Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 0,49 €
  • Broschiertes Buch

2 Kundenbewertungen

»Dann dachte er an den Sommer, der schlief, wie die Menschen in ihren Betten schliefen.«
Wenn der erste Schnee fällt, ziehen sich die Menschen zurück und halten Winterschlaf wie die Tiere. Robert, Annina und Kudowski bleiben wach und fahren durch ein weißes, vom Winter erfasstes Land. Es ist das Land, das man kennt, und doch ist es anders. Das Schweigen der Häuser, die verschlossenen Fensterläden erzählen von tiefen Träumen. Die drei Reisenden kennen sich nicht gut. Der Zufall hat sie zusammengeführt - jeder mit seiner Geschichte und seinen Geheimnissen. Ihre Fahrt durch den Schnee wird zu…mehr

Produktbeschreibung
»Dann dachte er an den Sommer, der schlief, wie die Menschen in ihren Betten schliefen.«

Wenn der erste Schnee fällt, ziehen sich die Menschen zurück und halten Winterschlaf wie die Tiere. Robert, Annina und Kudowski bleiben wach und fahren durch ein weißes, vom Winter erfasstes Land. Es ist das Land, das man kennt, und doch ist es anders. Das Schweigen der Häuser, die verschlossenen Fensterläden erzählen von tiefen Träumen. Die drei Reisenden kennen sich nicht gut. Der Zufall hat sie zusammengeführt - jeder mit seiner Geschichte und seinen Geheimnissen. Ihre Fahrt durch den Schnee wird zu einer Reise dorthin, wo nicht nur der Winter zu Ende geht.

Benjamin Lebert hat einen poetischen Roman über Freundschaft und die Wege, der Kälte zu trotzen, geschrieben.
Autorenporträt
Lebert, BenjaminBenjamin Lebert lebt in Hamburg. Er hat mit zwölf Jahren angefangen zu schreiben. 1999 erschien sein erster Roman Crazy, der in 33 Sprachen übersetzt und von Hans-Christian Schmid fürs Kino verfilmt wurde. Sein zweiter Roman, Der Vogel ist ein Rabe, erschien 2003, danach Kannst du (2006), Flug der Pelikane (2009) und zuletzt Im Winter dein Herz (2012).
Rezensionen
»Mit diesem geradezu poetischen Roman erreicht Benjamin Lebert ein neues Level. Allein diese Idee, aus der heraus so großartig erzählt, ist unvorstellbar. Unvorstellbar gut!« Aachener Zeitung, 10.03.2012

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2012

Reif für die
Muschel
Benjamin Lebert ist müde
Das Irre ist, dass Benjamin Lebert das alles vollkommen ernst meint: Diese strunzsimple Handlung, diesen Weltschmerz, diese güldenen Weisheiten wie aus dem Apothekerkalender. „Gemeinhin hieß es ja, der Tod greife sich die Menschen. Das Leben tat es genauso.“ Der grundtraurige Anti-Lebenskünstler, der solche Blasensätze denkt, hieß in Benjamin Leberts vier vorangegangenen Romanen Benni, Henry, Tim und schließlich Anton. Diesmal heißt er Robert, und betrachtet man die Reihe seiner Verkörperungen von Leberts Brachialerfolg „Crazy“ im Jahre 1999 bis heute, so scheint nur ein Schluss möglich: Was muss das für eine kaputte Generation sein, deren frühester Großdebütant sich derart seelenwund durch die Nullerjahre geschrieben hat.
Zumindest bei Lebert geht die Fahrt für die inzwischen 30-Jährigen steil bergab. War damals in „Crazy“ bloß Teenie-Schüler-Weh und Vor-der-Erwachsenenwelt-Grausen, so krankt der längst berufstätige Robert im neuen Roman „Im Winter dein Herz“ an universellem Missbehagen. „Wenn ich mir ein Zuhause vorstelle“, denkt er etwa, „muss es wie eine Muschel sein. Glatt, still, beschützend. Mit einem Inneren, in dem ich ganz verschwinden kann.“
Robert landet in einer psychiatrischen Klinik bei Göttingen, er kann nichts mehr essen, der pure Lebensekel. Gemeinsam mit zwei Leidens- und Altersgenossen flieht er, die drei fahren Richtung München. Der Generalmetapher des Romans zufolge herrscht märchenhafter „Winterschlaf“: Nahezu alle Menschen werfen jeden Winter Tabletten ein und schlafen für drei Monate. Das soll Ressourcen sparen, versinnbildlicht aber vor allem das Für und Wider von Roberts Regressionsphantasie. Eigentlich käme es ihm entgegen, sich einfach nur monatelang aus der Gesellschaft wegschnarchen zu dürfen. Sein Wachbleiben steht für den schwachen Versuch von Austausch, von Teilnahme am Leben.
Vermutlich, weil schematische Romanbaupläne am Schluss nach oben auszuschlagen pflegen, endet der Roman abrupt mit einem erhebenden Gemeinschaftserlebnis: In der Münchner Theatinerkirche veranstaltet ein Pfarrer den Ego-Winterschläfern zum Trotz große Gemeindegottesdienste. Süßliches Handlungsfinale, hammerhart durchgezogen: „Großer Gott, wir loben Dich, stimmte Robert in den Gesang mit ein.“
Dass man Robert und seinem Autor diese Wendung nicht abkauft, ist eher gut als schlecht. Denn steht dieser kleine Roman zuvor quälend unentschlossen vor allen Lebensmöglichkeiten, so liegt genau darin seine einzige Botschaft. Es ist höchst respektabel, wie Benjamin Lebert zunehmend Ernst macht mit seinem unverstellten Schreiben, ohne jede Angst, Schwäche zu zeigen. Es ist aber auch schlicht verzweiflungswürdig, wie seinen jungen Männern die Nabelschau jeden Umgang mit der Welt versperrt. Wird das denn immer so bleiben? Wir wollen es nicht hoffen – für Lebert nicht, für uns nicht, vor allem aber nicht für Roberts Nachfolger.
FLORIAN KESSLER
Benjamin Lebert
Im Winter dein Herz
Roman. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2012. 160 Seiten, 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012

Winterherzen

Die Helden aus Benjamin Leberts neuem Roman scheinen ein traumhaftes Leben zu führen. Doch sie sind psychisch krank. Während eines Klinikaufenthaltes in der norddeutschen Provinz lernen sie sich kennen: Robert, der Sohn einer kultivierten Hamburger Familie, Annina, die Tochter türkischer Bergbauarbeiter, und Kudowski, der Frauenheld. Tatsächlich oder auch nur in ihrer Phantasie fliehen sie aus der Klinik. Sie feiern und reden. Doch kaum geht es ausgelassen zu, stört ein so fürsorgliches wie betroffenes "Möchtest-du-darüber-Reden?" die Geselligkeit. Gebrochen wird der therapeutische Ton durch nüchterne Berichte aus den eigenen Lebensgeschichten: So kommt heraus, dass Kudowski ein ehemaliger Häftling ist, der sich nach Ende seines Gefängnisaufenthalts nicht mehr in die Außenwelt traute, und dass Annina seinen Annäherungsversuchen widerstand, weil sie lesbisch ist. Benjamin Leberts Helden bauen eine melodramatische Gegenwelt aus Selbstüberschätzung und depressiver Verstimmung auf. Sie feiern die morbiden Schönheiten ihrer Krankheit. "Im Winter dein Herz" erprobt eine Mischung aus Popliteratur und psychologischem Roman. Doch die Gegenwelt von Robert, Kudowski und Annina wirkt erstaunlich intakt. Konsequenterweise verlässt der hypersensible Robert die Anstalt, offenkundig geheilt. Überhaupt fragt sich, was Leberts Helden hinter Klinikmauern suchen. Die literarische Therapie verfängt nicht, weil ihre Figuren keiner bedürfen. (Benjamin Lebert: "Im Winter dein Herz". Roman. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2012. 160 S., geb., 18,99 [Euro].) sari

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Das literarische Wunderkind Benjamin Lebert ist mit seinen Figuren erwachsen geworden, konstatiert Alexandra von Arx, auch wenn die Themen die gleichen sind wie zu Zeiten von Lieberts im Alter von 17 Jahren vorgelegten Debütroman "Crazy": Frauen, Freundschaft, Liebe, die "Sehnsucht nach Geborgenheit und die Hoffnung auf Erfüllung" im Spiegel eigener biografischer Erfahrungen. Am besten gefallen der Rezensentin dann auch jene Passagen, in denen Lebert im sprachlich schlichten und offenen Stil es seiner Hauptfigur Robert gestattet, ihr Innenleben offen zu legen. Nicht ganz ausgereift findet von Arx hingegen die zwar prinzipiell interessante szenarische Idee, dass sich Deutschland im Winter zur Ressourcenersparnis in den Winterschlaf begibt, eine Maßnahme, der sich Robert mit einigen Freunden entzieht, um zu seinem zu Vater zu reisen. Sehr gern hätte die Rezensentin dabei die Stille einer "Autofahrt durch ein schlafendes verschneites und magisch stilles Deutschland" genossen, allein die etwas simpel gestrickten, Lieberts Sprache in die Banalität rückenden Äußerungen der weiteren Fahrgäste stören den schönen Ausblick.

© Perlentaucher Medien GmbH