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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Während die SED in den vierziger und fünfziger Jahren offen gewalttätigen Justizterror ausübte, favorisierte sie ab den siebziger Jahren - offensichtlich aus taktischer Rücksichtnahme auf die neue internationale Rolle der DDR - eher subtile Formen der Verfolgung - ein Wandel, der zwar oft behauptet, nirgendwo aber überzeugend belegt wurde, wie Rezensent Martin Jander eingangs feststellt. Dies hat Sandra Pingel-Schliemann mit ihrer Arbeit "Zersetzen. Strategie einer Diktatur" nach Janders Ansicht nun nachgeholt. Die Zersetzungspraktiken bestanden nach Darstellung Janders in einer systematischen Art lautloser Kriegführung, deren Ziel es war, Menschen so in Angst und Schrecken zu versetzen, dass sie nicht mehr handlungsfähig waren. "Solche Lebenskrisen herbeizuführen", erklärt Janders, "konnte nur gelingen, da Nachbarn, Arbeitskollegen, Vorgesetzte, Freunde, Eltern, Polizisten, Richter etc. auf Anweisung der Stasi mitspielten." Sandra Pingel-Schliemann zeichne in Umrissen das Bild einer SED-Diktatur, bei deren Maßnahmen wesentliche Teile der Gesellschaft mitmachten; an unzähligen Beispielen schildere sie diesen lautlosen Terror, mit dem SED und Stasi in der späten DDR den wichtigsten Oppositionellen das Leben oft zur Hölle machten, hält Jander fest. Entstanden ist so nach Einschätzung Janders ein "Standardwerk" über die Verfolgung der DDR-Opposition in den siebziger und achtziger Jahren.

© Perlentaucher Medien GmbH
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