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Eugen Sorg und Nathan Beck reisten für ihre Reportagen in die Bürgerkriegsgebiete an den Rändern der westlichen Welt. Sorgs Berichte, begleitet von den eindrücklichen Bildern Becks, erzählen von Urszenen der Politik: vom tödlichen Konflikt zwischen jahrtausendealten Stammesgesellschaften, Verbrecherbanden und religiösen Erweckungsbewegungen auf der einen und modernem staatlichen Ordnungsanspruch auf der anderen Seite.
"Sorg entfaltet in seinen Reportagen die Fähigkeit eines literarischen Autors." Leon de Winter

Produktbeschreibung
Eugen Sorg und Nathan Beck reisten für ihre Reportagen in die Bürgerkriegsgebiete an den Rändern der westlichen Welt. Sorgs Berichte, begleitet von den eindrücklichen Bildern Becks, erzählen von Urszenen der Politik: vom tödlichen Konflikt zwischen jahrtausendealten Stammesgesellschaften, Verbrecherbanden und religiösen Erweckungsbewegungen auf der einen und modernem staatlichen Ordnungsanspruch auf der anderen Seite.
"Sorg entfaltet in seinen Reportagen die Fähigkeit eines literarischen Autors."
Leon de Winter
Autorenporträt
Eugen Sorg arbeitete, nach Studium und Promotion, als Psychotherapeut, IKRK-Delegierter und seit 1992 als Journalist. Zuerst für das "Magazin" des "Tages-Anzeigers", dann für die "Weltwoche" berichtete Sorg aus Kriegs- und Krisenregionen der Erde. Die Reportagen, von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" "glänzend" genannt und 2003 mit dem Türler-Preis ausgezeichnet, wurden weltweit abgedruckt. Nathan Beck absolvierte eine Fotografenausbildung an der Hochschule für Gestaltung Zürich und war 1993 Gründungsmitglied der Bildagentur Regards. 1998 Ausstellung Weltenblicke im Fotomuseum Winterthur, 1999 Ausstellung im Rahmen des Eidgenössischen Stipendiums für angewandte Kunst, 2001 Gruppenausstellung im Migros-Museum für Gegenwartskunst Zürich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Archipele der Hoffnungslosigkeit
Man wünschte, es wäre erfunden: Eugen Sorgs Reportagen aus den düstersten WelteckenVon Carl-Wilhelm Macke
Das englische Wort „War” bedeutet „Krieg”. Im westafrikanischen Land Liberia war in den neunziger Jahren ein anderes Verständnis des Wortes „War” verbreitet: „Wave all rules” (Vergiss alle Regeln). Und wer wissen möchte, was es heißt, in einem Land zu leben, in dem alle Regeln der Zivilität, der Achtung vor dem Leben des Anderen aufgehoben sind, sollte die Reportage des Schweizer Journalisten Eugen Sorg über das Wüten des Generals Charles Taylor und seiner Truppen in Liberia lesen. Aber der neugierige Leser sei auch vorher gewarnt, denn ihm werden hier Szenen von einer schier unfassbar brutalen Realität zugemutet. Der Autor ist ein seriöser Journalist, dessen Reportagen vornehmlich für Schweizer Zeitschriften bereits weltweit publiziert worden sind. Und trotzdem möchte man glauben, es handele sich um Fiktion, was Sorg in diesem Buch über Liberia, aber auch über andere Länder berichtet.
Zusammen mit dem Fotografen Nathan Beck hat Sorg in den vergangenen Jahrzehnten Kriegsschauplätze in verschiedenen Regionen der Welt bereist, die als zeitgenössisches Illustrationsmaterial für ein danteskes Inferno dienen können. In Afghanistan, Somalia, Kolumbien, dem Jemen oder eben in Liberia haben Sorg und Beck denjenigen Menschen nachgespürt, die sich selber für unbesiegbar halten. Vielleicht sind sie es tatsächlich, weil sie ihre Überlebenskämpfe und Gewalttaten nach Regeln ausführen, die nicht in vertraute Schemata eines Krieges oder einer Konfliktlösung passen.
Was denn das „Gute am Krieg” gewesen sei, fragt Eugen Sorg in seiner Reportage über die Schreckenszeit des Charles Taylor in Liberia junge Kombattanten des heute in Den Haag vor dem Kriegsverbrechertribunal stehenden Generals. „Sie überlegten nicht lange: ‚Alles war erlaubt, wir waren frei und konnten tun, was wir wollten‘.” Und auf der gegenüberliegenden Buchseite ist ein junger Soldat abgebildet, der scheinbar gelassen, jedenfalls ohne große Schmerzensmiene, dem Fotografen einen Armstumpf präsentiert. Wie will man Krieger und Menschenentführer etwa im Jemen besiegen, die Osama bin Laden abgöttisch lieben und dessen Gegner – für die pars pro toto „Amerika” steht – abgrundtief hassen? Wenn nur die Sieger respektiert, aber die Verlierer mitleidlos verachtet werden, wie soll man da ein ziviles Miteinander von Clans und Stämmen regeln? „Ich habe eine Waffe, also bin ich”, sagt stolz ein noch blutjunger „Freelance Gunman” in Mogadischu. Und entsprechend sieht man auf der Mehrzahl der Fotos auch Männer mit geschulterten Knarren oder Geschäfte, in denen große Sortimente von Handfeuerwaffen aller Art präsentiert werden, als handele es sich um Erdnüsse.
Von manchen der geschilderten Szenen wünschte man sich, sie seien gut geschriebene Fiktion und nicht Realitäten unserer zeitgenössischen Welt. Aber es ist die Aufgabe eines Reporters, nicht über Wünsche zu schreiben, sondern über die Welt, so wie sie nun mal ist. Gute Reportagen sind so, wie man sie in diesem Buch zu lesen bekommt: abgesichert in den Fakten, kühl und genau in den Beschreibungen, bildhaft in den Milieuschilderungen. Nur so können sie auch konkurrieren mit den heute dominierenden elektronischen Medien. Die Reportagen von Eugen Sorg erfüllen alle diese Kriterien. Dass sie die Leser oft resignieren lassen, ist nicht die Schuld des Chronisten. Immerhin spürt man in diesen Beiträgen keinen Zynismus oder Sarkasmus, obwohl es für beides gute Gründe gäbe. Bleibt also nur Mitleid? „Mitleid”, schreibt Sorg, „ist keine kulturelle Leitemotion in diesem Teil der Welt. Der Verlierer wird verachtet, der Sieger gefürchtet und verehrt. Rache ist ein Gebot
des Stolzes und verleiht Respekt.” Ein wenig ermutigendes Resümee am Ende der Reise durch die Archipele der Hoffnungslosigkeit.
Für den weihnachtlichen Gabentisch ist das Buch eher ungewöhnlich. Streiten lässt sich darüber, ob es der Fotos von Nathan Beck bedurfte, um die Reportagen von Sorg angemessen zu illustrieren. Es sind sehr starke Bilder, die in den Band eingestreut sind, aber durch sie erhält das Buch auch eine leicht ästhetisierende Färbung, die manchmal in einem schroffen Kontrast steht zu den harten Textpassagen. Man sortiert ihn so vorschnell in die Rubrik „Bild- und Fotobände” statt in die brandaktuellen politischen Hintergrundbücher, wohin er gehört.
Eugen Sorg, Nathan Beck
Unbesiegbar
Reportagen. Verlag Nagel & Kimche,
Zürich 2007. 207 S., 21,50 Euro.
„Ich habe eine Waffe, also bin ich”, sagt der blutjunge „Freelance Gunman”
Kampf um den Ball auf Krücken: Beinamputierte Opfer des Bürgerkriegs im westafrikanischen Staat Sierra Leone spielen an einem Strand der Hauptstadt Freetown Fußball. Im vergangenen Juli verurteilte der in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen eingerichtete Sondergerichtshof in Freetown die ersten Angeklagten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu Haftstrafen. Foto: AFP
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nahe gegangen sind Rezensent Carl Wilhelm Macke diese Reportagen Eugen Sorgs aus Bürgerkriegsgebieten in verschiedenen Teilen der Welt. Die Berichte von Konflikten in Ländern wie Afghanistan, Somalia, Kolumbien, Jemen, Liberia, von Kriegern und Entführern, die sich für unbesiegbar halten, von Regionen, in denen ein menschliches Leben nichts wert ist und keine zivilen Regeln gelten, stimmen ihn nicht nicht gerade hoffnungsvoll. Er stößt in dem Buch immer wieder auf Szenen von so "unfassbar brutaler Realität", dass er sich wünscht, es wäre alles nur erfunden. Doch das ist es nicht. Sorgs Reportagen zeichnen sich seines Erachtens aus durch sicher recherchierte Fakten, nüchtern präzise Beschreibungen und anschauliche Schilderungen von Milieus. Zudem schätzt er, dass sie ohne Zynismus und Sarkasmus auskommen. Fraglich scheint Macke lediglich, ob die Fotografien Nathans Becks nötig gewesen wären um die Reportagen zu illustrieren. Zwar würdigt er die Aufnahmen Becks als "sehr starke Bilder". Aber durch sie erhalte das Buch eine "leicht ästhetisierende Färbung", die im Kontrast zu den "harten Textpassagen" stehe.

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