Rendell zeichnet Menschen, die direkt in unserer Nachbarschaft leben könnten. Banal normal, doch hat jeder seine größeren u. kleineren Sorgen, ein Geheimnis oder eine symbolische Leiche im Keller.
Da sind die Schwestern Heather u. Ismay, die ein schreckliches Geheimnis genauso verbindet wie die
Sorge um die kranke Mutter. Ihre Tante, allein, bindungsunfähig, die in ihrer Einsamkeit über eine…mehrRendell zeichnet Menschen, die direkt in unserer Nachbarschaft leben könnten. Banal normal, doch hat jeder seine größeren u. kleineren Sorgen, ein Geheimnis oder eine symbolische Leiche im Keller.
Da sind die Schwestern Heather u. Ismay, die ein schreckliches Geheimnis genauso verbindet wie die Sorge um die kranke Mutter. Ihre Tante, allein, bindungsunfähig, die in ihrer Einsamkeit über eine Dating-Agentur jemanden sucht u. einen hohen Preis dafür bezahlt. Zwei Männer, die sich für Heather bzw. Ismay interessieren u. grundverschieden sind. Andrew, der nicht nur Heather an die Vergangenheit erinnert u. dafür sorgt, das Ismay sich in einem Albtraum gefangen fühlt. Edmund, der eigentlich nur mit Heather ausgeht, weil er seiner dominanten Mutter entfliehen möchte und unverhofft auf jemanden trifft, der für ihn geschaffen zu sein scheint. Seine Mutter, die von Marion gepflegt wird. Marion, die sich, nicht ganz uneigennützig, um ältere Menschen kümmert u. darüber nachdenkt, deren Ableben notfalls zu beschleunigen, um an ihr Ziel zu kommen. Marion, die skrupellos genug ist, Ismay zu erpressen, als sie durch einen Zufall hinter ihr Geheimnis kommt. Und feststellen muss, dass sie selbst erpressbar ist.
Und dann sind da noch die beiden Morde. Einer der 13 Jahre zurückliegt u. Ismay in einen Gewissenskonflikt stürzt. Damals lief nichts so ab, wie die Ermittlungen ergaben. Ein aktueller Mord, der in Ismay einen schrecklichen Verdacht weckt. Das Geheimnis, das die Schwestern verbindet, ja förmlich aneinander fesselt, spielt trotz seiner ursächlichen Wirkung trotz allem eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch fordert die Wahrheit zunehmend ausgesprochen zu werden, was den Schwestern erst am Ende des Romans gelingt u. für eine weitere kleine Überraschung sorgt.
Rendell-Neulingen könnte die Menge an Personen anfangs Schwierigkeiten bereiten. Doch die Autorin hält einen geschickt gesponnenen roten Faden bereit, der problemlos durch die Geschichte führt. Eine Geschichte, die sich weniger mit den Morden als mit dem Leben der Protagonisten beschäftigt. Ein Leben, das so einfach, so normal, so komfortabel ist – oder sein könnte, wenn da nicht die Dinge wären, die sich hinter der Fassade verbergen.
Ein Buch zur Entspannung? Ja. Es lässt sich leicht lesen.
Ein Buch ohne Spannung? Nein. Rendell spricht auch sozialkritische Themen an. Phädophilie etwa, sexueller Missbrauch o. auch Obdachlosigkeit finden Platz, ohne den Unterhaltungswert des Buches zu stören. Weil der Alltag der Protagonisten so normal banal dargestellt wird, kann evtl. mehr als ein Leser jemanden aus seinem Umfeld oder gar sich selbst in der einen oder anderen Person wiederfinden. Die Vorstellung, dass der Schritt, der Normalität in einen Albtraum verwandeln kann, so klein ist, dürfte mit einem kleinen Schauer für das Umblättern der Seiten sorgen.
Ein Buch zum Weiterempfehlen? Ja. Rendell kann u. wird mit diesem Roman weitere Fans des Genres gewinnen.
© 08/2010 Antje Jürgens