• DVD

1 Kundenbewertung

1995 - Oscar: Beste Kamera
Der kriegserprobte Colonel Ludlow (Anthony Hopkins) hat sich mit seinen drei Söhnen Alfred (Aidan Quinn), Tristan (Brad Pitt) und Samuel (Henry Thomas) auf eine entlegene Farm in Montana zurückgezogen. Als der erste Weltkrieg ausbricht, melden sich die Söhne an die Front. Susannah (Julia Ormond), Samuels attraktive Verlobte, bleibt mit dem Colonel zurück. Sie wird Samuel nie wieder sehen, er fällt im blutigen Krieg. Tristan fühlt sich verantwortlich und verschwindet für einige Jahre. Er kehrt zurück als gerissener Pferdehändler und Alkoholschmuggler. Alfred,…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
1995 - Oscar:
Beste Kamera
Der kriegserprobte Colonel Ludlow (Anthony Hopkins) hat sich mit seinen drei Söhnen Alfred (Aidan Quinn), Tristan (Brad Pitt) und Samuel (Henry Thomas) auf eine entlegene Farm in Montana zurückgezogen. Als der erste Weltkrieg ausbricht, melden sich die Söhne an die Front. Susannah (Julia Ormond), Samuels attraktive Verlobte, bleibt mit dem Colonel zurück. Sie wird Samuel nie wieder sehen, er fällt im blutigen Krieg. Tristan fühlt sich verantwortlich und verschwindet für einige Jahre. Er kehrt zurück als gerissener Pferdehändler und Alkoholschmuggler. Alfred, mittlerweile in die Politik eingestiegen, muss ihm das Handwerk legen und wird sein größter Rivale- auch im Kampf um Susannahs Liebe. Ein Konflikt mit tödlichen Konsequenzen...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Hinter den Kulissen-Interviews mit Schauspielern und Regisseur - Dokumentation Produktions-Design - Entfallene Szenen - Filmkommentare: Edward Zwick & Brad Pitt - Filmkommentare: John Toll (Kamera) & Lilly Kilvert (Produktions-Design) - Soundtrack - Filmografien: Schauspieler/Regisseur/Kameramann/Produktions-Design - 4-seitiges Booklet
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.04.1995

Gieren nach Gefühl
Im Kino: "Legenden der Leidenschaft" von Edward Zwick

Willkommen und Abschied: Mit diesen polaren Situationen markiert der amerikanische Regisseur Edward Zwick Höhe-und Wendepunkte verschlungener Biographien. Seine Familienchronik aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, bis zum Bersten mit Lebensstoff und Genreszenen überladen, erreicht in diesen Momenten Transparenz. Hier klären sich Konfigurationen, kristallisieren sich Konflikte. So steckt die erste Willkommensszene voller Hinweise auf die im Titel versprochenen "Legenden der Leidenschaft" (nach Jim Harrisons Roman "Legends of the Fall").

Colonel Ludlow (Anthony Hopkins) holt mit seinen Söhnen Tristan (Brad Pitt) und Alfred (Aidan Quinn) den jüngsten Sohn Samuel am Zug ab, der seine Verlobte Susannah (Julia Ormond) der Familie vorstellen will. In Gegenschußmontagen beobachtet Zwick die wechselseitige Faszination zwischen dem aparten jungen Mädchen und jedem der Männer. Samuel (Henry Thomas) schaut stolz auf seine Eroberung, während der kultivierte Alfred hingerissen und doch zurückhaltend lächelt, der Tausendsassa Tristan überwältigt verstummt und die Miene des sonst skeptischen Colonel sich aufhellt. Diese erste Begegnung charakterisiert alle Beteiligten und bahnt zugleich das komplizierte Beziehungsgeflecht an. Sie zeigt den Beginn einer wunderbaren Freundschaft und dreier rivalisierender Neigungen.

Einleuchtend strahlt auch die zentrale Abschiedsszene des Films auf weitere Ereignisse aus. Der Colonel, Kriegsgegner und Zivilisationsflüchtling aus seiner Erfahrung im Kampf gegen die Indianer, hat sich zur Viehzucht in ein Tal der Rocky Mountains zurückgezogen, um dort seine Söhne vor den Wirren des zwanzigsten Jahrhunderts zu schützen. Nun muß er das Scheitern seiner besten Absichten erleben, wenn alle drei, ihm und Susannah zum Trotz, freiwillig in den Ersten Weltkrieg ziehen. Wenn er vor seinem Anwesen jeden von ihnen beim Aufbruch noch einmal ins Auge faßt und ermahnt, festhält und losläßt, dann tritt mehr zutage als die Angst vor Trennung und Tod: die Einsicht in die fatale Verschiedenheit des Dreigespanns, in die irreversiblen Verwundungen selbst der Heimkehrer, schließlich in die Unmöglichkeit, den Nachkommen Überzeugungen weiterzugeben. Es ist in diesem Film der konzentrierteste Augenblick des Schauspielers Anthony Hopkins, der in Körpersprache und Mimik verschiedene Empfindungen gleichzeitig auszudrücken vermag.

Doch im weiteren Verlauf hält Zwicks Film keineswes, was solche Schlüsselszenen versprechen. Überfrachtet mit Emotionen und Motiven, schwankt er bald im Niveau zwischen Intensität, Banalität und Schwulst. Die bemerkenswerten Schauspieler werden im Gefühlsspektakel verschaukelt. Zwicks Gier nach Superlativen konnte wohl dazu beitragen, dem Film einen Oscar für die Kamera John Tolls zu verschaffen, ebnet aber zusehends jeden Kulminationspunkt durch den nächsten Knalleffekt ein. Statt die Erzählperspektive zu begrenzen, ist die Kamera überall dabei, in den Stahlgewittern europäischer Schlachtfelder, im urtümlichen Paradies von Montana, in der Hölle exotischer Expeditionen Tristans.

Krieg und Liebe, das sind die explosiven Brennpunkte, um die sich endlich alles irgendwie dreht. Sie rauben nicht nur den Figuren die Besinnung. Auch der Regisseur taumelt mehr und mehr im Wirbel der Ereignisse, ohne eine Form zu finden. Ein alter Indianer, die Seele des Farmlebens und eingeweiht ins Weltgeheimnis, wird bisweilen zum allwissenden Erzähler verklärt. Wenn er etwa den Ersten Weltkrieg und die Jagd auf heimische Bären parallelsetzt und überall zwischen Story, Historie und Stammesmythen Beziehungen wittert, verschleiert er die Szenen auf seine Weise mit Schicksalsgespinst. Da raunt manche innere Stimme, da wallen die Leidenschaften, da wabert Magie.

Dabei ist der Hauptstrang des Geschehens im Grunde einfach: Susannah schwankt stets zwischen zwei Brüdern. Zunächst sind es Samuel, ihr Verlobter, und Tristan, ihr Schwarm, nach Samuels Tod an der Front sind es Tristan, ihr Geliebter, und Alfred, ihr Ehemann. Während Alfred in Montanas Regierung Karriere macht, irrt Tristan, traumatisiert von Krieg und Tod des Bruders, unstet und flüchtig durch die Welt. Mit der Rivalität zweier Brüder um eine Frau, mit den Anspielungen auf Kain und Abel, mit dem Wetteifern um den Segen des Vaters macht Zwick auch Anleihen bei Steinbecks und Kazans "Jenseits von Eden".

Nicht genug mit der Klitterung von Liebes-, Kriegs-, Indianer- und Abenteuerfilm, fügt der Regisseur schließlich noch ein blutiges Prohibitionsdrama an, in dem Tristan als Alkoholschmuggler und Alfred als Politiker auf gegnerischen Seiten stehen. Doch schließlich vereinen sich die entzweiten Ludlows aller Generationen im gemeinsamen Kampf gegen korrupte Sheriffs und Banditen. Manchen hochgestochenen Bombast beendet ein hieb- und stichfestes Westernfinale. EVA-MARIA LENZ

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr