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Einmal Ossi, immer Ossi? Auch heute noch ist die Mauer in den Köpfen der Menschen nicht verschwunden. Das erfährt Anja Goerz in ihrer täglichen Rundfunkarbeit. Deshalb wollte sie es genauer wissen: Warum fühlen sich im Osten sozialisierte Menschen oft so ungerecht behandelt? Stimmen die Behauptungen über das Verdrängen der Ossis von den Spitzen der Universitäten, Gerichte und Kliniken? Waren die Ossifrauen wirklich so viel emanzipierter? Haben die Wessis einfach alles plattgemacht und nach ihren Regeln umgebaut?
Anja Goerz stellt ganz unterschiedliche Menschen aus der ehemaligen DDR vor. In
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Produktbeschreibung
Einmal Ossi, immer Ossi?
Auch heute noch ist die Mauer in den Köpfen der Menschen nicht verschwunden. Das erfährt Anja Goerz in ihrer täglichen Rundfunkarbeit. Deshalb wollte sie es genauer wissen: Warum fühlen sich im Osten sozialisierte Menschen oft so ungerecht behandelt? Stimmen die Behauptungen über das Verdrängen der Ossis von den Spitzen der Universitäten, Gerichte und Kliniken? Waren die Ossifrauen wirklich so viel emanzipierter? Haben die Wessis einfach alles plattgemacht und nach ihren Regeln umgebaut?

Anja Goerz stellt ganz unterschiedliche Menschen aus der ehemaligen DDR vor. In die Porträts ist viel Biografisches eingeflossen, erzählt wird aber auch von Motivationen und Haltungen, Verletzungen und Chancen. Und es gibt auch den umgekehrten Blick von West nach Ost.

So unterschiedlich die Erinnerungen sind, so haben sie doch die DDR-Herkunft als starkes Identitätsmerkmal gemein. "Ossi-Sein", so zeigt sich, ist keine Generationen-Frage und keine Frage des Berufes, sehrwohl aber eine des Gefühls.

"Ein Glück ist, dass Anja Goerz, eine westdeutsche Moderatorin, an der Nahtstelle des RBB kundige Menschen zusammengebracht hat, die erlebt und geschrieben haben, was an unterschiedlichem Denken und Empfinden noch immer geblieben ist. Das ist für Ost- wie Westdeutsche zum Teil aufregend, jedenfalls von gleichem Interesse. Dem Buch ist große Verbreitung zu wünschen." Egon Bahr
Autorenporträt
Anja Goerz , geboren 1968, ist gelernte Fotografin und seit 1989 Radiomoderatorin. Sie ist auf dem nordfriesischen Festland nahe Sylt aufgewachsen. Heute arbeitet sie beim Radiosender radioeins/rbb und beim Nordwestradio Bremen. Sie lebt mit Mann und Sohn in Falkensee bei Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.11.2014

Muttis Kompott
Anja Goerz’ saftige Gespräche mit Leuten aus der DDR
Natürlich gab es in der DDR auch Bananen, vor allem in der „Hauptstadt der Republik“. Zum Beispiel waren sie in der Markthalle am Alexanderplatz manchmal erhältlich – auf Rezept vom Kinderarzt.
  Die Berliner Journalistin Regine Sylvester, sie ist mehr als sechzig Jahre alt, hat allerdings als Jugendliche von Südfrüchten nur geträumt. 25 Jahre nach dem Mauerfall bilanziert sie nun im Gespräch mit der westdeutschen Hörfunk-Moderatorin Anja Goerz ihr Leben im sozialistischen Alltag zwischen staatlicher Repression und Vorteilen für die Frauen: Da gab es etwa die kostenlose Wunschkind-Pille oder den freien Haushaltstag pro Monat. Zudem beklagt sie teils unangenehme Begegnungen mit Westdeutschen, die immer noch die „Mauer im Kopf“ hätten. Rückblickend lautet ihr Fazit heute: „Der Osten ist ein Gefühl“. So heißt auch der Titel eines dtv-Taschenbuchs, in dem vor allem Ostdeutsche zu Wort kommen und charakterisiert werden.
  Anja Goerz, die für Radioeins/RBB (Potsdam) arbeitet, hat fast dreißig Personen befragt. Aus den Gesprächsnotizen und ergänzenden Erklärungen dazu ist Seite für Seite eine Porträtgalerie vor historischem Hintergrund entstanden. Ihre Auswahl ist allerdings recht begrenzt; es wurden vorwiegend Leute aus den Bereichen Medien, Entertainment und Dienstleistungen interviewt, die meist aus Berlin oder Leipzig stammen. Das politische Meinungsspektrum fällt deswegen aber keineswegs einseitig aus. Es reicht von der hartnäckigen Ostalgie eines ehemaligen Volkspolizei-Offiziers bis zu strikter Ablehnung: „Wenn jemand der DDR keine Träne nachweint, dann bin ich das“, so der Schauspieler Thomas Nicolai. Westdeutsche sind kaum vertreten. Einer der wenigen ist Promi-Friseur Udo Walz; er erinnert sich daran, dass jenseits der Mauer „das Land mit den Beton-Dauerwellen“ lag.
  Zwischen all den biografischen Skizzen finden sich zusätzlich einige Beiträge, die ostdeutsche Vorlieben und Verhaltensweisen verdeutlichen. Dazu gehört aus der kuscheligen DDR-Ecke das Überbleibsel „Mutti“. Im Unterschied zum Westen, wo die Anrede bestenfalls ältere Herren oder Kabarettisten ironisch verwenden, ist dies im Osten eine geläufige Koseform. Wer dort Bundeskanzlerin Merkel „Mutti“ nennt, der mag sie wirklich.
  Ähnlich ist der Sprachgebrauch beim Nachtisch, da wird verbal weiterhin „Kompott“ gelöffelt. Auch wenn’s tatsächlich feine Desserts sind wie zum Beispiel in der „Rutz Weinbar“ des Berliner Sternekochs Marco Müller; der übrigens – so lesen wir vergnügt – dumme Fragen nach Sozialismus und Südfrüchten inzwischen satthat und keck die Gegenfrage stellt: „Wie war denn deine erste Banane?“
WERNER HORNUNG
Anja Goerz: Der Osten ist ein Gefühl. Über die Mauer im Kopf. Deutscher Taschenbuchverlag, 2014. 200 Seiten, 14,90 Euro.
Werner Hornung lebt im fränkischen Lichtenfels und in Leipzig.
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"Mit ihrem Interview-Buch 'Der Osten ist ein Gefühl' schaltet sich Anja Goerz sehr behutsam in die festgefahrene Diskussion über Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen ein. ... Es ist eine große Leistung, wie es die Autorin geschafft hat, sich Zugang zu den Gefühlen der Gesprächspartner zu verschaffen."
Steffen Kühn, Leipzig Almanach.de 28.03.2014