Marktplatzangebote
18 Angebote ab € 1,00 €
  • Gebundenes Buch

14 Kundenbewertungen

Wer mit dem genialen Professor Doktor Proktor in einer Straße wohnt, dem wird es nie langweilig. Diesmal lernen Lise und Bulle eine weitere verrückte Erfindung kennen: die Zeitbadewanne! Man muss nur Wasser einlassen, warten, bis die Zeitseife ordentlich schäumt, dann untertauchen und – wutsch! – befinden sich die beiden Kinder auf einer unglaublichen Reise durch Raum und Zeit.

Produktbeschreibung
Wer mit dem genialen Professor Doktor Proktor in einer Straße wohnt, dem wird es nie langweilig. Diesmal lernen Lise und Bulle eine weitere verrückte Erfindung kennen: die Zeitbadewanne! Man muss nur Wasser einlassen, warten, bis die Zeitseife ordentlich schäumt, dann untertauchen und – wutsch! – befinden sich die beiden Kinder auf einer unglaublichen Reise durch Raum und Zeit.
Autorenporträt
Jo Nesbø, geb. 1960, ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. Er ist der erfolgreichste Autor Norwegens, in 17 Ländern mit seinen Büchern vertreten, darunter die USA und England.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2009

Salut dem König!

Der erste Band ein Ereignis, der zweite leider eine Enttäuschung: Jo Nesbøs Pupspulvererfinder Doktor Proktor rutscht mit Karacho auf der Zeitseife aus.

Bei ihm sterben die Opfer, wenn sie zu lang zum Öffnen des Tresors brauchen. Bei ihm sieht es ein Serienmörder ausgerechnet auf junge Mütter ab. Bei ihm führen blutige Spuren durchs vorweihnachtliche Oslo. Und sein Kommissar hat zu viele Probleme, darunter ein ernstliches mit Alkohol und ein hässliches mit seinem Chef.

Jo Nesbø kennt in seinen Krimis keine Gnade. Und so jemand schreibt jetzt auch für die lieben Kleinen? Besser nicht, sagt der gesunde Menschenverstand. Bitte, bitte, bettelte die Tochter des norwegischen Schriftstellers: und zwar gefälligst mit einem Mädchen, das genauso aussehen sollte wie sie, dazu einem möglichst kleinen Jungen, einem Erfinder und jeder Menge Pupse. Besser nicht, sagt jetzt auch der gute Geschmack.

Aber Jo Nesbø hat auf seine Tochter gehört, und im Vorjahr ist "Doktor Proktors Pupspulver" auch bei uns erschienen: ein Meisterstück spinnerter Kinderliteratur, von Per Dybvig wunderbar widerborstig illustriert, das Nesbø als Spannungsprofi und verspielten Ironiker zeigt. Und als hemmungslos herumalbernden Bettkantenerzähler. Jetzt haben die Abenteuer des beinah verrückten Professors und seiner beiden kindlichen Assistenten Lise und Bulle in "Doktor Proktors Zeitbadewanne" ihre Fortsetzung gefunden - und der Höhenflug des ersten Teils sein Ende.

Doch zurück zum Anfang, zum ersten Buch, zu jenem schönen Maienmorgen, als die Sonne, nachdem sie bereits eine Weile Japan, dann Russland und noch später Schweden beschienen hatte, schließlich Oslo erreicht und auch Bulle, der kleine Junge mit der großen Klappe, dem ritzeratzeroten Haar und der Trompete, in der Kanonenstraße ankommt. Seine umwerfend offensive Art, mit dem seltsamen Namen, der unglücklichen Körpergröße, dem entsprechend zu erwartenden Sadismus der Gleichaltrigen, der eigenen Abenteuerlust und dem Geltungsbedürfnis umzugehen, lassen Lise, das sympathische Mädchen von gegenüber, zunächst etwas blass und brav aussehen. Doch dann finden die beiden Kinder in ihren Schulkameraden einen ersten Interessentenkreis für das Pupspulver eines unglücklichen Erfinders aus der Nachbarschaft - noch bevor sich die Nasa für die verschärfte Variante ebendieses Mittels interessiert, mit dem sich Astronauten auch ohne Rakete ins All schießen können und, wie Lise und Bulle im Selbstversuch feststellen, allerhand Abenteuer bestehen lassen.

Dann jagen Bulle und Lise den beiden fiesen Zwillingen Truls und Trym Thrane vom anderen Ende der Straße einen gehörigen Schrecken ein, für den deren genauso fieser Vater Bulle und Doktor Proktor nicht hinter irgendwelche Gitter, sondern gleich in die gefürchtetste Gefängniszelle der ganzen Stadt werfen lässt. Und spätestens dann hat Lise ihren großen Auftritt: Sie stellt den drei Thranes eine Falle, wie sie schöner nicht zuschnappen könnte. Zu guter Letzt sind die beiden Freunde rehabilitiert, der Königssalut zum norwegischen Nationalfeiertag ist, obwohl eine Anakonda aus der Kanalisation sich das dafür vorgesehene Spezialschießpulver geschnappt hatte, auf etwas unkonventionelle Weise doch noch abgefeuert worden, dabei sind sieben Gardistenuniformshosenböden geborsten.

Ein Hoch auf Teamgeist und Eigensinn! Hinter dem staunenden Leser liegen 230 Seiten temporeicher, witziger, feiner Jonglage mit Trompetern und Tierquälern, verliebten Forschern, Festungskommandanten, Feiertagsvorbereitungen und Verfolgungsjagden, 230 Seiten, auf denen sich fast jeder Gag als Motiv entpuppt, das, unvermittelt wieder aufgegriffen, für eine weitere Wendung dieser tolldreisten Geschichte sorgt. Selten so gelacht.

Und selten so auf einen zweiten Band gefreut. Jetzt ist er da, und er ist eine herbe Enttäuschung. Weil das Heldentrio, zum Quintett wachsend, unentwegt mit einer Erfindung Doktor Proktors und seiner unglücklich verliebten einstigen Assistentin hantiert, einer Erfindung, deren Anwendung leider jedes Spinnereienfeuerwerk in den Schatten stellt: mit einer Zeitreisevorrichtung. In diesem Fall handelt es sich um eine Zeitbadewanne, in der man nur die Zeitseife aus der Produktion besagter Assistentin zum Schäumen bringen muss, und schon steht man zum Beispiel am Skizzentisch von Gustave Eiffel, auf dem Schlachtfeld von Waterloo, in den Guillotine-Exzessen der Französischen Revolution oder am Scheiterhaufen von Jeanne d'Arc.

Wozu? Um mit immer aberwitzigeren Weichenstellungen zu versuchen, der unglücklichen, verqueren Liebesgeschichte zwischen Doktor Proktor und seiner armen Juliette Margarine doch noch eine Wendung zum Guten zu geben. Was die ehemalige Assistentin, zur gefährlichen Gegenspielerin gewandelt, bis zuletzt zu verhindern sucht.

Die reizende Juliette und die rachsüchtige Raspa: Auf der Haben-Seite verbucht der zweite Band zwei interessante Frauenfiguren. Dazu ein paar schöne Szenen und einige gute Schnacks. Auf der Soll-Seite: Der missliche Versuch, das ebenso verbreitete wie verbrauchte Zeitreisemotiv ad absurdum zu führen. Dabei ist es ja selbst schon eine Absurdität, die den Autor jeder Sorgfaltspflicht entbindet und an Stelle einfallsreicher Verwicklung des Unwahrscheinlichen den schlichten literarischen Fingerschnipp setzt.

"Bastelt bitte nicht allzu viel an der Weltgeschichte herum", gibt Gustave Eiffel Lise mit auf den Weg, als sie bei ihm einen Zwischenstopp macht und dem einfallslosen Konstrukteur mal eben einen großen Stahlturm aufs Blatt zaubert, der mitten in Paris bestimmt nett aussähe. Ähnlich hätte man dem Autor in den Arm fallen wollen: "Lass um Himmels willen die Finger von Zeitreisemaschinen!" Aber das Buch ist da, und was immer "Doktor Proktor" an witzigen Verwicklungen, wirren Wendungen und kruden Charakteren zu bieten hat: durch die Zeitbadewanne nebst zugehöriger Seife wird es neutralisiert. Es bleibt: Klamauk. Immerhin, gut gemachter Klamauk. Aber viel mehr leider auch nicht.

FRIDTJOF KÜCHEMANN.

Jo Nesbø: "Doktor Proktors Pupspulver". Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Arena Verlag, Würzburg 2008. 230 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 8 J.

Jo Nesbø: "Doktor Proktors Zeitbadewanne". Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Arena Verlag, Würzburg 2009. 339 S., geb., 14,95 [Euro]. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein großartiges Stück Kinderliteratur war für den Rezensenten Fridtjof Küchemann das im letzten Jahr erschienene erste Kinderbuch des Krimiautors Jo Nesbö. Nun hat er es fortgesetzt - und die Enttäuschung ist groß. Wo im ersten Band entzückende Einfälle herrschten, mit denen Nesbö auch seine Geschichte ums "Pupspulver" ingeniös voranzutreiben verstand, da mache es sich der Autor hier mit einem Trick allzu leicht. Indem er nämlich auf das abgegriffene Motiv der "Zeitreise" verfällt, um seine von einem Trio zur Fünferbande gewachsene Heldenschar durch ihre Abenteuer in allen möglichen Epochen zu schicken. Leider will das, so Küchemann, die meiste Zeit gar nicht zünden und was bleibt, ist nicht nichts, aber doch auch nicht mehr als "gut gemachter Klamauk".

© Perlentaucher Medien GmbH