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Mit diesem Debüt (veröffentlicht 2016 unter dem damaligen Namen Kate Tempest) presst Kae Tempest die Hand ans finstere, schlagende Herz der Metropolen, das im allesüberdauernden Takt von Drogen, Begehren und Freundschaft schlägt. Die Helden des Romans, Becky, Pete, Leon und Harry, haben Jobs, für die es keine Ausbildung und Geld, für das es ungewaschen keine Verwendung gibt. Sie müssen raus, raus aus London - und kommen doch nicht davon los. Tempest nimmt uns mit in die Häuser und Herzen der kleinen Leute, in ihre Familien und zeigt uns Momente voller Schönheit, Enttäuschung, Ehrgeiz und…mehr

Produktbeschreibung
Mit diesem Debüt (veröffentlicht 2016 unter dem damaligen Namen Kate Tempest) presst Kae Tempest die Hand ans finstere, schlagende Herz der Metropolen, das im allesüberdauernden Takt von Drogen, Begehren und Freundschaft schlägt. Die Helden des Romans, Becky, Pete, Leon und Harry, haben Jobs, für die es keine Ausbildung und Geld, für das es ungewaschen keine Verwendung gibt. Sie müssen raus, raus aus London - und kommen doch nicht davon los. Tempest nimmt uns mit in die Häuser und Herzen der kleinen Leute, in ihre Familien und zeigt uns Momente voller Schönheit, Enttäuschung, Ehrgeiz und Scheitern. Klug, niemals zynisch und immer voller Empathie stellt «Worauf du dich verlassen kannst» die Frage, wie wir leben und einander lieben - und zeigt uns, dass gute Absichten nicht notwendigerweise zu den richtigen Entscheidungen führen.
Autorenporträt
Kae Tempest, Jahrgang 1985, schreibt Lyrik und Dramen und tritt im Spoken-Word-Bereich auf. Für das Stück 'Brand New Ancients' wurde Kae Tempest (damals als Kate Tempest) 2013 als erste nicht-männliche Person unter 40 mit dem renommierten Ted-Hughes-Preis ausgezeichnet, einem der wichtigsten Lyrik-Preise des Landes. Die britische Presse feierte Kae Tempest darauf als 'the brightest talent around.' (The Guardian) und als 'Britain's leading young poet, playwright and rapper ... one of the most widely respected performers in the country - the complete package of lyrics and delivery.' (The Huffington Post). 2014 ist ein erstes Tempest-Solo-Album erschienen und für den Mercury Prize nominiert worden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Wie mit Kate Tempest immer wieder die Gäule durchgehen und sie ihrer Erzähl- und Beschreiblust ungezügelt Lauf lässt, findet Peter Praschl in Zeiten allgegenwärtiger Ironie und sprachlicher Verknappung in der Literatur ungemein erfrischend. Anderen Debütanten wäre vom Lektor vermutlich ein Viertel gestrichen worden, weiß er, aber Tempest hat es zum Glück bereits als Spoken-Word-Performerin und Rapperin zu Weltruhm gebracht, und so ist sie so frei, zu jeder ihrer Figuren auch noch die Eltern- und einige Großelternbiografien auszubuchstabieren. Damit gelingt der Autorin nicht weniger, als "den Überschwang und den Überfluss wieder zurück in die Literatur" zu bringen, stellt Praschl hingerissen fest.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.06.2016

Hautnah
Kate Tempest ist eine britische Rapperin, die vor zwei Jahren erstaunlichen Erfolg mit ihrer ersten Platte
hatte. Nun spinnt sie die Themen des Debütalbums im Roman „Worauf du dich verlassen kannst“ weiter
VON KARIN JANKER
Es liegt eine Dringlichkeit in der Stimme von Kate Tempest, die atemlos macht. Die Zuhörer, nicht sie. Auf der Bühne klingt diese Stimme, als habe Kate Tempest nur wenig Zeit, um loszuwerden, was sie zu sagen hat. Oder als habe sie Angst, dass der Mahlstrom des Überdrusses sie mit sich reißt. „Look how the traffic keeps moving, the system is too slick to stop working“, rappt sie im Protestsong „Europe Is Lost“. Ob auf Lesungen oder Konzerten, Kate Tempest spuckt die Wörter förmlich aus in dem Verlangen, sich der Welt mitzuteilen, auch auf „Everybody Down“ war das spürbar, ihrem 2014 veröffentlichten Debütalbum. Das Album wurde gefeiert, Kate Esther Calvert alias Kate Tempest zur Stimme einer ganzen Generation erklärt, zur Wortführerin der neuen englischen Arbeiterklasse, zur genialen Sprachkünstlerin.
  Nun hat die 30-jährige Londonerin ihren ersten Roman veröffentlicht: „Worauf du dich verlassen kannst“ greift die erzählerischen Miniaturen auf, die „Everybody Down“ zu einem komplexen Konzeptalbum gemacht haben, und vertieft sie. Die gerappten Geschichten über diese Mittzwanziger lassen den Hörer sprachlos zurück, so gewaltig kommen sie daher, aber sie machen auch ein wenig ratlos: Was bleibt von den Figuren, wenn die Beats verklungen sind? Mit ihrem Roman erschafft Tempest ihnen nun eine Vergangenheit, eine Geschichte.
  Der Südosten Londons hat die Sprache von Kate Tempest hart und ihre Stimme fest gemacht. Doch sie wäre vermutlich nicht von den Feuilletons gefeiert worden, klänge sie nicht mehr nach William Blake als nach 50 Cent und eher nach William Butler Yeats als nach Juliane Engelmann. Tempest ist eine empfindsame Dichterin, unterwegs auf hartem Pflaster. Mit 16 Jahren verließ sie die Schule ohne Abschluss, wollte kreatives Schreiben lernen. 2013 erhielt sie den Ted Hughes Award für ihr Gedicht „Brand New Ancients“, da war sie 27. Sie arbeitet unentwegt: In Gedichten, Theaterstücken, Rap-Songs und nun auch in Prosa lotet sie die Möglichkeiten der unterschiedlichen Genres aus. Hip-Hop ist für sie eine literarische Gattung, und ihre Prosa besitzt das Pathos von Punchlines.
  Noch während sie mit dem Album auf Tour war, begann sie, den Roman zu schreiben. Es gibt hier nicht nur ein Wiedersehen mit Pete, Harry und Becky, auch die Kapitel heißen genauso wie die Songs. Aber das Buch erschöpft sich keineswegs darin, die Rap-Texte auf Romanlänge auszuwalzen. Egal, wie sehr man das Album mochte, erst der Roman bringt den Figuren Empathie entgegen, und Empathie ist für Tempest das, was Literatur ausmacht. Tempest hat eine Mission: Sie möchte die Menschen erreichen, sie schütteln und ihnen zeigen, wie die Welt um sie herum aussieht. Und weil eine einzelne Stimme dafür manchmal nicht ausreicht, tut sie das nun mit einem Roman.
  „Worauf du dich verlassen kannst“ spielt in Tempests Heimat South-East London. Die schöne Becky, die eigentlich lieber Tänzerin wäre, kellnert tagsüber im Café ihres Onkels und gibt abends Männern erotische Massagen. Pete, der sie so sehr liebt, dass er ihrer beider Leben zur Hölle macht, betäubt seine Eifersucht mit Alkohol. Und Harry, ein Mädchen, das Frauen liebt, verkauft Koks an Leute, die es sich „reinballern, nur um Interesse am Gelaber der anderen heucheln zu können“. Sie alle sind verliebt, verkatert, verzweifelt. Und einsam in dieser Stadt, die ihnen mit kaltem Gleichmut begegnet: „Die Stadt gähnt und lässt die Fingerknöchel knacken. Schickt ein paar verlorene, taumelnde Seelen vorbei.“ Tempest erzählt von der Ungerechtigkeit des Daseins, die auch Becky empfindet, wenn sie durch die Facebook-Profile scrollt, nur um zu sehen, dass andere es im Gegensatz zu ihr in eine Tanzkompanie geschafft haben.
  Aus einem Gewirk feiner Fäden spinnt Tempest ihren Roman, lässt hier ein bisschen Spiel, um sie dort wieder stramm zu ziehen. Dabei verfangen sich die Lebensgeschichten der Protagonisten immer mehr ineinander, bilden Knoten und neue Gespinste mit Nebenfiguren, Eltern, Großeltern, Onkeln oder Schulkameraden. Die meisten Familien sind zerrissen: Die Väter verschwunden, die Mütter verloren, an Alkohol, Drogen, eine Sekte. Jede der hoffnungslosen Figuren auf den Straßen ist jemand, den das Leben unglücklich gemacht hat. Man spürt das Mitleid und Verständnis der Autorin für diese „Menschen, die ihren müden und gebrochenen Herzen einen netten Abend abtrotzen“ – mit Alkohol, Koks und Pillen. Betäuben, Aufputschen, Betäuben. Das ist der Rhythmus dieser Londoner Nächte.
  Tempest spielt mit diesem Rhythmus, beschleunigt das Tempo gegen Ende so stark, dass alle Erzählfäden zusammenschnurren. Auf dem Weg dorthin baut sie immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit ihrer Protagonisten ein und rührt an alte Verletzungen. Da ist Miriam, die Mutter von Harry und Pete, die sich so sehr eine „richtige Tochter“ gewünscht hatte und ihr den Namen Harriet gab. Aber Harry will nicht mehr Harriet heißen, trägt Männerklamotten und geht wie ein Boxer. Enttäuscht verstummt Miriam jedes Mal bei ihrem Anblick. Sie weiß, „dass das Leben nicht das war, was man daraus machte, sondern das, was man aushielt“.
  Dieses London ist ein gewalttätiger Ort, an dem alle auf der Durchreise sind zu dem, wo sie eigentlich hinwollten: einer Tanzkarriere, einem eigenen Café, einem Job, der einen nicht mit Selbsthass erfüllt. Weil sie nicht wissen, wie weit es bis dahin noch ist, und weil sie die Richtung verloren haben, wirken Harry, Pete und Becky wie vom Leben enttäuschte alte Seelen in jungen, aber ausgemergelten Körpern. Es liegt eine große Traurigkeit in dem Roman, die aber nie in Larmoyanz kippt, weil die Protagonisten sich ihrem Schicksal nicht kampflos ergeben.
  „Leon sah, dass das Leben mal abscheulich und mal schön und manchmal beides sein könnte.“ Sätze wie diese könnten Mut machen, wäre da nicht die Übermacht der Gewalt, die alle niederdrückt und das Leben auf die eine oder andere Weise bestimmt: „Die Gewalt schlägt ihr rechts und links ins Gesicht. Gewalt steht über ihr, drückt ihren Kopf zwischen die Kloschüssel und die Kabinenwand und holt aus.“ Die Erzählerin spricht in dermaßen vielen Bildern und lyrischen Vergleichen, dass man sich nach dem Lesen manchmal selber fühlt, „als säße man in einem Mund mit zu vielen Zähnen fest“.
  Kate Tempest hat die Gegenwartserzählung ihres Albums „Everybody Down“ mit Vergangenheit angereichert und, indem sie die Zeitebenen ineinander schiebt, Figuren von großer Tiefe und Komplexität geschaffen. Ihre Erzählstimme, die ebenso unbedingt, aber weniger getrieben ist als ihre Rap-Stimme, ist das Gegenkonzept zum Zynismus jener Gesellschaft, die sie beschreibt: Während die Menschen um sie herum versuchen, die Welt erträglich zu machen, indem sie sich betäuben, bleibt Tempest als Erzählerin stets wach und empfindsam. Sie lässt sich ganz auf ihre Figuren ein und erzählt zärtlich und verzeihend von ihnen. Diese Literatur ist der Kontrast zum harten Pflaster South-East Londons und konnte vielleicht auch nur auf einem solchen gedeihen.
Während sie mit dem Album
„Everybody Down“ auf Tour war,
schrieb sie an dem Roman
Ihre Erzählhaltung bildet
eine Antithese zu dem Zynismus,
den die Autorin schildert
Wird bereits zur Wortführerin einer ganzen Generation erklärt: Kate Tempest, hier bei einem Auftritt in Banksy’s Dismaland in Somerset.
Foto: picture alliance / empics
    
    
Kate Tempest: Worauf
du dich verlassen kannst.
Aus dem Englischen von Karl und Stella Umlaut.
Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 2016.
400 Seiten, 14,99 Euro. E-Book 12,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2016

Die besten Köpfe ihrer Generation
Kann es wirklich sein, dass ein Roman, der den Niedergang Londons beschreibt, zugleich zart, liebevoll und brutal ist? Über Kate Tempest, eine Schriftstellerin, die fast alles kann

Man muss sich einfach nur diese Gesichter ansehen: Oben auf der Bühne des Glastonbury-Festivals steht mit blonden Locken, die ihr weit über die Schultern fallen, Kate Tempest in abgeschnittenen Jeans, schwarzem kurzärmligem Hemd, mit extra vielen Bändchen ums rechte Handgelenk. Eine knappe Stunde ist sie auf dieser Bühne schon hin- und hergerannt, gleich ist ihre Show zu Ende, die vier Musiker hinter ihr, die ihrem Rap-Gesang die nervöse dunkle Grundlage geben, haben aufgehört zu spielen. Und sie hebt noch einmal an, ruft, wie sehr sie sich geehrt fühlt, genau hier spielen zu dürfen, "for the wonderful people of fucking Glastonbury", dankt den Leuten vor und hinter sich und rezitiert dann in die flirrende Festivalhitze hinein: "When time pulls lives apart / Hold your own. / When everything is fluid and when nothing can be known with any certainty / Hold your own. / Hold it till you feel it there / As dark and dense and wet as earth / As vast and bright and sweet as air."

Die Kamera, die den Auftritt festhält, folgt ihr. Erst nach einer Weile zoomt das Objektiv das Publikum heran. Wo eben noch Hände in den Himmel zeigten und Körper sich zum Rhythmus bewegten, stehen jetzt alle still da, in den Gesichtern eine Konzentration und ein Ernst, wie sie einem auf solchen Sommerfestivals eigentlich nie begegnen. Zwei Mädchen starren mit bewegungslosen Gesichtern andächtig in Richtung Bühne, eine Frau mittleren Alters vergisst, ihren Kaugummi weiterzukauen, eine andere hält die Hände vor ihren Mund, der Hawaii-Hemd-Typ daneben scheint, gemessen an der Anzahl der Falten, die mit einem Mal auf seiner Stirn zu sehen sind, nicht genau einordnen zu können, was hier gerade passiert. Dann werden die Synthesizer noch mal hochgefahren. Riesenapplaus.

Ein Jahr ist dieser Auftritt in Glastonbury jetzt her, den man sich auf Youtube ansehen kann. Kate Tempest, eigentlich Kate Esther Calvert, das Mädchen aus Brockley im Südosten Londons, aufgewachsen als fünftes Kind einer Mittelschichtsfamilie, ohne Schulabschluss, aber mit einer unbändigen Leidenschaft für Gedichte, war da 28 Jahre alt und als Rapperin schon ziemlich bekannt. Aber eben nicht nur. Sie hatte ihr erstes Hiphop-Soloalbum veröffentlicht, "Everybody Down". Sie hatte ein Theaterstück geschrieben, "Wasted". Sie war als Lyrikerin für ihren Gedichtband "Brand New Ancients" mit dem bedeutenden Ted Hughes Award ausgezeichnet worden. Kate Tempest kann viele verschiedene Dinge. Sie kann viele verschiedene Dinge sogar sehr gut. Rap und Lyrik, Konzert und Spoken-Word-Performance. Und so verwandelte sie auch Glastonbury am Ende in eine große Literaturshow.

Jetzt wird sie, die unter den jungen britischen Schriftstellerinnen im Moment sicher zu den aufregendsten gehört, ins Deutsche übersetzt: Ihr in England und Amerika gefeierter "Hold Your Own"- Gedichtband wird Mitte Juni in einer zweisprachigen Ausgabe in der Edition Suhrkamp erscheinen. Der Verlag hat sich dabei für den englischen Titel entschieden. "Behaupte Dich" wäre eigentlich auch ganz schön gewesen. In der nächsten Woche kommt im Rowohlt-Verlag aber erst mal Kate Tempests erster Roman heraus, mit dem schönen Titel "Worauf du dich verlassen kannst". Für alle, die ihre Liedtexte kennen, wird es vertrautes Terrain sein: Die Figuren, die in den Liedern auftauchen, sind im Roman die Protagonisten. Was auch immer sie tut, bleibt Teil eines Tempest-Kosmos. Atemberaubend treibt sie die Ausweitung ihrer Kampfzone voran.

"Worauf du dich verlassen kannst", das muss man vielleicht vorwegsagen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass bei ihr alles gleich klänge, also ein Hiphop-Song wie ein Gedicht wie ein Roman, ist eine Erzählung, bei der, wenn man sie liest, man an Gedichte überhaupt nicht denkt. Man muss das sagen, weil, als die Gedichtbände erschienen, genau das immer betont wurde: dass sie das Versmaß der klassischen Dichtung und die Melodie des Hiphop miteinander verschmelzen lasse. Dass man aus ihren Zeilen gleichermaßen Wu-Tang Clan, James Joyce, Charles Bukowski, William Blake und Shakespeare heraushören könne, wie Michiko Kakutani, die Literaturkritikerin der "New York Times", über die "Wunderkind-Rapperin" schrieb. Für die Gedichte stimmt das sicher. Viele Bezüge sind sogar ausdrücklich zu erkennen. Der ganze "Hold Your Own"-Band etwa beruht auf dem Teiresias-Mythos, jener Figur aus der griechischen Mythologie, die sich nach Hesiod erst in eine Frau und dann wieder zurück in einen Mann verwandelt. Verwandlungen, überhaupt die Gender-Thematik, durchziehen das ganze Buch.

Im Roman gibt es auch verschiedene Tonfälle, die zusammenkommen, gesprochene Sprache, Reflexionen, literarische Bezüge, der rauhe Sound der Straße und dann wieder, ganz zärtlich, die Beobachtungen aus der Perspektive einer gerade Sich-Verliebenden. Nur drängen sie sich als unterschiedlich nicht auf, geht all das in einer Beiläufigkeit ineinander über, die man schon spektakulär nennen kann, weil der Ton auf diese Weise einfach stimmt. Sie schreibe in jeder freien Minute, auch wenn sie auf Tour sei, hat Kate Tempest in einem Interview gesagt. Und wenn man sie auf der Bühne beobachtet, wie dort diese unglaublichen von ihr komponierten Textmengen aus ihr herausstürmen, kann man sich ungefähr vorstellen, welchem Sprachansturm sie auch innerlich ausgesetzt sein muss.

"Worauf du dich verlassen kannst" beginnt mit einer Flucht: "Abhauen" heißt das erste Kapitel. Pete, seine Schwester Harry, Becky und Leon, alle ungefähr Mitte zwanzig, verlassen London in einem Cortina aus vierter Hand, wollen einfach nur raus aus der Stadt. "Es ist Nacht, und die Stadt bläst sich auf. Der Himmel donnert und ist voll von Wolken, unter denen man sich klein machen möchte." Irgendwas ist passiert, etwas, das keine wirklich erfreuliche Angelegenheit sein kann. "Angst verknotet Harry die Schultern, faltet sie auf ihrem Rücken wie Flügel zusammen". Andererseits liegt ein Koffer voller Geld satt und zufrieden wie ein Baby auf dem Rücksitz. Sie fahren weiter, bis die Straßen endlich breiter werden, die Häuser größer, weniger Imbisse, mehr Pubs. "Die Stadt lockert ihren Griff. Sie fahren auf die Autobahn. Im Radio singt Billy Bragg ,A New England'".

Was die vier gemein haben: Sie sind jung und fühlen sich nicht so. Fühlen sich erschöpft und wissen ziemlich sicher, dass es so, wie es läuft, auf keinen Fall weitergehen darf. Becky, die Tänzerin ist und in ein Ensemble mit einem bekannten Choreographen will, muss sich das Geld dafür mit erotischen Massagen und hinter der Theke eines Cafés verdienen. Und während sie hinter dieser Theke steht, sieht sie sich auch in zwanzig Jahren dort stehen und zwischen Wohnung, Casting Calls und Auditions für Jobs hin und her hetzen, bei denen sie nicht angenommen wird. Sie sieht sich, wie sie ihr Facebookprofil mit immer neuen glücklichen Fotos aktualisiert, wie sie die Diva-Woche bei "The X-Factor" guckt, Pillen einschmeißt und Freunde umarmt, als wäre alles bestens, alles bestens.

Es ist erst ein halbes Jahre her, da hat Kate Tempest "Europe is lost" aufgenommen, ein Stück über die Zumutungen der westlichen Gesellschaft und über jene, die aus ihrer Mitte herausfallen. Es ist ihr Thema, das auch viel mit der Stadt zu tun hat, aus der sie kommt: London, wo das Geld alle von den Plätzen vertreibt, an denen sie sich zu Hause glaubten. London, wo es Clubs gibt, die "Shitstorm" heißen und - wenn es sich nicht zufällig um einen sehr großen Ausnahmeabend handelt - auch genau das sind: "Alles, von den Drinks an, die serviert werden, bis hin zur Farbe der Toilettenwände, darauf getrimmt, bestimmte Leute fernzuhalten und bestimmte Leute anzulocken. Harry könnte kotzen, wenn sie das sieht. Die Art, wie London sich verändert. Nicht nur auf dieser Seite vom Fluss. Auch unten im Süden. Sie erkennt es kaum noch wieder dieser Tage. Es bricht ihr das Herz."

"Sigh" nennt Tempest ein Gedicht aus "Hold Your Own", Seufzer, eine Variation auf Allen Ginsbergs berühmtes "Howl": "I saw the best minds of my generation destroyed by / payment plans." ("Ich sah die besten Köpfe meiner Generation an Ratenzahlungen zugrunde gehen.") Im Roman geht es um den Versuch der Rückgewinnung von Hoheit, von verlorener oder nie gekannter Souveränität. "Wie wir die Macht übernehmen, ohne dass die Macht uns übernimmt", steht nicht umsonst auf dem Buch, das Pete liest. Nur gelingt es ihnen nicht. Harry und Leon dealen schon so lange mit Drogen, wie sie denken können, was sie verführbar macht und lebensgefährlich ist. Dass sie, wie der Romananfang verrät, alle zusammen irgendwann rauskommen aus der Stadt, ist erst mal wie eine Rettung. Der erste Schritt für die Möglichkeit von etwas Neuem.

Das Zauberhafte an Kate Tempest ist, dass sie in dieser eigentlich bedrückenden Erzählung über eine Stadt voller Geld für die einen und fehlender Chancen für die anderen Feuerwerke anzündet und diese in den schönsten Farben leuchten lässt. Meistens sind es Verliebtheitsfeuerwerke: Wenn bei der Party eines Popstars Harry spürt, dass der Blick von Becky auf ihr ruht: "Sie hebt den Kopf und beobachtet sie aus den Augenwinkeln, und während sie einander mustern, fließt jene sanfte Wärme, die sie zusammengeführt hat, von einer zur anderen. Harry hat das Gefühl, größer geworden zu sein, ihre Ohren jubeln, ihre Augen brennen von der plötzlichen Helligkeit." Wie sie flach und schnell atmet, als Becky dann weg ist: "Sie möchte das Ohrläppchen anfassen, das Becky berührt hat, doch es ist nicht mehr da, es ist geschmolzen. Da sind nur noch ihre Ohrringe, zwei kleine Reifen, die im Nichts kreisen." Oder wie Becky (sie ist im Roman hin und her gerissen zwischen den Geschwistern Pete und Harry) Pete im Club begegnet, wo es so laut ist, dass sie sich nicht verständigen können, weswegen sie ihre Handys herausholen und, die Köpfe über dem leuchtenden kleinen Bildschirm, sich ihre Namen schreiben.

Es ist ein Pathos, eine Direktheit, die den Umwegen und der Zurücknahme des Gesagten durch Ironie, wie man eigentlich erwartet, zuwiderläuft. Das ist das Überraschende an der Erzählerin Kate Tempest, dieser vollkommen eigenständige Sound, mit dem sie von Jetzt erzählt, wie es ist, und trotzdem die leidenschaftlichsten Funken daraus schlägt, immerzu stürmisch. Sie hat sich schon einen ziemlich guten Namen gegeben. Denn "Tempest" heißt "Sturm".

JULIA ENCKE

Kate Tempest: "Worauf du dich verlassen kannst". Roman. Aus dem Englischen von Karl und Stella Umlaut. Rowohlt Taschenbuch, 400 Seiten, 14,99 Euro. Der Gedichtband "Hold Your Own" erscheint am 13. Juni in der Edition Suhrkamp (200 Seiten, 16 Euro).

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Das Zauberhafte an Kate Tempest ist, dass sie Feuerwerke anzündet und diese in den schönsten Farben leuchten lässt. Julia Encke Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Die besten Köpfe ihrer Generation
Kann es wirklich sein, dass ein Roman, der den Niedergang Londons beschreibt, zugleich zart, liebevoll und brutal ist? Über Kate Tempest, eine Schriftstellerin, die fast alles kann

Man muss sich einfach nur diese Gesichter ansehen: Oben auf der Bühne des Glastonbury-Festivals steht mit blonden Locken, die ihr weit über die Schultern fallen, Kate Tempest in abgeschnittenen Jeans, schwarzem kurzärmligem Hemd, mit extra vielen Bändchen ums rechte Handgelenk. Eine knappe Stunde ist sie auf dieser Bühne schon hin- und hergerannt, gleich ist ihre Show zu Ende, die vier Musiker hinter ihr, die ihrem Rap-Gesang die nervöse dunkle Grundlage geben, haben aufgehört zu spielen. Und sie hebt noch einmal an, ruft, wie sehr sie sich geehrt fühlt, genau hier spielen zu dürfen, "for the wonderful people of fucking Glastonbury", dankt den Leuten vor und hinter sich und rezitiert dann in die flirrende Festivalhitze hinein: "When time pulls lives apart / Hold your own. / When everything is fluid and when nothing can be known with any certainty / Hold your own. / Hold it till you feel it there / As dark and dense and wet as earth / As vast and bright and sweet as air."

Die Kamera, die den Auftritt festhält, folgt ihr. Erst nach einer Weile zoomt das Objektiv das Publikum heran. Wo eben noch Hände in den Himmel zeigten und Körper sich zum Rhythmus bewegten, stehen jetzt alle still da, in den Gesichtern eine Konzentration und ein Ernst, wie sie einem auf solchen Sommerfestivals eigentlich nie begegnen. Zwei Mädchen starren mit bewegungslosen Gesichtern andächtig in Richtung Bühne, eine Frau mittleren Alters vergisst, ihren Kaugummi weiterzukauen, eine andere hält die Hände vor ihren Mund, der Hawaii-Hemd-Typ daneben scheint, gemessen an der Anzahl der Falten, die mit einem Mal auf seiner Stirn zu sehen sind, nicht genau einordnen zu können, was hier gerade passiert. Dann werden die Synthesizer noch mal hochgefahren. Riesenapplaus.

Ein Jahr ist dieser Auftritt in Glastonbury jetzt her, den man sich auf Youtube ansehen kann. Kate Tempest, eigentlich Kate Esther Calvert, das Mädchen aus Brockley im Südosten Londons, aufgewachsen als fünftes Kind einer Mittelschichtsfamilie, ohne Schulabschluss, aber mit einer unbändigen Leidenschaft für Gedichte, war da 28 Jahre alt und als Rapperin schon ziemlich bekannt. Aber eben nicht nur. Sie hatte ihr erstes Hiphop-Soloalbum veröffentlicht, "Everybody Down". Sie hatte ein Theaterstück geschrieben, "Wasted". Sie war als Lyrikerin für ihren Gedichtband "Brand New Ancients" mit dem bedeutenden Ted Hughes Award ausgezeichnet worden. Kate Tempest kann viele verschiedene Dinge. Sie kann viele verschiedene Dinge sogar sehr gut. Rap und Lyrik, Konzert und Spoken-Word-Performance. Und so verwandelte sie auch Glastonbury am Ende in eine große Literaturshow.

Jetzt wird sie, die unter den jungen britischen Schriftstellerinnen im Moment sicher zu den aufregendsten gehört, ins Deutsche übersetzt: Ihr in England und Amerika gefeierter "Hold Your Own"- Gedichtband wird Mitte Juni in einer zweisprachigen Ausgabe in der Edition Suhrkamp erscheinen. Der Verlag hat sich dabei für den englischen Titel entschieden. "Behaupte Dich" wäre eigentlich auch ganz schön gewesen. In der nächsten Woche kommt im Rowohlt-Verlag aber erst mal Kate Tempests erster Roman heraus, mit dem schönen Titel "Worauf du dich verlassen kannst". Für alle, die ihre Liedtexte kennen, wird es vertrautes Terrain sein: Die Figuren, die in den Liedern auftauchen, sind im Roman die Protagonisten. Was auch immer sie tut, bleibt Teil eines Tempest-Kosmos. Atemberaubend treibt sie die Ausweitung ihrer Kampfzone voran.

"Worauf du dich verlassen kannst", das muss man vielleicht vorwegsagen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass bei ihr alles gleich klänge, also ein Hiphop-Song wie ein Gedicht wie ein Roman, ist eine Erzählung, bei der, wenn man sie liest, man an Gedichte überhaupt nicht denkt. Man muss das sagen, weil, als die Gedichtbände erschienen, genau das immer betont wurde: dass sie das Versmaß der klassischen Dichtung und die Melodie des Hiphop miteinander verschmelzen lasse. Dass man aus ihren Zeilen gleichermaßen Wu-Tang Clan, James Joyce, Charles Bukowski, William Blake und Shakespeare heraushören könne, wie Michiko Kakutani, die Literaturkritikerin der "New York Times", über die "Wunderkind-Rapperin" schrieb. Für die Gedichte stimmt das sicher. Viele Bezüge sind sogar ausdrücklich zu erkennen. Der ganze "Hold Your Own"-Band etwa beruht auf dem Teiresias-Mythos, jener Figur aus der griechischen Mythologie, die sich nach Hesiod erst in eine Frau und dann wieder zurück in einen Mann verwandelt. Verwandlungen, überhaupt die Gender-Thematik, durchziehen das ganze Buch.

Im Roman gibt es auch verschiedene Tonfälle, die zusammenkommen, gesprochene Sprache, Reflexionen, literarische Bezüge, der rauhe Sound der Straße und dann wieder, ganz zärtlich, die Beobachtungen aus der Perspektive einer gerade Sich-Verliebenden. Nur drängen sie sich als unterschiedlich nicht auf, geht all das in einer Beiläufigkeit ineinander über, die man schon spektakulär nennen kann, weil der Ton auf diese Weise einfach stimmt. Sie schreibe in jeder freien Minute, auch wenn sie auf Tour sei, hat Kate Tempest in einem Interview gesagt. Und wenn man sie auf der Bühne beobachtet, wie dort diese unglaublichen von ihr komponierten Textmengen aus ihr herausstürmen, kann man sich ungefähr vorstellen, welchem Sprachansturm sie auch innerlich ausgesetzt sein muss.

"Worauf du dich verlassen kannst" beginnt mit einer Flucht: "Abhauen" heißt das erste Kapitel. Pete, seine Schwester Harry, Becky und Leon, alle ungefähr Mitte zwanzig, verlassen London in einem Cortina aus vierter Hand, wollen einfach nur raus aus der Stadt. "Es ist Nacht, und die Stadt bläst sich auf. Der Himmel donnert und ist voll von Wolken, unter denen man sich klein machen möchte." Irgendwas ist passiert, etwas, das keine wirklich erfreuliche Angelegenheit sein kann. "Angst verknotet Harry die Schultern, faltet sie auf ihrem Rücken wie Flügel zusammen". Andererseits liegt ein Koffer voller Geld satt und zufrieden wie ein Baby auf dem Rücksitz. Sie fahren weiter, bis die Straßen endlich breiter werden, die Häuser größer, weniger Imbisse, mehr Pubs. "Die Stadt lockert ihren Griff. Sie fahren auf die Autobahn. Im Radio singt Billy Bragg ,A New England'".

Was die vier gemein haben: Sie sind jung und fühlen sich nicht so. Fühlen sich erschöpft und wissen ziemlich sicher, dass es so, wie es läuft, auf keinen Fall weitergehen darf. Becky, die Tänzerin ist und in ein Ensemble mit einem bekannten Choreographen will, muss sich das Geld dafür mit erotischen Massagen und hinter der Theke eines Cafés verdienen. Und während sie hinter dieser Theke steht, sieht sie sich auch in zwanzig Jahren dort stehen und zwischen Wohnung, Casting Calls und Auditions für Jobs hin und her hetzen, bei denen sie nicht angenommen wird. Sie sieht sich, wie sie ihr Facebookprofil mit immer neuen glücklichen Fotos aktualisiert, wie sie die Diva-Woche bei "The X-Factor" guckt, Pillen einschmeißt und Freunde umarmt, als wäre alles bestens, alles bestens.

Es ist erst ein halbes Jahre her, da hat Kate Tempest "Europe is lost" aufgenommen, ein Stück über die Zumutungen der westlichen Gesellschaft und über jene, die aus ihrer Mitte herausfallen. Es ist ihr Thema, das auch viel mit der Stadt zu tun hat, aus der sie kommt: London, wo das Geld alle von den Plätzen vertreibt, an denen sie sich zu Hause glaubten. London, wo es Clubs gibt, die "Shitstorm" heißen und - wenn es sich nicht zufällig um einen sehr großen Ausnahmeabend handelt - auch genau das sind: "Alles, von den Drinks an, die serviert werden, bis hin zur Farbe der Toilettenwände, darauf getrimmt, bestimmte Leute fernzuhalten und bestimmte Leute anzulocken. Harry könnte kotzen, wenn sie das sieht. Die Art, wie London sich verändert. Nicht nur auf dieser Seite vom Fluss. Auch unten im Süden. Sie erkennt es kaum noch wieder dieser Tage. Es bricht ihr das Herz."

"Sigh" nennt Tempest ein Gedicht aus "Hold Your Own", Seufzer, eine Variation auf Allen Ginsbergs berühmtes "Howl": "I saw the best minds of my generation destroyed by / payment plans." ("Ich sah die besten Köpfe meiner Generation an Ratenzahlungen zugrunde gehen.") Im Roman geht es um den Versuch der Rückgewinnung von Hoheit, von verlorener oder nie gekannter Souveränität. "Wie wir die Macht übernehmen, ohne dass die Macht uns übernimmt", steht nicht umsonst auf dem Buch, das Pete liest. Nur gelingt es ihnen nicht. Harry und Leon dealen schon so lange mit Drogen, wie sie denken können, was sie verführbar macht und lebensgefährlich ist. Dass sie, wie der Romananfang verrät, alle zusammen irgendwann rauskommen aus der Stadt, ist erst mal wie eine Rettung. Der erste Schritt für die Möglichkeit von etwas Neuem.

Das Zauberhafte an Kate Tempest ist, dass sie in dieser eigentlich bedrückenden Erzählung über eine Stadt voller Geld für die einen und fehlender Chancen für die anderen Feuerwerke anzündet und diese in den schönsten Farben leuchten lässt. Meistens sind es Verliebtheitsfeuerwerke: Wenn bei der Party eines Popstars Harry spürt, dass der Blick von Becky auf ihr ruht: "Sie hebt den Kopf und beobachtet sie aus den Augenwinkeln, und während sie einander mustern, fließt jene sanfte Wärme, die sie zusammengeführt hat, von einer zur anderen. Harry hat das Gefühl, größer geworden zu sein, ihre Ohren jubeln, ihre Augen brennen von der plötzlichen Helligkeit." Wie sie flach und schnell atmet, als Becky dann weg ist: "Sie möchte das Ohrläppchen anfassen, das Becky berührt hat, doch es ist nicht mehr da, es ist geschmolzen. Da sind nur noch ihre Ohrringe, zwei kleine Reifen, die im Nichts kreisen." Oder wie Becky (sie ist im Roman hin und her gerissen zwischen den Geschwistern Pete und Harry) Pete im Club begegnet, wo es so laut ist, dass sie sich nicht verständigen können, weswegen sie ihre Handys herausholen und, die Köpfe über dem leuchtenden kleinen Bildschirm, sich ihre Namen schreiben.

Es ist ein Pathos, eine Direktheit, die den Umwegen und der Zurücknahme des Gesagten durch Ironie, wie man eigentlich erwartet, zuwiderläuft. Das ist das Überraschende an der Erzählerin Kate Tempest, dieser vollkommen eigenständige Sound, mit dem sie von Jetzt erzählt, wie es ist, und trotzdem die leidenschaftlichsten Funken daraus schlägt, immerzu stürmisch. Sie hat sich schon einen ziemlich guten Namen gegeben. Denn "Tempest" heißt "Sturm".

JULIA ENCKE

Kate Tempest: "Worauf du dich verlassen kannst". Roman. Aus dem Englischen von Karl und Stella Umlaut. Rowohlt Taschenbuch, 400 Seiten, 14,99 Euro. Der Gedichtband "Hold Your Own" erscheint am 13. Juni in der Edition Suhrkamp (200 Seiten, 16 Euro).

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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