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Was macht man, wenn man von einer Literaturagentin den Auftrag bekommt, einen Roman zu schreiben - jedoch gar nichts erzählen will? Die junge Frau, die sich voller Bedenken an die Aufgabe der Mittlerin herantastet, gerät dabei ins Schwitzen. Sie stürzt sich in Gedanken, Gefühle und immer absurder werdende Ereignisse. Drei Geistesgrößen beeinflussen sie: der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard, der antike Philosoph Aristoteles sowie besagte Mittlerin. Doch bevor die Protagonistin die Konfrontation mit dem Eigenen zulassen kann, muss sie sich der Außenwelt stellen. Auf dem Weg zu sich…mehr

Produktbeschreibung
Was macht man, wenn man von einer Literaturagentin den Auftrag bekommt, einen Roman zu schreiben - jedoch gar nichts erzählen will? Die junge Frau, die sich voller Bedenken an die Aufgabe der Mittlerin herantastet, gerät dabei ins Schwitzen. Sie stürzt sich in Gedanken, Gefühle und immer absurder werdende Ereignisse. Drei Geistesgrößen beeinflussen sie: der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard, der antike Philosoph Aristoteles sowie besagte Mittlerin. Doch bevor die Protagonistin die Konfrontation mit dem Eigenen zulassen kann, muss sie sich der Außenwelt stellen. Auf dem Weg zu sich selbst begegnen ihr der fischgraue Oskar, der fabelhafte Bear, sowie Köfte-Belmondo, der attraktive Mann der Mittlerin. Dabei wird sie in reger Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition immer bewusster zur Erzählerin ihrer eigenen Geschichte.Julia Trompeter wirft in ihrem Debüt einen Blick auf den Literaturbetrieb und die Berliner Szene, nimmt es mutig mit literarischen Vorbildern auf und erzählt dabei eine unterhaltsame Selbstfindungsgeschichte ganz eigener Art. 'Julia Trompeter blickt mutig genau dahin, wo die eigene Schreiblust angesichts der großen Meister gemeinhin versagt. Kunstfertig, mit charmantem Trotz und Witz findet sie in der Auseinandersetzung mit Vorbildern zu einem eigenen Ton.'Jurybegründung zum Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium 2012
Autorenporträt
Julia Trompeter wurde 1980 in Siegburg geboren. Sie studierte Philosophie, Germanistik und Klassische Literaturwissenschaft in Köln und promovierte in Berlin und Bochum. Seit 2009 tritt sie in dem performativen Projekt Sprechduette zusammen mit Xaver Römer auf. 2010 war sie Finalistin des open mike, 2012 erhielt sie das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln, 2013 für ihren Debütroman eine Förderung der Kunststiftung NRW. www.sprechduette.de
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Insa Wilke vermisst die existenzielle Ernsthaftigkeit in diesem Debüt von Julia Trompeter. Warum jemand heute einen Roman schreiben soll, leuchtet ihr nach dieser Lektüre jedenfalls nicht ein. Dabei thematisiert die Autorin genau das in ihrem Text, schickt eine junge Lyrikerin durch die Niederungen der marktkonformen Literatur und lässt sie als Thomas-Bernhard-Imitatorin kläglich scheitern. Leider wiederholt sich die Geschichte, meint Wilke, und Figur und Roman scheitern an genau dem, was sie beschreiben, an einer dahinplätschernden Handlung, an Leere, an Unentschlossenheit zwischen Literaturbetriebsroman, Essay, Psychogramm und Liebesgeschichte, meint die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.03.2015

Oberflächen
aller Art
Julia Trompeters
Dekadenz-Roman „Die Mittlerin“
Walter Benjamin soll einmal beschrieben haben, wie an mittelalterlichen Fürstenhöfen Narren in übergroße Flaschen gesteckt wurden und zur Belustigung der Herrschaft scheinbar die komischsten Tänze vollführten. Tatsächlich erfreuten sie ihr Publikum mit ihrem Erstickungskampf. Der Dichter Thomas Brasch führte diese Geschichte in einem Interview als Beispiel für die Unverhältnismäßigkeit der Kunst in Zeiten der Konsolidierung an, Zeiten „verhärteter Verhältnisse“, wie sie sich auch in der Nachkriegszeit entwickelten, von der ein anderer Autor mit den Initialen TB geprägt wurde: Thomas Bernhard.
  Bernhard, dessen Erzählung „Gehen“ die serbische Autorin Barbi Marković 2009 ziemlich genial remixed und in die Nachkriegsstimmung Serbiens Anfang des 21. Jahrhunderts transponiert hat, ist wohl einer der im Sinne Benjamins und Braschs als „lustig“ missverstandenen Schriftsteller. Durch seinen simplen Oberflächen-Stil lässt sich die Komik seiner Texte leicht konsumieren und sogar imitieren, ohne ihre Abgründe mitdenken zu müssen.
  Das jüngste Beispiel dafür ist Julia Trompeters Debüt-Roman „Die Mittlerin“. Die Bernhard-Imitation ihrer Protagonistin wird hier zum Sprungbrett für eine Roman-Biografie im buchstäblichen Sinne: Man erlebt scheinbar live mit, wie sich der Text selbst schreibt. Auch die Kritik daran wird vorweggenommen: Trompeters erzählende Heldin – wie die Autorin eine angehende Schriftstellerin und eher der Lyrik zugeneigt – bekennt, dass sie „Oberflächen aller Art“ mag, und treibt ihr Spiel mit Regelpoetiken, vor allem aber mit der Vorstellung, Literatur müsse Ausdruck einer existenziellen Not sein.
  Trompeter karikiert die Jungschriftstellerin, die sich mit der Verachtung der Lyrikerin in die Niederungen der Prosa begibt, weil Markt und Agentin das fordern. Die Jung-Autorin gibt sich als poeta doctus, zitiert aber so plump, dass sie bloß geschwätzig wirkt. Auf Verlage, Agenten und Literaturgeschichte schaut sie nicht kritisch, sondern naiv, reproduziert Klischees, spricht in Phrasen. Alles in allem „irgendwie“ eine Figur des Widerstands oder zumindest Gestalt gewordene Dekadenz.
  Aber Figur und Roman kränkeln an dem, was sie beschreiben, an der Leere nach dem abstrakten Knall oder besser: nach dem Knacks. Wie die Erzählerin es selbst sagt, es „plätschert“ so vor sich hin, spült Haupt- und Nebengedanken durcheinander. Die Bernhard-Auseinandersetzung versandet im Literaturbetriebsroman, der literaturtheoretische Essay versiegt im Autorinnen-Psychogramm, die vorsichtige Liebesgeschichte zwischen Mittlerin und Schützling verläuft sich in den angerissenen Milieustudien der Kreuzberger Gesellschaft und schöne, gut erzählte Szenen wie die vom berühmten Schriftsteller und seiner Arbeit am Nachlass zu Lebzeiten gehen im Palaver der Erzählerin unter. Mag alles postmodern und legitim sein. Am Ende stellt man sich trotzdem die Frage der Verlagsfrau, mit der alles begann: „Warum sollte eine junge Frau ein Buch schreiben sollen, warum sollte man sich heute, da die Stapel in den Verlagshäusern die Dimensionen von mehrstöckigen Altbauten annehmen, noch darum bemühen, jemanden zum Debüt zu überreden?“   Julia Trompeters Roman bleibt die Antwort jedenfalls schuldig. Existenzielle Not ist glücklicherweise keine notwendige Bedingung für einen Roman, existenzielle Ernsthaftigkeit aber schon, gerade dann, wenn es komisch wird.
INSA WILKE
  
Julia Trompeter: Die Mittlerin. Roman. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2014. 216 Seiten, 19,95 Euro. E-Book: 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Quasi aus dem materielosen Nichts wird hier ein Roman erschaffen, der spielerisch leicht von Thomas Bernhard und Platon und der täglichen Prokrastination erzählt.« Richard Kämmerlings, Die Literarische Welt »Ein sprachgewaltiger, vielschichtiger Roman, (...) von dem man sich vor allem wünscht, die Geschichte möge bitte nicht zu Ende gehen...« Renate Naber, WDR5 Bücher »Julia Trompeter und ihre Erzählerin brauchen generell nur ein paar Sätze, um eine Welt entstehen zu lassen. Darum geht es beim Romanschreiben.« Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau »Die Wortschöpfungen, die am Ende solcher Selbstbespiegelungen stehen, sind oft von einer funkelnden sprachlichen und intellektuellen Qualität.« Thomas Jordan, BR2 Diwan