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Zu gerne besucht Anton seinen Großvater jede Woche im Altenheim. Aber dabei muss er immer an dem "Drachen" vorbei, einem mürrischen alten Mann, der nur schimpft oder abwesend in die Ferne schaut. Anton hat Angst vor ihm.

Produktbeschreibung
Zu gerne besucht Anton seinen Großvater jede Woche im Altenheim. Aber dabei muss er immer an dem "Drachen" vorbei, einem mürrischen alten Mann, der nur schimpft oder abwesend in die Ferne schaut. Anton hat Angst vor ihm.
Autorenporträt
Elschner, GéraldineGéraldine Elscher wurde in Nordfrankreich geboren. 1973 kam sie für drei Monate nach Deutschland - und blieb. Sie studierte Romanistik und Germanistik, ließ sich anschließend zur Bibliothekarin mit Schwerpunkt "Kinderliteratur" ausbilden und fing an, Kinderbücher zu übersetzen.

Lauströer, JonasJonas Lauströer wurde 1979 in Hamburg geboren und studierte an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften Design mit dem Schwerpunkt Illustration. Seit 2006 malt und zeichnet er freiberuflich unter anderem für den Spiegel, Gruner + Jahr, das Greenpeace-Magazin und Kinderbuchverlage.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.11.2011

Im Garten sollte doch noch Platz für einen Stall sein

Wenn der Ohrensessel zur Falle wird: Jonas Lauströer und Géraldine Elscher machen ein Altenheim zum Jungbrunnen - beinahe.

Wer scheut sich nicht, greise Angehörige in einem Altersheim zu besuchen? Man mag diese Stätten noch so oft mit klangvollen Titeln wie "Seniorenresidenz" oder "betreute Wohnstätte" verharmlosen - ein Schritt über die Schwelle, sei es einer mit Mehrbettzimmern geschlagenen kommunalen Einrichtung oder die einer glänzend ausgestatteten privaten Senioren-Apartment-Anlage, und es schlägt einem die Atmosphäre eines Reservats entgegen, dessen Bewohner mehr oder weniger laut mit ihrem Schicksal, abseits zu stehen, hadern.

Nur Kinder - deshalb werden sie so gern und häufig dorthin mitgenommen - reagieren unbefangen auf diese Situation, scheinen die Lähmung und schleichende Entwürdigung des Abgeschobenseins nicht wahrzunehmen. Oder sie sprechen, wie in Géraldine Elschers kleiner Erzählung, diesen Zustand offen aus: Warum der alte Herr Grimm so versteinert dasitze und vor sich hin schaue, fragt Anton, ein etwa siebenjähriger Junge seinen Großvater, als er ihn im Altenheim besucht. Dieser, trotz Rollstuhl lebhaft und mit seiner Situation halbwegs, wenn auch nicht immer, versöhnt, erzählt seinem Enkel, dass der alte Mann früher Schäfer gewesen sei, seinen Ruhestand nicht verkrafte und sich gegen jeden Kontakt sperre. "Jetzt fällt es ihm schwer, hier zu leben, eingesperrt im Heim, mitten in der großen alten Herde ... genauso wie ich."

Der neugierig mitfühlende Kleine bringt daraufhin beim nächsten Besuch sein Lieblingsspielzeug mit, ein fast lebensgroßes Schaf aus Plüsch namens Olaf. Der verbitterte Schäfer schaut auf: "Schöne Wolle. Reicht aber noch nicht für die Schur. Und wo sind die anderen?" Zum ersten Mal, seit er im Heim wohnt, hat Herr Grimm gesprochen. Seine Frage bringt Anton auf die Idee, tatsächlich eine kleine Herde lebender Schafe herbeizuschaffen. Er bittet die Direktorin des Altersheims, diese ist einverstanden, und einige Wochen später tummeln sich drei springlebendige Schafe im umgebauten Garten des Heims. Herr Grimm betreut sie, alle anderen Bewohner beteiligen sich an der Pflege der Tiere, sind fortan lebhafter und zufriedener als zuvor.

Kitsch? Unrealistisches, als kindgerecht missverstandenes Fabulieren? Allenfalls der Schluss, in dem Anton verkündet, er wolle auch einmal Schäfer werden, könnte in diese Kategorie gerechnet werden. Alles übrige aber, so versichert die Autorin, beruht auf Tatsachen. So kann man diese Geschichte guten Gewissens Kindern zu lesen geben. Und mit Freude - denn dank der brillanten Illustrationen von Jonas Lauströer handelt es sich nicht nur um eine, sondern um viele Erzählungen.

Souverän zwischen Skizze und vollendetem Bild balancierend, stellt der Illustrator Charaktere und Posen vor: den verschmitzten kleinen Jungen, in dessen Gesichtern tausend Stimmungen aufblitzen, seinen Großvater, dessen Falten und Runzeln der Phantasie zahllose Anregungen zum Nachdenken über das vorangegangene Leben darbieten, Herrn Grimms schutzsuchendes trotziges Kauern in einem großen roten Ohrensessel, die Wandlung, wenn er, plötzlich frei und ungebeugt, sich zwischen den Tieren im Garten bewegt. Letztere anzuschauen ist eine Wonne. Bezaubernd, wenn Lauströer sie in eleganten Bögen über die Brüstung des Geländewagens springen lässt; geheimnisvoll, wenn sie geduldig die Schur über sich ergehen lassen; hintersinnig, wenn plötzlich ihre unergründlichen Köpfe und Mienen auf den Körpern der alten Leute sitzen. Dass man über diesen individuell gezeichneten Menschen und Tieren den Schematismus der Manga-Comics vergisst, ist nicht der geringste Gewinn dieses sorgfältig gestalteten Buchs.

DIETER BARTETZKO.

Géraldine Elscher, Jonas Lauströer: "Der alte Schäfer".

Minedition, Bargteheide 2011. 32 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 4 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.02.2012

Blöken in den Fluren
Die Erlebnisse eines kleinen Jungen in einem Altenheim
Die Zeit der Omis mit Dutt und Häkeldeckchen-Lächeln ist selbst im Bilderbuch vorbei. Aber auch wenn Illustrationen eine Seniorin mit Kurzhaarschnitt und in eleganten Hosen zeigen, reicht die Modernität der äußeren Merkmale nicht automatisch aus, um vom geistigen Abbau im gut umsorgten Körper zu berichten oder um einen Rückzug nach Innen zu zeigen. Seelennot im langen Alter heute fordert neue Texte und anderes Visualisieren.
Herr Grimm war sein Leben lang Schäfer. Jetzt, im Altenheim, fühlt er sich eingesperrt. Er sieht die Anderen dort als seine Herde, die am Rollator gehend durch die Flure blökt. Ein Junge, der im gleichen Heim seinen Opa besucht, fürchtet sich vor dem Mann, der oft wie versteinert wirkt, dann aber auch wild gestikuliert. Gut weiß der Großvater die Irritation des Enkels aufzufangen. Die weitere Handlung verläuft chronologisch: Der Junge bringt beim nächsten Besuch sein riesiges Spielzeugschaf mit. Erstmals reagiert Herr Grimm, ja er formt fast schon freundliche Sätze. Da geht der Knirps zur Heimleitung und schlägt die Anschaffung richtiger Schafe vor. Er findet Gehör, bald bringt ein Transporter drei Tiere: Es gibt wunderbare Szenen, wie die alten Leute – an der Sonne sitzend und mit Kaffeetassen in den Händen – den Schafen und dem Jungen zuschauen. Und es gibt Herrn Grimms Glück zu sehen, wenn er dem Jungen das Pflegen und Scheren der Schafe erklärt.
Die Autorin und Übersetzerin Géraldine Elschner hat die wahre Geschichte recherchiert und dann losgelöst von den realen Ereignissen im Pflegeheim Pleystein in dem Bilderbuch Der alte Schäfer frei ausgebaut. Überzeugend ist, dass sie die Perspektive des Jungen einführt und auch dessen Angst vor dem kauzigen Alten benennt. Erst das fassbare Befremden und das Gespräch darüber zwischen Enkel und Großvater machen die Lösung glaubhaft.
Und dann sind da die Menschen im Altenheim, denen Jonas Lauströer mit souveränem Strich und sparsamer Kolorierung Gestalt gibt. Keine Spur von nett gerundetem Grinsen, sondern Gesichtsausdrücke, die der Künstler klug reduziert. Teils zeigen die Illustrationen nur Augen und Mundpartie, teils wirken sie verschlossen, aber sie können auch herzhaft lachen. Durchwegs sind es prägnante Gesichter; die besten erinnern mit ihren expressiv dunklen Augenpartien an Zeichnungen von Käthe Kollwitz. Und natürlich zeigt auch die Figur des kleinen Ich-Erzählers seine Ernsthaftigkeit und Begeisterung.
Die gekonnte Verwandlung einer kurzen Erfolgsmeldung in eine gültige Geschichte, und die präzise Inszenierung mit unbeschönigten und dadurch würdigen Figuren, schaffen ein Bilderbuch, dem das Seltene gelingt: Ehrlichkeit und Happy End zu verbinden. Ganz nebenbei ist Der alte Schäfer auch ein Plädoyer für einen biografischen Ansatz in der Altenpflege, vor allem aber setzt er ein neues Maß für altersgerechte und dem Alter gerechte Bilderbücher. (ab 4 Jahre) HANS TEN DOORNKAAT
GÉRALDINE ELSCHNER:
Der alte Schäfer. Mit Illustrationen
von Jonas Lauströer. minedition 2011. 32 Seiten, 12,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Geraldine Elschers Kinderbuch "Der alte Schäfer" hat Rezensent Dieter Bartetzko als eine ganz wunderbare, warmherzige Geschichte gelesen, die, so beteuert die Autorin, auch noch auf Tatsachen beruhe. Als der siebenjährige Anton seinen Großvater im Altenheim besucht, entdeckt er dort einen alten Schäfer, der wort- und bewegungslos sein Dasein fristet. Kurzerhand schafft der kleine Junge, nach Absprache mit der Direktorin, drei Schafe herbei, die nicht nur den alten Schäfer zu neuem Leben erwecken, sondern auch den übrigen Bewohnern viel Freude bereiten. Ganz verzaubert ist der Rezensent auch von den Zeichnungen und Bildern Jonas Lauströers. Geradezu "brillant" entwerfe der Illustrator individuelle Charaktere und Posen bei Mensch und Tier. Für den Kritiker ist dieses Buch eine wahre "Wonne".

© Perlentaucher Medien GmbH