppelt so stolz, wenn man sein Studium dennoch geschafft hat.“ Gerade hat ihr eine Literaturagentur einen Job angeboten.
  Bischof wollte mit ihrem Buch nicht die Reihe der Epilepsie-Ratgeber verlängern. Deshalb hat sie ihr Wissen über die Krankheit und ihre Erlebnisse geschickt in einen Roman verstrickt. Der spielt verdichtet in nur vier, fünf Monaten und endet wie ein rosarotes Märchen. „Alles, was nicht mit der Erkrankung zu tun hat, wollte ich schützen“, sagt sie. Dennoch hält sie dem Leser die Tür zu sich selbst entwaffnend weit auf.  Bischof ist zwar keine Schwedin, sondern ein Nordlicht aus Kiel mit Liebe zu Skandinavien. Doch den Freund, der sie während eines Anfalls in ihrer Wohnung liegen lässt, den hat es wirklich gegeben. Die beste Freundin Lena, die immer zur Stelle ist, ist eine Verschmelzung mehrerer Personen. Man würde sie ihr gönnen und noch viel mehr.
SABINE BUCHWALD
Sie fährt nicht Auto, auch nicht
Fahrrad. Ins Wasser geht sie nur,
wenn jemand auf sie aufpasst
Vor gut zehn Jahren hat Sarah Bischof die Diagnose Epilepsie erhalten.
Sie hatte gerade ihr Abitur gemacht.
Foto: Robert Haas
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