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1010 legte Bischof Bernward den Grundstein für St. Michael in Hildesheim. Die doppelte Symmetrie des frühromanischen Baukörpers, sein ikonoplastisches Programm im Innern und die anmutende Ästhetik insgesamt ließen die Kirche immer als das Ideal der mittelalterlichen Weltsicht erscheinen, als Ort der christlichen Botschaft vom ewigen Leben und der imperialen Herrschaft des Kaisers. Die Gründe dafür kennen wir erst heute, nach 1000 Jahren. Exakte Vermessungen und computergestützte Auswertungen lüfteten das Baugeheimnis: Nur die griechisch-byzantinische Mathematik verfügte über die Kenntnisse, um…mehr

Produktbeschreibung
1010 legte Bischof Bernward den Grundstein für St. Michael in Hildesheim. Die doppelte Symmetrie des frühromanischen Baukörpers, sein ikonoplastisches Programm im Innern und die anmutende Ästhetik insgesamt ließen die Kirche immer als das Ideal der mittelalterlichen Weltsicht erscheinen, als Ort der christlichen Botschaft vom ewigen Leben und der imperialen Herrschaft des Kaisers. Die Gründe dafür kennen wir erst heute, nach 1000 Jahren. Exakte Vermessungen und computergestützte Auswertungen lüfteten das Baugeheimnis: Nur die griechisch-byzantinische Mathematik verfügte über die Kenntnisse, um die Kirche als jenes Himmlische Jerusalem auf Erden, das alttestamentliche Propheten und die neutestamentliche Offenbarung in einer Vision den Menschen verhießen, zu bauen. Durch diese Begegnung zwischen Orient und Okzident entstand in Hildesheim ein architektonisches Wunder. Gedacht sein kann St. Michael nur als die zentrale ottonische Kirche des werdenden deutschen Reiches. Nach ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg bauten ab 1947 ein protestantischer Pfarrer und ein jüdischer Geschäftsmann sie wieder auf: wahrlich ein Weltkulturerbe, wie die UNESCO 1985 befand.
Autorenporträt
Dr. Manfred Overesch ist em. Professor an der Universität Hildesheim und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur jüngeren deutschen Geschichte.

Alfhart Günther ist Physiker im Ruhestand und lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2009

Kühn gerechnet

Das wieder vereinte Deutschland brauchte zwei Jahrzehnte, bis der Wunderbau des Museums in Berlin restauriert war. Gemessen daran, ist kaum fassbar, dass der Pfarrer von St. Michael in Hildesheim 1946/47 den Mut und die Durchsetzungskraft aufbrachte, das zu achtzig Prozent zerstörte Gotteshaus wieder aufzubauen - ausgerechnet mit Geldern amerikanischer Juden. Seit 1985 gehört die von Bischof Bernward (gest. 1022) errichtete Kirche wie die Berliner Museumsinsel zum Weltkulturerbe. Nicht überraschend, dass ein solches Haus und seine Geschichte interessierte Laien zu kühnen Thesen inspirieren. So will Manfred Overesch in Bernwards Gründung ein sächsisches Anti-Aachen erkennen, angeregt durch die Hagia Sophia in Konstantinopel und zahlensymbolisch konstruiert nach dem Propheten Jesaja und der Apokalpyse des heiligen Johannes. Kaiser Otto III. habe hier sein Grab finden sollen, starb aber zu früh (1002), so dass die Krypta Bernwards eigenen Leib aufnehmen konnte. Die Vermessungen des Baus, die mathematischen Berechnungen und geometrischen Konstruktionen von Alfhart Günther kommen aber ohne gewundene Erklärung des Abweichenden nicht aus. Wäre es beim Mangel an Schriftquellen nicht besser, dem Bau sein Geheimnis zu lassen und nur den großartigen Raum auf sich wirken zu lassen? (Manfred Overesch und Alfhart Günther: "Himmlisches Jerusalem". St. Michael und das Geheimnis der sakralen Mathematik vor 1000 Jahren. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009. 332 S., 75 Abb., geb., 29,90 [Euro].)

borg

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