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Sofia ist eins der unzähligen Kinder, die Opfer des fast zwanzig Jahre währenden Bürgerkrieges in Mosambik wurden. Es ist eins der am stärksten verminten Länder der Erde. Sofia, damals zehn Jahre alt, ist auf eine Mine getreten. Sie verlor dabei beide Beine, ihre Schwester das Leben. Es dauerte lange, bis Sofia lernte, auf künstlichen Beinen zu gehen. Es muss auf der Krankenhaustreppe gewesen sein, wo sich Sofia und Henning Mankell zum ersten Mal begegnet sind. Er hat ihre Geschichte aufgeschrieben, die inzwischen auch verfilmt wurde.

Produktbeschreibung
Sofia ist eins der unzähligen Kinder, die Opfer des fast zwanzig Jahre währenden Bürgerkrieges in Mosambik wurden. Es ist eins der am stärksten verminten Länder der Erde. Sofia, damals zehn Jahre alt, ist auf eine Mine getreten. Sie verlor dabei beide Beine, ihre Schwester das Leben. Es dauerte lange, bis Sofia lernte, auf künstlichen Beinen zu gehen. Es muss auf der Krankenhaustreppe gewesen sein, wo sich Sofia und Henning Mankell zum ersten Mal begegnet sind. Er hat ihre Geschichte aufgeschrieben, die inzwischen auch verfilmt wurde.
Autorenporträt
Henning Mankell, 1948 als Sohn eines Richters in Stockholm geboren, wuchs in Härjedalen auf. Als 17-jähriger begann er am renommierten Riks-Theater in Stockholm das Regiehandwerk zu lernen. 1972 unternahm er seine erste Afrikareise. Sieben Jahre später erschien sein erster Roman "Das Gefangenenlager, das verschwand". In den kommenden Jahren arbeitete er als Autor, Regisseur und Intendant an verschiedenen schwedischen Theatern. 1985 wurde Henning Mankell eingeladen, beim Aufbau eines Theaters in Maputo, Mosambik, zu helfen. Er begann zwischen den Kontinenten zu pendeln und entschied sich schließlich, überwiegend in Afrika zu leben. Dort ist auch der größte Teil der Wallander-Serie entstanden. Außerdem schrieb Henning Mankell Jugendbücher, von denen mehrere auch in Deutschland ausgezeichnet wurden. 2009 erhielt er den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis. Henning Mankell verstarb im Oktober 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.1997

Jenseits von Mocambique
Henning Mankell beschwört die Kraft des afrikanischen Feuers

Mocambique ist heute ein ausgeblutetes Land, von Bürgerkriegen geschwächt, wirtschaftlich und moralisch am Ende. Terror und Gewalt prägen mehr als zwanzig Jahre nach der Befreiung von der portugiesischen Kolonialmacht noch den Alltag der Menschen. Sofia ist ein Kind aus Mocambique, das seiner dörflichen Idylle jäh entrissen wird, hinein in ein Leben voller Schmerz und Not. Der schwedische Schriftsteller Henning Mankell hat Sofia kennengelernt und voller Hochachtung für sie einen Teil ihrer Lebensgeschichte aufgeschrieben: "Das Geheimnis des Feuers".

Sofia mußte erleben, was unzählige Kinder als Hauptbetroffene der mörderischen Verhältnisse vieler "Drittweltländer" erleiden müssen: Zerstörung des Dorfes, Massaker an ihren Angehörigen, Flucht, Hunger, sogar schwerste körperliche Verletzung und völlige Einsamkeit. In Sofia hat Henning Mankell ein Kind getroffen, das Schlimmstes verwinden konnte, ohne daran zu zerbrechen. Sofia, für unsere Begriffe ein schwer kriegstraumatisiertes Mädchen, ist durch das Feuer gegangen, ohne zu verbrennen. Am Ende ist sie eine wiederhergestellte, offenkundig intakte Persönlichkeit, gereift am Leid und mit der Aussicht auf ein Leben, das nicht nur Überleben ist. Sofia selbst macht die Geschichte zu einer Geschichte der Hoffnung.

Wie ein zwölf Jahre altes Kind soviel verkraften kann, bleibt ein Rätsel. Mankell verlegt die Lösung des Rätsels in das flammende Feuer selbst. Immer wieder sehen wir Sofia in die Flammen schauen und dabei eintauchen in die Erinnerung an die guten Gestalten ihrer Phantasie. Im Feuerschein verwebt sich gleichsam Vergangenes mit Zukünftigem in ihr. Das Feuer ist Freund, aus dem Feuer schöpft sie Kraft. Doch wie sie das tut, ist nicht nachzufühlen. Wann immer Sofia in die Flammen schaut, wird der Leser im Dunkeln stehengelassen.

Henning Mankell schreibt dieses Buch in einem knappen, empfindsamen Ton. Gerade seine einfache Sprache ist es, die uns den Inhalt in die Seele katapultiert. Die Sätze sind unmittelbar miteinander verknüpft, so daß ein strapaziöser Sog entsteht, denn die Sprache ist im besten Sinne naiv, und das Geschilderte furchtbar. Der Leser fühlt sich manchmal zu nah herangerissen und trotzdem fern, ähnlich wie bei schockierenden Nachrichtenbildern. Der Eindruck ist für kurze Zeit stark. Gleich darauf verschwindet er im Blitz des nächsten schrecklichen Ereignisses. Und so weiter. Zu groß scheint unsere Machtlosigkeit.

Mankell hat während seiner langen Aufenthalte in Mocambique, wo er am Aufbau eines nationalen Theaters mithalf, genauen Einblick gewonnen in das Leben und Leiden der Menschen, und er ist weit mehr als andere Autoren, die für Kinder aus der sogenannten Dritten Welt erzählen, Kenner der fremden Kultur. Dennoch ist Mankells Afrikabild inklusive der rot aufsteigenden Sonne und der Verklärung des dörflichen Lebens allzu vertraut: die trockene Erde, die sanften Entwicklungshelfer, ihre getreuen und weisen Nachtwächter, die alte "Singer"-Nähmaschine, die, bei uns allenfalls als Antiquität geschätzt, dort noch gute Dienste tut. Wir denken auch an Albert Schweitzer, an die dunkel lockende Welt Tania Blixens, an die überforderten Missionare und ihre ersten Schulprojekte unter dem schattenspendenden Affenbrotbaum. Mankell stellt nichts dazu und läßt auch nichts fort.

Auch Sofia entrückt uns in ihrer Überhöhung. Ihre Stärke bleibt abstrakt, sie wird zur Heiligen, so daß sich das Gefühl einstellt, es solle an ihr etwas gezeigt werden. Deshalb, und weil alles merkwürdig ort- und zeitlos bleibt, ist die Geschichte eben nicht exemplarisch, sondern gerät zur Schablone, so wunderbar sie auch geschrieben ist. KATRIN STENDER

Henning Mankell: "Das Geheimnis des Feuers". Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Oetinger Verlag, Hamburg 1997. 160 S., geb. 19,80 DM. Ab 12 J.

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