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Warum gebrauchen Frauen 20 000 Wörter am Tag, während Männer nur 7000 schaffen? Warum erinnern sie sich an Konflikte, von denen Männer meinen, es habe sie nie gegeben und das, obwohl ihr Gehirn um 9 Prozent kleiner ist? Erstmals wurde das weibliche Gehirn erforscht. Brizendine zeigt, warum Frauen die Welt so gründlich anders sehen als Männer.

Produktbeschreibung
Warum gebrauchen Frauen 20 000 Wörter am Tag, während Männer nur 7000 schaffen? Warum erinnern sie sich an Konflikte, von denen Männer meinen, es habe sie nie gegeben und das, obwohl ihr Gehirn um 9 Prozent kleiner ist? Erstmals wurde das weibliche Gehirn erforscht. Brizendine zeigt, warum Frauen die Welt so gründlich anders sehen als Männer.
Autorenporträt
Louann Brizendine studierte Neurobiologie an der University of California in Berkeley, der Yale und Harvard University und dem University College in London. Heute lehrt sie Neuropsychiatrie an der University of California in San Francisco. Sie ist Gründerin der Women's and Teen Girls' Mood and Hormone Clinic. Mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt sie in San Francisco.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2007

Was vom Mythos des weiblichen Gehirns übrigbleibt, sind ein paar Anekdötchen
Hier finden Männer und Frauen reichlich Munition, um übereinander die alten Witze zu reißen: Louann Brizendine bringt die Geschlechterfrage auf die Hormontablette

Als seriöser Bericht über den Stand der Forschung lässt sich Brizendines Schrift kaum lesen. Die Zunft ist weiter als sie.

In Amerika schon ein Bestseller, gaukelt dieses Buch seinen Leserinnen vor, ihr Schicksal hänge am Östrogen.

Populäre Eva-Prinzipien scheinen derzeit wie Pilze aus dem Boden zu sprießen. Mit Eva Herman ist die amerikanische Neuropsychiaterin Louann Brizendine zwar nicht zu vergleichen, denn sie versteht sich als Feministin, und der Abbildung auf dem Buchumschlag zufolge ist sie brünett, nicht blond. Dennoch will auch Brizendine durch politisch unkorrekte Provokation Diskussionen aufmischen. Und mit grobschlächtigen Thesen wie auch der Verwendung von Beispielen aus dem eigenen Leben hat sie kein Problem.

Ihr in der kommenden Woche bei uns erscheinendes Buch "Das weibliche Gehirn. Warum Frauen anders sind als Männer" versteht sich als angewandte Wissenschaft: Es kommt als Lebensratgeber unter Freundinnen daher. Kleine Szenen, Beziehungsgeschichten und Verhaltensprobleme von Freundinnen und Patientinnen werden im Plauderton verhandelt. Und das Thema? Frauen - macht euch die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung zu eigen! Das weibliche Gehirn ist einzigartig! Frauen sind mit besonderen sprachlichen, emotionalen und sozialen Kompetenzen begabt. Von der Wissenschaft nicht hinreichend gewürdigte Fähigkeiten sind "im Gehirn von Frauen fest einprogrammiert". Frauen werden mit solchen Talenten geboren. Männer jedoch nicht.

Anders als man zunächst vermuten mag, sind nicht eigentlich Hirnstrukturen, sondern Hormone das zentrale Thema des Buchs. Die Autorin legt Erkenntnisse der verhaltenspsychologischen Neuroforschung zugrunde - sowie ein soziobiologisches Grundmodell: die Natur organisiert Liebe, Sex und Partnerwahl am Maßstab der erfolgreichen Weitergabe der Gene. Vor diesem doppelten Hintergrund entwickelt sie ihre These: In vielfältiger Weise entscheiden die Hormone, die das Hirn mit seinen "Schaltkreisen" "fluten", über die unterschiedliche Physiologie von Mann und Frau.

"Noch heute wird die Ansicht vertreten, Frauen könnten nur dann Gleichberechtigung erlangen, wenn alle Unterschiede eingeebnet werden. Aber die biologische Realität sieht anders aus: Das ,Unisex-Gehirn' gibt es nicht." Der Text arrangiert Belege für die Unterschiedlichkeit der Geschlechter und eine bisher unerkannte Andersheit der weiblichen Erlebenswelt: Das männliche Gehirn ist zwar größer als das der Frauen, doch die Zahl der Nervenzellen ist gleich, die Hirnzentren für Sprache und Hören enthalten bei Frauen elf Prozent mehr Neuronen als bei Männern, der Hippocampus und die "Schaltkreise, die der Sprache und dem Beobachten von Emotionen bei anderen dienen", sind bei Frauen größer.

Die Daten sind nur die Spitze des Eisbergs. Was für Brizendine den Hauptunterschied ausmacht, ist die hormonelle Entwicklung: "Wegen der Schwankungen, die schon im Alter von drei Monaten beginnen und sich bis in die Zeit nach den Wechseljahren fortsetzen, ist die neurologische Realität einer Frau nicht so konstant wie die eines Mannes. Bei ihm gleicht sie einem Berg, der im Laufe von Jahrtausenden von Gletschern, der Witterung und den tektonischen Bewegungen der Erde unmerklich abgetragen wird. Ihre gleicht eher dem Wetter: Sie ändert sich ständig und lässt sich nur schwer vorhersagen."

Kapitel für Kapitel schreiten wir dann die typischen Etappen eines weiblichen Menschenlebens ab - oder das, was man so für typisch hält: Angefangen vom weiblichen Säugling, der von Anfang an kommunizieren will - nur weibliche Säuglinge suchen aktiv den Blick der Mutter -, über das weibliche Kleinkind, das Gemeinschaft sucht und alles richtig machen will (im Gegensatz zu testosterongesteuerten Jungen). Pubertierende Mädchen telefonieren stundenlang mit Freundinnen, kämmen sich gegenseitig die Haare und gehen zusammen einkaufen: "Dieser Drang zur Vertrautheit und dem damit verbundenen Stressabbau hat seine biologischen Ursachen in der Kombination aus Dopamin und Oxytocin."

Ähnlich profund kommentiert Brizendine weibliche Verliebtheit und Sexualität. "Wie wir heute wissen, ist alles, was uns an dem potentiellen Partner fasziniert, durch die Evolution des Liebestriebs fest in unserem Gehirn verdrahtet: die bevorzugten Merkmale von Gesicht und Körperbau, die Bewegungen, von denen wir uns verführen lassen, und die pulssteigernde Anziehungskraft. Die kurz- und langfristige ,Chemie' zwischen zwei Menschen mag zufällig erscheinen, aber in Wirklichkeit ist unser Gehirn von vornherein entsprechend programmiert." Es führt uns "zu den Partnern, mit denen wir unsere Chancen in der Lotterie der menschlichen Fortpflanzung verbessern können".

Den weiblichen Orgasmus deutet die Autorin als in besonderer Weise durch einen neuronalen "Schalter" gesteuert - dies sei der eigentliche Grund für die zwischen den Geschlechtern bestehende "sexuelle Kluft". Frauen haben ein "Hirn unter der Gürtellinie", für sie zähle auch physisch die Vorgeschichte, der ganze Hinweg zum Sex. Bei Männern hingegen funktioniere alles schlichter. Hier sei Erregung eine Sache von drei Minuten und "im Wesentlichen hydraulischer Natur".

Im Buch folgen das "Muttergehirn", das sich hormonbedingt irreversibel auf die Belange des Kindes einstellt: "Die Veränderungen, die sich im Muttergehirn abspielen, sind die weitreichendsten und dauerhaftesten im gesamten Leben einer Frau". Dann Emotionen ganz allgemein: Vom sublimen Umgang mit Aggression bis zum Durchschauen von Partnern ist das weibliche Gehirn eine Hochleistungs-Gefühlsmaschine. Und schließlich behandelt ein Kapitel ausführlich die Wechseljahre, das "Gehirn der reifen Frau".

Als seriöser Bericht über den Stand der Forschung lässt sich Brizendines Buch schwerlich lesen. Die Zunft ist weiter als sie. So kommt beispielsweise der Zürcher Neuropsychologe Lutz Jäncke zu diametral entgegengesetzten Ergebnissen. Jäncke zog aus, um den kategorialen Unterschied zwischen Mann und Frau zu finden - und fand ihn nicht. "Der Mensch hat sich weitgehend von der Lenkung durch seine Hormone befreit", resümiert Jäncke seine Forschungen. Er warnt vor Fehlschlüssen, welche allein schon durch die biologistische Fragestellung nahegelegt würden. Selbst wenn sich Unterschiede im Gehirn finden ließen, würde das nicht schon bedeuten, dass sie angeboren sind. Vielmehr forme sich unser Gehirn nicht unabhängig von dem, was wir lernen. Kulturelle Faktoren hätten einen derart starken Einfluss auf Form und Funktion des Gehirns, dass es sich ihnen gegenüber wie "Knetmasse" verhalte. Das ist nicht etwa ein Befund der idealistischen Philosophie, sondern ein Befund der Hirnforschung selbst. Sie ist es, die den Biologisten in ihren eigenen Reihen den Boden entzieht. Tatsächlich sind Brizendines "Belege" vage, oft stammen sie aus Tierversuchen und werden ohne klare Theorie im Hintergrund interpretiert. Sind die Hormone und das Hirn für die Situationen oder sind doch die Situationen für die Hormone und die Hirnmuster kausal? Ist unser Hirn "uralt" oder ist es ungeheuer lernfähig? Der Text betont beides.

Auch die Hinweise auf klinische Aspekte bleiben neblig. Im Zweifel zieht sich die Autorin auf anekdotische Verdichtungen ihrer eigenen Behandlungserfolge zurück: "Jill, eine Lehrerin von zweiundvierzig Jahren, bei der die Wechseljahre kurz bevorstanden, kam zu mir und klagte über fehlende Libido, etwas, das ihr in ihrer Ehe Probleme bereitete. Der Testosteronspiegel in ihrem Blut war sehr niedrig, also behandelte ich sie mit diesem Hormon." Oder: "Ich gab ihr Östrogen und ein Beruhigungsmittel. Zwei Wochen später ging es ihr zu ihrer eigenen Verblüffung viel besser. Ihr Gehirn brauchte die chemische Unterstützung." Oder: "Mit siebenundvierzig hatten die Wechseljahre mich voll im Griff. Ich schlief schlecht, wachte mit Hitzewallungen auf. Zwei Wochen nachdem ich angefangen hatte, Östrogen und ein Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zu nehmen, war ich wieder ganz die Alte." Oder: Im Alter ist es, "als würde das Leben mit besseren Regeln noch einmal von vorn beginnen. Und wenn dieser Lebenshunger nicht vorhanden ist, kann ein Testosteronpflaster ihn unter Umständen anregen."

Das Buch ist klar adressiert - an Frauen, aber auch ebenso klar an potentielle Patientinnen. Im Stil eines Glossars werden zunächst einmal Hormone erläutert: "Östrogen: Die Königin, mächtig, umfassend"; "Oxytocin: weiches schnurrendes Kätzchen"; "Cortisol: hektisch, unruhig, gestresst". Handelt es sich tatsächlich um einen Beitrag zum Thema Geschlechterdifferenz oder nicht doch um ein geschickt verpacktes Werbebuch für den Griff zur Hormontablette? Brizendine - das sollte man an dieser Stelle nachtragen - leitet eine "Women's Mood and Hormone Clinic" in San Francisco.

Dort verschreibt sie unruhigen Teenagern Hormone, Müttern Serotonin gegen Depressionen, älteren Frauen Östrogene gegen Hirnverfall - und gegen abnehmendes sexuelles Interesse "schon seit 1994 die Testosteronersatztherapie". Dies vor Augen, machen auch Aufforderungen hellhörig, die auf den ersten Blick feministisch klingen: Durch ein besseres Verständnis unseres weiblichen Gehirns könnten wir "die Zukunft besser planen" und nehmen "unser Schicksal in die Hand".

Wesentlich interessanter als Brizendines Buch dürften die Reaktionen sein, die es auslösen wird. In den Vereinigten Staaten soll es sich bereits um einen Bestseller handeln. Ganz gewiss passt es in den naturalistischen Zeitgeist und bietet seinen Leserinnen eine geschmeidige Mischung aus einer "neuen Weiblichkeit" der besonderen neuronalen Fähigkeiten und alten Geschlechterklischees, die auf breiter Front bestätigt werden. Männer wie Frauen finden reichlich Munition für Witze jeweils übereinander. Wer sich über das Buch aber vor allem freuen dürfte, sind Hormonhersteller, Endokrinologen und Apotheker - beiderlei Geschlechts.

PETRA GEHRING

Louann Brizendine: "Das weibliche Gehirn". Warum Frauen anders sind als Männer. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2007. 359 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.02.2007

Frauen sind anders im Kopf
Gefährden Unterschiede die Gleichberechtigung? Die amerikanische Neurobiologin Louann Brizendine erklärt die Besonderheiten des weiblichen Gehirns
Die neuen Methoden der Gehirnforschung haben sich auch auf die Untersuchungen der grundlegenden neurologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen ausgewirkt. Während man früher solche Unterschiede nur an Leichen oder Menschen mit Gehirnschäden untersuchen konnte, haben es heute die sogenannten bildgebenden Verfahren ermöglicht, ohne chirurgische Eingriffe Aktivierungen von Gehirnteilen zu beobachten, während die Versuchspersonen bestimmte Aufgaben lösen, Schmerz oder Freude oder Depressionen oder Ängste empfinden. Dabei haben sich im Gehirn von Männern und Frauen eine erstaunliche Vielzahl struktureller, chemischer, genetischer, hormoneller und funktioneller Unterschiede nachweisen lassen.
Diese Unterschiede und die daraus resultierenden unterschiedlichen Verhaltensweisen sind der Gegenstand des Buches „Das weibliche Gehirn” von Louann Brizendine. Die Autorin kann auf eine Ausbildung als Neurobiologin und eine zwanzigjährige klinische Praxis zurückblicken, während derer sie Tausende Frauen kennenlernte. Außerdem lehrt sie an der University of California in San Francisco Neuropsychiatrie und hat in jahrelangen Recherchen einschlägige Arbeiten zahlreicher Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammengetragen. Das Literaturverzeichnis allein umfasst mehr als 50 eng bedruckte Seiten.
Die Ergebnisse ihrer praktischen und theoretischen Untersuchungen versteht die Autorin in dem Hauptteil ihres Buches auf verständliche, mit vielen Metaphern und Analogien ausgeschmückte Art und Weise und an vielen Beispielen aus ihrer therapeutischen Praxis darzustellen. Dass solche Untersuchungen über die Unterschiede in der Struktur und Funktionsweise von weiblichen und männlichen Gehirnen lange Zeit vernachlässigt worden sind und deren Ergebnisse zum Teil auch heute noch verdrängt werden, hat Gründe, die außerhalb der wissenschaftlichen Forschung liegen.
Noch heute nämlich wird die Ansicht vertreten, Frauen könnten nur dann Gleichberechtigung erlangen, wenn alle Unterschiede eingeebnet werden. Aus Angst vor einer auf Unterschiede gegründeten Diskriminierung wurden viele Jahre lang alle Vermutungen über gehirnbedingte Geschlechtsunterschiede wissenschaftlich nicht überprüft, weil man befürchtete, Frauen könnten dann keinen Anspruch mehr auf Gleichberechtigung mit Männern erheben. Die Autorin selbst spricht davon, dass sie, während sie dieses Buch schrieb, in ihrem geistigen Ohr gleichsam zwei widerstreitende Stimmen hörte: auf der einen Seite die wissenschaftliche Wahrheit, auf der anderen die politische Korrektheit. Sie hat sich entschlossen, der wissenschaftlichen Wahrheit den Vorrang einzuräumen.
Weniger Platz für Aggression
Das aber heißt, dass es so etwas wie ein „Unisex-Gehirn” für Mann und Frau nicht gibt. Die Gehirnzentren für Sprache und Hören beispielsweise enthalten bei Frauen elf Prozent mehr Neuronen als bei Männern. Das Zentrum für die Entstehung von Gefühlen und Erinnerungen – der Hippocampus – ist im weiblichen Gehirn ebenfalls größer, und das Gleiche gilt für die Schaltkreise, die der Sprache und dem Beobachten von Emotionen bei anderen dienen. Das bedeutet, dass Frauen in der Regel besser als Männer in der Lage sind, Gefühle auszudrücken und sich an emotionale Ereignisse in allen Einzelheiten zu erinnern. Bei Männern dagegen ist dem Sexualtrieb im Gehirn zweieinhalb Mal mehr Raum gewidmet, und auch die Gehirnzentren für Aktivität und Aggression sind größer. Zur Lösung von Problemen, zur Verarbeitung von Sprache sowie zum Empfinden und Speichern starker Gefühle dienen unterschiedliche Gehirnbereiche und Schaltkreise. Frauen erinnern sich häufig in allen Einzelheiten an ihre ersten Männerbekanntschaften und Streitigkeiten, während ihre Männer kaum noch wissen, dass diese überhaupt stattgefunden haben.
Die Gründe für all das liegen in der Struktur und den chemischen Besonderheiten des jeweiligen Gehirns. Die verständliche, zum Teil etwas vereinfachende populärwissenschaftliche Darstellungsweise, um die sich die Autorin bemüht, hat ihren Grund in der eigentlichen Zielsetzung des Buches. Denn es ist, wie es die Autorin selbst ausdrückt, geschrieben worden, weil sie ihre „Kenntnisse über die Funktion des weiblichen Gehirns mit anderen Frauen teilen wollte, die auf ähnlichen Wegen wandeln, sich selbst gegenüber um Ehrlichkeit bemühen und wissen wollen, wie ihre angeborenen biologischen Eigenschaften ihre Realität beeinflussen”.
So verfolgt die Autorin auch die praktische Absicht, Frauen bei den verschiedenen Veränderungen im Laufe ihres Lebens zu unterstützen. Wie groß diese Veränderungen sind, wird eingehend im Hauptteil des Buches dargestellt, durch den sich wie ein roter Faden eine Einteilung des Lebens der Frau in verschiedene Phasen zieht. Zunächst werden die Gehirne junger Mädchen und ihre Verhaltensweisen analysiert. Dann geht es um das verliebte, auf Paarung eingestellte Gehirn, das vom Muttergehirn und schließlich vom Gehirn der reifen Frau nach den Wechseljahren abgelöst wird. Alle diese Phasen bedeuten einen drastischen Wandel in der Realitätswahrnehmung der Frau, in ihren Wertvorstellungen und im Setzen von Prioritäten. Geprägt werden diese Phasen durch chemische Vorgänge im Gehirn. Besondere Aufmerksamkeit wird in diesem Buch der „letzten großen Krise des Frauseins” und dem weiblichen Gehirn nach den Wechseljahren gewidmet.
Die Grundthese des Buches besagt, dass Frauen, wenn sie die biologischen Grundlagen ihres Verhaltens in den verschiedenen Phasen ihres Lebens akzeptieren, besser erkennen können, welcher Weg vor ihnen liegt, so dass sie ihn dann auch besser planen können. Das gilt aber nicht nur für das Leben der Frau, sondern auch für das Verhältnis von Mann und Frau und vor allem für das Zusammenleben beider. Daher will dieses Buch nicht nur ein Buch für Frauen sein. Die Autorin hofft vielmehr, dass dieses Buch auch Ehemännern, Vätern, Söhnen, Kollegen und Freunden zu einem Einblick in den Geist und das biologisch begründete Verhalten von Frauen verhilft und es ihnen ermöglicht, sich leichter auf sie einzustellen. ERHARD OESER
LOUANN BRIZENDINE: Das weibliche Gehirn. Warum Frauen anders sind als Männer. Aus dem Amerikanischen von Sebastian Vogel. Hoffmann und Campe, Hamburg 2007. 359 Seiten, 19,95 Euro.
Ihr Köpfchen hat sie weit gebracht: Louann Brizendine forscht und lehrt in der Neuropsychatrie an der University of California in San Francisco. Foto Verlag
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Was lange nach Sicht des Rezensenten aus Gründen der political correctness ausgespart worden sei, erfährt jetzt durch die amerikanische Neurobiologin Louann Brizendine eine gründliche Untersuchung. Gut nachvollziehbar, so Erhard Oeser, wenn auch manchmal vielleicht etwas zu vereinfachend, erklärt die Autorin die grundlegenden neurologischen Unterschiede in den Gehirnen von Mann und Frau und leitet daraus auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Geschlechter ab, erklärt der Rezensent. Dabei gefällt es Oeser, wie die Autorin ihre populärwissenschaftliche Darstellung mit Metaphern und Vergleichen auflockert und zudem mit vielen Beispielen aus ihrer klinischen Praxis unterfüttert. Zielrichtung des Buches sei nicht nur naturwissenschaftliche Aufklärung, Brizendine wolle einen Beitrag leisten, Frauen in spezifischen Lebensphasen durch Kenntnisse über die Funktion des weiblichen Gehirns zu helfen und das Verhältnis der Geschlechter durch dieses Wissen zu verbessern, so Oeser eingenommen.

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