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Über drei Jahre hat Martin Usborne an seiner außergewöhnlichen Serie von Hundeporträts gearbeitet - Hunde, die still aus Autofenstern blicken, häufig in der Nacht. Seine Aufnahmen, stets arrangiert und geradezu filmisch, beschreiben Gefühle von Einsamkeit und Erwartung. Es sind weniger Hundeporträts als Trennungsstudien: auf der einen Ebene bezogen auf die Trennung zwischen Mensch und Tier, auf einer anderen Ebene auf die Trennung in uns selbst, zwischen unserem Alltags-Ich und den ursprünglicheren (animalischeren) Anteilen, die wir normalerweise wegsperren. In diesen Bildern, die an Werke von…mehr

Produktbeschreibung
Über drei Jahre hat Martin Usborne an seiner außergewöhnlichen Serie von Hundeporträts gearbeitet - Hunde, die still aus Autofenstern blicken, häufig in der Nacht. Seine Aufnahmen, stets arrangiert und geradezu filmisch, beschreiben Gefühle von Einsamkeit und Erwartung. Es sind weniger Hundeporträts als Trennungsstudien: auf der einen Ebene bezogen auf die Trennung zwischen Mensch und Tier, auf einer anderen Ebene auf die Trennung in uns selbst, zwischen unserem Alltags-Ich und den ursprünglicheren (animalischeren) Anteilen, die wir normalerweise wegsperren. In diesen Bildern, die an Werke von Hopper oder Crewdson erinnern, ist subtiler Humor ebenso spürbar wie Hoffnung - Usborne zeigt uns, dass selbst den düstersten Orten in uns Schönheit innewohnt. Martin Usborne ( geb. 1973 in London) konzentriert seine Arbeit vornehmlich auf Porträts von Menschen und Tieren. Seine Bilder sind gleichermaßen schmerzhaft treffsicher und spielerisch. Er hat zwei Bücher veröffentlicht: "I've lived
in Hoxton for 81 1?2 years" (2009) und "My name is Moose: modern Life through a dog's eyes" (2011). Bilder aus "The Silence of Dogs in Cars" wurden in Einzelausstellungen in London und Los Angeles sowie in zahlreichen Fotoblogs und Magazinen weltweit publiziert, darunter The New Yorker Photo Booth, Time Light Box, Burn Magazine, foto8, BBC Viewfinder, The Guardian, The Independent, British Journal of Photography, Das Magazin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hunde in Autos, was für ein Motiv! Der Brite Martin Usborne steht mit seinen fotografischen Hundeporträts allerdings in guter britischer Tradition, versichert Ulla Fölsing und verweist auf die populären Hundezeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Melancholisch aus Autofenstern blickend hat sie jedoch noch keiner abgelichtet, vermuten wir mal, und schon gar nicht als Reminiszenz an eigenes Kindheitsleid - verlassen und gefangen im Auto. Fast scheint es, als treffe Usborne mit seinen arrangierten Bildern ein kollektives Trauma. Fölsing jedenfalls nimmt der Hundeblick richtig mit. Gefühle von Isolation, Einsamkeit, Sehnsucht und Ungeduld stellen sich bei ihr ein, wuff.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2012

Einsame Hunde telefonieren wenigstens nicht

Neben dem Zuhause gibt es kaum einen Ort, an dem sich Hunde sicherer fühlen als im eigenen Auto", behauptet das deutsche Hundemagazin "dogs". "Man muss es nur dem Vierbeiner dort möglichst angenehm und bequem machen." Das beginnt schon mit der Wahl eines hundefreundlichen Autos, sagen die Experten. Sie empfehlen Hundebesitzern einen Gepäckraum mit hoher Decke, viel Platz und bequemem Ein- und Ausstieg, dazu eine eigene Decke für den Hund, besser noch eine Box, die ihm Privatsphäre gibt. Ansonsten Vorsicht bei Sonnenschein: Im geparkten Auto, besonders in einem dunkellackierten mit großen Scheiben, kann es auch bei kühlem Wetter barbarisch heiß werden, und dem armen Vierbeiner hilft auch alles Hecheln nicht mehr.

Das physische Wohlbefinden ist aber nur die eine Seite vom Hund im geparkten Auto, seine Psyche die andere. Selbst wenn kein Hitzschlag in der Blechkiste droht, scheinen das Alleinsein und die Trennungsangst ein Problem. "Es dauert nur einen Moment", heißt es meist, "ich bin gleich wieder da." In der Regel werden die Verlassenen, besonders wenn sie noch jung sind, mit wütendem Gebell protestieren, sich aber letztlich in ihr Schicksal ergeben und stumm auf die Rückkehr des Fahrers warten.

Was dabei im Hund vorgeht, hat der britische Fotograf Martin Usborne in seiner Bilderserie "Mute. The Silence of Dogs in Cars" einzufangen versucht. Sie zeigt Einzelporträts von Hunden aller Größen und Rassen, die im Dämmerlicht stumm und elegisch aus dem Autofenster schauen. Das Ganze war ein Herzensprojekt des studierten Psychologen und bekennenden Hundeliebhabers aus London, der seinem wuscheligen Mittelschnauzer Moose sogar eine eigene Website (www.mynameismoose.com) eingerichtet hat. Die etwa fünfzig Fotos, zum Teil bereits in Einzelausstellungen in London und Los Angeles gezeigt, sind nun in einem Bildband erschienen.

Die Bilder sind keine Zufallsaufnahmen oder Schnappschüsse, sondern wurden sorgsam inszeniert. Wie Traumsequenzen oder Filmstills scheinen sie Gefühle von Isolation und Einsamkeit, Sehnsucht, Ungeduld und Erwartung einzufangen, die offenbar Mensch und Tier teilen. Seine Bilder seien aus der Erinnerung an die eigene kindliche Angst entstanden, als man ihn für eine Weile allein im Auto ließ, sagt der Fotograf. Das habe er nie vergessen können und seine damaligen Verlassenheitsgefühle nun in den melancholischen Hundeporträts nachgestellt - als Spiegelbild seines eigenen jungen Ichs, das in der Falle zu sitzen meinte.

Usbornes Bilderserie steht in bester britischer Tradition: Bereits zwischen 1750 und 1850 kamen Hundeporträts in England zu besonderer Blüte, und George Stubbs, Sir Edwin Landseer und Philip Reinagle malten Hunde mit bis dahin nur Menschen zugeordneten Regungen von Schmerz und Freude. Auch die Wissenschaft tat mit. So beschrieb Charles Darwin 1872 in "The Expression of the Emotions in Man and Animals" eindrucksvoll Trauer und Enttäuschung in der Körpersprache von Hunden. Manche von ihm ausgemachte Signale wie den hängenden Kopf, zurückgelegte Ohren oder einen starren bis glanzlosen Blick können mitfühlende Betrachter nun auf Usbornes Fotos ausmachen: an Prospero, Bolt und Mouse, Peggy, Congo, Prince und anderen. Doch es gibt auch durchaus behagliche Szenen - wenn beispielsweise der Welpe Bones, der Usbornes Kamera ignoriert, sich in der großen Limousine gemütlich zum Schlafen auf den Hintersitz kuschelt.

ULLA FÖLSING.

Martin Usborne: "The Silence of Dogs in Cars". Text von Susan McHugh. Kehrer Verlag, Berlin 2012. 96 S., geb., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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