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Zwölf Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen führen den Leser zum Kern der antiken Kultur und zeigen, dass Griechen und Römer gerade im gesellschaftlichen, politischen und ästhetischen Wandel der Gegenwart ein zentraler Bezugspunkt unseres Selbstverständnisses bleiben.
Das Klassische ist keine Zwangsjacke, um Geschichte stillzustellen, und es ist auch nicht beliebige Projektion der Gegenwart in die Vergangenheit. Im Gegenteil: In der Geschichte Europas enthielt das Klassische stets eine höchst wirksame und lebendige Kraft für die Gestaltung der Zukunft.
Das Buch demonstriert, warum
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Produktbeschreibung
Zwölf Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen führen den Leser zum Kern der antiken Kultur und zeigen, dass Griechen und Römer gerade im gesellschaftlichen, politischen und ästhetischen Wandel der Gegenwart ein zentraler Bezugspunkt unseres Selbstverständnisses bleiben.

Das Klassische ist keine Zwangsjacke, um Geschichte stillzustellen, und es ist auch nicht beliebige Projektion der Gegenwart in die Vergangenheit. Im Gegenteil: In der Geschichte Europas enthielt das Klassische stets eine höchst wirksame und lebendige Kraft für die Gestaltung der Zukunft.

Das Buch demonstriert, warum wir gerade in einer fragwürdig gewordenen Moderne die griechisch-römische Kultur des Altertums für eine zukunftsweisende Orientierung auf neue Weise brauchen.

Deshalb bringt das Buch besonders herausragende ästhetische Zeugnisse der antiken Kultur in eindringlichen Interpretationen wieder zum Sprechen: Stadt, Bürgersein, gesellschaftliches Zusammenleben, Tempel und Wohnhäuser und die Bilder vom Menschen. Auf ungewöhnliche Weise erschließt Michael Stahl die Bedeutung sichtbarer Spuren der Antike für unsere Gegenwart und zeigt anschaulich, warum wir so vieles in Texten und Theatern, Museen und Ruinenstätten spontan schön finden. Der Autor plädiert dafür, dass uns unser Gefühl für diese Schönheiten nicht täuscht. Denn nur im Umgang mit dem Schönen finden wir zu Glück und gutem Leben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2008

Es leuchtet noch immer
Zwischen Winckelmann und Schinkel versammelt Michael Stahl allerlei Botschaften des Schönen aus der Antike
Der Titel dieses Buches ist unbedingt ernst zu nehmen. Es geht dem Autor bei seinem Blick auf die Antike um die Botschaft des Schönen. Mit sympathischer Offenheit hat er deshalb sein erstes Kapitel überschrieben: „Worum es geht”. Er zeigt hier, wie sehr sich Europa von dem hat beeindrucken lassen, was Griechen und Römer an Schönem geschaffen haben. Das gilt besonders für die Jahrzehnte der deutschen Klassik und ist schon oft untersucht worden. Aber ebenso oft haben sorgfältige Forschungen das Bild verwirrt oder gar verdunkelt.
Michael Stahl schließt sich bei seinem Vorhaben besonders an Friedrich Nietzsche an, der in seiner zweiten „Unzeitgemäßen Betrachtung” jeder historischen Besinnung abverlangte, den Wert des aus der Vergangenheit hervorgeholten Gegenstands für die eigene Gegenwart zu bedenken und zu beurteilen. Und es zeigt sich, wie Stahl glücklich Schiller zitiert: „Und die Sonne Homers, siehe, sie lächelt auch uns”. Da hat er recht.
Mit Gewinn und Behagen liest man die Kapitel über die Leistungen der Alten. Diese sind eingerahmt von einem Prolog über Johann Joachim Winckelmann und einem Epilog über Karl Friedrich Schinkel: der eine der Gründungsheros eines zweiten Humanismus, der andere dessen genialer Übersetzer in seine Gegenwart. Der eine schuf die unvergessliche Formel von der edlen Einfalt und stillen Größe, der andere das preußische Spree-Athen. In beidem würde sich der antike Mensch wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Aber das macht nichts. Dies ist der Westen, heißt es in John Fords Western-Klassiker „Der Mann der Liberty Valance erschoss” – wenn die Legende und Wahrheit nicht übereinstimmen, drucken wir die Legende.
Stahls Interesse gilt mehr den Städten, den Bauten, den Kunstwerken. Das ist für eine Kulturgeschichte angemessen, weil darin der Mensch lebt – und zwar in denselben Städten und zwischen denselben Zeugnissen von Stein und Marmor wie frühere Generationen und sogar solche, von deren Wirken das Buch erzählt. Jene praktisch tätige Welt, die August Boeckh als Thema der Altertumswissenschaft ernstgenommen wissen wollte, hatte Orte in Milet und Priene, in Ephesos und Trier: dort sucht der Autor, Althistoriker in Darmstadt, die „Botschaften des Schönen”. Zum Kapitel über „Wohnung” setzt er das Wort: „Ordnung des Auges”, zum Kapitel „Körper” unbefangen „Ideale Bilder des Menschen”. Hier finden sich denn auch Programmdiktate, die zugleich Wertungen sind: „das Schöne und das Gute” und „Gelungenes Leben”.
Zu dem Raum, in dem viele Menschen leben, ohne selbst Schöpfer dieses Raums zu sein, gehört auch die Geschichte. Stahl widmet ihr ein Kapitel, in dem er sich vornehmlich mit Herodot beschäftigt. Herodot sei deshalb zum Begründer der Geschichtswissenschaft geworden, weil er „aus der Materie der menschlichen Erinnerung ein Bild geformt” habe, „in dem seine Zeitgenossen Antworten auf drängende Probleme finden konnten”. Und näherhin: „Der Text der Geschichte ist seit Herodot immer auch die Botschaft des Geschichtsschreibers an sein Publikum.” Der Hinweis lässt auch einen Umkehrschluss zu. Nur ein Publikum, das sich als Träger einer geschichtsbedeutsamen Rolle versteht, richtet an den Historiker Erwartungen, bei deren Entsprechung dieser zu einem großen Historiker wird. Haben deshalb fast nur die führenden Nationen in ihrer Glanzzeit große Historiker hervorgebracht?
Für die Philosophie und die schöne Literatur gilt dies nicht in ähnlicher Weise, weshalb diese auch in der Kulturgeschichte nicht vorkommen. Wir wissen einfach nicht, wie schon gegen den Überschwang der Humanisten bemerkt wurde, mit welchen Gefühlen die Athener die „Antigone” auf der Bühne sahen.
Aber was ist mit der nicht schönen Literatur? Hier zeigt das Blickfeld Stahls eine Enge, die seinem Impetus schadet. Es ist unmöglich, die Athener zu verstehen, ohne den Aristophanes zu kennen und gehörig in alle Überlegungen zu ihrem Lebensgefühl mit einzubeziehen. Dieses nicht zu tun, ist eine Schwäche so mancher griechenlandbegeisterten Bücher der Deutschen. Aber Michael Stahl will ja einseitig auf die Botschaft des Schönen hören. Das ist aller Ehren wert, aber eine Kulturgeschichte ist das nicht. JÜRGEN BUSCHE
Michael Stahl
Botschaften des Schönen.
Kulturgeschichte der Antike
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008.
302 Seiten, 29,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2009

Winckelmann statt Frauen
Michael Stahl vergisst über antiker Schönheit einiges

Michael Stahls Kulturgeschichte der Antike ist das Buch eines Enthusiasten für andere Enthusiasten oder solche, die es werden sollen. Dazu evoziert der Autor als Erstes Winckelmann und Herodot, von denen wesentliche Wirkungen für das Antikeverständnis ausgegangen sind. Insbesondere scheint er Winckelmann als Vorbild für die Aufgabe zu betrachten, ein neues Antikebild für unsere Gegenwart zu entwerfen.

Sehr anzuerkennen ist zunächst Stahls Vorgehen. So illustriert er zahlreiche Aussagen durch Quellenzitate, bei denen bloß unerklärlicherweise fast nie die Herkunft der Übersetzung angegeben wird. Vor allem aber lässt Stahl einen Teil der Antike dadurch am Leser und Betrachter vorbeiziehen, dass er - für ein historisches Buch ungewöhnlich - vorwiegend archäologische Befunde präsentiert und sie mit gesellschaftlich-politischen Sachverhalten verknüpft. So entsteht eine äußerst lebendige Szenenfolge, in der etwa die künstlerische Ausschmückung Roms durch Augustus, Stadtanlagen von Alt-Smyrna bis zum römischen Trier, der griechische Tempelbau, römische Wohnkultur und sogar die griechische Großplastik von der Archaik bis in die klassische Zeit, mit Plänen und Abbildungen aller Art verschwenderisch geschmückt, vor Augen geführt werden.

Dazu werden die Anfänge der antiken Geschichtsschreibung durch Herodot, die Struktur der griechischen Polis oder das römische und überhaupt antike Klientel- und Patronatswesen dargestellt. Bei diesen sehr komplexen Zusammenhängen kann es nicht ausbleiben, dass subjektive Akzentsetzungen mehr als sonst gewohnt ins Spiel kommen. Der Autor beansprucht trotzdem, mit der antiken Kultur insgesamt bekanntzumachen, selbst wenn einige Facetten fehlen würden. Doch davon kann gar keine Rede sein. Wie kann etwa das abschließende Hauptkapitel, das die Schönheit des menschlichen Körpers in der klassischen griechischen Kunst abhandelt, ausgerechnet die Statuen unbekleideter Frauen übergehen? Wie ist es möglich, dass eine solche Kulturgeschichte Frauen überhaupt allenfalls am Rande erwähnt?

Gehört die antike Literatur einschließlich des Theaters nicht zur Kultur, und verdiente sie außer wörtlichen Zitaten keine eigene Aufmerksamkeit? War die Sklaverei für die antike Kultur so irrelevant, dass sie nicht erwähnt werden konnte? Sie war freilich nicht schön, genauso wenig wie soziale Konflikte oder gar Kriege, von denen die Antike voll war und die wahrlich zur antiken Kulturgeschichte gehören.

Es soll die Absicht des Buches nicht verkannt werden, in Gestalt des "Schönen" einen faszinierenden, heute vielleicht wenig beachteten Aspekt der antiken Kultur vor Augen zu rücken. "Das Schöne" mag ein Charakteristikum der Antike gewesen sein, obwohl auch das fraglich ist. Der Autor jedenfalls hält daran fest, das aber kann er nur, weil er konstitutive Aspekte - mehr als bloße Facetten - weglässt. Wer beispielsweise über die Rolle der Frauen und deren Beziehung zur Kultur oder auch über die antike Dichtung unterrichtet werden möchte, wird in dieser Kulturgeschichte nichts finden. Ein neues Antikebild, dazu noch in der Nachfolge Winckelmanns, lässt sich so nicht begründen.

Ungerecht wäre es aber, das Buch nur daran zu messen, was es nicht enthält. Weshalb hervorgehoben sei: Es weiß von Schönem meist einnehmend zu berichten und ist überdies vorzüglich ausgestattet.

WOLFGANG SCHULLER

Michael Stahl: "Botschaften des Schönen". Kulturgeschichte der Antike. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008. 303 S., Abb., geb., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit "Gewinn und Behagen" hat Jürgen Busche dieses Buch von Michale Stahl gelesen, dass sich all dem Schönen verschrieben hat, das wir den Griechen verdanken. Seine Ausführung über Bauten und Kunstwerke folgen einem von Winkelmann und Schinkel gesetzten Rahmen. Über weite Strecken lässt Busche sich dies gefallen, doch mit der Zeit wird es ihm ihm zuviel des Guten, Wahren und Schönen. Dann hätte er sich schon gewünscht, dass Stahl auch ein wenig die andere Seite der Griechen beleuchtet, etwa die durchaus derben und obszönen Komödien eines Aristophanes.

© Perlentaucher Medien GmbH