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Mit vierzehn Jahren, im Herbst 1945, begeht Erika Riemann einen Fehler, der sie um ihre Jugend bringt. Mit ein paar Freunden besichtigt sie die neue Schule, die nun von einem Stalinporträt geziert wird. Zum Spaß bemalt sie Stalin mit Lippenstift - und wird dafür acht Jahre ins Gefängnis gesteckt. Was es für sie bedeutete, eine ganze Jugend hinter Mauern zu verbringen, Prügel, Demütigung, Hunger und Depression auszuhalten und nach der Entlassung zutiefst traumatisiert im bundesdeutschen Wirtschaftswunder ihre Frau zu stehen - darüber kann sie erst heute berichten. Eine erschütternde Lebensgeschichte aus der jüngsten Vergangenheit.…mehr

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Produktbeschreibung
Mit vierzehn Jahren, im Herbst 1945, begeht Erika Riemann einen Fehler, der sie um ihre Jugend bringt. Mit ein paar Freunden besichtigt sie die neue Schule, die nun von einem Stalinporträt geziert wird. Zum Spaß bemalt sie Stalin mit Lippenstift - und wird dafür acht Jahre ins Gefängnis gesteckt.
Was es für sie bedeutete, eine ganze Jugend hinter Mauern zu verbringen, Prügel, Demütigung, Hunger und Depression auszuhalten und nach der Entlassung zutiefst traumatisiert im bundesdeutschen Wirtschaftswunder ihre Frau zu stehen - darüber kann sie erst heute berichten.
Eine erschütternde Lebensgeschichte aus der jüngsten Vergangenheit.
Autorenporträt
Riemann, Erika
Erika Riemann, geboren 1930 in Mühlhausen/Thüringen, verbrachte die Jahre 1946 bis 1954 in Gefängnissen und Lagern wie Bautzen, Sachsenhausen und Hoheneck, weil sie ein Stalin-Porträt mit einer Schleife "verziert" hatte. Nach der Haftzeit arbeitete sie in vielen Jobs, führte drei Ehen und brachte drei Kinder zur Welt. Seit Erscheinen ihres Buches "Die Schleife an Stalins Bart" (Hoffmann und Campe, 2002) bildet die Aufklärung gegen das Vergessen und für Völkerverständigung, insbesondere mit Russland, den Schwerpunkt ihrer Arbeit. Sie ist als vielfach angefragte Autorin zu Gast bei Lesungen und öffentlichen Zeitzeugengesprächen, in Talkshows, Schulen und Gedenkstätten. Für ihr "Engagement für Freiheit und Demokratie und für die Aufarbeitung des SED-Unrechts" wurde ihr 2009 das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens verliehen,
Rezensionen
Ein Opfer des Stalinismus erzählt

Sommer 1945 in der thüringischen Kleinstadt Mühlhausen: Die Stadt ist seit kurzem von den Russen besetzt. Erika Riemann, ein fünfzehnjähriges, lebenslustiges Mädchen, arbeitet als Lehrling in einem Friseuerladen. Keine guter Start ins Erwachsenenleben, wie sie findet, schließlich möchte sie Akrobatin werden. Als eines Tages eine russische Offizierin den Salon betritt, kommt es zu einem ersten Eklat. Die Haare der Frau sind total verlaust! Unverrichteter Dinge schickt Erika die Soldatin weg - sie soll sich erst mal die Haare waschen!

Ein harmloser Mädchenstreich und seine lebenslangen Folgen

Erika ist sich der Gefahr, in der sie schwebt, nicht bewusst. Im Gegenteil. Wenige Tage später besucht sie mit ihren Freunden die neue Schule. "Du siehst ja ziemlich traurig aus", denkt sie sich, als sie Stalins Bild an der Wand sieht. Unverzüglich "verschönert" sie es mit einer Schleife an seinem Bart - aufgemalt mit einem roten Lippenstift!
Es dauert keine Woche, bis zwei uniformierte Männer erscheinen und Erika abholen. Dann kommt alles Schlag auf Schlag. Erst wird sie für ihre Ungezogenheit bestraft und muss der verlausten Offizierin die Haare waschen, dann geht es in zahllosen Verhören um Die Schleife an Stalins Bart. Der harmlose Streich wird der große Wendepunkt in Erika Riemanns Leben, aus dem sie in ihrer gleichnamigen Autobiografie berichtet.

Zehn Jahre Zwangsarbeit in Sibirien

So lautet das Urteil. Auch wenn Erika nie in Sibirien ankommt und bereits nach acht Jahren entlassen wird, ist ihre Haftzeit eine einzige Qual. Abgeschnitten von der Außenwelt, ohne geregelte medizinische Versorgung, ohne Arbeit und Aussicht auf Entlassung überlebt Erika die Haft mit viel Glück. Sie ist nicht nur körperlich schwer mitgenommen, vor allem ihre Psyche leidet. Noch Jahre nach ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik tut sich Erika schwer im Umgang mit den Menschen - zwei gescheiterte Ehen und eine problematische Mutter-Tochter-Beziehung sind der Beleg dafür.

Ein Stück Gerechtigkeit und Versöhnung mit dem Leben

Jahrzehntelang leidet Erika unter der Frage, was sie aus ihrem Leben hätte machen können, wenn, ja wenn nur... . Dazu kommt die Ignoranz der Umgebung, niemand will sie verstehen, nicht einmal anhören. Doch eines Tages ist es so weit: Bei einem Ehemaligentreffen mit Mithäftlingen wird Erika Riemann von einer Journalistin angesprochen, es kommt zu einem Interview, Erika beginnt selbst zu schreiben...
Schritt für Schritt fasst Erika Riemann wieder Fuß im Leben. Ihr Buch zeigt, wie schwer es ist, die langen Schatten der Vergangenheit los zu werden. Darüber hinaus ist Die Schleife an Stalins Bart ein wertvolles Zeitdokument zum Stalinismus in der Ex-DDR. (Birgit Kuhn)

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