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Ein Stück Schokoladenpapier ist alles, was Jabulile geblieben ist. Darauf ein paar Buchstaben in seiner Schrift. Love you. R. Jabulile erinnert sich. An die heimlichen Treffen mit Romeo, an seine Haut, seine Stimme. Und daran, wie alles begann.Ostermontag, der Tag des großen Fußballspiels der Mädchenmannschaft im südafrikanischen Township Masi! Hunderte Fans sind gekommen, sogar Jabuliles Vater und ihr Bruder Lonwabo. Auch eine Gruppe fremder Jungen steht am Spielfeldrand. Dort, wo es am meisten staubt. Als Jabulile endlich durch die gegnerische Abwehr bricht und ein echtes Traumtor schießt,…mehr

Produktbeschreibung
Ein Stück Schokoladenpapier ist alles, was Jabulile geblieben ist. Darauf ein paar Buchstaben in seiner Schrift. Love you. R. Jabulile erinnert sich. An die heimlichen Treffen mit Romeo, an seine Haut, seine Stimme. Und daran, wie alles begann.Ostermontag, der Tag des großen Fußballspiels der Mädchenmannschaft im südafrikanischen Township Masi! Hunderte Fans sind gekommen, sogar Jabuliles Vater und ihr Bruder Lonwabo. Auch eine Gruppe fremder Jungen steht am Spielfeldrand. Dort, wo es am meisten staubt. Als Jabulile endlich durch die gegnerische Abwehr bricht und ein echtes Traumtor schießt, steht plötzlich einer der Jungen vor ihr und gratuliert strahlend. Es ist Romeo. Jabulile wundert sich noch, als ihr Bruder Lonwabo schon heranstürmt, den Fremden beschimpft und verjagt. Er ist einer der Flüchtlinge aus Simbabwe und vielen im Township sind "die Simbos" ein Dorn im Auge. Die Jagd auf Romeo beginnt.Dies ist der Anfang einer Geschichte, die beides ist: eine erschreckende Erzählung von Fremdenfeindlichkeit in Südafrika und eine anrührende, hoffnungsvolle Liebesgeschichte zwischen zwei afrikanischen Teenagern.
Autorenporträt
Der Autor:Lutz van Dijk, 1955 in Berlin geboren, war Lehrer in Hamburg, bevor er Mitarbeiter am Anne Frank Haus in Amsterdam wurde. Er promovierte über "Oppositionelles Lehrerverhalten 1933-1945" und hatte eine tragende Rolle in der pädagogischen Friedensarbeit der 80er Jahre. Seit 2001 lebt er als Schriftsteller und Mitbegründer der südafrikanischen Stiftung HOKISA für von HIV/Aids betroffene Kinder und Jugendliche bei Kapstadt. Seine Romane und Sachbücher waren u.a. nominiert für den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis und den Deutschen Jugendliteraturpreis. 2001 erhielt Lutz van Dijk den Gustav-Heinemann-Friedenspreis, 2009 die Poetik-Ehrenprofessur der Universität von Oldenburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.06.2010

Liebessehnsuchtsgeschichte mit Epilog
Wenn der Bruder kämpft und die Schwester stirbt: Zwei Jugendbücher erzählen aus Südafrika

Jetzt ist es wieder ruhig im Township Masiphumelele südwestlich von Kapstadt. Ein paar verkohlte Reste erinnern noch an die furchtbare Nacht, als hier die Hütten der Fremden brannten, und ein Loch in ihrem Herzen erinnert die dreizehnjährige Erzählerin aus Lutz van Dijks Jugendbuch "Romeo und Jabulile" an ihren Geliebten, der verschwunden ist seit dieser Nacht - seit Jabuliles Bruder und seine Freunde ihn gejagt haben.

Mit seiner Mutter war Romeo aus Simbabwe geflohen, er hauste in einem Verschlag auf dem Gelände der Baufirma, für die er geschuftet hat, obwohl er nach überstandener Kinderlähmung eher schmächtig wirkt und humpelt. Jabulile ist dreizehn, lebt mit Großmutter und älterem Bruder in den Hinterräumen des "Supa-Cash"-Ladens ihres Vaters, und Romeo ist ihre erste Liebe.

Es sind wenige, aber feine Striche, mit denen Lutz van Dijk sie zeichnet: die Vertrautheit der beiden jenseits alles Fremden, Trennenden; die langen, schweigenden Umarmungen; die Unbedingtheit, die Absolutheit ihrer Zuneigung. Und es sind ebenso sorgsam gesetzte Striche, mit denen er Jabuliles Leben im Township skizziert, ohne Exotik oder Armut zu kolorieren. Und van Dijk kennt sich aus: Der in Berlin geborene Autor kümmert sich seit 2001 mit der Organisation Hokisa in Masiphumelele um Aids-Waisen. Im Mai 2008 ist es dort tatsächlich zu rassistischen Übergriffen gekommen.

Hat Romeo die Schreckensnacht überlebt? Wird Jabulile ihn wiederfinden? Es gibt Hoffnung, aber keine Gewissheit am Ende dieses Buches, das einiges unausgesprochen und einiges unangesprochen lässt. Klar ist nur, dass wenigstens ihr Bruder aus dem Schrecken gelernt hat. Den Zusammenhang der Drohungen seiner Bande mit dem Überfall auf die Fremden aus Simbabwe und Somalia lässt Lutz van Dijk allerdings ebenso im Dunkeln wie, allgemeiner, den von ethnisch motivierter Gewalt unter Schwarzen und der vor nicht einmal zwanzig Jahren abgeschafften Apartheid in Südafrika.

So eng van Dijk den Fokus seines Buchs gewählt hat, so weit und komplex hat Linzi Glass ihren Jugendroman "Im Jahr des Honigkuckucks" angelegt: Eindringlich beschreibt die in Südafrika geborene Autorin die Zerrüttung einer wohlhabenden Familie im Johannesburg des Jahres 1966, in der es nicht die exaltierte Mutter und der sprachlose Vater, sondern die schwarzen Hausangestellten sind, die der bald dreizehnjährigen Erzählerin Halt geben. Es ist die Geschichte zweier Schwestern, die Geschichte einer Gewalttat, eine Liebessehnsuchtsgeschichte, und sie ist so niederschmetternd, dass die Autorin nicht umhinkam, in einem Epilog zu zeigen, dass wenigstens Emily, ihre Heldin, all das leidlich unbeschadet überstanden hat - die einzige Schwäche eines sonst ausgesprochen starken Buchs.

Immer wieder laden die Eltern Fremde ein, eine Zeitlang bei ihnen zu wohnen - um sich abzulenken, um nicht immer nur zu streiten. Jetzt ist es ein Tierfotograf mit seiner halbverwilderten Familie, der seinen muffigen Wohnwagen aufs Gelände stellt. Emilys Eltern sind fasziniert von dem unabhängigen Leben der vier, sie können gar nicht genug bekommen von den Geschichten aus der Wildnis. Und die beiden Mädchen nehmen sich der gleichaltrigen Jungen an. Otis, der Ältere, ist nach einem Unfall als Baby (oder war es eine Entgleisung des Vaters?) behindert - ein bärenstarker Sechzehnjähriger mit dem Sprachvermögen eines Kleinkinds, dem zuweilen ein Spuckefaden aus dem Mund tropft. Sarah, die bezaubernde fünfzehnjährige Schwester, zeigt ihm unbeirrbar, wie man tanzt, malt und schreibt, während er sie nur anschaut, "als wäre sie eine Eistüte, an der man lecken kann".

Streak, der Jüngere, fasst unterdessen Vertrauen zu Emily, erzählt von der Enge des Lebens im Wohnwagen, von seiner Sehnsucht nach Beständigkeit, von seinem Wunsch, auch einmal eine Schuluniform zu tragen, von den Gewaltausbrüchen des Vaters, der glaubt, nur mit Prügeln den Älteren im Zaum halten zu können. Es ist eine zarte Liebe, die sich zwischen diesen beiden entwickelt. Während sich zwischen Otis und Sarah die Katastrophe anbahnt: Dass er eines Nachts über sie herfällt, sein Vater ihn daraufhin halb tot prügelt und mit der Familie überhastet abreist, ist der eine dramatische Höhepunkt des Buches.

Der Rest ist stummes Elend: Emilys Eltern bleiben ahnungslos, die Mutter widmet sich ohnehin mehr ihrer Affäre als ihren Töchtern. Sarah, für deren Schönheit sich die Mutter immerhin noch begeistern kann, ist zerstört. Sie wird das Geschehen nicht lange überleben. Emily, die sich auch ein wenig mütterliche Liebe, Anerkennung, Aufmerksamkeit gewünscht hätte, findet Trost in Fabeln und Zulu-Märchen, aber auch in der Geschichte des unerschrockenen Rolihlahla, der später unter seinem englischen Namen Nelson Mandela berühmt werden soll und Anfang der sechziger Jahre zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Es ist der alte Zulu-Nachtwächter Buza, ihr heimlicher Vertrauter draußen am Tor des elterlichen Anwesens, der ihr all das hingebungsvoll erzählt. Bis auch er, um Sarah zu retten, in Gefahr gerät.

Linzi Glass hat ein Buch voller eindringlicher Geschichten und Bilder geschrieben. Sie schafft es, ihren großen Themen - Gleichgültigkeit und Gewalt - Raum zu geben, ohne die kleinen dadurch in den Schatten zu stellen: das Nebeneinander von zwei Familien, in denen die Liebe fehlt, und eine Freundschaft zwischen Jung und Alt, Weiß und Schwarz unter den Zeichen der Apartheid.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Lutz van Dijk: "Romeo und Jabulile". Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2010. 112 S., geb, 12,90 [Euro]. Ab 11 J. Linzi Glass: "Im Jahr des Honigkuckucks". Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. Hanser, München 2010. 256 S., br., 14,90 [Euro]. Ab 13 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Im Township Masiphumelele südwestlich von Kapstadt spielt die Geschichte, die Lutz van Dijk hier erzählt. Und was hier geschieht - nämlich rassistische Ausschreitungen gegen Zuwanderer aus Somalia und Simbabwe -, trug sich so oder ähnlich im Jahr 2008 tatsächlich zu. Van Dijk macht daraus eine tragische Liebesgeschichte: Die dreizehnjährige Jabulile verliebt sich in den aus Somalia gekommenen Romeo, der kein strahlender Held ist und durch Kinderlähmung behindert. Nach der Nacht der Ausschreitungen ist Romeo verschwunden und Jabulile findet ihn bei offenem Ausgang nicht wieder. Der Rezensent Fridtjof Küchemann lobt die "feinen Striche", mit denen der Autor seine Geschichte entwerfe, bemängelt jedoch, das manches Anzusprechende "unangesprochen" bleibt.

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