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Lachen ist gesund, weiß der Volksmund. Auch die Wissenschaft hat sich in den letzten zwanzig Jahren verstärkt mit der These beschäftigt daß Humor und Lachen bei der Behandlung von psychischen und organischen Krankheiten für den Prozeß der Heilung förderlich sein können. Wie das Phänomen Humor wissenschaftlich erklärt werden kann und warum Lachen eine heilende Wirkung hat, darüber geben Michael Titze und Christof T. Eschenröder umfassend Auskunft.Im praxisbezogenen Teil des Buches bieten die Autoren einen Überblick über die Bedeutung und Anwendung von Humor in verschiedenen Psychotherapieformen…mehr

Produktbeschreibung
Lachen ist gesund, weiß der Volksmund. Auch die Wissenschaft hat sich in den letzten zwanzig Jahren verstärkt mit der These beschäftigt daß Humor und Lachen bei der Behandlung von psychischen und organischen Krankheiten für den Prozeß der Heilung förderlich sein können. Wie das Phänomen Humor wissenschaftlich erklärt werden kann und warum Lachen eine heilende Wirkung hat, darüber geben Michael Titze und Christof T. Eschenröder umfassend Auskunft.Im praxisbezogenen Teil des Buches bieten die Autoren einen Überblick über die Bedeutung und Anwendung von Humor in verschiedenen Psychotherapieformen und informieren über die vorliegenden Forschungsergebnisse. Anhand von vielen Fallbeispielen wird humoristisches Vorgehen erläutert.Die Anwendungsgebiete für humorbezogene Techniken sind vielfältig. Psychotherapeuten, Psychologen und Ärzte erhalten Anregun-gen, wie sie Klienten und Patienten mit humoristischen Methoden helfen können, einseitige negative Einstellungen in Frage zu stellen undneue Verhaltensweisen auszuprobieren.
Autorenporträt
Michael Titze, Jg. 1947, Dr. rer. soc., ist Dipl.-Psychologe und Psychotherapeut mit Praxis in Tuttlingen. Er hat mehrere Bücher über die therapeutische Wirkung von Humor verfaßt. Bekannt wurde er insbesondere durch sein Buch »Die heilende Kraft des Lachens«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.1999

Was ist eigentlich urkomisch?
Erforscht die Wissenschaft den Humor, wachsen den Witzen Bärte

Abseits der philosophischen Hauptdurchgangsstraßen steht das Komische, nicht bestellt, nur selten abgeholt, und wenn doch, dann allzuoft von Akademikern, die mit der Frivolität ihres Tuns kokettieren und einen schnurrpfeiferischen Ton anstimmen, als spekulierten sie auf einen Orden wider den tierischen Ernst. Aber angestrengte Heiterkeit ist nicht ansteckend, sondern ermüdend und auf Dauer nervtötend.

Dem Irrtum, daß Analysen des Komischen witzig zu sein hätten, ist offensichtlich auch Peter L. Berger, Professor an der Boston University, erlegen. In seinem Buch "Erlösendes Lachen. Das Komische in der menschlichen Erfahrung" beschäftigt er sich mit anthropologischen, soziologischen, philosophischen und theologischen Aspekten des Humors, und er hat es mit einer Unmenge scherzhafter Bemerkungen gespickt. "Barock formuliert: die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ist der Kreis", schreibt er zum Beispiel. "Am Ende, wenn man dort angekommen ist, wird man lachen." Aber worüber?

Nachdem er eine Bemerkung von Hegel über das Wesen der Komödie kommentiert hat, fährt er fort: "Es ist bekannt (wenn auch vielleicht bedauerlich), daß viele Leute bereits nach einem geringen Quantum Hegelscher Prosa dringend etwas comic relief (oder komische Auflösung) brauchen. Und wenn wir schon von der Widersprüchlichkeit als einer zentralen Kategorie philosophischer Betrachtung des Komischen reden, können wir uns eigentlich dem Elefanten zuwenden . . ." Darauf folgt eine langatmige Zote, in deren Mittelpunkt der mißglückende Geschlechtsakt zwischen einem Elefanten und einer Maus steht. Die Passage ist typisch für Bergers Verfahren: Er zitiert Platon, Erasmus, Kant, Hegel, Freud, Pascal oder Huizinga und zieht banale Schlußfolgerungen ("Das Komische als Phänomen muß vom Spiel unterschieden werden. Doch hängen beide zusammen"), bevor er unvermittelt wieder in die Rolle eines quirligen, zu Scherzen aufgelegten Conférenciers wechselt und einen weiteren, zumeist beeindruckend bärtigen Witz zum besten gibt.

Der Unterhaltungswert des Buchs ist so mäßig wie der intellektuelle Gewinn, den seine Lektüre abwirft. Berger führt glaubwürdige Beweise dafür an, daß es - hört, hört - sowohl gutmütigen als auch zynischen Humor gibt, und wer es noch nicht weiß, kann hier lernen, daß die Erfahrung des Komischen einerseits universell und andererseits historischen Wandlungen unterworfen ist.

Wenn sein Buch aber doch einmal interessant zu werden droht, schweift Berger mit der Nonchalance einer Plaudertasche, die gar nicht so genau wissen möchte, worüber sie spricht, alsbald wieder vom Thema ab: "Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert kam es, aus welchen Gründen auch immer, zu einer hektischen Steigerung des Interesses am Komischen in ganz Europa . . ." Das hätte man dann aber doch gerne gewußt, was das wohl für Gründe gewesen sein sollen. Man wird sie, wenn einem der Traum von ihnen nicht bereits genügt, bei Berger nicht erfragen können. Daß er dafür ein paar wohlfeile Seminarbegriffe wie "Homo ridens", "Homo ridiculus", "sozio-negativer Humor" und "makrosoziologische Komikkulturen" aufzusagen weiß, ist auch kein Trost.

Am Ende seines Werks ("Auf dem Weg zu einer Theologie des Komischen") hat er dann doch Brille und Pappnase abgenommen. Denn nun wird er schwülstig: "Solange der moderne Mensch noch über sich lachen kann, wird seine Entfremdung von den Zaubergärten früherer Zeiten nicht vollständig sein. Die neue Wahrnehmung des Komischen mag die Achillesferse der Modernität sein und ihre mögliche Rettung."

Finis Operis. Und wir merken uns für alle Zukunft: Die Achillesferse hat ein Janusgesicht.

Die Psychotherapeuten Michael Titze und Christof T. Eschenröder haben es klugerweise vermieden, ihre Darlegungen über das Komische und seine Nutzanwendung in der Psychotherapie im akademischen Büttenrednerstil vorzubringen. Die Binsenweisheit, daß Lachen gesund sei, wird mit einer Fülle wissenschaftlicher Belege gestützt. Obwohl es sich, nach aktuellem Forschungsstand, aus einer animalischen Grimasse der Abschreckung entwickelt hat und auch heute nur in seltenen, nahezu unerklärlichen Fällen ohne das Element der Schadenfreude zustande kommt, wirkt spontanes Lachen kathartisch, entwaffnend, verbindend und heilsam. Titze und Eschenröder schildern, wie in der Therapie Selbstzweifel und negative Zukunftserwartungen, zielstrebig ins Groteske übersteigert, ihre Lächerlichkeit offenbaren und dadurch ihre Macht verlieren oder wie sich in spielerischen Experimenten des Rollentauschs neurotischen Patienten zum ersten Mal das überwältigend Komische an ihren irrationalen Machtkämpfen und Zwangshandlungen preisgibt.

Als Zielgruppe des gründlich recherchierten Buchs kommen allerdings weniger interessierte Laien als Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten in Betracht. Informationen wie die, daß der typische Lachausdruck insbesondere von der zygomatischen Muskulatur des Jochbeins geformt werde oder daß herzhaftes Lachen die körpereigene Hormonproduktion, die Zirkulation von Immunsubstanzen und die Ausschüttung entzündungshemmender Hormone fördere, können von Lesern ohne medizinische Vorbildung nur wohlwollend abgenickt werden.

Andererseits ist jedermann als Patient natürlich auch Fachmann in eigener Sache, und nicht jedem sind von Allah die "Knochen eines Ochsen" (Arno Schmidt) oder ein rostfreies Gebiß wie das des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg verliehen worden, von dem es heißt, daß er sich zum ersten Mal im achten Lebensjahrzehnt zum Zahnarzt begeben mußte: Man begegnet den wechselnden Göttern in Weiß und macht sich seine Gedanken. Titzes und Eschenröders Ausführungen über die einfühlsamen, auf die Erheiterung speziell kindlicher Patienten zielenden Behandlungsmethoden gegenwärtig praktizierender Zahnärzte legen die beglückende Vermutung nahe, daß die Erkenntnisse menschenfreundlicher Humorforscher auf dem allerbesten Wege sind, sich auch in der heilenden Welt überall durchzusetzen.

Michael Rutschky hat die plausible These vertreten, daß der Kasernenhofton und die militärische Hierarchie bis tief in die Nachkriegszeit hinein das stilbildende Modell für die Umgangsformen zwischen Patienten und Ärzten, Verkehrsteilnehmern und Schupos, Schülern und Lehrern, Beamten und bittstellenden Bürgern abgegeben hätten, bis die Kaserne als gesellschaftliches Leitbild schließlich von der Schule abgelöst worden sei. Wenn man Michael Titze und Christof T. Eschenröder glauben darf, steht neuerdings das Kabarett im Begriff, die soziale Leitbildfunktion der Schule zu übernehmen, jedenfalls im ärztlichen und therapeutischen Bereich. Wer jemals im Behandlungsstuhl eines Dentisten von altem Schrot und Korn gesessen hat, wird in dieser Entwicklung keinen Rückschritt erkennen. GERHARD HENSCHEL

Peter L. Berger: "Erlösendes Lachen". Das Komische in der menschlichen Erfahrung. Aus dem Amerikanischen von Joachim Kalka. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1998. 280 S., br., 38,- DM.

Michael Titze, Christof T. Eschenröder: "Therapeutischer Humor". Grundlagen und Anwendungen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1998. 200 S., br., 19,90 DM.

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