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Bewertungen

Insgesamt 109 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2011
Verbannt / Tales of Partholon Bd.2
Cast, P. C.

Verbannt / Tales of Partholon Bd.2


gut

Im zweiten Buch der Reihe verlässt Shannon Partholon und findet sich in ihrer eigenen Welt wieder. Nur dass sie eigentlich gar nicht mehr nach Hause wollte, weil Partholon ihr längst ein Zuhause geworden war. Dort hatte sie einen Mann, der sie liebt und ein Volk, das sie schätzt und ihr vertraut. Am liebsten würde sie gleich wieder zurückkehren, doch bevor sie das kann, muss sie die Menschen, die sie liebt vor Nuada retten, dem Dämon, den sie eigentlich ins Totenreich befördert zu haben glaubte. In ihrer Welt trifft sie Clan Fintans Doppelgänger, Clint, aber auch Rihannon, die ihr bis zu den Haarspitzen gleicht.

Die Idee, die hinter „Verbannt“ steckt gefällt mir gut, auch wenn der Autorin die Umsetzung nicht so gut gelungen ist, wie im ersten Band der Reihe. Leider erschienen mir die Geschichte, sowie die Darsteller weniger einfallsreich und schlechter ausgearbeitet als in „Ausersehen“. Shannon ist nach wie vor lustig, selbstironisch und eigentlich eine ganz normale Englischlehrerin aus dem kleinen Oklahoma. Der Autorin schien es jedoch schwer zu fallen diese Charakterzüge beizubehalten und sie gleichzeitig in ihre Rolle als Geliebte der Göttin Epona hinein wachsen zu lassen.

Shannon hat eine gute Verbindung zu ihrem Vater und seiner Frau und P.C. Cast arbeitet diese liebevolle und wichtige Beziehung meiner Meinung nach wirklich aus, sodass man mit um das Leben ebendieser bangt. Das ist der Autorin aber leider nicht überall gelungen. An manchen Stellen wirkt die Geschichte auf mich hektisch und dadurch gehen viele Gefühle in der Handlung unter. Das ist sehr schade, besonders da einige dieser Stellen einfach emotionsgeladen sein müssen und durch das Fehlen der Gefühle nicht richtig verstanden werden. Auch einige Logikfehler stören den Lesegenuss empfindlich.

Leider bin ich etwas enttäuscht, vom zweiten Teil der „Tales of Partholon“, besonders weil der erste Band mir sehr gefallen und mich sehr gespannt zurückgelassen hat.

Ich hoffe sehr, dass die Autorin in Band 3 wieder den hohen Ansprüchen genügen wird, die man nach „Ausersehen“ unweigerlich hatte.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2011
Memory - Stadt der Träume
Marzi, Christoph

Memory - Stadt der Träume


ausgezeichnet

Als der mausgraue Junge begann Geister zu sehen, veränderte sich sein Leben und als er auf dem Highgate Cemetery, einem der ältesten Friedhöfe Londons, eines Nachts ein geheimnisvolles Mädchen findet, das zwar ein Geist ist, aber dennoch ganz anders, beginnt ein Abenteuer, das er sich in seinen wildesten Träumen nicht hätte ausmalen können. Das Mädchen, das nichts besitzt, nicht einmal mehr einen eigenen Namen, nennt er Story und die beiden machen sich auf die Suche nach ihrer Geschichte, die nicht erst am Anfang des Buches beginnt und auf der letzten Seite noch längst nicht zu Ende ist.
“Die Stunde, als das Mädchen ohne Namen seine Geschichte verlor, war die letzte des Tages. Die Nacht aber, in deren gläsernem Gewand diese Stunde schlug, schien der Anfang von allem zu sein.”…
So beginnt der Prolog dieses Buches und gleich nach diesen beiden ersten Sätzen war ich zurück in Christoph Marzis Welt. Sogleich war ich gefangen in seinem fast märchenhaften Erzählstil und einmal mehr hat er mich für die Zeit der Lektüre aus meiner eigenen Welt entführt in sein London, das mir seit Lycidas eine literarisch zweite Heimat geworden ist. Die Atmosphäre ist so wundervoll und was ihm bereits in Heaven – Stadt der Feen gelungen ist, nämlich die Wiedergeburt des Lycidas-Londons, ist ihm auch hier wieder wahrlich meisterhaft geglückt. Man sieht in Gedanken Emily Laing und Wittgenstein immer zwei Straßen weiter in die Uralte Metropole hinabsteigen und wartet nahezu darauf, dass eine Trafalgar-Taube, natürlich eine halberfrorene, vor dem Fenster sitzt.
Marzis Schreibstil und seine Art, selbst in einer Geschichte wie dieser, die im Hier und Jetzt spielt, ein fast viktorianisches London zu beschreiben, ist wie eine Hommage an Charles Dickens, den er auch als eines seiner größten Vorbilder benennt.
Wie bereits in seinen vorherigen Romanen gelingt es dem Autor auch in Memory seinen Protagonisten mit wenigen Sätzen einen unverwechselbaren Charakter zu schenken, der dem Leser sofort ein Gefühl für den fiktiven Menschen hinter dem Namen gibt. Seine Antagonisten umgibt eine Düsternis, die Gänsehaut verursacht und im Zusammenspiel mit den großartigen Schauplätzen, die nicht passender gewählt sein könnten, eine so beklemmende Düsternis, dass einem die Haare zu Berge stehen.
Einmal mehr bin ich von Christoph Marzi hingerissen. Einmal mehr will ich es gar nicht verlassen – sein London. Einmal mehr bleibe ich zurück mit dem Gefühl eines Verlustes.
Ich wünsche mir von Herzen, dass Marzi sie noch alle erzählen wird, die Geschichten, die ihm diese unglaubliche Stadt zuflüstert, die schönen und die traurigen, die romantischen und die unglaublichen. Hoffentlich ist es bald wieder soweit. Hoffentlich ist bald wieder Storytime. Denn dann werde ich wieder verreisen – in die Stadt von Dickens und Marzi.

Zitate:
“Eine Geschichte, wovon immer sie handeln mag, ist nur so gut, wie sie erzählt wird”, gab Gaskell zu bedenken. “Das haben gute Geschichten mit guten Rocksongs gemeinsam.” (Seite 80)
Story und Jude lauschten gebannt den Worten, die ihnen geschenkt wurden. Denn das gehörte sich so, wenn jemand auf dem Friedhof eine alte verstaubte Geschichte mit einem teilte. Geschichten, das wusste Jude, waren wertvoll, denn sie halfen einem, die Welt zu verstehen. Sie lenkten von den wirklich schlimmen Dingen ab und manchmal, in den besten Fällen, ließen sie Hoffnung aufkeimen. (Seite 93)
Dann überließ er sich der Melodie, die gerade zu ihm kam, und half ihr, sich zu entfalten. Er spürte das Lied, das in ihm geschlummert hatte, nannte es in Gedanken, die kaum mehr als eine Ahnung waren, Storytime. Die Melodie war schlicht und gleichzeitig elegant, sie begann langsam wie ein Lächeln und steigerte sich zu einem Tanz, zu dem man ein junges Mädchen auffordert, das nicht wie die anderen ist. Judes Finger streiften die Saiten und das Lied, das er nie zuvor gehört hatte, floss ins Licht des Zimmers und verharrte dort, auch noch als es längst verklungen war. (Seite 200)

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2011
Ich wünschte, ich könnte dich hassen
Christopher, Lucy

Ich wünschte, ich könnte dich hassen


ausgezeichnet

Auf eine Zusammenfassung des Inhalts möchte ich ausnahmsweise verzichten, weil der Klappentext schon alles sagt.

Mit „Ich wünschte, ich könnte Dich hassen“ legt Lucy Christopher ein sehr überzeugendes Debut vor. Es ist ein Roman in Briefform – geschrieben von Gemma an Ty, ihren Entführer. Ab der ersten Zeile hat mich die Geschichte der Beiden in ihren Bann gezogen und mich atemlos in einem Rutsch bis zur letzten Seite durchlesen lassen.

Befürchtete ich anfangs noch, ich käme mit der Briefform nicht zurecht, wurde sehr schnell klar, dass die Autorin genau den richtigen Weg gewählt hat um Gemma und Tys gemeinsame Geschichte zu erzählen. Man kommt beiden unglaublich nah und man begreift einmal mehr: die Welt besteht nicht nur aus schwarz und weiß. So ist Ty nicht nur Täter sondern auch Opfer und mein Empfinden für Recht / Unrecht wurde auf beinahe jeder Seite neu auf die Probe gestellt.

Der Roman entwickelt in sehr kurzer Zeit eine spannende Dynamik, die gut zu der erzählten Geschichte passt. Stehen am Anfang noch Angst und Hoffnungslosigkeit im Vordergrund mischen sich im Laufe der Zeit beim Leser, genauso wie bei Gemma, immer mehr andere Gefühle wie Faszination, Verständnis und auch Zuneigung dazwischen. Und auch wenn man es sicher bei der Thematik nicht erwartet, habe ich schon das ein oder andere Mal sehr grinsen müssen.

Selbst die zum Teil recht ausführlichen Beschreibungen des Australischen Outbacks haben mich nicht gelangweilt (das passiert mir bei Umgebungsbeschreibungen sonst recht schnell) und es gab keine Längen.

Absolut glaubhaft und völlig kitschfrei wird eine (Liebes-?)Geschichte erzählt, die so komplex ist, dass sie sich unmöglich in 368 Seiten stecken lässt und deshalb im Kopf des Lesers weiter gesponnen werden muss. Es ist kein Buch, nach dem man sich gut fühlt. Kein Buch, das man weglegt und vergisst.

Lediglich das Cover spricht mich nicht besonders an und mich hätte ein kleiner Hinweis darauf (wie auch bei der englischen Originalausgabe geschehen), dass es sich um einen Roman in Briefform handelt, gefreut.

„Ich wünschte, ich könnte Dich hassen“ hat mich sprach- und ratlos gemacht. Es hat mich betroffen gemacht und mich tief berührt. 5 Sterne dafür und die Aufforderung an Lucy Christopher bitte sehr bald für Nachschub zu sorgen.

Zitate:

Ich spitze angestrengt die Ohren, um das Brummen eines Motors aufzuspüren, lauschte auf ein Auto oder ein Flugzeug, das näher kam. Ich staunte, als mir klar wurde, dass ich mich nach einer Autobahn sehnte. Aber ich hörte nie irgendwas. Es war verrückt, wie still es hier war. Daran war ich nicht gewöhnt. Ein paar Tage überlegte ich sogar, ob ich einen Hörschaden hätte. Es kam mir vor, als wären alle Geräusche, die mir vertraut waren, einfach abgetrennt und weggeschmissen worden. Im Vergleich zu dem Lärm, der einen in London bombardierte, gab mir die Wüste das Gefühl, taub zu sein. (Seite 59)

Ich war fest entschlossen, nicht aufzugeben. Mir war klar, dass alles zu Ende wäre, wenn ich das tat. Wenn ich aufgab, war ich so gut wie tot. (Seite 60)

Er war so groß, dieser Ausblick, unvorstellbar groß. Ich werde mich nie mehr wirklich an ihn erinnern können. Wie soll man sich an etwas so überwältigend großes erinnern? Ich glaube, das Gehirn normaler Menschen ist für Erinnerungen dieser Art nicht geschaffen. (Seite 65)

„Die Menschen lieben, was ihnen vertraut ist.“ „Nein.“ Du schütteltest den Kopf. „Die Leute sollten das lieben, was ihre Liebe braucht. Damit sie es retten können.“ (Seite 266)

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2011
Die dritte Generation / Totentöchter Bd.1
DeStefano, Lauren

Die dritte Generation / Totentöchter Bd.1


ausgezeichnet

Nordamerika, 22. Jahrhundert. Genexperimente am Menschen haben dazu geführt, dass die Lebenszeit drastisch gesunken ist. Während Frauen bereits mit zwanzig Jahren von einem schrecklichen, unheilbaren Virus dahingerafft werden, bleibt Männern immerhin bis zum fünfundzwanzigsten Geburtstag Zeit. Mitten in dieser unwirklichen Welt lebt die sechzehnjährige Rhine, als sie von einer Horde von sogenannten Sammlern entführt und in eine Vielehe mit einem reichen jungen Mann gezwungen wird. Mit zwei weiteren Mädchen fristet sie ihr Dasein in dieser unwirklichen Situation und aller Luxus, der ihr als Braut eines reichen Mannes nun zuteil wird kann nicht darüber hinwegtäuschen, was ihr genommen wurde. Ihre Freiheit!
Der Diener Gabriel ist der einzige, der ihr hilft, nicht völlig zu verzweifeln und mit ihm plant sie auch ihre Flucht aus dem goldenen Käfig.

Lauren DeStefano ist mit ihrem Erstling hier für meine Begriffe gleich ein ganz großer Wurf gelungen. Totentöchter hat wirklich alles, was ich von einer guten Dystopie erwarte. Weder mangelt es an einer eigenen Grundidee, noch vermisst man schriftstellerisches Können und Phantasie.

Alle Charaktere werden hervorragend eingeführt und wirken von der ersten Seite an überzeugend und auch der durchaus komplizierten Beziehung der Schwesterfrauen untereinander und zu ihrem gemeinsamen Ehemann wird sie voll gerecht. Die Schauplätze sind mehr als passend gewählt und die Stimmung ist phasenweise so beklemmend, dass sie einem die Luft zum atmen raubt.

Sprachlich ausgereift und stilistisch hervorragend umgesetzt hat mich Totentöchter voll und ganz überzeugt und war für mich eine der großen Überraschungen des Jahres. Ich bin mehr als gespannt auf die Fortsetzung und hoffe sehr, dass diese nicht zu lange auf sich warten lässt.

Die Umschlaggestaltung ist eher untypisch für eine Dystopie und gefällt mir deshalb besonders gut. Die vollständige Trilogie wird garantiert ein Schmuckstück in jeder Bibliothek.

Lediglich die Altersempfehlung des Verlags kann ich nicht ganz unterschreiben. Während cbt den Roman ab 13 Jahren empfiehlt, würde ich eher zu einer Empfehlung ab 15 Jahren tendieren.

Zitate:

Der Mann in Weiß sagt: ”Was das Schicksal zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.” Das Schicksal, denke ich, ist ein Dieb. (Seite 58)

Das ist die Stille, wie ich sie mir im Rest der Welt vorstelle, die Stille eines endlosen Ozeans und unbewohnter Inseln, eine Stille, die vom Weltraum aus sichtbar ist. (Seite 85)

Das Leben ist ganz anders als in den Tagen, in denen es noch Lilien im Garten meiner Mutter gab und alle meine Träume in einen Pappbecher passten. (Seite 226)

Cecily sagt: “Ich wünschte, wir hätten ein echtes Klavier. Sogar das schäbige Waisenhaus hatte ein echtes Klavier.” Jenna steht in der Tür – Mund und Hand voll geschälter Pistazien – und sagt: “Echt ist an diesem Ort ein unanständiges Wort.” (Seite 300)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2011
Auszeit
Breitsprecher, Claudia

Auszeit


sehr gut

Nach einem Anschlag auf ihr Leben ist für die Abgeordnete Martina Wernicke nichts mehr wie vorher. Während die äußeren Wunden heilen, bedarf es mehr als einer Operation und Medikamenten um die inneren zu verarbeiten. Um sich die Zeit zu geben, die sie braucht um sich selbst wieder zu finden in dem Chaos, das das Attentat in ihrer Seele hinterlassen hat, zieht sich die engagierte Politikerin aufs Land zurück und versucht, die Ruhe zu genießen. Aber mit der Stille kommen auch die Gedanken an den Angriff und an ihre große Liebe Eleni, die sie vor einiger Zeit verlassen hat. Kann Martina den Weg zurück zu sich selbst finden und gibt es einen Weg, eine große Liebe zu retten?

Wie bereits in ihrem ersten Roman “Vor dem Morgen liegt die Nacht”, hat Claudia Breitsprecher auch in diesem wieder ihr wundervolles Gefühl für Sprache unter Beweis gestellt. Unglaublich schöne Formulierungen, ein zartes Gespür für Stimmungen und Situationen und ein intelligenter Aufbau machen das Lesen ihrer Romane zu einem wahren Vergnügen.

Die Hauptfigur Dr. Martina Wernicke ist sehr realistisch und ihr Zwiespalt glaubwürdig. Die politische Situation des Jahres 2010 ist gut recherchiert und auch Lebens- und Arbeitsumstände einer Abgeordneten sind überzeugend beschrieben. Stellenweise vielleicht sogar zu detailliert, schien mir leider manchmal der politische Hintergrund schwerer zu wiegen als die persönliche Situation der Protagonistin.

Die Gedankengänge, die das Attentat bei Martina auslöst, haben mir gut gefallen. Sie stellt sich selbst und ihre Prioritäten in Frage, denkt viel darüber nach, was einmal ihre Ziele waren und was sie daraus gemacht hat. Das hat mir sehr gefallen, ging mir letztendlich aber dann noch nicht tief genug. Auch das, was sie am Ende daraus macht, was sie für sich aus der Situation herauszieht, blieb mir zu wenig akut Lebensverändernd. Da hätten es durchaus ein paar Seiten mehr sein dürfen, die einfach noch etwas tiefer graben.

Gut fand ich wiederrum, dass die Beziehung zu Eleni nicht von jetzt auf gleich ein schmachtiges Happy End findet, sondern in realistischen Bahnen bleibt.

Nichtsdestoweniger hat mir das Lesen sehr viel Freude gemacht und ich vergebe wirklich gerne vier Sterne, denn ein Roman von Claudia Breitsprecher ist für mich Garant für eine niveauvolle Unterhaltung und dafür, dass man am Ende immer etwas für sich mitnehmen kann.

Zitate:

“Das Glück kommt in der Beobachtung. Dazu müssen wir sehen können. Und zum Sehen braucht es Licht. Außen und innen.” ~Miriam Meckel

Fast wäre mir das Leben aus den Händen gerutscht. Gerade noch habe ich es festgehalten, und so lege ich meine Finger darum und betrachte es. Wie farbig kann es schillern, wenn die Zeit nicht ausgefüllt ist mit Drucksachennummern und Plenarsaalscharmützeln. Ich esse langsamer als sonst und kaue gründlich, schmecke jedem einzelnen Bissen nach. Wie köstlich kann sein, was meine Sinne aufzunehmen vermögen, wenn ich sie lasse. Wie kostbar. (Seite 15)

Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem sich das Innehalten nicht länger vermeiden lässt, und diese Einsicht erleichtert mich auf wundersame Weise. (Seite 16-17)

Ich will mich nicht quälen und nicht hetzen. Ich gebe mich der Langsamkeit hin und lasse mich von Nichtigkeiten fesseln, die ich noch nie wahrgenommen habe; da dreht die Stubenfliege auf dem Rand des benutzten Tellers ihre Runden, ein Traktor knattert durchs Dorf, die Stimme von Edith Piaf erscheint mir wie wütendes Klagen, im ersten, wie begeistertes Entzücken im zweiten Moment. Fernab der Hektik in der Stadt und der Tumulte im Plenarsaal bade ich in dem, was um mich herum geschieht. (Seite 39-40)

Das Paradies ist nicht im Himmel, sondern in den Augenblicken, in denen wir kein Unheil erwarten...

[Wegen Begrenzung auf 4000 Zeichen leider gekürzt]

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2011
Deine Seele in mir / Dead Beautiful Bd.1
Woon, Yvonne

Deine Seele in mir / Dead Beautiful Bd.1


sehr gut

Renée ist 16, wohnt im sonnigen Kalifornien und lebt das Leben eines ganz normalen Teenagers. Als sie ihre Eltern eines Tages tot im Wald findet, ändert sich das schlagartig. Von ihrem reichen Großvater auf eine Privatschule am anderen Ende der USA geschickt, ist für Renée plötzlich nichts mehr wie vorher. Nach dem Verlust ihrer Eltern verliert sie nun auch noch ihre Freunde. Keine einfache Situation. Aber das ist für das Mädchen bald nicht mehr die größter Herausforderung, denn recht bald merkt sie, dass an ihrer neuen Schule irgendetwas nicht normal läuft. Seltsame Unterrichtsfächer, eine Clique, in der nur Latein gesprochen wird und eine Schulordnung, die mehr als streng ist gehören da noch zu den kleineren Besonderheiten. Als sie dann den mysteriösen Dante Berlin kennenlernt und die beiden sich ineinander verlieben, fangen die echten Probleme erst an, denn Dante hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen und obwohl er Renées Gefühle zu erwidern scheint, küsst er sie niemals.

Mit “Dead Beautiful” ist Yvonne Woon im Bereich Jugendbuch ein wirklich überzeugendes Debut geglückt. Hatte ich bei dem Buch mit der wirklich schönen Umschlaggestaltung zuerst noch das Gefühl, eine Mischung aus “Harry Potter”, “Twilight” und Amber Kizers “Meridian” zu lesen, findet sie dann doch sehr schnell zu ihrem eigenen Stil und, was noch viel wichtiger ist, zu ihrer ganz eigenen Idee. Sicher kann man im Bereich Jugendbuch/Romantic Fantasy das Rad nicht mehr neu erfinden, aber die Grundidee ist durchaus neu und erfrischend und zeigt, dass es auch noch etwas außerhalb des Vampir-Universums geben kann.

Die Charaktere werden gute eingeführt und überzeugend beschrieben und auch die Schauplätze sind mehr als passend gewählt und unterstreichen die teilweise etwas düstere Atmosphäre perfekt. Eine besondere Note bekommt das ganze meiner Meinung nach durch die einfließenden philosophischen Ansätze und besonders Descartes Meditationen.

Der flüssige Schreibstil und die gute Übersetzung machen “Dead Beautiful” so zum richtigen Pageturner, der mich wirklich überzeugt und wunderbar unterhalten hat. Sollte Miss Woon eine Fortsetzung in Betracht ziehen (anbieten würde es sich), bin ich auf jeden Fall wieder dabei.

Zitate:

“Was, wenn das bedeutet, dass ich dich verletzen kann?” “Dann würde ich sagen, dass ich keine Angst habe. Jeder hat die Fähigkeit, anderen wehzutun. Es zählt nur die Entscheidung.” (Seite 339)

Ich vermisse es, mit meinem Vater den Baum zu fällen und ihn dann nicht in den Kombi zu reinzukriegen. Kakao zu trinken und nervtötende Weihnachtslieder zu hören, wenn wir zusammen den Baum schmücken. Wie mein Vater immer noch Milch und Kekse für den Weihnachtsmann an den Kamin gestellt hat, als ich schon längst ein Teenager war. Hier ist der Baum viel zu perfekt. Noch nicht mal ein kleines bisschen krumm ist er. Völlig unnatürlich. (Seite 340)

“Der Tod ist nichts, vor dem man sich fürchten muss.” “Ich fürchte mich nicht vor dem Tod.” “Wovor dann?”, fragte er. “Dem Leben.” (Seite 358)

Dieses niemals existiert nur in Ihrem Kopf. Alles ist möglich. (Seite 395)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2011
Der Stern der Nacht / Evermore Bd. 5
Noël, Alyson

Der Stern der Nacht / Evermore Bd. 5


ausgezeichnet

Nachdem Havens Freund Roman getötet wurde, gibt diese Ever die Schuld daran. Alle Beteuerungen, dass sie seinen Tod nie wollte, können Haven nicht von ihrem Rachefeldzug abbringen. Für Ever und Damen hingegen scheint mit Roman die Aussicht auf eine glückliche, sorglose Zukunft gestorben zu sein, denn das einzige Flakon des Gegengifts wurde zerstört und das Rezept existierte nur in Romans Kopf. Haven indes gibt sich immer mehr ihren dunklen Racheplänen hin und wird mit jedem Tag unberechenbarer und gefährlicher. Muss sich Ever tatsächlich einem Kampf gegen ihre einst beste Freundin stellen?

In diesem fünften Band der Evermore-Reihe konnte Alyson Noëls Story um die Unsterblichen wieder ordentlich an Fahrt aufnehmen. Einmal mehr schafft es die Autorin ihrer Geschichte eine Wendung zu geben, die sie überraschend spannend macht und sie gleichermaßen weiterbringt.

Besonders gut gefällt mir dabei, dass sie, trotzdem es sich um einen fortlaufenden Plot handelt, aus jedem Buch etwas Einzigartiges zu machen versteht. Kein Band ist gleich und nicht nur die eigentliche Story, sondern auch die mentale Entwicklung der Charaktere schreitet überzeugend fort, was das Ganze einfach glaubhaft und überzeugend macht.

Auch in diesem Buch begeistert mich Noël wieder mit viel esoterischem Wissen und Anlehnungen an Werke von Walsch, Hicks und Tolle machen diese Reihe für mich einmal mehr zu einem leuchtenden Nachtstern am übervollen Firmament der Romantic Fantasy.

Dass auch dieses Mal wieder ein wunderschönes, außergewöhnliches Cover dem Buch den passenden Rahmen verleiht, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Ebenso die Übersetzung, die, wie auch bei den vorrangegangenen Bänden, wieder sehr gut gelungen ist. Rundherum also ein Paket, das hundertprozentig stimmt.

Eine großartige Reihe – ein wundervolles Buch! Unbedingt empfehlenswert!

Zitate:

Er nickte mit geduldiger, freundlicher Miene. “Wir entwickeln unser Karma durch die Entscheidungen, die wir treffen, dadurch, wie schnell – oder wie langsam wir erfassen, was in der Welt wirklich zählt – wie schnell wir uns dem wahren Grund dafür unterwerfen, aus dem wir hier sind.” “Und der wäre?”, frage ich, immer noch reichlich durcheinander. “Der wahre Grund, meine ich?” “Einander zu lieben.” Er zuckt die Achseln. “Nicht mehr und nicht weniger.“ (Seite 26)

Es gibt keine Schnellkur gegen Kummer. Keine Abkürzungen, keine einfachen Lösungen, keinen Weg, ihn auszulöschen. Nur die Zeit schafft das, und auch nur mit Mühe. Auch wenn ich sonst nichts gelernt haben sollte, das hat sich mir eingeprägt. (Seite 97)

Es kommt alles auf deine Absichten an. Wenn du dich ausschließlich auf ein Problem konzentrierst, bekommst du nur mehr von dem Problem. Aber wenn du dich darauf konzentrierst, hilfreich zu sein, dann wird deine Energie auf die Hilfe gerichtet statt auf das Problem. (Seite 254)

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.