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Der Flughafen BER wird eröffnet. Ein großer Tag für Berlin und Brandenburg. Genau 7,34 Sekunden lang läuft er wunderbar. Dann allerdings stürzt ein wirklich großes Raumschiff auf alle drei Startbahnen. Dies ist der Auftakt zu einer Geschichte, die alles, was wir über außerirdisches Leben zu wissen meinten, über den Haufen wirft. Es treten auf: hochentwickelte Zivilisationen, denen lange Weltraumflüge längst zu mühsam sind und die andere Welten einfach online erobern; Chamäleonsoldaten, die automatisch ihre Form verändern; hyperintelligentes, sprechendes Plastik - und Goiko Schulz, 36 Jahre alt…mehr

Produktbeschreibung
Der Flughafen BER wird eröffnet. Ein großer Tag für Berlin und Brandenburg. Genau 7,34 Sekunden lang läuft er wunderbar. Dann allerdings stürzt ein wirklich großes Raumschiff auf alle drei Startbahnen. Dies ist der Auftakt zu einer Geschichte, die alles, was wir über außerirdisches Leben zu wissen meinten, über den Haufen wirft. Es treten auf: hochentwickelte Zivilisationen, denen lange Weltraumflüge längst zu mühsam sind und die andere Welten einfach online erobern; Chamäleonsoldaten, die automatisch ihre Form verändern; hyperintelligentes, sprechendes Plastik - und Goiko Schulz, 36 Jahre alt und eigentlich nur für seine Mutter etwas Besonderes. Gemeinsam mit einer energiegeladenen Fahrradkurierin und einem alten russischen Zeitreiseforscher wird er zur letzten Hoffnung der Menschheit.
Autorenporträt
Horst Evers, geboren 1967 in der Nähe von Diepholz und dort im ländlichen Niedersachsen aufgewachsen, studierte Germanistik und Publizistik in Berlin. Er jobbte als Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post und gründete 1990 zusammen mit Freunden die Textleseshow 'Dr. Seltsams Frühschoppen', die bald zur erfolgreichsten Lesebühne der Stadt wurde. Horst Evers erhielt u.a. den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Jeden Sonntag ist er auf radioeins zu hören. Seine Geschichtenbände und Romane sind Bestseller. Horst Evers lebt mit seiner Familie in Berlin.
Rezensionen
Ein Meister des geschriebenen Wortes - hintergründig, humorvoll, pointiert: Ein begnadeter Geschichtenerzähler. Hubertus Meyer-Burckhardt NDR

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.04.2016

Dotterweich durch die Galaxis
Für alle und keinen: Horst Evers verfliegt sich mit seinem satirischen Roman "Alles außer irdisch" im Knalltüten-All

Was Elisabeth Förster-Nietzsche vom Höllenplaneten Nueva Germania mit dem Andenken ihres Bruders anstellte, wirkt bis heute nach. Möge jetzt also dieser Fanfarenstoß aus der Galaxie der wundgeklopften Schenkel das Bild korrigieren. In Horst Evers' krachlustigem Trottelkönig-Märchen "Alles außer irdisch" reüssiert der inzwischen geadelte, sympathisch obsessiv mit der Erschaffung einer vollkommenen Welt befasste Friedrich Nietzsche als hundertsiebzig Jahre alter Quasigott einer freilich nur möglichen Nebenrealität, bevor sein Geist dann doch entwischt und leider in eine Lichtjahre entfernte Strauchpflanze fährt wie einst die Dämonen in die Schweine.

Ein trübes Nachleben wird dem Philosophen noch gestattet, doch interessieren sich die (milde ausgedrückt) grotesken Helden dieses Buches gar nicht sonderlich für Nietzsche, sondern vor allem für Frank. "Frank ist irgendwie ein Dings, was das Raumschiff braucht. Wegen der Türen", und das lässt sich gewinnen, indem man das Kraut aus Gewürzgurkengläsern jahrhundertelang mit Kieselerde bestrahlt. Es würde zu weit führen, auch nur andeuten zu wollen, weshalb Nietzsche über besagtes Dings verfügt (es hat nichts mit dem gurkenkrautartigen Schnauzbart zu tun) und warum das von außen wie ein Spiegelei aussehende Raumschiff der Guten an Frankmangel leidet.

Gesagt sei aber noch, dass die Malaise damit begann, dass am Tag der Eröffnung der BER-Flughafens (also in einer nicht geradezu unmöglichen Nebenrealität) ein anderes, gewaltiges Raumschiff auf die Erde knallte, was die Endphase der Erderoberung durch die bösen Cyanen einleitete. Die Cyanen ähneln aufs Haar finanzkräftigen Monopolisten aus dem Silicon Valley. Das Startkapital für die vorausliegende digitale Eroberung haben sie sich vor langer Zeit "mit Online-Verträgen für Internetsoforthilfe, sinnlosen Hotlines oder schwachsinnigen Klingeltonpaketen" verschafft. Aufhalten lässt sich der Untergang der Erde (der in Wahrheit also längst stattgefunden hat, siehe Silicon Valley) nur noch vor dem intergalaktischen Verbrauchergerichtshof, denn die Internetabzocke gilt im ganzen Universum als sittenwidrig.

Genau das hat eine multiplanetare "Artenschützer"-Truppe im Sinn, allerdings kommt als Kläger nur ein akut Betroffener in Frage. Und hier kommt der Protagonist ins Spiel: Trantüte Goiko Schulz, der letzte Mensch, dessen sinnloser Online-Knebelvertrag immer noch läuft, weil er seit Jahrzehnten nicht dazu kam, denselben zu kündigen. Dann aber beschleunigt sich die Sache mit dem Untergang, die Schorfen und andere Fieslinge reiben sich bereits die Hände. Goiko aber mausert sich nun zum Weltretter, weil einzig ein allzu menschliches Talent den geistig unendlich überlegenen Lebensformen gefährlich werden kann: "absolute, geradezu absurde Doofheit" (das Pendant zu den Bakterien bei H. G. Wells).

Das bislang hier Beschriebene deckt allenfalls die oberen fünf Prozent der - wenn man so will - Handlung ab, was zunächst einmal positiv ist. Dass die genüsslich mit den Paradoxien von Zeitreisen spielende, in ihren Kreativitätseruptionen selbst Douglas Adams beschämende Science-Fiction-Parodie dennoch nicht wirklich abzuheben vermag, liegt an der stilistischen Schlichtheit und einem Frankmangel besonderer Art: Evers kann sich nicht zu einem völlig losgelösten Wildsauritt durchs All entscheiden - sei es als Cyber-Punk-Roman, sei es als Trash-Pop wie "Doctor Who" -, sondern rutscht allenthalben in billigen Comedy-Witz und moralische Satire ab. Das Raumschiff spricht mit der Stimme eines mürrischen Berliner Busfahrers, und überhaupt sind alle Außerirdischen Übersteigerungen menschlicher Schwächen. Seitenweise werden wir mit lustig-ernstgemeinter Finanzmarktkritik malträtiert, und auch solche Sätze mussten unbedingt hinein: "Als hätte die Umwelt auf diesem Planeten jemals eine Lobby gehabt." Verflogen im Knalltüten-All also. Nietzsche hätte gefrotzelt: "Glattes Eis / ein Paradeis / Für den, der gut zu tanzen weiß".

OLIVER JUNGEN

Horst Evers: "Alles außer

irdisch". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag,

Berlin 2016. 368 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Oliver Jungen bekommt Knalltüten-All mit Horst Evers und seinem, ja, was, Trash-Pop-Cyber-Punk-Roman? Nein, meint Jungen, dafür bietet Evers zu viel billigen Comedy-Witz und moralinsaure Satire. Als Sci-Fi-Parodie bleibt das Ding wegen stilistischer Schlichtheit am Boden kleben, findet Jungen. Leider, meint Jungen, denn Zeitreisende nimmt der Autor gekonnt auf den Arm und schafft mit Nietzsche als einem 170-jährigen Spiegelei-Piloten und den Cyanen, die laut Rezensent den Finanzjongleuren aus dem Silicon Valley ähneln, eigentlich ganz witzige Figuren und eine vielschichtige Handlung.

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