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Das Rätsel um den ältesten Computer der Welt Eigentlich dürfte es ihn gar nicht geben, so modern ist er: der mechanische Kalendercomputer von Antikythera, ein Apparat, mit dem die Griechen um 100 vor Christus verschiedenste Kalendarien und Zeitz yklen vorausberechnen konnten, dazu die Bewegung der Himelsk örper , den Verlauf von Sonne und Mond durch den altägyptischen Tierkreis und vieles mehr. Eine analoge Rechenmaschine auf hohem Niveau, die ohne Strom und Programmabstürze auskam. Seit hundert Jahren fasziniert dieser Fund die Forscher. Seine Entdeckung, Rekonstruktion und allmähliche…mehr

Produktbeschreibung
Das Rätsel um den ältesten Computer der Welt
Eigentlich dürfte es ihn gar nicht geben, so modern ist er: der mechanische Kalendercomputer von Antikythera, ein Apparat, mit dem die Griechen um 100 vor Christus verschiedenste Kalendarien und Zeitz yklen vorausberechnen konnten, dazu die Bewegung der Himelsk örper , den Verlauf von Sonne und Mond durch den altägyptischen Tierkreis und vieles mehr. Eine analoge Rechenmaschine auf hohem Niveau, die ohne Strom und Programmabstürze auskam. Seit hundert Jahren fasziniert dieser Fund die Forscher. Seine Entdeckung, Rekonstruktion und allmähliche Enträtselung sind eine schillernde Abenteuergeschichte, von Jo Marchant mitreißend erzählt.
«Ein versunkener Schatz. Ein mysteriöses Artefakt. Verwitterte Inschriften. Krieg akademischer Egos. Eine Technik, die ihrer Zeit tausend Jahre voraus ist. Die Geschichte klingt wie 'pulp fiction'.
Aber alles ist wahr.» The Independent
«Wie ein 'Da Vinci Code' aus dem wirklichen Leben.» The Telegraph
Autorenporträt
Jo Marchant ist Wissenschaftsjournalistin und lebt in London. Sie studierte Naturwissenschaften und Medizin und promovierte zum Doktor der medizinischen Mikrobiologie. Drei Jahre lang war sie Redakteurin des renommierten Magazins 'Nature', bevor sie sich selbständig machte. Seitdem erscheinen ihre Artikel in Publikationen wie 'Wired', 'The Guardian' und 'The Economist'. Gegenwärtig ist sie zudem Fachberaterin für das Magazin 'New Scientist '. Monika Niehaus, Diplom in Biologie, Promotion in Neuro- und Sinnesphysiologie, freiberuflich als Autorin (SF, Krimi, Sachbücher), Journalistin und naturwissenschaftliche Übersetzerin (englisch/französisch) tätig. Mag Katzen, kocht und isst gern in geselliger Runde. Trägerin des Martin-Wieland-Übersetzerpreises 2021.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.01.2011

Wie ein elender Klumpen aus Bronze und Holz den Himmel entschlüsseln hilft

So löst sich ein zweitausend Jahre altes Rätsel um den ersten Computer: Der Autorin Jo Marchant gelingt die heroische Rekonstruktion eines unmöglichen Fundes.

Bei einem Tauchgang nach Schwämmen stießen griechische Taucher im Jahr 1900 in rund sechzig Meter Tiefe vor der heute Antikythera genannten Insel nordwestlich von Kreta auf eine antike Schiffsladung. Sie beinhaltete den größten Schatz antiker griechischer Bronzen jener Zeit sowie einen noch viel bedeutenderen, 1901 entdeckten Schatz, der Furore machen sollte - einen formlosen, korrodierten Klumpen aus Bronze und Holz. Die Geschichte dieses Schatzes von seiner Entdeckung bis zu seiner modernen Interpretation beschreibt Jo Marchant in dem Buch "Die Entschlüsselung des Himmels".

Als ein Mitarbeiter des Archäologischen Nationalmuseums in Athen bald nach dem Bergen des Schatzes den Museumsdirektor, Valerios Staïs, auf den unansehnlichen Klumpen aufmerksam machte, erkannte dieser darin ziemlich schnell die ersten Zahnräder. Deren Zahl gab er schließlich mit mindestens fünfzehn an, außerdem fand er Skalen, Zeiger und Beschriftungen. Sollte es sich um ein antikes Uhr- oder Rechenwerk handeln? Das hielten die meisten Wissenschaftler für ausgeschlossen, zumal man noch nie Zahnrädern aus dem alten Griechenland begegnet war. Allerdings gab es unbestimmte Berichte, dass unter anderem schon Archimedes Zahnräder verwendet hat.

Bei einer genaueren Untersuchung wurden unter den auf der Bronze lesbaren Inschriften Hinweise entdeckt, die auf Tierkreiszeichen und darüber hinaus auf ein Astrolabium hindeuteten - ein astronomisches Instrument zur Darstellung des Himmels und für die Messung von Sternpositionen. Generell dienten die Astrolabien - die über die Welt des Islams auch in den Westen gelangten - früher dazu, astronomische Vorhersagen und Beobachtungen zu machen. Doch für ein Astrolabium war der Antikythera-Mechanismus eigentlich zu komplex. Vielleicht stellte er stattdessen eine Art Planetarium dar?

Aus welcher Zeit genau der Mechanismus stammte, blieb zunächst offen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einschlägige Erkenntnisse durch zwei Tauchfahrten der Calypso mit Frédéric Dumas und Jacques Cousteau erzielt. 1953 fand man dabei datierbares Schiffsholz und stilistisch einzuordnende Amphoren, bei der zweiten Fahrt 1976 schließlich Münzen, deren Prägung zufolge das antike Schiff zwischen 70 und 60 vor Christus gesunken sein muss.

Weitere Einblicke in den Mechanismus lieferte von 1958 an Derek de Solla Price, der herausfand, wie die größeren Fragmente zueinander passten. Von George Stamires ließ er die Inschriften analysieren - dieser brachte die Zahl der lesbaren Buchstaben auf fast achthundert -, und selbst ordnete er von zwei Skalen eine der Bahn der Sonne vor dem Hintergrund der Sterne und die zweite dem sich ändernden Datum zu. Er fand - wie die Autorin ansprechend berichtet - Texte, die gemeinhin mit Kalendern in Verbindung stehen, und ließ den Bronzeklumpen mit Gammastrahlen "durchleuchten". Die Bronze blieb zwar undurchsichtig, aber man konnte jetzt besser die Zähne der Zahnräder zählen, was letztlich für die Interpretation Voraussetzung war. Price' Idee, mit dem Mechanismen habe man in der Antike Mondphasen berechnet, setzte sich nicht durch.

Im Jahr 1983 tauchte im Science Museum in London eine einzigartige Sonnenuhr aus dem Jahr 520 nach Christus auf, die die Wissenschaft, so der Autor, aufmerken ließ. Sie deutete darauf hin, dass vieles, was mit Uhrwerken zusammenhing, ähnlich wie viele astronomische Erkenntnisse im islamischen Raum offenbar nicht neu erfunden wurde, sondern eine antike Tradition fortführte. Ähnlich, so ließ sich nun vermuten, könnten die zahnradbetriebenen Astrolabien aus der islamischen Welt mit dem Antikythera-Mechanismus verknüpft sein. Ein Gedanke, der nicht von der Hand zu weisen ist.

Modernere Rekonstruktionen des Mechanismus stammen von Allan George Bromley, dessen Arbeiten die Notwendigkeit einer genaueren - 1993 erfolgten - Röntgenanalyse nahelegten, und von Michael Wright, dem Kurator des Science Museum in London. Dessen Rekonstruktion liegt seit 2002 vor. Jo Marchant schildert packend, wie sich in diesen Jahren die harte Konkurrenz bemerkbar machte, was tragische Folgen für einige der Beteiligten hatte. Am Ende entstand aber ein Bild des Mechanismus, das dessen Funktion wohl recht gut wiedergibt.

Viele Mühen hat es gekostet, die Zahnräder - von denen im Original etliche fehlen - richtig einander zuzuordnen. Immerhin deutet nun alles darauf hin, dass der Mechanismus für die Vorhersage von Sonnenfinsternissen genutzt wurde. Man kann den Saros-Zyklus in dem Räderwerk nachweisen, ein Zyklus, der zwischen gleichartigen Sonnenfinsternissen verstreicht, und findet Ortsangaben, die für die Vorhersage von Sonnenfinsternissen wichtig sind; denn diese Okkultationen finden jeweils nur in eng begrenzten Gebieten statt.

Tony Freeth fand zusätzlich noch heraus, dass die Mondbewegung in dem Mechanismus dank der genialen Zahnrad-Konstruktion elliptisch erfolgt. Ob der Mechanismus Hipparch oder Poseidonius zuzuschreiben ist, muss offen bleiben. Fesselnd ist das Buch auch so - trotz der langen Abschweifungen, die sich mit der frühen Tauchtechnik und anderen Randthemen befassen.

GÜNTER PAUL

Jo Marchant: "Die Entschlüsselung des Himmels". Der erste Computer - Ein 2000 Jahre altes Rätsel wird gelöst.

Aus dem Englischen von Monika Niehaus. Rowohlt Verlag, Reinbek 2011. 288 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2011

Als der Computer noch Zahnräder hatte
Jo Marchant erzählt von der Erforschung der frühesten astronomischen Uhr
Was, wenn die alten Griechen nicht nur in Philosophie und Kunst Europa die entscheidenden Impulse gegeben hätten, sondern auch in der Technik? Gleich das erste antike Schiffswrack, dessen Inhalt im Jahr 1900 vor der Insel Antikythera geborgen wurde, enthielt Überreste auch eines bedeutenden technischen Artefakts, die man im Archäologischen Nationalmuseum zu Athen bezeichnenderweise lange übersah. Der „Mechanismus von Antikythera“ zeigte, wie man inzwischen weiß, mittels eines Zahnradsystems auf seiner Vorderseite den Umlauf der Sonne, des Mondes und wahrscheinlich der Planeten im Tierkreis und Kalenderjahr sowie die Mondphasen. Auf der Rückseite – mathematische Annäherungen funktionieren auch in einem geozentrischen Weltbild – ließen sich weitere wichtige Kalenderzyklen mit dem Sonnenjahr abgleichen sowie vergangene oder zu erwartende Sonnen- und Mondfinsternisse anzeigen.
Das nur wenige Zentimeter hohe Maschinchen ist, wie die britische Wissenschaftsjournalistin Jo Marchant nun in „Die Entschlüsselung des Himmels“ schreibt, „das erste bekannte Beispiel eines Objekts, das Menschen gebaut hatten, um für sie zu denken, mittels mathematischer Gleichungen zu arbeiten und die Antwort auf einer numerischen Skala anzuzeigen“. Die Perfektion der Zahnräder legt zudem nahe, dass es sich im ersten vorchristlichen Jahrhundert – das Schiff befand sich zwischen 70 und 60 v. Chr. auf dem Weg nach Rom – nicht mehr um ein Einzelstück oder einen Prototyp handelte. Wobei viele Details umstritten sind.
Zum einen ermöglichte erst der technische Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten die Erforschung der nur wenige Zentimeter großen bronzenen Bruchstücke. Dass lange einzig die geborgenen Statuen wie der „Jüngling von Antikythera“ interessierten, liegt zum anderen auch daran, dass astronomische Uhren solcher Komplexität erst im Europa des 13. Jahrhunderts erwartet wurden. Dort tauchten sie allerdings überraschend plötzlich auf. Eine faszinierende Überlegung: Wenn die Griechen, die ihre astronomischen Kenntnisse von den Babyloniern hatten, das Prinzip der Zahnradkonstruktion über Byzanz – man kennt ein Artefakt aus dem sechsten Jahrhundert – über den Islam – der im elften Jahrhundert eine Beschreibung verzeichnet – an das Mittelalter weitergegeben hätten, dann wäre technischer Fortschritt doch ein Strom, der sich, wenn auch manchmal verborgen, aber nie gebremst durch die Vergangenheit schlängelte, um in der Potenz gegenwärtiger Forschung triumphal an die Oberfläche zu schießen.
Jo Marchant veranschaulicht die Bedeutung des Antikythera-Mechanismus, indem sie seiner Erforschung Jahr um Jahr folgt. Und siehe, Wissenschaft ist doch noch eine Sache für Cowboys, Helden, Pioniere. Da finden Dilettanten, was die Experten übersahen. Da setzten Forscher im Wettlauf gegen die Zeit, gegen eine kleingläubige Bürokratie oder in unerbittlicher Konkurrenz zueinander alles auf einen letzten Versuch, bauen Modelle aus irgendwelchem Schrott oder können sich von Geheimnissen erst auf dem Sterbebett lösen. Da greift ein Zahnrad ins nächste und bringt nebenher schicksalhaft nie gekannt neue Techniken hervor. Marchant versteht das Handwerk des Wissenschaftsjournalismus. Auch der Laie erfährt jederzeit bestens verständlich eine Menge über Datierungsmethoden, über Tauchgänge oder die Entwicklungen der Röntgentechnik.
Einen Haken offenbart der Verlauf des Buches doch: Der entscheidende Schritt von der Zeitbetrachtung hin zur Zeitmessung – auch Renaissance-Uhren verbildlichen noch konkret den Lauf der Gestirne – ist die Erfindung der sogenannten Hemmung, die Uhren „in Gang“ hält. Da dem Antikythera-Mechanismus eine umfangreiche Bedienungsanleitung eingraviert ist, handelte es sich definitiv nicht um ein Instrument, etwa in der Werkstatt eines Astronomen, sondern um ein Luxusobjekt. Mit seiner Hilfe vermochte der Besitzer über die Ordnung, über den Kosmos zu staunen. Und über die menschliche Fähigkeit, über die „Technik“, ihn zu begreifen und nachzuahmen.
Dass die Griechen auch die Dampfmaschine entwickelten, wohl um Aristoteles zu widerlegen, aber nicht, um sie zu „benutzen“, hat innerhalb unseres Weltbildes bekanntlich schon viele Erklärungsversuche ausgelöst. Doch taugen nicht auch Jo Marchants Akteure exakt deshalb zur Identifikation, weil sie nicht-utilitaristisch handeln? Das Bild von jenen älteren Philosophen und Ästheten jedenfalls ergänzen sie um eine jener Farben, die wir auf deren Statuen so schmerzlich missen müssen. MICHAEL STALLKNECHT
JO MARCHANT: Die Entschlüsselung des Himmels. Der erste Computer – Ein 2000 Jahre altes Rätsel wird gelöst. Aus dem Englischen von Monika Niehaus. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011. 304 Seiten, 22,95 Euro.
Und siehe, Wissenschaft ist
eben doch eine Sache für
Cowboys, Helden, Pioniere
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Michael Stallknecht bietet dieses Buch Wissenschaftsjournalismus at its best. Spannend und voller Erkenntnismöglchkeiten scheint ihm der Band, wenn die Autorin Jo Marchant nicht nur die Geschichte des Antikythera-Mechanismus' erzählt, sondern auch noch von den Ränken und Zufällen seiner Erforschung über die Jahrzehnte. Stallknecht regt das zu Mutmaßungen an über die Bedeutung des technischen Fortschritts innerhalb der Weltgeschichte allgemein und im Hellenismus im Speziellen. Und das alles auf eine Art verfasst, so versichert der Rezensent, die auch dem Laien Datierungsmethoden und Röntgentechnik verständlich macht.

© Perlentaucher Medien GmbH